Review: #9.04 Das Todeshaus
Oha, was für eine Episode! Es war zwar mein Wunsch, dass schon bald eine Lügenblase bei "Chicago P.D." platzt, aber wie es schon mal öfters bei solchen Serien der Fall ist, wird ein entscheidend herbeigesehntes Ereignis auch gerne mal unerträglich in die Länge gezogen. Aber nun weiß Jay Halstead über das Schicksal von Roy Bescheid und es entstehen so viele spannende Fragen, die mich sehr positiv auf die nächsten Episoden einstellen!
Wir haben Hailey Upton seit der Premiere der neunten Staffel immer wieder mit ihren Schuldgefühlen kämpfen sehen. Diesmal gipfelt das alles in einem emotionalen Zusammenbruch, auf der einen Seite bedingt durch eine ungesunde Mischung aus Schlafmangel und Schmerzmitteln und auf der anderen Seite angefeuert durch einen wirklich düsteren Fall. "Chicago P.D." ist nicht unbedingt bekannt für grausame Tatorte oder sonstige Brutalität, weil es oft eher um Drogenhandel, illegale Waffendeals oder ähnliches geht. Aber hier haben wir es mit einem Kinderschänder zu tun, der als Serientäter fungiert. Dieser ist in eine wirklich bedrückende und schaurige Atmosphäre integriert worden, was wirklich hervorragend zum bevorstehenden Halloween passt, was aber definitiv dieser Episode auch etwas Einzigartiges gibt. Das beginnt schon damit, wie Adam Ruzek und Hailey zum sogenannten 'Todeshaus' fahren, wie sie dort im Dunkeln durch ein heruntergekommenes Haus streifen und dann eben dieser Keller, der von Folter und Leid erzählt. Aber ebenso heftig war die Sequenz, als aus dem Wasser zig Kinderleichen gezogen wurden und letztlich nicht zu vergessen der Moment, als Hailey den Makler Larkin nach seinem Selbstmordversuch entdeckt. Diese Episode war definitiv nichts zum Einschlafen! Sie war nervenaufreibend und fast schon zum Augenzuhalten (je nach Gemütszustand natürlich…).
Auch wenn atmosphärisch also wirklich alles top war, so ist es kein Fall gewesen, bei dem es wirklich um den Serientäter ging. Nein, es ging tatsächlich eher um Brutalität, um das unsagbare Leid der Opfer, um so erklären zu können, weswegen Hailey völlig den Halt verliert. Dementsprechend ist die Episode nicht optimal gewichtet erzählt. Bradley als Kinderschänder bleibt sehr, sehr blass und hat nur einen Miniauftritt ganz am Ende. Es wäre vielleicht auch nett gewesen, Christian wieder mit seinen Eltern vereint zu sehen, aber an wohligen Momenten war diese Episode eben nicht interessiert. Diesen 'Mangel' will ich jetzt nicht zu sehr gewichten, aber es bleibt bei mir dennoch hängen, dass es ein sehr starker Fall war, der mehr verdient gehabt hätte.
Kommen wir nun aber zu Hailey, aus der Tracy Spiridakos in dieser Episode wirklich alles herausgeholt hat. Wir haben schon genug Hailey-Episoden zu sehen bekommen, aber noch keine, in der wir sie so gesehen haben. Denn trotz ihrer Traumata war ihr Handeln immer von einer gewissen Härte begleitet, um nur ja nicht zu ihrer emotionalen und verletzlichen Seite stehen zu müssen, aber hier gibt es diese Schutzbarriere nicht mehr, weil sie keine Kontrolle mehr hat und deswegen gipfelt alles in dieser Panikattacke, bei der ich durch das tolle Schauspiel auch kurzfristig das Gefühl hatte, dass mir die Luft wegbleibt. Gleichzeitig wirft dieser Wandel auch die Frage auf, warum bricht Hailey ausgerechnet jetzt? Denn beispielsweise die Ermordung von Darius Walker hat sie auch billigend in Kauf genommen. Sie hat zwar nicht selbst abgedrückt, aber macht es das wirklich besser? Und dennoch verstehe ich, warum es jetzt anders ist. Denn jetzt hat sie Jay. Sie hat ihn zwar schon geliebt, als sie Darius zum Freiwild erklärt hat, aber zu dem Zeitpunkt wusste sie noch nicht, dass auch sie es wert ist, geliebt zu werden. Aber nun hat sie Jay, nun weiß sie, dass da jemand ist, der bedingungslos zu ihr halten wird, aber auch wirklich? Das wird die Frage für die nächsten Wochen sein, aber klar ist, jetzt hatte Hailey etwas zu verlieren und das hat sie innerlich vernichtet.
