Bewertung

Review: #5.06 Bis in den Tod

Foto: Jon Seda, Chicago P.D. - Copyright: 2018 Universal Pictures; Matt Dinerstein/NBC
Jon Seda, Chicago P.D.
© 2018 Universal Pictures; Matt Dinerstein/NBC

Tracy Spiridakos beehrt den Cast von "Chicago PD" nun seit drei Folgen in einer Nebenrolle und seit fünf Folgen in einer Hauptrolle und bis dato hat man über ihre Rolle Hailey Upton nur in ihrer allerersten Episode #4.21 Der Wohltäter einiges über sie erfahren. Nämlich, dass sie wegen Trudy Platt Polizistin wurde, da diese sich um sie kümmerte, als der Imbiss ihres Vaters überfallen wurde. Zudem ist sie sehr ehrgeizig, weil sie bereits den Detective-Rang erworben hat. Doch diese Infos sind recht knapp, so dass ich es gut fand, dass sie in dieser Episode im Fokus steht.

Bei den Ermittlungen rund um einen Drogenfund bei einer getöteten Familie sieht sich Hailey mit einem ehemaligen Kollegen von ihr aus der Abteilung für Drogendelikte konfrontiert: Sean McGrady. Schnell wird klar, dass die beiden ein angespanntes Verhältnis haben und spät wird erwähnt, dass McGrady einen sehr dominanten Führungsstil hatte und ihr wohl mehrfach karrieretechnisch Steine in den Weg legte. Stichwort Feminismus oder Gleichberechtigung. Aber dieser Konflikt wird sehr, sehr oberflächlich nur behandelt, so dass es kaum Infos über die frühere Hailey zu erhalten gibt. Daher muss herhalten, dass man aus der Fokussierung auf ihr Agieren in dieser Episode durchaus einige Schlüsse ziehen kann.

Zum einen verfügt sie über ein hohes Empathievermögen, da sie für McGrady in seinen letzten Minuten da ist, sich nachher umso mehr in die Aufklärung seiner Ermordung hineinhängt und auch besorgt auf seine zurückbleibende Familie blickt. Zudem beweist sie einen tollen kriminalistischen Spürsinn, weil sie schließlich durchschaut, dass McGrady Selbstmord begangen hat. Spannend ist dann ihre Auseinandersetzung mit Hank Voight, dem sie als einzige die neuen Ermittlungsergebnisse mitteilt und die zusammen hadern, ob sie die Ergebnisse öffentlich machen und für Gerechtigkeit sorgen oder ob sie die Ergebnisse vertuschen, um den Ruf von McGrady für seine Familie aufrechtzuerhalten. Zu der Bewertung dieses Dilemmas möchte ich gerne noch einmal auf den Fall kommen, aber im Hinblick auf Hailey zeigt das, dass sich mein erster Eindruck über sie bestätigt, dass sie eine tolle Polizistin ist, die für ihre Ideale kämpft, aber dennoch auch nach rechts und nach links schaut und somit ein toller Mitmensch ist. Dennoch ist mir ihre Involvierung in diese Episode zu knapp ausgefallen, da ich mir viel mehr Rückschlüsse auf ihre Persönlichkeit erhofft hatte.

Als richtig schwach hat sich in dieser Woche der Fall der Woche präsentiert. Nicht der Fall an sich war schwach, da die Ermordung einer vermeintlichen Vorzeigefamilie immer Explosionspotenzial hat und auch die abschließende Wendung mit McGrady war geschickt eingefädelt. Aber die Entwicklung des Falls an sich war schwach, da sich in meinen Augen zu viele logische Löcher ergeben haben. Zunächst heißt es, dass die Hammonds von Quintin Kane ermordet wurden, doch die Beweise reichen zur Überführung nicht aus. Daraufhin begeht McGrady Selbstmord, um dies Kane in die Schuhe zu schieben. Zwar kann dieser für die Tatzeit ein Alibi vorweisen, doch es gibt durch absichtlich gegen ihn platzierte Beweise keine Zweifel an seiner Schuld. Erst durch Haileys Ermittlungen, dass McGrady Selbstmord begangen hat, könnte der Fall wieder eine Wendung erfahren. Tut er aber nicht, weil Hank und Hailey sich für den Ruf von McGrady entscheiden. Aber war Kane nun wirklich der Mörder der Hammonds? Es ist sicherlich zu vermuten, da Ryan Hammond ja die Tätowierung am Unterarm des Schützens beschreiben konnte, aber was waren dann seine Motive? Ja, auch hier sind wieder Spekulationen möglich, dass Kane und Grant Hammond sich über den Drogenverkauf in die Haare bekommen haben, aber insgesamt ist mir das viel zu dünn erzählt.

