Bewertung

Review: #9.05 Mörderische Kinder

Der Start von Staffel 8 von "Chicago P.D." war ganz in der Hand von Kevin Atwater und von wirklich starken Episoden, die aufgrund der Ereignisse über die Pandemie und die Sommerpause hinweg noch eine besondere Bedeutung bekommen hatten. Aber danach war wieder Schluss und Kevin ist wie so oft brav in die zweite Reihe gerückt. Und wieder kein beständiger Love Interest für ihn… Die aktuelle Episode ist nun bemüht, beide Durststrecken zu beenden, aber auch überzeugend?

Als Kevin am Anfang der Episode heftig mit Celeste flirtet, war ich wirklich auf Anhieb begeistert, doch spätestens an dem Punkt, als er seinen Job verheimlichte und über sie dagegen einige Details ausgepackt wurden, war klar, Celeste wird definitiv in den Fall der Woche involviert sein. Das hat gleich meine Alarmglocken schrillen lassen, denn ich erinnere gerne an #6.08 Kalte Spuren, als ihm zuletzt etwas Liebe vergönnt war. Dort wusste Leila zwar von Kevins Job, aber sie war auch in die Ermittlungen verwickelt und musste schließlich verhaftet werden, was ihr Kennenlernen abrupt beendet hat. Die Parallelen zu Celeste sind also schon deutlich da, nur mit dem Unterschied, dass am Ende der Episode weder sie verhaftet ist, noch er reinen Wein eingeschenkt hat. Celeste wird uns also wohl erhalten bleiben, aber macht mich das froh? Die beiden haben zwar definitiv eine Chemie, aber angesichts des Lügenbergs, der schon jetzt zwischen ihnen steht, macht sich bei mir gewiss kein Optimismus bereit. Eine epische Liebesgeschichte ist für Kevin gewiss auch weiterhin nicht vorgesehen.

Aber nachdem ich nun schon das Ende ausgewertet habe, wollen wir doch noch auch die anderen Aspekte ins Auge fassen. Die Nachwirkungen aus der vergangenen Episode sind da am schnellsten abgehandelt, denn sie sind kaum vorhanden. Man merkt bei den Teambesprechungen, dass Jay Halstead eine gewisse Kühle gegenüber Hank Voight ausstrahlt, aber ansonsten geht er pflichtbewusst seinem Job nach. Also erstmal kein Drama. Zudem scheint er eine gewisse Distanz zu Hailey Upton zu suchen. Die beiden haben wohl in der Nacht noch geredet (worüber wird uns aber verheimlicht), aber nun sucht er das Gespräch erstmal nicht. Ich hätte mir schon etwas mehr an dieser Front gewünscht, aber in erster Linie sollte es eben eine Kevin-Episode sein, weswegen ich auf ihn nun auch kommen will.

Der Fall ist für "Chicago P.D."-Verhältnisse recht brutal, denn zwei Jugendliche haben den Auftrag, einen Mann zu töten und am Ende sind drei tot. Keine gute Bilanz. Damit ist aber ein Szenario kreiert, das zusätzlich Brisanz in die Ermittlungen bringt, denn bei einem solchen Ausmaß an Kollateralschaden fällt es schwer, Entschuldigen zu finden, auch bei Jugendlichen nicht. Dennoch bemüht sich die Episode genau darum, denn hier kommt Lewis, Celestes Kunstschüler, ins Spiel. Sie beschäftigt sich konkret mit Jugendlichen, die es nicht einfach haben, ihren Weg zu finden. Sie kennt also die Risiken, aber sie lernt natürlich auch Seiten an den jungen Menschen kennen, die anderen verborgen bleiben. Dennoch nimmt sie damit nun wahrlich keine neutrale Position ein, da sie gerade zu Lewis, der für sie ein sensibles und kreativ begabter junger Mensch ist, Loyalität aufgebaut hat. Umgekehrt hat er Vertrauen in sie, was sie nicht einfach torpedieren möchte, da Lewis eben nicht der Einzige ist und auch noch viele nachfolgen sollen. Dementsprechend habe ich Celestes Rolle in dieser Episode wirklich gut nachvollziehen können.

