Bewertung

Review: #1.08 Herzenssachen

Eine neue Folge von "Chicago Med" wartet wieder mit einigen interessanten Fällen auf, wovon jedoch nur einer richtig zu Herzen geht. Zudem bemühen sich die Autoren mit Erfolg darum, den Zuschauer etwas mehr von Dr. Ethan Choi zu präsentieren, was #1.08 Herzenssachen zu einer recht anständigen Folge macht.

Trauerbewältigung

Fangen wir mal mit dem Fall von Dr. Natalie Manning, Dr. Will Halstead und Dr. Daniel Charles an, denn diesen fand ich sehr interessant. Angefangen hat es eigentlich schon bei der Einlieferung des Mädchens, bzw. dass sie sich recht schnell von ihrer Atemnot erholt hatte, sobald der Vater nicht hingesehen hat. Dabei bin ich mir nicht ganz sicher, ob die Spritze zum Einsatz kam. Aber das ist erst einmal völlig nebensächlich. Der zweite Punkt, der diesen Fall interessanter machte, war der Vater selbst. Man kann durchaus verstehen, dass er in Panik ist, wenn sein Kind am Ersticken ist. Dennoch war es für mich sehr verwunderlich, dass er seine Tochter keine Minute aus den Augen lässt und ihr nichts anderes zu Essen gibt, außer dem, was er zubereitet. Bei dieser Szene überschlugen sich bei mir die Gedanken. Obwohl ich es zunächst für eher unwahrscheinlich hielt, ging mir nicht aus dem Kopf, dass der Vater seine Tochter absichtlich krank macht. Denn: Welchen Grund sollte er denn haben, schließlich hat er schon seine Frau an Krebs verloren. Demnach war es für mich nicht ganz logisch, wieso man wollen würde, dass das eigene Kind einen langen Leidensweg durchmacht, bei dem es zwar eine Diagnose gibt, die aber a) vom Vater selbst via Google diagnostiziert worden ist und b) die aber nicht bestätigt worden ist.

Mal wieder war hier die Aufmerksamkeit von Daniel der Schlüssel zu allem. Mir gefällt es sehr gut, dass man ihn so in die Fälle einbezieht und er dadurch die Funktion eines Mentors hat. Jedoch muss man zugeben, dass seine Methode diesmal sehr an der Grenze des Erlaubtem gewesen ist. Demnach kann man die Einwände von Sharon Goodwin sehr gut verstehen. Wobei es ja auch noch nicht allzu lange her ist, dass sie sich selbst über eine Vorschrift hinweggesetzt hat, um das Leben eines Kindes zu retten. Ich gehe stark davon aus, dass sie sich daran erinnert hat. Auch wenn es bei diesem Fall (noch) nicht um Leben und Tod ging, hat es sich doch mal wieder gezeigt, dass Daniel unerlässlich für das Chicago Med ist.

Mich hat es schon mitgenommen, als man den wahren Grund für die Erkrankung und die Besorgnis des Vaters erfahren hat. Es muss schrecklich für das Mädchen gewesen sein, ihren Vater so leiden zu sehen. Ich gehe mal davon aus, dass sie die Befürchtung hatte, auch ihren Vater zu verlieren. Dennoch ist es natürlich schrecklich, dass er offenbar sein Kind absichtlich krank gemacht hat, um seine Trauer zu bewältigen oder vielleicht eher, diese zu unterdrücken. Ich fände es ja durchaus interessant, zu erfahren, wie es mit den beiden weitergeht. Doch leider scheint man bereits zum Abschluss gekommen zu sein. Dabei hätte ich mir gut vorstellen können, dass sowohl Daniel als auch Natalie noch ein wichtiger Bestandteil gewesen wären. Doch ich glaube, für Natalie, als frischgebackene Mutter, war es durch diesen Fall sehr viel wichtiger zu erkennen, dass sie eine gute Mutter ist. Zumindest hatte ich diesen Eindruck bei der gemeinsamen Szene.

Ethan und die Vergangenheit

Kürzlich hatte ich ja angemerkt, dass man noch viel zu wenig über Ethan erfahren hat, obwohl es sich bei ihm um einen Hauptcharakter handelt. Es scheint so, als hätten mich die Autoren erhört und gaben Ethan einen interessanten, etwas traurigen Handlungsstrang, bei dem es fast danach aussieht, als würde uns dieser noch eine Weile unterhalten.

Trotz der geringen Charakterarbeit hat man doch vor einiger Zeit erfahren, dass Ethan einmal im Krieg gedient hat. Ich finde es gut, dass man ihn auch ein wenig zu seinen Wurzeln zurückschickt und man ihm auch anmerkt, dass ihm die Arbeit ein wenig fehlt. Ich glaube, genau deswegen war es wichtig, ihn nochmals auf Chief Mason treffen zu lassen. Ich finde es schade, dass es wohl das letzte Treffen zwischen ihnen gewesen sein dürfte und man bald von Masons Tod erfahren wird. Interessant wird es daher sicher auch, wie Ethan damit umgehen und auf sein Umfeld reagieren wird.