Die Auseinandersetzung zwischen Jay und Hank Voight war definitiv das zweite große Highlight dieser Episode. Ich musste zwar mehrfach die Augen verdrehen, weil Hank seit Wochen doch merkt, wie Hailey mehr und mehr bricht und trotzdem sieht er irgendwie teilnahmslos zu. Oder wollte er, dass die Wahrheit herauskommt? Es passt so gar nicht zu ihm, weil er genug Leichen verbuddelt hat, ohne dass es ihm so zugesetzt hat, wie es nun bei Hailey der Fall war. Deswegen verstehe ich Hank nicht, dass er sie nicht konsequent nach Hause geschickt hat. Aber egal. Jay sucht jedenfalls die Konfrontation und es ergibt sich ein Disput, der auf so vielen Ebenen höchst interessant war. Erstens wird deutlich, dass Jay definitiv auf Haileys Seite sieht; er sieht sie als Opfer und verkennt damit definitiv die Lage. Es ist definitiv zu einfach gedacht, alleine Hank die Schuld an den Entwicklungen zuzuschieben. Er hat sicherlich einiges von Haileys Handlungen gefördert und doch hat er sie immer wieder gewarnt, wie er zu werden. Er hat sie zum FBI geschickt, er hat ihr zu einer Therapie geraten und nichts davon war einfach nur dahin gesagt. Deswegen steht Hanks Frage, ob Jay wirklich die Frau kennt, die neben ihm schläft, berechtigterweise im Raum. Er kennt sicherlich einen großen Teil von ihr, aber nicht den, den sie akribisch wegsperrt. Wenn wir beispielsweise nur an die Lüge bezüglich ihres Vaters denken, den sie im Krankenhaus nicht besucht hat, obwohl sie Jay gegenüber etwas anderes behauptet hat. Damit hatte Hank absolut nichts zu tun und deswegen ist es falsch, Hailey alleine als Opfer zu sehen. Das macht die Beziehung der beiden für die nächsten Wochen extrem spannend, denn wir Jay darüber hinwegsehen können? Wird er die Wahrheit weiterhin verklärt sehen? Und wenn er doch bei Hailey einiges Weiteres durchschaut, ist es dann noch eine Frau, die er lieben kann?
Zweitens haben wir den Moment, als Jay Hank vorhält, dass er und Kevin Atwater Kim Burgess mit Polizeiarbeit wie aus dem Lehrbuch gerettet haben, während er mit seinen üblichen Methoden nichts erreicht hat, außer den Tod eines Mannes, den er nun vertuschen muss. Wumms, das hat neben dem körperlichen Schlag wohl am meisten gesessen, denn Hank sah seine Art und Weise oft als alternativlos an und hat nun mit bitteren Konsequenzen das Gegenteil bewiesen bekommen. Es gab schon in der letzten Staffel durch Samantha Miller die Bemühungen, ihn auf einen anderen Pfad zu heben. War das vielleicht der letzte Denkanstoß für Hank, es nun auch mal konsequent durchzuziehen?
Drittens haben wir mit dem Streitgespräch nun die Zukunft der Intelligence Unit gefährdet. Es hat schon oft Streitigkeiten gegeben, oft mit Antonio Dawson, aber dieser Konflikt, da ist es kaum möglich, einfach so weiterzumachen, denn Jay muss nun entscheiden, ob es ein 'weiter so' geben kann oder ob er doch etwas sagt, um auch Hailey aus Hanks Fängen zu befreien. Dann ist es aber in einem zweiten Schritt schwierig, weil er genug selbst gedeckt hat und weil auch teilweise Schnitzer von ihm vertuscht wurden. Ich habe also keine Ahnung, was uns in der nächsten Episode von der Stimmung her erwartet und das ist ein aufregender Gedanke!
Fazit
"Chicago P.D." hat es in dieser Episode ordentlich brodeln lassen, denn Haileys Zustand ist explodiert und hat viele Trümmerteile hinterlassen, die es nun in den nächsten Wochen aufzusammeln und auszuwerten gilt. Das verspricht ungeheure Spannung! Aber diesmal war auch alles in einer idealen Atmosphäre verpackt, wobei einzig der spannende Fall mehr verdient gehabt hätte. Aber insgesamt eine Folge, die keine Zeit zum Nachdenken, sondern nur zum Fühlen gelassen hat!
Lena Donth – myFanbase
Die Serie "Chicago P.D." ansehen:
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Diskussion zu dieser Episode
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Informationen zur Episode
Englischer Titel: In The DarkErstausstrahlung (US): 13.10.2021
Erstausstrahlung (DE): kein Termin
Erstausstrahlung (Pay-TV): 14.09.2022
Regie: Carl Seaton
Drehbuch: Gwen Sigan
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