Bewertung

Review: #8.22 Öffnet sich immer eine andere Tür, wenn sich eine schließt?

Angesichts dessen, dass "Chicago Med" in den Staffeln vier bis sechs eher ein Sorgenkind für mich gewesen ist, hat man in dieser Staffel einen unglaublich starken roten Faden gehabt, der Spaß gemacht hat und auch das Staffelfinale hat mit einer Überraschung aufgewartet, die ich nicht kommen sah, aber die Weichen für die neunte Staffel bereits gestellt hat.

Jack Dayton macht nicht nur dem "Chicago Med" Sorgen und Kummer und gelegentlich auch Wut, sondern auch mir persönlich. Ich gehe mal davon aus, dass dieses Kapitel nun abgeschlossen ist oder zumindest für Jack abgeschlossen. Ich glaube, er wurde vor allem dafür in die Serie geholt, um dem Personal aufzuzeigen, dass es in ihrem Beruf vor allem um die Menschen geht und nicht darum, wer am meisten Profit macht und einbringt. Aus diesem Grund hatte ich eben auch Sorge, dass Maggie Lockwood das Med verlässt, auch wenn ich die Gründe sehr gut verstanden hätte. Aber auch in dieser Episode zeigt sich, wie sehr Jack am Profit interessiert ist. Zu seinen Gründen komme ich später noch etwas ausführlicher. Ich finde es allgemein fürchterlich, dass die Gesundheit nicht mehr im Vordergrund steht, sondern nur noch, wer vermögend genug ist, kann sich auch eine Behandlung leisten. Daran sieht man eben auch, dass es nicht um den Menschen an sich geht und ich kann vollkommen verstehen, dass Krankenschwestern wie Maggie oder Ärzte wie Will Halstead und Dean Archer den illegalen Weg gehen. Zumal beide aus unterschiedlichen Gründen gegen OP 2.0 sind. Wobei es mich bei Dean letztlich doch überrascht hat, dass er einen illegalen Eingriff durchgeführt hat. Dazu aber auch noch später mehr.

Kommen wir nochmal zurück auf Jack. Ich hatte ja vermutet, dass er etwas mit dem Tod von Richard zu tun hat und die KI irgendwie manipuliert hat. Völlig ausgeschlossen fand ich diese Theorie nicht, denn eins stimmte auf jeden Fall, was ich schon vor Wochen angesprochen habe: Jack muss seine Ausgaben wieder reinbekommen und das ziemlich schnell, weil er nämlich sonst komplett pleite ist. In gewisser Weise gönne ich ihm dieses Scheitern sogar. Auf der anderen Seite haben wir natürlich das Med, das vor einem erneuten Verkauf steht und dieser würde wahrscheinlich auch Personalkosten einbüßen, aber zum Glück sind wir da noch nicht. Wie gesagt war Jack zwar nicht hauptverantwortlich dafür, dass die KI Richards Tod verursacht hat, aber ihm geht es finanziell eben auch nicht gut, weswegen er erst den Börsengang abwarten und dann sich um das wichtige Problem kümmern wollte. Das glaube ich ihm aber nicht, denn auch so hätte er Geld verloren und seine Offenbarung Sharon Goodwin gegenüber hat eben gezeigt, dass er ziemlich tief in Schulden steckt oder stecken würde, weshalb er Crockett Marcel auch so unter Druck gesetzt hat, der sich zwar nicht davon beeindrucken ließ, doch ich glaube, in ihm hat es auch gearbeitet, weil Jack ein mächtiger Mann ist.

Marcels OP an Jack und Wills Handeln hat für mich durchaus ineinandergegriffen und hat auch gezeigt, dass Grace Song jetzt keine Marionette ist, sondern erkannt hat, dass sie selbst handeln muss, um Jack zu stoppen. Da das Med nun ein Privatkrankenhaus ist, hat auch Sharon keinen Einfluss mehr. So gesehen mussten Will und Grace eigenmächtig handeln, um Jack zu stoppen (übrigens kommt mein Gedanke an die Serie "Will & Grace" tatsächlich nicht einfach so, da es dort auch einen Jack gibt) und haben die KI gestoppt. Ich fand Sharons Blick so unfassbar genial, als sie gecheckt hat, was Will und Grace getan haben. Kommen wir nun zu der Überraschung, mit der ich nicht gerechnet habe: Will hat die volle Schuld auf sich genommen (obwohl Sharon natürlich klar war, dass Grace das System gehackt hat) und ist damit in meinen Augen unglaublich gereift. Es ist ja wahrlich nicht das erste Mal, dass Will die Grenzen der Legalität ausgetestet und damit seiner Chefin sicher mehr als einmal Kopfschmerzen bereitet hat. Aber es ist tatsächlich das erste Mal, dass er selbst die Konsequenzen gezogen und bewiesen hat, dass er nicht nur in sich selbst gereift ist, sondern auch anderen ermöglicht hat, die Dinge zu verändern. Ich kann zwar absolut verstehen, dass Marcel sich übergangen gefühlt hat, denn auch wenn er bei dem Ganzen nicht mitgemacht hätte, wäre eine kurze Info für ihn gut gewesen. Auf der anderen Seite hätte man dann auch damit rechnen müssen, dass Marcel den Plan hätte vereiteln können.

