Review: #9.07 Alles muss symmetrisch sein
Ich hatte mal vor längerer Zeit geschrieben, in der Annahme gewesen zu sein, nur "Chicago P.D." würde sich in dieser Staffel mit mentaler Gesundheit beschäftigen und bin dann ziemlich schnell wieder davon abgewichen, weil uns besonders "Chicago Med" auch diesmal wieder beweist, in wie vielen Sachen es um mentale Gesundheit geht.
Mit dem seit etwa bereits zwei Staffeln verkleinertem Cast hat man meiner Meinung sowieso vielmehr die Möglichkeit, sich auf die Patientenfälle zu konzentrieren, die an Wichtigkeit gewonnen haben und sich das Privatleben der Belegschaft eigentlich drum herumrangt. Zwar ist das nicht immer nach meinem Geschmack, aber diesmal hat es gut gepasst. Beginnen möchte ich aber mit dem Fall, der mich persönlich am meisten berühren konnte. Eine Zwangsstörung ist zwar auf den ersten Blick sicher nichts, was man mit mentaler Gesundheit gleichsetzen oder zumindest in Verbindung bringen würde, zumal man ja manchmal eh den Stempel weg hat: Du spinnst. Aber bei Jason liegt der Grund für seine Zwangsstörung eindeutig in der Vergangenheit und ich finde es immer wieder bedrückend, was die Vergangenheit in einem auslösen kann, was man unweigerlich mit ins Erwachsenenalter mitnimmt. Jason ist ein junger Mann, der immer seine Schritte zählen und bei dem Dinge eine gewisse Symmetrie ergeben muss. Wie gesagt, man wird dadurch auch schnell mal als irre abgestempelt oder dass man solche Zwänge anfangs gar nicht allzu ernst nimmt. Aber Zwänge haben auch einen gewissen Auslöser, um schlimmer zu werden. Jasons Fall hat mich deshalb so berührt, weil erst einmal gar nicht klar war, warum er die Symmetrie braucht. Interessant war dabei aber auch wieder, dass es Mitch Ripley und Daniel Charles waren, die sich dem Fall angenommen haben. Ich finde es aber durchaus clever, dass man den beiden so gewissermaßen die Möglichkeit gibt, sich immer mehr aneinander ranzutasten und ihre Vergangenheit aufzuarbeiten, auch wenn da sicherlich noch einiges an Potenzial drin stecken wird und wir sicherlich noch recht wenig aus Mitchs Vergangenheit wissen. Durch die Serienverlängerung vergangene Woche steht auch fest, dass Luke Mitchell für die zehnte Staffel zum Hauptdarsteller befördert wird und wir somit davon ausgehen können, momentan wird mit ihm etwas aufgebaut, wodurch die Macher*innen mehr in die Tiefe mit seinem Charakter gehen können.
Aber zurück zu Jason. Es war erst gar nicht klar, warum er das alles braucht. Aber es war zu erkennen, dass es sehr viel tiefer liegt und es war letztlich seine Mutter, die mehr Licht in die Sache gebracht hat und bei der ich dachte, wie schwer es für ihn sein muss, mit der Schuld zu leben, die er durch den Tod seines Vaters erlitten hat, weil laut Jason die Symmetrie nicht gestimmt hat und er jetzt, weil seine Mutter operiert werden muss, einen zweiten Herzinfarkt erleiden will, damit er sich sicher sein kann, nicht auch noch seine Mutter auf dem Gewissen zu haben, auch wenn er natürlich damals schon nicht schuldig gewesen ist. Hierbei kommt mir tatsächlich How to Save a Life von The Fray in den Sinn, die in diesem Song eine sehr ähnliche Thematik haben. Und mal wieder muss ich Daniel loben, wie großartig er in seinem Job und unglaublich verständnisvoll sowie taktvoll ist. Mitch hat da schon etwas anders reagiert, wenn es ihm zu lange gedauert hat, was vielleicht auch ein weiteres Puzzleteil für seine Vergangenheit ist. Ich bin aber zumindest froh, dass bei Jason und seiner Mutter alles gut ausgegangen ist.
