Bewertung

Review: #9.06 Ein Freund aus der Vergangenheit

Foto: Dominic Rains & Sophia Ali, Chicago Med - Copyright: 2024 Universal Television LLC. All Rights Reserved.; George Burns Jr/NBC
Dominic Rains & Sophia Ali, Chicago Med
© 2024 Universal Television LLC. All Rights Reserved.; George Burns Jr/NBC

Wir sind bei "Chicago Med" etwa bei der Hälfte der Staffel angekommen, die ja aufgrund des Doppelstreiks deutlich kürzer ausfällt und man hat schon im Vorfeld gelesen, dass das Tempo angezogen wird. Bei dieser Episode hat man dies durchaus gemerkt, was aber gar nicht negativ gemeint ist, sondern sehr positiv. Den Episodentitel finde ich wahnsinnig gut gewählt, denn: Ist man tatsächlich mit wem fertig, der einige Jahre zum eigenen Leben gehört hat? Die Frage bzw. die Antwort darauf wurde uns gleich dreimal gegeben und besonders Sharon Goodwin fand ich emotional, wie ich sie in den letzten Staffeln noch nie gesehen habe.

Ich muss sagen, ich war nie besonders der große Fan von Bert Goodwin, was wahrscheinlich auch daran lag, wie man ihn damals eingeführt hat und ihn dann über den weiteren Verlauf der Serie für mich nicht unbedingt sympathischer gezeichnet hat. Aber Krankheiten verändern einen und auch das Gesamtumfeld, was davon betroffen ist, verändert sich, sowie auch die Tatsache, dass man an die Zeit, die man einmal mit dem Menschen hatte, zurückerinnert wird. Alleine schon das würde ausreichen, damit die Handlung rund um Sharon und Bert emotional wird bzw. schon ist. Aber hier stehen wir erst am Anfang und ich denke, man kann durchaus vermuten, dass Bert diese Staffel nicht überleben wird. Das wünsche ich mir wirklich nicht für ihn. Wenn ich aber bedenke, wie lange es eigentlich schon Anzeichen für die beginnende Demenz gab und wie schnell man jetzt doch zu einer Diagnose kam, finde ich das durchaus erschreckend schnell. Und wie gesagt, wir sind erst am Anfang dieser emotionalen Reise, die sicherlich noch einige Male dafür sorgen wird, dass mir und wahrscheinlich auch noch anderen das Herz gebrochen wird. Ich empfand Bert immer als starken, selbstständigen und durchsetzungsfähigen Mann und ich denke schon, dass er schon lange wusste, dass etwas mit ihm nicht stimmt. Umso schlimmer ist jetzt auch diese Tragweite, die diese Krankheit haben wird und ich konnte bereits letzte Woche seinen emotionalen Ausbruch verstehen und ich konnte auch diesmal seinen Rückzug verstehen. Denn jetzt hat er die Diagnose schwarz auf weiß und wenn man bedenkt, wie erfahren er ist, wird es eigentlich schlimmer. Ihm ist sicherlich bewusst, jetzt immer mehr auf Hilfe angewiesen zu sein und für mich ist er da charakterlich und im Verhalten Dean Archer ziemlich ähnlich gewesen, als dieser seine Nieren-Diagnose erhalten hat und Maggie Lockwood ihm einige Dinge bewusst gemacht hat.

In der Version von Bert war es jetzt Sharon und ich habe S. Epatha Merkerson dafür bewundert, wie emotional sie gespielt hat, als Sharon Daniel Charles berichtet hat, was sie von nun an alles zu stemmen hat. Irgendwo kann ich auch verstehen, warum sie ihre Kinder nicht einbeziehen will, zumal Tara Goodwin auch schon die ersten Anzeichen erkennen konnte bei ihrem Vater, dennoch glaube ich, dass sich das Blatt hier nochmal wenden wird, weil sie das nicht ewig alleine hinbekommen wird. Ich fand es daher auch schade, dass sie selbst Daniels Hilfe zuerst abgelehnt hat, obwohl sich die beiden nicht nur über 40 Jahre kennen, sondern auch befreundet sind. Es war also wirklich gut, dass er sich nicht verscheuchen ließ. Denn auch wenn Sharons Beziehung zu Dennis Washington gut läuft (was ist eigentlich mit Daniel und Liliana Wapniarski? Hätte da auch gerne mal ein Update), wird sie Daniels starke Schulter brauchen, eben weil er schon so lange in ihrem Leben ist und die beiden schon genug durchgestanden haben gemeinsam. Das soll nicht heißen, dass Dennis nicht stark ist, aber von ihm weiß man einfach noch zu wenig und hier finde ich auch die Beziehung einfach noch zu frisch. Denn gerade bei Demenz wird ja quasi bei einer Person nach und nach die Erinnerung ans gemeinsame Leben ausgelöscht, selbst wenn sie schon lange geschieden sind. Aber es ist eine Liebe und eine Bindung, die in meinen Augen und speziell bei den Goodwins nicht einfach vorbei ist oder wo die Verbindung nicht nur durch die Kinder noch irgendwie Bestand hat. Für mich wurde das deutlich, als Sharon erfahren hat, Berts Notfallkontakt zu sein. Und auch die Szene im Wohnzimmer hat für mich gezeigt, wie eng diese Bindung noch immer ist und auch wenn Bert diesen emotionalen Ausbruch letzte Woche hatte und auch diesmal nicht unbedingt sympathisch daher kam, was absolut verständlich ist, so weiß er doch tief in sich, sich auf Sharon verlassen zu können und ebenso weiß sie, dass sie ihm das zusichern kann. Hier wird es auf jeden Fall noch unglaublich emotional werden und trotz dieser Schwere, die da dran hängt, freue ich mich, mit auf diese Reise genommen zu werden.