Kevin dagegen ist eigentlich in der neutralen Position, aber er hat schnell Gefühle für Celeste entwickelt, die definitiv sein Urteilsvermögen trüben. Zwar müht er sich zu Beginn der Episode, Distanz zu wahren und sich nicht aufzudrängen, aber irgendwann ist der Punkt erreicht, wo er handeln muss. Die erste Begegnung mit Celeste in geheimer Mission ist er sicherlich auch professionell angegangen, aber spätestens als er Lewis selbst gegenübersteht, ist damit alles vorbei. Meiner Meinung nach ist aber sicherlich nicht alleine Celeste dafür verantwortlich, denn ich hatte auch den Eindruck, dass wirklich genial gecastet worden ist, denn der Lewis-Darsteller hatte gewisse Ähnlichkeiten mit Kevins jüngerem Bruder Jordan, der zuletzt von Kylen Davis dargestellt wurde. Es ist zwar nicht angesprochen worden, dass die äußeren Ähnlichkeiten Kevin so haben handeln lassen, aber da er vorher seinen Bruder selbst erwähnt hat, glaube ich fest, dass er ihn im Hinterkopf hatte und in Lewis gesehen hat. Im Grunde hat Kevin mit Jordan ja auch schon ganz ähnliche Geschichten durchgemacht. Zudem hat er selbst gegenüber Adam Ruzek angesprochen, dass er es manchmal leid ist, zwischen Blau (Polizei) und Schwarz (seine Rasse) so hin- und hergerissen zu sein. Dass es dazwischen eigentlich gar kein Platz gibt, dass man mehr das eine oder das andere sein muss. In dieser Episode ist Kevin nun tatsächlich mehr schwarz, denn die Beweislage war schon eindeutig und er hat es dennoch ignoriert.

Damit sind wir auch an dem Punkt, den ich in dieser Episode etwas schade finde, gerade für eine Kevin-Episode. Er hat sich schon oft über alle Gebühr besonders für seine schwarzen Mitmenschen eingesetzt, weil er eben das Bindeglied zwischen blau und schwarz sein will. Dennoch hat er dabei eigentlich immer Gerechtigkeit walten lassen. Nun ist in dieser Episode sicherlich ein wichtiges Thema angeschnitten worden und das sind die erfundenen Narrative, gerade über schwarze Jugendliche, die erzählt werden, um diese als Täter in eine Ecke stellen zu können. Racial Profiling eben. Das ist gewiss ein großes Problem und definitiv nicht nur in den USA. Doch hier haben wir es schlichtweg nicht mit einem solchen Fall zu tun, weswegen ich die Ansage der Staatsanwältin an Kevin berechtigt fand. Sie war selbst schwarz und es war offensichtlich, dass sie nicht den einfachsten Weg gegangen ist, sondern den Beweisen gefolgt ist. Aber Kevin wollte das einfach nicht sehen, weil er zu sehr auf Celeste vertraut und zu sehr einen Geist seines kleinen Bruders schützen wollte. Später kommt dann hinzu, dass Lewis getötet wird und das völlig unlogisch. Denn seine Überfahrt ins Gefängnis kam eher unerwartet, von einem Maulwurf innerhalb des CPDs war keine Rede, wie also konnte Lewis so treffsicher getötet werden? Das war mir dann zu unlogisch, auch wenn es natürlich die benötigte Dramaturgie beschaffen hat. Auch Kevins emotionaler Ausbruch war wunderbar gespielt, dennoch bleibe ich insgesamt dabei, dass diesmal nicht alles so gut zusammengepasst hat.

Fazit

Auch wenn ich mich grundsätzlich über diese Kevin-Episode freue, so ist es definitiv nicht die beste der Seriengeschichte. Zwar wird es wieder mit einer Liebesgeschichte für ihn versucht, aber die erinnert doch stark an eine ähnliche Episode aus der sechsten Staffel und dementsprechend ist jetzt schon klar, dass die Sterne nicht gut stehen. Auch abseits davon war es keine Episode, in der Kevin sonderlich gut weggekommen ist. Es war emotional für ihn, ja, aber er hat sich doch zu sehr blenden lassen. Mal sehen, ob nun wieder eine ganze Staffel vergeht, bevor es für ihn entscheidend weitergeht.

Lena Donth – myFanbase

Die Serie "Chicago P.D." ansehen:


Vorherige Review:
#9.04 Das Todeshaus
Alle ReviewsNächste Review:
#9.06 Ein letzter Dienst

Diskussion zu dieser Episode

Du kannst hier mit anderen Fans von "Chicago P.D." über die Folge #9.05 Mörderische Kinder diskutieren.