Bewertung

Review: #1.12 Selbstversuch

Diesmal ging es bei "Chicago Med" vor allem um Selbsterkenntnis und Schuldgefühle, die einen veränderten Daniel Charles hervorbrachten. Aber auch die Szenen zwischen den weiteren Charakteren haben mir gut gefallen und #1.12 Selbstversuche zu einer guten Punktzahl verholfen.

Er hat sich verändert

In der letzten Folge musste Daniel schweren Herzens erkennen, dass sein ehemaliger Studienkollege Dr. Unger bei seinen Diagnosen schon mehrmals schwerwiegende Fehler gemacht hat. Schon zu diesem Zeitpunkt hatte ich befürchtet, diese Tatsache bzw. dieses Wissen würde Daniel schwer zu schaffen machen und so ganz Unrecht scheine ich damit ja nicht zu haben. An Daniels Auftreten in dieser Folge wird einem wieder einmal bewusst, dass auch Ärzte nur Menschen sind und diese ebenfalls nicht von Problemen und Kummer verschont bleiben.

Allerdings hat es mich schockiert und irritiert, als man Daniel eigentlich ohne Lebenslust gesehen hat und man schon an seinem Aussehen erkennen konnte, dass ihn etwas schwer belastet, über das er aber offenbar mit keinem aus dem Krankenhaus spricht. Ein bisschen schade und auch ungewöhnlich finde ich es schon, schließlich sind die Ärzte meiner Ansicht nach nicht nur Kollegen, sondern auch Freunde. Aber vielleicht fällt Daniel durch seinen Beruf etwas aus dem Raster, eben weil er für alle anderen ein offenes Ohr hat. Aber auch genau deswegen, weil er sonst immer offen und bereitwillig zuhört, fiel seine Veränderung umso deutlicher auf. Mich hat es etwas traurig gemacht, dass es nicht Sharon Goodwin gewesen ist, die sich seinem Zustand angenommen hat. Mir ist durchaus klar, dass sie viel zu tun hatte und ihre Gedanken bei allen wichtigen Belangen des Krankenhauses gewesen sind, dennoch hätte eine kleine Szene zwischen den beiden nochmals das freundschaftliche Verhältnis zwischen ihnen unterstrichen.

Ich hoffe ja insgeheim, dass Daniels momentaner Zustand nochmal in einer der nächsten Folgen thematisiert wird. Denn ich glaube kaum, dass er sich Sarah Reese anvertrauen wird. Obwohl mir die beiden zusammen sehr gut gefallen, glaube ich nicht, dass Daniel sich (jetzt schon) ein privates Vertrauensgespräch mit ihr vorstellen kann. Das mag weniger daran liegen, dass sie in seinen Augen eine Medizinstudentin ist, sondern vielmehr an seiner eigenen Haltung ihr gegenüber. Ich glaube, er hat das Gefühl sie nicht mit seinen Sorgen belasten zu können, was eigentlich sehr engstirnig ist, immerhin war es Sarah, die Daniel dazu gebracht hat, sich wieder aufzuraffen. Daran sieht man meiner Meinung nach mal wieder, dass sie für das Team unverzichtbar ist. Vielleicht schlägt sie auch Daniels berufliche Richtung ein. Mir würde es sehr gut gefallen, weil ich finde, dass sie durch ihre etwas schüchterne und zurückhaltende Art eine sehr gute Beobachtungsgabe hat bzw. bekommen hat, die ihr sicherlich gut nützen würde. Möglicherweise fühlt sich dadurch auch Daniel besser.

Noch weiß man ja nicht genau, weswegen er Medikamente nimmt und warum er diese nun absetzen möchte. Ich wünsche mir auf jeden Fall, dass die Autoren hier am Ball bleiben und diesen Handlungsbogen noch etwas ausweiten werden.

Schuldgefühle

Während Daniel mit seiner depressiven Phase zurechtkommen muss, lasten sowohl bei Natalie Manning als auch Will Halstead und Connor Rhodes schwere Schuldgefühle, die ich persönlich allesamt nachvollziehen kann. Fangen wir mal mit der Person an, deren Job als Arzt auf dem Spiel steht, nur weil er einer Frau das Leben retten wollte bzw. noch immer möchte: Will Halstead.

Wie wir aus der Vergangenheit wissen, ist Will aus dem Grund Arzt geworden, um den Menschen das Leben zu retten. Wie ich schon kürzlich schrieb, muss man aber auch wissen, wann es genug ist, um helfen zu können. Bei Jennifer Baker, der krebskranken Frau, die eigentlich eine Patientenverfügung hat, die besagt, dass sie nicht wiederbelebt werden möchte, sieht das schon ein bisschen anders aus bzw. befinde ich mich da im Zwiespalt, da ich beide Seiten nachvollziehen kann. Umso schockierter bin ich auch gewesen, als man in dieser Folge erfahren musste, dass es Jennifer nicht besser geht und sie sich in der Placebogruppe befindet. Das habe ich immer noch nicht ganz verdaut, weil ich es einfach zu dramatisch finde: Da ist eine Frau, eine Ehefrau und Mutter, die schon seit Jahren gegen den Krebs ankämpft und sterben möchte, dann aber in eine Medikamentenstudie aufgenommen wird, die ihr das Leben retten soll, aber offenbar das totale Gegenteil bewirkt.

