Bewertung

Review: #7.02 Doppelter Einsatz

Foto: Chicago P.D. - Copyright: 2019 Universal Television LLC. All Rights Reserved.
Chicago P.D.
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Überraschenderweise hat "Chicago P.D."die Mysterien des vergangenen Staffelfinales nahezu alle aufgeklärt. Antonio Dawson ist mit einem weiteren Entzug herausgeschrieben worden, Bürgermeister und ehemaliger Superintendent Brian Kelton wurde von Katherine Brennan ermordet und Adam Ruzek ist sofort wieder auf Kaution freigekommen. In Bezug auf ihn war nun noch offen, wie es für mit der Anklage weitergeht, aber auch diese Thematik wird in Episode 2 mit einem Fingerschnippen aus der Welt geschafft.

Ich fand die Idee ziemlich vielversprechend, mit Adam einmal ganz andere Seiten zu entdecken. Schon einen Gefängnisaufenthalt hätte man ausbauen können, aber auch sein Alltag ohne Job und mit der Angst, was aus ihm wird, all das hätte sich hervorragend geeignet, um mal ganz andere Seiten bei Adam zu zeigen, der immer ein wenig wie ein Sonnyboy durch die Gegend läuft und dem wenig richtig nahe zu gehen scheint. In Ansätzen werden die Auswirkungen auf ihn auch in dieser Episode gezeigt, das will ich positiv betonen, aber es ist doch schade, dass man das nicht detaillierter angepackt hat. Hätte es nun noch das Spin-Off "Chicago Justice" gegeben, dann wäre es wirklich fatal gewesen, die Chance einen solchen Prozesses zu vertun.

Adam plagen in seiner erzwungen Untätigkeit Zukunftssorgen, weil sein ganzes Leben darauf basiert, Polizist zu sein. Daher ist es für ihn unvorstellbar, wie sein Leben ohne seinen Job aussehen sollte. Deshalb fand ich es nur logisch, dass er sein inneres Wesen auch ohne Polizeimarke nicht abstellen kann und prompt mit einem Drogendealer aneinandergerät (warum hat man uns diese Szene eigentlich nicht gezeigt?). Es war toll, dass hier Trudy Platt hinzugezogen wurde, die zuletzt einige wirklich berührende Interaktionen mit Adam hatte. Zumal auch bei ihr so andere Seiten zeigen kann, denn ihre Gefühle für die Mitglieder der Intelligence Unit versteckt sie auch gerne mal hinter betonter Coolness. Diesmal zeigt sie ihre Sorgen um Adam aber offen und drängt daraufhin Hank Voight, der tatsächlich mal eben einen Freispruch für seinen Schützling erwirken kann. Die Szene zwischen den beiden, als Adam erfährt, dass er wieder in seinen Job zurückkehren darf, war grandios, denn weinen sieht man ihn auch selten. Aber genau so ein Moment zeigt mir, dass Patrick Flueger seine Figur am Boden definitiv auch über längere Zeit überzeugend hätte darstellen können.

Hank erhält in Bezug auf Adam Schützenhilfe bei dem neuen Superintendenten Jason Crawford. In der letzten Episode war sein Auftritt noch sehr knapp, nun ist er etwas länger zu sehen, aber nach wie vor ist es schwierig, ihn richtig einzuschätzen. Bisher drängt sich mir der Eindruck auf, dass er eher das genaue Gegenteil von Kelton ist, da er moralisch integer scheint. Ihn nervt, dass Hank ihm so eine Korruption wie sein Vorgänger unterstellt und er scheint den Bandenkrieg auch aus den richtigen Motiven verhindern zu wollen. Daher ist nun die Frage, ob er somit zwar auch wieder zu einem Gegenspieler für Hank wird, aber möglicherweise wieder von der anderen Seite her, weil er dessen Machenschaften aufdecken will. Die Frage wird weiterhin spannend bleiben. Interessant ist nun auch, was genau Crawford dazu bewogen hat, bei Adams Angelegenheit Unterstützung zu zeigen. Das wird uns Zuschauern nämlich verheimlicht.