Etwas weniger emotional geht es auch bei Mitch Ripley zu und irgendwie hatte ich das Gefühl, es ist in gewisser Weise eine Fortsetzung zu letzter Woche. Damit meine ich nicht, dass er einen ähnlichen Fall bekommen hat, sondern dass Jimmys Schicksal und seins ihn zum Nachdenken gebracht haben und er jetzt nochmal eine andere Perspektive eingenommen hat. Denn er wurde von seiner Vergangenheit eingeholt, bevor er damals Chicago verlassen hat. Patient Robert 'Sully' Sullivan kennt er als Sully und hatte seit Jahren keinen Kontakt zu ihm. Man könnte es tatsächlich als Schatten der Vergangenheit bezeichnen, auch wenn es nicht solche Schatten wie bei Jimmy und seiner eigenen damaligen Zeit gewesen sind, aber Mitch hat bei Sully erkannt, dass sein Leben auch anders gewesen worden wäre, hätte er Chicago nicht verlassen. Für mich ist es daher ziemlich logisch, dass er ihm jetzt helfen will und ich denke, wir werden Sully wiedersehen. Ein bisschen haben mich die beiden wirklich an Owen Hunt und Noah Young aus Staffel 18 von "Grey's Anatomy - Die jungen Ärzte" erinnert, auch wenn ich hier hoffe, dass der Ausgang anders sein wird. Umso besser ist es daher wohl auch, dass Daniel dann auch noch bei dem Fall dabei ist und Mitch klar gemacht hat, wie sehr Sully ihn eigentlich als Freund und nicht als Arzt braucht. Ich finde es auch interessant, wie Mitch und Daniel durch gemeinsame Fälle eigentlich auch ihre eigene Vergangenheit aufarbeiten und dass er wirklich auch erkannt hat, dass er durchaus vielleicht eine kleine Mitschuld trägt. Auch hier dürfte noch genug Potenzial sein, um es spannend werden zu lassen.

Von Maggie war ich tatsächlich ein bisschen enttäuscht, weil man diesmal sehr deutlich gespürt hat, wie sie ihre Privatsituation in ihren Patientenfall rund um Deb und Caleb hat einfließen lassen und ich persönlich empfand es leider überhaupt nicht so, als hätte dies etwas damit zu tun, dass sie selbst Mutter ist. Bei Caleb und seiner Mutter ging es darum, dass beide die aktuelle Realität aus unterschiedlichen Gründen nicht akzeptieren wollten und Maggie geht es ja nach der Scheidung von Ben Campbell ähnlich. Im Übrigen habe ich in der vergangenen Woche sehr oft gelassen, dass weltweit die Fans nicht verstehen können, warum es zu dieser Scheidung überhaupt kommen musste und dass es eigentlich viel zu einfach ist, die Missverständnisse als Grund zu nennen. Aber naja, dass wir hierzu nochmals eine halbwegs logische Erklärung bekommen, das schließe ich eigentlich aus. Aber in dieser ganzen Konstellation hat mir auch Dean wahnsinnig gut gefallen, der sich wirklich auf seinen Patienten und dessen Wünsche konzentriert hat. Ich hatte zwar auch hier ein wenig das Gefühl, sein persönliches Schicksal floss mit ein, aber ich finde auch, dass Dean dadurch nochmals eine andere Perspektive eingenommen hat. Und auch Maggie, die dann erkannt hat, nach vorne blicken zu müssen, auch wenn ich glaube, dass auch hier der Weg noch ein weiter sein wird.

Etwas unglücklich fand ich aber auch Zola Ahmad. Sie kommt mir zwar wirklich in vielen Situationen vor, als sei sie eine weibliche Version von Will Halstead, aber diesmal hatte ich leider auch den Eindruck, dass ihre Geschichte bald zu Ende sein wird, was ich schade fände, denn vom Charakter her scheint sie mir echt interessant zu sein, nur irgendwie scheint man diesen nicht wirklich weiterentwickeln zu wollen. Vielmehr hatte ich den Eindruck, dass sie im Med und durch die Aussage von Crockett Marcel erkennt, wo sie der Weg hinführen wird, den man auch gerne im Med weiterführen kann.

Fazit

"Chicago Med" hat auch diesmal einen rausgehauen und zeigt, wie stark die Serie mittlerweile wieder geworden ist, worüber ich glücklich bin, denn an Emotionen scheint man ja in dieser Staffel ja nicht zu sparen, was absolut positiv gemeint ist und ich freue mich wirklich auf den Rest.

Daniela S. - myFanbase

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