Eine wichtige Person für ihn könnte in nächster Zeit Vicki Glass werden, die wir in dieser Folge kennenlernen durften und dabei erfuhren, dass sie nicht nur eine Ärztin ist, sondern selbst einmal in der Navy gedient hat und dadurch Ethan besser verstehen kann. Zudem gehe ich mal davon aus, dass aus den beiden bald mehr werden wird und bereits jetzt eine gewisse Anziehungskraft besteht, die man sicherlich noch vertiefen wird. Vielleicht halten sich die Autoren auch noch die Möglichkeit offen, damit Ethan auch zeitweise im Militärkrankenhaus an der Seite von Vicki arbeiten und man somit ein bisschen mehr aus seiner Zeit bei der Navy erfahren kann. Ich bin auf jeden Fall gespannt und wer weiß, vielleicht kann ich mit diesem Charakter dann doch etwas mehr anfangen, als bisher.

Sarah und Joey

Ich habe mich schon gefragt, ob die Sache zwischen Sarah Reese und Joey Thomas eine Art Lückenfüller gewesen ist, weil man gar nichts mehr über die beiden erfahren hat. Allerdings weiß ich noch nicht genau, was ich über die Entwicklung sagen kann. Zunächst schien es ja so, als würde Joey mehr für Sarah empfinden als sie für ihn. Diesmal war es genau andersrum und es wirkte fast so, als würden die beiden auf keinen gemeinsamen Nenner kommen.

Ich bin mir aber sicher, es handelte sich nur um Startschwierigkeiten, da nicht ganz klar war, was sie voneinander erwarten. Dadurch kann man es meiner Meinung nach Joey auch nicht verübeln, dass er noch ein Profil bei der Dating-App hatte. Möglich wäre es natürlich auch, dass er Sarah aus der Reserve locken wollte, um zu wissen, woran er bei ihr ist – immerhin wissen wir nur von der ein oder anderen Verabredung. Nach der letzten Szene dürfte es aber für jeden ersichtlich sein, dass die beiden zusammengehören und man ihnen das Glück gönnen sollte.

Mir hat es außerdem noch gut gefallen, dass sich Sarah sehr gut entwickelt hat. Wenn wir uns nochmal an die ersten Folgen zurückerinnern, wo sie nicht mal einen Zugang legen konnte, geschweige denn, eine Ahnung davon zu haben schien, was den Leuten fehlen könnte. Doch: Übung mit den Meister. Diesmal konnte Sarah nämlich zeigen, was sie drauf hat und die richtige Diagnose bei ihrer Patientin stellen. Zu verdanken hat sie das ihrer Kombinationsgabe und vor allem Joey, der sie durch seine eigene Geschichte auf die Idee gebracht hat, einen weiteren Test durchzuführen. Das zeigt für mich nicht nur, dass Sarah auf einen guten Weg ist, sondern auch, dass sie mit Joey optimal zusammenpasst.

David Downey

Die ganze Zeit habe ich überlegt, warum mir der Darsteller von Dr. David Downey so bekannt vorkam, bis ich in seine Filmografie geschaut habe: Gregg Henry kenne ich noch aus den "Gilmore Girls" als Mitchum Huntzberger und er war mir damals sehr unsympathisch. Leider erscheint er mir auch in "Chicago Med" nicht unbedingt als Sympathieträger, dennoch könnte ich mir vorstellen, dass es zu einer interessanten Handlung zwischen David und Dr. Connor Rhodes kommen wird. Zunächst erging es mir auch wie Connor, weil ich nicht begriff, was die Autoren mit dem Szenario zwischen den beiden bewirken wollten. Doch je länger ich drüber nachdenke, desto offensichtlicher wird es mir: David hat ein Auge auf Connor geworfen, um ihn beruflich weiterzubringen.

Damit wagen die Autoren einen interessanten Schritt, durch den es spannende Entwicklung geben könnte. Zum einen weil man Connor damit noch mehr den Rücken in seinem Können stärken wird und er sich damit vielleicht bald von seinem Vater lösen könnte bzw. Cornelius beweisen könnte, was wirklich in ihm steckt. Zum anderen könnte dies aber auch seine Beziehung/Affäre zu Dr. Samantha Zanetti gefährden. Mir kam es so vor, als sei sie nicht unbedingt begeistert davon, dass Connor etwas mit David zu tun hat. Ich bin auf jeden Fall gespannt, wie es weitergehen wird.

Fazit

Einmal mehr haben es die Autoren geschafft, die Patientenfälle mit dem Privatleben der Ärzte zu verknüpfen, ohne dass es zu gewollt wirkte. Sehr schön war es auch, dass man Ethan Choi etwas mehr Profil gegeben hat, was man hoffentlich beibehält.

Daniela S. - myFanbase

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