Ein weiteres schnell abgehaktes Thema ist der Konflikt zwischen Hank und Jay Halstead. Zwar wieder dieser Disput noch einmal angesprochen, aber sogleich ist es auch schon wieder erledigt. Mir drängt sich ein wenig das Gefühl auf, dass "Chicago P.D." zwar gute Ideen für Geschichte hat, aber nicht bereit ist, diese abseits einer oberflächlichen Betrachtung zu ergründen. Ich hoffe, dass sich der Eindruck für die weitere Staffel bald legt.

Absolut positiv sehe ich aber auf den Neuzugang Vanessa Rojas. Zwar ist es wieder extrem ärgerlich, dass sie einen so ähnlichen Namen wie eine andere Figur hat, nämlich Vinessa Rojas, aber das kann man ja nicht ihr persönlich anlasten. Die Einfallslosigkeit fällt nur besonders deutlich auf, weil Vanessa gleich eng mit Kevin Atwater selbst zusammenarbeitet und scheinbar kann aus ihnen auch mehr werden, denn die Funken sprühen schon ordentlich. Da müssen solche Namensähnlichkeiten echt nicht sein. Aber das kann ich gedanklich wegschieben, denn alleine die Aussicht, dass Kevin mal eine richtige Liebesgeschichte bekommen könnte, ist all das doppelt und dreifach wert. Er hat so eine Storyline schon so ewig verdient, dass ich absolut vorfreudig bin, wie sich das wohl weiterentwickelt wird.

Zurück zu Vanessa selbst, die den Ersatz für Antonio darstellt. Es ist gut, dass eine Latina ein Latino ersetzt, denn alleine für die Informantenakquise sind die unterschiedlichen Ethnien schon sehr wichtig. Aber noch besser ist, dass nicht Mann durch Mann ersetzt worden ist, so dass die Serie noch weiblicher wird, was ihr definitiv auch gut steht. Einziges Manko ist vielleicht, dass Vanessa auf den ersten Blick große Ähnlichkeiten zu Hailey Upton aufweist. Auch sie gehört zur toughen und selbstbewussten Sorte, sie verfügt nur über deutlich weniger Erfahrung. Hier würde ich mir wünschen, dass man die Charaktere auf Dauer eindeutiger voneinander abgrenzen kann. Insgesamt macht sie durch ihre Unerschrockenheit, bei der aber auch immer viel Empathie durchblitzt, einen vielversprechenden Eindruck und ich freue mich, sie weiter kennenzulernen.

Einen Ersatz scheint es auch für Ray Price zu geben, der in der vergangenen Staffel ins Gefängnis gewandert ist, denn Neuzugang Michael Beach ("The 100") alias Darius Walker scheint ihn von der Art her zu ersetzen. Price war zwar hauptberuflich Politiker und hat hintenrum für die schwarze Gemeinschaft mit Kriminellen zusammengearbeitet und Darius nun wiederum ist hauptberuflich Krimineller, hat aber auch die Gemeinschaft im Sinn, aber im Grunde stehen sie für dieselbe Sache ein. Ich bin überzeugt, dass Darius noch eine größere Rolle spielen wird und auch wenn er große Parallelen zu Price zeigt, sehe ich seinen komplexen Charakter aber als vielversprechend. Kevin stößt sich zunächst voller Überzeugung an ihm, weil er in ihm den Drogendealer sieht, erkennt aber nach und nach, dass dies nur an der Oberfläche kratzt. Im Grunde ist er so auch nicht weit von Hank selbst weg, der das Gesetz immer zum Wohle anderer auslegt, von daher wird es spannend sein, was man mit ihm noch so anstellen kann.

Fazit

"Chicago P.D." will noch nicht so richtig in Tritt kommen mit Staffel 7, da man nun auch eine vielversprechende Storyline rund um Adam überhastet beendet. Gleichzeitig werden aber neue Türen aufgestoßen mit den Figuren Crawford, Vanessa und Darius. Hier sind viele gute Ansätze zu erkennen, die tatsächliche Qualität wird sich aber erst noch beweisen müssen, wie eben auch die gesamte neue Staffel der Cop-Serie.

Lena Donth – myFanbase

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