Der Fall von Dean Archer und Hannah Asher hat zwar nicht unbedingt mit mentaler Gesundheit zu tun, aber durchaus damit, warum man manchmal doch den Weg des geringsten Widerstandes geht bzw. man sich für etwas entscheidet, um sich eben nicht sofort entscheiden zu müssen. So war es beim Ehepaar Robles. Hier fand ich es auch extrem, dass die Kommunikation zwar nicht an sich selbst das Problem war, sondern tatsächlich, dass sich Marisol nicht im Klaren war, wie sie ihre Sorge formulieren sollte. Ich persönlich würde mir in der heutigen Weltsituation auch überlegen, ob ich ein Kind hineinsetzen würde, denn es passieren so schreckliche Dinge, da kann ich mir schon vorstellen, wie beängstigend es für sie sein muss, eine Mutter zu sein. Dass sie dann aber auf eigene Faust entschieden und sich damit fast in Lebensgefahr gebracht hat, ist zwar nicht ideal, aber sie hat ja dann ihre Sorge gegenüber ihrem Ehemann klar und verständlich formuliert. Gut gefallen hat mir dabei auch Dean. Jener ist sicherlich niemand, der allzu von sich und seinem Privatleben preisgibt, aber ich denke, diesmal fand er es wichtig und außerdem hatte er ja bis zuletzt selbst Ängste um seinen Sohn und dennoch war es für ihn die beste Entscheidung, ihn in die Welt zu setzen.
Wo wir doch schon mal bei den Archers sind, bleiben wir doch auch gleich bei diesen. Wie schnell doch die Zeit rumgeht und Sean tatsächlich schon ein Jahr trocken ist, wobei ich eher einen anderen Zeitrahmen im Gefühl habe, aber okay. Er kann wirklich stolz auf sich sein, auch was er im und kurz vorm Staffelfinale erlebt hat, war für ihn mental ja nicht ohne. Aus diesem Grund kann ich Dean auch verstehen, der die Genesung seines Sohnes durch ein Date mit Margo Collins nicht in Gefahr bringen will. Anderseits hat auch Dean selbst einiges mitgemacht und ein bisschen Glück verdient. Außerdem scheint Sean wirklich stabil zu sein und außerdem war die Situation damals eine andere. Bereits vor Staffelbeginn wurde ja angeteasert, dass es zwei wichtige Frauen in Deans Leben geben wird. Ich finde Margo passend für ihn und fand sie auch harmonisch miteinander. Ich bin definitiv gespannt auf die Entwicklung.
Entwicklungen gab es auch bei Daniel und Liliana Wapniarski, die man endlich mal wiedergesehen hat. Schön, wie die beiden den nächsten Schritt in ihrer Beziehung gemacht haben und zusammengezogen sind, was ja zum Ende der achten Staffel nicht danach aussah. Man hat auch nicht damit gespart, Daniel als typischen Mann darzustellen, was aber eher amüsant als klischeehaft wirkte und die beiden einen glücklichen Eindruck machen. Ich hoffe, dieser bleibt auch bei Sharon Goodwin und Dennis Washington. Für mich hat man schon leichte Andeutungen dazu gemacht, wie schnell sie überarbeitet sein könnte, da ja da noch immer Bert Goodwin mit seiner Diagnose ist und auch den ersten Seitenhieb zu ihrer Beziehung gab es. In meinen Augen hat Crockett Marcel noch nicht mal impulsiv gehandelt, aber Sharon hat für mich richtig entschieden, zumindest in dem Zeitrahmen. Dass sich Hilarys Zustand so schnell ändern würde, habe ich ihr nicht gewünscht. Viel interessanter fand ich aber, warum Hilary für Dennis so wichtig ist. Im weitesten Sinne geht es auch hier um die mentale Gesundheit, denn wenn man einen Erfolg hatte, der einen zum Weitermachen ermutigt, dann kommt das auch meiner Meinung nach der mentalen Gesundheit zugute. Ich hoffe mal nicht, dass sich das Blatt doch noch wendet, dann Sharon kann eigentlich momentan nicht noch mehr Ballast vertragen.
Bei Mitch und Hannah gab es meiner Meinung nach auch eine kleine Entwicklung, die sich auf mentaler Ebene befindet. Ich finde es auch enorm wichtig, dass Mitch aufgrund seiner Vergangenheit nicht nur einen Ausgleich braucht, sondern vor allem eine Routine, genauso wie Hannah mit ihren AA-Meetings. Mir gefällt diese Verbindung bisher ziemlich gut und ich gehe mal davon aus, dass man sie langsam und auf gesunde Weise entwickeln wird.
Fazit
"Chicago Med" hat wieder einen guten Job gemacht und sich wunderbar auf die Patientenfälle konzentriert, bei dem besonders Jasons Situation am meisten zu berühren wusste und dadurch konnte man auch noch Mitch besser kennenlernen. Man darf ruhig auf dem Level bleiben und noch eine Schippe drauflegen, weil ich denke, Potenzial ist noch genug vorhanden.
Daniela S. - myFanbase
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Informationen zur Episode
Englischer Titel: Step On a Crack and Break Your Mother's BackErstausstrahlung (US): 20.03.2024
Erstausstrahlung (DE): kein Termin
Erstausstrahlung (Pay-TV): 17.06.2024
Regie: Gonzalo Amat
Drehbuch: Danny Weiss & Liyl Dahl
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