Bewertung

Review: #9.06 Ein letzter Dienst

Diese Woche hat es mich definitiv mehr gestört, dass der Konflikt zwischen Jay Halstead, Hailey Upton und Hank Voight pausiert, denn diesmal gab es noch nicht mal Andeutungen, wie es gerade steht. Aber das empfinde ich nicht als Spannungsaufbau, sondern eher als völlig unrealistisch, denn es ist klar, dass ein so explosives Geheimnis nicht brav auf Sparflamme köchelt. Hier würde ich mir also wirklich wünschen, dass bald Gas gegeben wird. Dennoch nehme ich diese Adam-Ruzek-Episode gerne mit, die zwar nicht sonderlich spektakulär war, aber dafür gezeigt hat, wie stark er sich alleine innerhalb von einer Staffel entwickelt hat. Das ist wirklich beeindruckend, wenn man bedenkt, dass Adam ansonsten zu oft in seine alten Muster verfallen ist.

Rückblende zu Episode #8.10 Saat des Zweifels. Es war die letzte persönliche Episode von Adam (mal abgesehen von der Dramatik rund um Kim Burgess zum Ende von Staffel 8 und dann zu Beginn von Staffel 9) und es ging um seinen Vater Bob, einen Mann, den er sicherlich verehrt, dessen dunkle Seite er sich aber dennoch sehr bewusst ist. Salvador Ortiz ist nun das komplette Gegenteil, denn ihn kennt er praktisch auch sein Leben lang, aber er war für ihn immer ein Vorbild durch und durch. Und doch finden wir uns in einer Episode wieder, wo zwischen Bob und Ortiz kaum ein Blatt Papier passt. Es sind beides Männer, die ihren Job lieben, die aber beide in finanzielle Probleme geraten sind und deswegen ihren eigenen Kodex verletzen, um zu überleben. Auch wenn auf den ersten Blick also kaum ein inhaltlicher Unterschied besteht, so tun sich dennoch Welten auf und das alleine wegen Adam, der sich damals völlig anders verhalten hat als heute.

Die Episode war leider nicht in allen Belangen clever gestaltet, denn leider war die Entwicklung von Ortiz viel zu offensichtlich und das gleich in seiner ersten Szene, als er angab, dass seine Frau Mary krebskrank ist. Das hat gleich wegen hoher Behandlungskosten nach Geldproblemen geschrien. Weiterhin fand ich diesen Unruheherd wegen der neuen Vorschrift bei Fußverfolgungen völlig überflüssig. Es hat ein bisschen bei Adam etwas aufgerührt, weil er seinen Job nicht von Vorgaben bestimmt sehen will, die im Zweifel eh viel mehr verursachen als verhindern und dennoch fand ich diesen kleinen Handlungsbogen eher nichtssagend, zumal er später gar nicht mehr aufgegriffen wurde. Zudem hat sich leider ein größerer logischer Fehler eingeschlichen, denn der erste Verdächtige, der dann später von Adam erschossen werden muss, wird uns so eingeführt, dass es schwer ist, ihn zu finden, weil er keine bekannten Verbindungen in Chicago hat. Und wo wird nachher die Beute gefunden? Im Haus von Lamberts Schwester! Wenn das keine Verbindung ist, dann weiß ich es auch nicht… Solche Ungenauigkeiten müssen einfach nicht sein, aber die sind hiermit dann auch abgehakt, denn ich hatte dennoch genug Szenen, die mich sehr glücklich gemacht haben.

Zunächst wirkte Adams Verhalten in Bezug auf seinen Vater und dann Ortiz sehr ähnlich, denn er hat bei beiden geleugnet, dass sie eine Straftat begangen haben. Das passt auch zu Adam, der einfach eine loyale Seele ist. Doch während es bei seinem Vater Adam dennoch schwer gefallen ist, diesen zur Rechenschaft zu ziehen, hat er bei Ortiz nicht gezögert, als er einmal der Wahrheit ins Gesicht gesehen hatte. Als er und Hank ihm präsentiert hatten, dass sie die Beweise gegen ihn vertuschen und ihm helfen werden, da hat das wie die Faust aufs Auge auf Hank und Adam gepasst, gerade auf die beiden zusammen, die eh charakterliche viele Gemeinsamkeiten haben. Und dann kam doch die große Überraschung, denn Adam hat seinen Freund reingelegt und ihn doch den Kollegen gemeldet. Zwar hat die Episode sich bemüht, Ortiz als einen wirklich feinen Kerl darzustellen, den das Schicksal einfach hart getroffen hat, aber ich bin wirklich froh, dass das nicht einfach als Entschuldigung herangezogen wurde, um ihm einen Freifahrtsschein auszustellen. Denn genau wie Adam es dann zur Sprache gebracht hat, Ortiz hat nicht nur das Gesetz in seinem Sinne gedehnt, er hat dabei auch unschuldige Leben riskiert, wobei Adams eigene Lebensgefahr sogar noch aussagekräftiger war, denn man hat deutlich gemerkt, wie sehr Ortiz seinen jüngeren Kollegen schätzt und sich auch in der Rolle seines Mentors gefällt und da war es einfach grob fahrlässig, diesen im Kugelhagel alleine zu lassen, um an Geld zu kommen. Vor einer Staffel hätte Adam diese Ereignisse möglicherweise noch anders bewertet, aber hier hat er sich nun klar positioniert und das genau richtig.