In diesem Zusammenhang muss man dann akzeptieren, dass Kane für einen Mord hinter Gitter geht, den er gar nicht wirklich begangen hat. Oder würde die Staatsanwaltschaft auch noch einmal versuchen, den Mord an den Hammonds Kane zuzuweisen? Aber das bleibt ja unbeantwortet, so dass ich mich schon sehr über die Entscheidung von Hank und Hailey geärgert habe. Ja, "Chicago PD" präsentiert die Prämisse schon einmal öfters, dass alle Übeltäter – in der Not auch mit illegalen Mitteln – in den Knast gebracht oder verenden müssen, aber dennoch ärgert mich es immer wieder, wenn es zu Lasten einer schlechten Story passiert. Kritisch sehe ich auch, dass Hank ohne jegliche Handhabe Hailey zur Sau macht, weil sie angeblich McGrady alleine gelassen hat, obwohl ich da keinerlei Handhabe für sah. Dieses Konfliktpotenzial war also vollkommen unnötig gesetzt, zumal am Ende wieder Zeit für eine Umarmung war. Auch die Involvierung von Denny Woods war wieder etwas lächerlich. Er taucht immer mal auf, damit dem Zuschauer klar ist, Augen und Ohren sind überall offen, aber in der Handlung bewegt sich im Endeffekt nichts.

Ein Lichtblick dagegen ist sicherlich der neuerliche Gastauftritt von Stadtrat Price. Er ist eine höchst ambivalente Persönlichkeit, da er für Chicago ja wirklich Gutes will, aber dafür Geld von Kriminellen nutzt. Zudem ist Wendell Pierce ein sehr charismatischer Schauspieler, der den gewitzten Politiker einmalig rüberbringt. Auch die Szenen zwischen ihm und Hank sind immer mit feinen Dialogen bedacht, die eigentlich nach mehr schreien!

Nach der ganzen Kritik möchte ich aber noch einen Aspekt positiv hervorheben, der für mich in den letzten Minuten der Episode sehr überraschend kam. Ich habe wirklich geglaubt, dass Adam Ruzek eine amouröse Beziehung zu "Mia" hat, da er auch nicht wie jemand wirkt, der etwas anbrennen lässt. Dass sich hinter Mia aber Woods verbirgt, das kam für mich sehr unerwartet. Aber ich empfinde es als raffinierten Schachzug, da ich für Adam ja mal wieder etwas Größeres verlangt hatte. Das kann echt die Storyline werden, an die er wachsen kann, sie kann ihn aber auch vernichten. Ich hoffe natürlich auf Ersteres!

Fazit

Diese Episode sehe ich persönlich als bisheriges Staffeltief an, da das Potenzial von Hailey Upton im Mittelpunkt der Episode nicht genutzt wurde und man nur unwesentlich mehr über sie erfahren hat. Zudem war der Fall der Woche zu lückenhaft und mit logischen Löchern gespickt, so dass auch die überraschende Wendung nichts mehr herausreißen konnte und man bleibt eben mit der Frage zurück, ob die Intelligence Unit, speziell in Person von Hank Voight und Hailey, richtig gehandelt hat. Kleine Lichtblicke sind da der erneute Gastauftritt von Stadtrat Price und Adam, der von Woods als nächster Spion ausgeguckt wurde. Letztere Handlung verspricht Großes für die nächsten Folgen.

Lena Donth - myFanbase

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