Das Überraschende bei OneChicago ist für mich immer wieder, dass alle drei Serien auf eine falsche Fährte locken und es dann in eine komplette andere Richtung drehen, die ich bzw. die man nicht erwartet hat. Nach acht Staffeln müssen wir uns tatsächlich von Nick Gehlfuss verabschieden, weil Will das Med gen Seattle verlassen hat. Irgendwie fühlt sich das noch unwirklich an und unwirklicher als bei den bisherigen Aussteigern der Serie. Ich würde auch absolut lügen, würde ich sagen, Will war mein Favorit. Das war er nie und dennoch hat dieser Charakter die Serie am meisten für mich geprägt, auch wenn er mir in den meisten Staffeln oft Augenrollen, Kopfschütteln und Haareraufen beschert hat. Aber ich fand Sharons Abschiedsworte an ihn wahnsinnig toll gewählt. Sie haben genau das ausgedrückt, wie ich Will über all die Staffeln empfunden habe und auch seine kurze Verabschiedung vor dem Personal und die Umarmung von Daniel Charles haben mich wirklich gerührt, weil dadurch so viel Dankbarkeit ausgedrückt wurde.

Ich muss gestehen, dass ich noch vorm Schauen dieser Episode von Nicks Ausstieg wusste. Bevor ich diese Meldung aber tatsächlich gelesen habe, sah ich Fotos von ihm und Torrey DeVitto, die ja als Natalie Manning schon nach der sechsten Staffeln den Hauptcast verlassen hat und mit Episode #7.01 Verwechslungsgefahr gegangen ist. Bei den beiden schließen sich in meinen Augen gleich mehrere Kreise. Zum einen natürlich, dass sie wieder zueinander gefunden haben, wenn auch offen gelassen worden ist, dass sie wieder zusammenkommen werden und irgendwie hat sich für mich auch ein Kreis geschlossen, weil Natalie damals die ganze Schuld auf sich genommen hat, damit Will noch etwas im Krankenhaus verändern kann und Will hat eben die ganze Schuld auf sich genommen, damit Grace und Marcel was im Med verändern können. Irgendwie gab es im Nachhinein für mich doch einen Hinweis darauf, dass Will wieder zu Natalie findet. Erst das Gespräch mit Hannah Asher über sie und dann das gemalte Bild von Owen, denn auch wenn er nicht sein leiblicher Vater ist, so waren sie doch immer irgendwie eine Familie und da ich "Chicago Med" schon öfter mal mit "Emergency Room - Die Notaufnahme" verglichen habe, muss ich auch Will und Natalie mit Doug, dargestellt von George Clooney und Carol, dargestellt von Julianna Margulies, vergleichen. Sie hatten eine recht vergleichbare Geschichte mit den beiden, nur dass Carol damals Doug nach Seattle gereist ist. Somit kann ich auch bei Will und Natalie sagen, dass ich mit dem Ausgang zufrieden bin.

Zufrieden bin ich auch bei Daniel und Lilianna Wapniarski. Hier hatte ich doch nach den letzten Ereignissen den Eindruck, man demoliert das Glück der beiden wieder. Auch hier war es wieder ein Patientenfall, der Daniel davon überzeugt hat, offen mit seiner Freundin umzugehen. Ich fand bei dem Fall an sich besonders intensiv, dass man sich auch nach so vielen Jahren des Kennens noch (negativ) überraschen kann, das Gute dabei ist immer, dass man sich nach Gesprächen auch weiterentwickeln kann und gerade bei Daniel erkenne ich diese Weiterentwicklung. Wenn man es mal mit dem Ende von Staffel 7 vergleicht, ist das wirklich enorm bei ihm. Ich fand es auch allgemein wichtig, dass dabei Ängste und Zweifel angesprochen wurden, vor denen niemand geschützt ist – egal, was für einen Beruf er hat. Ich bin auf jeden Fall freudig darauf gespannt, wie es mit den beiden weitergeht und nicht, dass ihr Bruder wieder dazwischenfunkt.

Zum Abschluss komme ich noch auf die Archers und Hannah zu sprechen. Ich war ja tatsächlich ein bisschen darüber enttäuscht, dass Sean Archer sich tatsächlich abgeschossen hat, weil er dachte, Hannah und sein Vater wären in einer Beziehung. Ich möchte diesen Gedanken eigentlich nicht zulassen, dass wir es hier tatsächlich mit einer Dreiecksbeziehung zu tun bekommen und dass Dean vielleicht doch Gefühle für Hannah entwickelt oder es vielleicht sogar schon hat. Ich würde ihm durchaus eine Freundin gönnen, aber mir gefällt die platonische Freundschaft zwischen den beiden gut und außerdem muss Dean erst einmal gesund werden, ich glaube nämlich nicht, dass er nochmal sechs Monate schafft. Was ich aber toll fand, wie er bei seiner Patientin Sarah gehandelt hat. Dean ist sicher niemand, der alle Regeln toll findet, aber ich habe auch noch nicht erlebt, dass er sie so umgeht, was zeigt, dass ihn seine eigene Erkrankung und Maggies Worte vor einigen Wochen tatsächlich zu denken gegeben und ihn verändert haben.

Fazit

In dieser Season ist bei OneChicago tatsächlich "Chicago Med" mein Favorit. Eine unglaublich starke und gut erzählte Staffel geht zu Ende, bei der man von Anfang bis Ende den roten Faden erkennen konnte und dann noch für eine Überraschung sorgte. Die halbe Staffel mache ich mir Sorgen, dass wir Steven Weber im Cast verlieren und dann steigt einfach mal so Nick Gehlfuss aus. Die Ergenisse in dieser letzten Episode der Staffel haben aber auch mir definitiv Lust auf die neue Staffel gemacht.

Daniela S. - myFanbase

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