Und ganz entscheidenden Anteil an seiner Wandlung haben ganz eindeutig Kim und Makayla. Der Beweis dafür hat bereits die Episode eingeleitet, denn Adam ist zu einem Pokerabend verabredet, den er aber abbricht, als er für Makayla ein neues Stofftier besorgen muss, damit sie schlafen kann. Als er von der Verkäuferin nach dem Alter seiner Tochter gefragt wird, will er sie erst korrigieren, belässt es dann aber dabei und dieser kleine Moment hat so viel ausgesagt. Vielleicht würde Adam Makayla gegenüber anderen noch nicht selbständig als seine Tochter zu bezeichnen, aber er hat dennoch Beschützerinstinkte für sie, die weit über ein Normalmaß hinausgehen. Und damit ist erneut belegt, wie sehr er die Verantwortung für einen weiteren Menschen, der nicht er selbst ist, annimmt. Das macht mich wirklich stolz und lässt mich gespannt auf die Zukunft blicken, denn ich kann mir vorstellen, dass er die Übernahme der Vaterschaft vielleicht irgendwann offiziell festgehalten haben will.

Kommen wir abschließend noch zu dem Vergleich, wie weit auch die Beziehung von Adam und Kim in dieser einen Staffel vorangeschritten ist. Die Situation mit Bob und dann vor allem die Tatsache, dass Adam den Entführer seines Vaters getötet hat (wenn auch aus Notwehr, nur da war sich Kim bekanntlich nicht sicher) hat damals zwischen den beiden für einen heftigen Streit gesorgt. Die Freundschaft der beiden lag damals auf der Erde niedergetrampelt und wie man die beiden diesmal miteinander hat agieren lassen, das war so 'erwachsen' dargestellt, da fällt mir wirklich kein anderer Begriff ein. Kim hat Adam bei jeder weiteren negativen Nachricht zur Seite gestanden, ohne das überhaupt in Frage zu stellen. Als sie dann Beweise gegen Ortiz sammelt und diese ihm präsentiert, reagiert er so, wie sie es vermutlich einkalkuliert hat, da sie ihn auch kennt. Dennoch bleibt sie während des gesamten Gesprächs vollkommen ruhig und gibt immer nur behutsam Input, um Zweifel zu säen. Adam beharrt dennoch erstmal darauf, dass Ortiz unschuldig ist. Aber Kim läuft dennoch nicht gleich zu Hank, sondern sie hält den Ball flach, vertraut darauf, dass Adam noch die Wahrheit erkennen wird und vertraut dadurch vor allem ihm selbst, etwas was sie in Bezug auf Bob eben nicht getan hat. Und sie wird dafür belohnt, weil Adam zu einer ähnlichen Erkenntnis kommt und dann auch noch die oben schon analysierte reife Entscheidung trifft. Aber dem war in dieser Episode immer noch nicht genug, weil Adam sich geschafft von den Ereignissen einige Drinks in einer Bar genehmigt und auch dort taucht Kim auf, um sich um ihn zu kümmern. Auch das vollkommen unaufgeregt und ohne Vorwürfe, sondern mit Verständnis. Dann spricht sie sogar noch selbst an, dass sie und Makayla als seine Familie nie zulassen werden, dass er mal zu Ortiz 2.0 wird und es war schön, die Botschaft der Episode auf den Punkt präsentiert zu bekommen. All diese Szenen waren völlig ohne große emotionale Ausbrecher und dennoch fand ich sie einfach nur schön.

Fazit

"Chicago P.D." zögert der Unit-internen Konflikt weiterhin hinaus, aber die Wartezeit wird wenigstens mit einer guten Adam-Episode überbrückt. Insgesamt war es sicherlich keine spannende Episode, da sie teilweise auch dilettantisch gestaltet wurde, aber darauf kam es nicht an, denn es ging nur darum, möglichst effektiv die Entwicklung von Adam aufzuzeigen und das hat geklappt. Hiernach kann man wirklich mal stolz als Zuschauer*in sein und das ist bei so einem hitzköpfigen Charakter nun wahrlich nicht selbstverständlich!

Lena Donth – myFanbase

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