Das Schlimme an der ganzen Sache ist ja auch, dass niemand etwas dagegen tun kann und ganz besonders Will von Schuldgefühlen geplagt wird. Zum einen natürlich, weil er dafür gesorgt hat, dass Jennifer in diese Studie kommt. Zum anderen aber auch, weil er dadurch von der Familie verklagt und dazu verdammt ist, nichts unternehmen zu können und zu dürfen. Sehr gut hat mir bei diesem Handlungsstrang gefallen, dass man Connor in die Storyline eingebunden hat, auch wenn die zwei sich alles andere als gut verstehen. Doch vielleicht ist Connor genau der Richtige gewesen, um Will klar zu machen, die Füße stillhalten zu müssen und seinen Job nicht zu gefährden. Dieser stünde nämlich gewaltig auf der Kippe, wenn er Jennifer davon erzählt hätte, dass sie in der Placebogruppe gelandet ist. Trotz der aktuellen Situation hoffe ich, dass sich alles noch zum Guten wenden wird und Will nicht noch ein größeres Unheil droht, welches dann wahrscheinlich berufliche Konsequenzen haben wird. Vielleicht springt Zoe Roth noch über ihren Schatten, was ich aber eher bezweifle. Irgendwie habe ich nämlich das Gefühl, dass sie an dem aktuellen Stand der Dinge nicht ganz unschuldig ist.

Womit wir schon beim nächsten Punkt sind: Natalies Fall um Baby Grace und ihre Mutter hat mal wieder gezeigt, wie sehr sie Owens Geburt verändert hat. Sicherlich war Natalie schon vor der Geburt einfühlsam und hat sich die Patientenfälle mehr zu Herzen genommen, als ihre Kollegen. Dennoch finde ich, dass es seit ihrem Mutterglück noch deutlich intensiver geworden ist und Natalie ihre Emotionen und Gedanken mehr in ihre Fälle einfließen lässt. In einigen Fällen ist das sicherlich gut, doch bei ihrem jetzigen Fall hat sie vorschnell gehandelt. Ich finde aber, dass man ihr keinen direkten Vorwurf machen kann. Immerhin hat sie im Sinne des Kindes und dessen Wohlergehen gehandelt. Ich denke, wenn man selbst noch eine junge Mutter ist und einer Doppelbelastung ausgesetzt ist, läuft man vielleicht schneller Gefahr, die Nerven zu verlieren. Ich bin aber sehr froh, dass der Vorwurf des Missbrauchs haltlos gewesen ist und man den wahren Grund für die Verletzung von Grace gefunden hat und auch Natalie deutlich gemacht hat, dass sie sich manchmal auch überfordert fühlt. Ein bisschen schade finde ich es ja, dass sie offenbar keine Hilfe von ihren Freunden bekommt und mir dadurch noch immer etwas der familiäre Umgang fehlt, den man bei "Chicago Fire" immer deutlich spürt. Ich hoffe ja, in den nächsten Folgen wird es mal ein kleines Treffen zwischen Natalie, Maggie Lockwood und April Sexton geben und dass diese erkennen werden, dass Natalie auf Hilfe angewiesen ist.

Der dritte im Bund, der unter Schuldgefühlen leidet, ist Connor. Seine Schuldgefühle liegen aber mehr in der Vergangenheit, mit der er noch nicht ganz abgeschlossen hat. Dass es Connor in seiner Kindheit und Jugend nicht leicht hatte, hat man schon oftmals zu hören bekommen. Dabei ging es aber immer mehr oder weniger um seine Familie, als um ihn selbst. Gerade deswegen fand ich es sehr gut, dass es diesmal wirklich nur um seine eigenen Emotionen und Gefühle ging. Dabei hat mir es gut gefallen, dass Maggie die Auserwählte war, der sich Connor anvertraut hat. Mir gefällt diese Interaktion zwischen den beiden bisher sehr gut und gerade der gemeinsame Fall, bei dem Maggie sich schützend vor ihn und den Patienten stellt und dafür sogar ins Gefängnis gegangen ist, hat gezeigt, wie wichtig den beiden die Patienten sind.

Dass Connor Maggie anvertraut hat, dass er seinen damaligen Freund im Stich gelassen hat und sie nun um Verzeihung bittet, zeigt auch, wie sehr er sich von seinem Vater abgewandt und einen anderen Lebensweg eingeschlagen hat. Ich wünsche mir, dass Connor und Maggie Freunde werden und er durch sie besser mit seiner Vergangenheit und seinem Vater klar kommt. Ich finde nämlich, dass Maggie eine gute Zuhörerin ist, die niemanden schnell verurteilt.

Randnotizen

  • Sehr gut haben mir die Szenen zwischen Sharon und Hank Voight gefallen. Ich bin mal wieder absolut begeistert davon, wie sie hinter ihrem Team steht und dabei sogar ihr 'Vitamin B' spielen lässt. Mich würde mal interessieren, wie lange Sharon und Hank schon befreundet sind, vielleicht erfährt man es bei Gelegenheit noch.
  • Christopher Herrmann hat mit der Eröffnung des Molly's alles richtig gemacht. Gerade in dieser Folge fiel mir auf, wie gut er sich als Barmann macht, da er ein gutes Gespür dafür hat, was den Menschen auf der Seele liegt.
  • Es war mal interessant zu sehen, wie sich April als Vertretung von Maggie macht. Man bemerkte aber auch recht schnell, dass April mit dieser Aufgabe überfordert ist und als Krankenschwester ohne zusätzliche Aufgaben besser dran ist. Interessant wäre für mich auch noch gewesen, was mit ihrem Bericht bezüglich Noah passiert ist. Ich hoffe, das klärt man noch auf.

Fazit

Sehr interessante und schockierende Dinge geschahen in #1.12 Selbstversuche, die ebenso tolle Neu-Konstellationen wie spannende Handlungsbögen hervorgebracht haben. Besonders Daniel hat man von einer Seite gesehen, bei der ich mir wünsche, dass die Autoren noch mehr daraus machen. Genauso geht es mir bei der aufkeimenden Freundschaft zwischen Connor und Maggie, die mir bisher großen Spaß gemacht hat.

Daniela S. - myFanbase

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