Review: #9.12 Die Gefürchteten

Bereits in der letzten Episode hat sich angedeutet, dass es schon bald wieder richtig um Informantin Anna Avalos im Zentrum gehen würde. Das ist direkt nachfolgend nun umgesetzt geworden. Auch wenn ich dabei bleibe, dass Anna selbst Faszination genug als Figur ausstrahlt und es deswegen verdient hat, so einen langen Handlungsbogen zu bekommen, glaube ich auch, dass Anna vor allem dafür da ist, dass Hank Voight auf einen neuen Läuterungsprozess mitsamt Vermenschlichung geschickt werden soll. Erfahrt nachfolgend, wie ich das meine.

Insgesamt fand ich die Episode, die voll mit den Ermittlungen ausgelastet war, nur mittelmäßig. Im Vergleich zu den letzten Wochen ist es definitiv der schwächste dargestellte Fall, weil vor allem auch dem Drehbuch deutlich anzumerken war, dass einiges in der Handlung so hingebogen werden musste, damit andere Anknüpfungspunkte passten. Damit wirkt das Geschehen dann nicht natürlich. Das fing schon damit an, dass es darum gehen sollte, den Boss der Gang Los Temidos zu entlarven, der bislang für das CPD nur unter einem Spitznamen bekannt ist. Doch kaum war Javier im Bild, hat sich die Auflösung im Grunde selbst erklärt. Es war sicherlich nicht so, dass die Episode angestrebt hat, hiermit einen richtigen Überraschungseffekt zu erzielen, aber andererseits ist das ein Grund, das Ganze so plump zu gestalten? Abseits davon war es dann vor allem, wie die Unit auf einer Party von Paco zuschlagen musste, so dass er die Gesichter der Unit kannte und deswegen nachher Anna als Informantin identifizieren konnte und gleich geschworen hat, dass sie bald tot sein wird. Das war auch etwas ungeschickt ineinander geschrieben. Wäre also der charakterliche Rest nicht gewesen, dieser Fäll hätte bei mir definitiv eine unterdurchschnittliche Bewertung bekommen.

Beim Persönlichen ist es vor allem spannend, dass Anna weiter ausgebaut wird und dass sie vor allem eine Verbindung zu Hank aufbaut, die für beide zu einem großen Problem werden könnte. Denn in "Chicago P.D.", andere Serien sowie das reale Leben haben es oft genug schon bewiesen, leben Informant*innen ein extrem gefährliches Leben. Wenn Hank also nun hilft, dass Annas Sohn Rafa im Krankenhaus ohne Krankenhausversicherung adäquat behandelt wird, dann ist sicherlich eine Grenze überschritten. Es wird auch deutlich, dass sich Anna dieser überschrittenen Grenze sehr bewusst ist, dass sie es eigentlich sogar gerne anders hätte, dass sie sich aber selbst mit ihrem Hitzkopf immer mehr in diese Situationen manövriert. Bei Hank wiederum ist es dagegen schon fast ein Muster. Mit Erin Lindsay und Hailey Upton kennen wir es, dass er Schützlinge hat, aber auch speziell bestimmte Informantinnen, zu denen er immer eine intensive Beziehung hatte, sind uns im Serienverlauf schon begegnet. Deswegen ist Annas Schicksal für mich eigentlich schon geschrieben. Die Frage ist nicht mehr, OB sie sterben wird, sondern WANN sie sterben wird. Zumindest hat die Serie dieses Muster immer und immer wieder erzählt. Nun kann "Chicago P.D." immer mal wieder überraschen (für mich immer noch unangefochten vorne die Affäre von Adam Ruzek und Hailey), deswegen will ich gar nicht absprechen, dass vielleicht auch eine andere Lösung gefunden wird. Aber selbst wenn Anna wie erwartet das Zeitliche segnen sollte, das muss deswegen ja nicht gleich schlecht sein, denn vielleicht bewirkt es auch Interessantes bei Hank. Aber Anna ist wenigstens bislang keine Figur, die schwach vor den Bus geworfen wird, denn die Offenbarung ihrer Vergewaltigung und ihres Traumas, das hat schon gezeigt, Anna ist als Figur durchaus besonders.

Kommen wir abschließend noch zu den Auswirkungen auf Hank. In #9.09 A Way Out hatten er und Jay Halstead den Deal geschlossen, dass sich Ersterer bei illegalen Aktivitäten immer an ihn wenden würde. Da war seitdem nicht mit gearbeitet worden, aber das Versprechen wurde nun eingehalten und für den Anfang fand ich es vielversprechend. Denn noch bevor Hank Jay gemäß des Deals einweihen musste, hat man doch deutlich gemerkt, dass sich das Verhältnis zwischen diesen beiden verändert hat. Schon als Hank Jay zur Hochzeit gratuliert hat, war Ehrlichkeit zu spüren. Hier holt er sich nun bei ihm ohne Druck einen Rat ein, so dass sogar Jay selbst völlig überrascht war. Aber es ist eine gute Geste von Hank, der damit beweist, ich achte dich und für das, was du für mich getan hast. Später als Paco dann Annas Leben bedroht hat, überlegt sich Hank zig Möglichkeiten, diesen aus dem Weg zu räumen, weswegen er sich Jay anvertraut. Dieser agiert sofort und findet eine Lösung, die nicht final ist, aber besser als nichts. Zwar hat das emotionale Erpressen sehr an das vom FBI-Agenten Walker North erinnert (wenig einfallsreich!), aber es war die Demonstration von gegenseitigem Vertrauen und Beweisen, dass der Deal wirklich eingehalten werden soll. Hiernach vermute ich doch stark, dass wir das Ausreizen des Themas noch einmal in größerer Form in dieser Staffel erleben werden und da bin ich schon gespannt drauf. Hank hat aber weiterhin dir Sorgen mit Anna und schickt sie nun direkt in die Höhle des Löwen, zu Javier. Es wird also weitergehen, nur wie genau?

Fazit

"Chicago P.D." bietet nur einen schwachen Kriminalfall diese Woche an, aber die Episode konnte durch das persönliche Drumherum noch auf ein gutes Mittelniveau gehoben werden. Anna fasziniert als Informantin weiter, auch wenn ihr Schicksal bereits besiegelt scheint und Hank hält seinen Deal mit Jay ein, was ihre Beziehung weiter verändert. Das waren gute Nebenschauplätze, die ich dieser Episode hoch anrechne.

Lena Donth – myFanbase

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