Review: #10.05 Apokalypse der Menschlichkeit
Während Hailey Uptons Innenleben vergangene Woche noch ausgespart wurde, sind wir diesmal mittendrin, wobei man deutlich merkt, sie ist noch nicht bereit, sich der Realität zu stellen. Gut, dass sie diesmal auf einen Fall stößt, der wohl eine längere Storyline auslöst und ihr etwas zu tun geben wird, was vielversprechend aussieht.
Bei "Chicago P.D." sind offenbar Montagen von Szenen in, denn nachdem das Stilmittel schon letzte Woche bei Dante Torres geboten wurde, haben wir es diesmal bei Hailey, die Tag für Tag die Nacht auch noch mitnimmt, um für Trudy Platt Fälle abzuarbeiten, während die anderen aus der Unit abends immer irgendwo einkehren, wo sie sich aufgehoben fühlen, während Hailey gerade vor dem Nichts steht. Das wurde hier mit wenigen Momenten gut eingefangen und ich muss sagen, bleibt ruhig bei dem Stilmittel, ästhetisch und aussagekräftig zugleich. Von dort aus geht schließlich die Ermittlung los und ich muss sagen, dass es für mich in dieser bislang noch kurzen Staffel bislang der beste Fall war. Denn durch die gefesselte Jugendliche, wie Hailey dann niedergeschlagen wird und wie dann die Suche nach ihr beginnt, obwohl es nicht viele Anhaltspunkte gibt, das war von Anfang bis Ende spannend und das wichtigste: unerwartet.
Patrick O'Neal ist seit dieser Staffel der neue Boss beim CPD und seine Auftritte bislang haben darauf hingedeutet, dass er eher ein Verbündeter als Gegner ist, doch das könnte nun gefährdet sein, denn sein Sohn Sean kommt ins Spiel. Mein Eindruck zu ihm war tatsächlich erstmal positiv, zumal er über den Verlauf der Episode auch in sich schlüssig erschien. Der Ex-Junkie, der mit seinem Zentrum verhindern will, dass es anderen Jugendlichen ähnlich wie ihm selbst ergeht. Dazu der Sohn eines Cops, der also weiß, wie die Mechanismen in diesem System funktionieren, also bewusst gewisse Dinge verhindern will, um seine Jugendlichen zu schützen, weil es manche Strukturen gibt, die niemandem zugute kommen, unabhängig vom Alter. Das passte also alles, wie auch der kurze Einblick in die Dynamik zwischen Vater und Sohn. Denn der Vater scheint zum Sohn zu halten, dennoch ist da eine Anspannung zu merken gewesen, weil Sean sofort betonen musste, dass er nicht high ist. Aber all das war logisch für mich, so dass ich ihn als Partner für Hailey abgehakt habe, der vielleicht später noch einmal auftauchen wird, um dem Boss O'Neal noch mehr Profil zu geben. Im Grunde tritt das nun auch ein, nur unter anderen Voraussetzungen, denn Sean ist scheinbar nicht der Partner, sondern der Feind.
Im Grunde hätte ich nur auf Haileys Instinkte vertrauen müssen, die ihm gleich von Anfang an tief misstraut hat. Auch als sie wusste, dass er O'Neals Sohn ist, ist sie keinen Millimeter von ihrer Art und ihren Prinzipien abgewichen und hat Sean einem Verhör unterzogen. Später hat sich das etwas aufgeweicht, aber letztlich hat sich Hailey am Ende doch wieder auf ihre Instinkte besonnen. Wo ich wahrscheinlich gedacht hätte, Abby erträgt das Leben einfach nicht mehr und es ist eine Schande, dass es so weit kommen musste, beginnt es in Hailey sofort zu arbeiten, weswegen selbst die letzten drei Minuten noch einmal völlig überraschend für mich waren. Vielleicht habe ich mich auch nicht sofort auf sie verlassen, weil meine Instinkte mir eher gesagt haben, dass es ein typischer Fall ist, den Hailey sehr persönlich nehmen wird und wir wissen aus Erfahrung, dass es dann genau die Ermittlungen sind, wo sie gerne schon mal die Grenzen überschreitet. Aber hier läuft alles richtig ab und man muss den Hut ziehen, top Job, top Instinkte und am Ende eine wahnsinnige Recherchearbeit. So ähnliche Sequenzen haben wir bei Hailey auch schon öfters gesehen, so dass auch noch einmal unterstrichen wurde, sie ist definitiv in ihrer Kombinationsgabe unerreicht in dieser Unit.
Was lernen wir nun über Haileys aktuelles Innenleben? Es ist noch nicht viel, aber das finde ich hier sinnig und akzeptiere ich, denn das Ende deutet schließlich an, da kommt noch was und es wird sich mit der Jagd nach Sean womöglich hochschaukeln. Ich vermute mal, dass es möglicherweise die Storyline für das Midseason-Finale ist. Wir erleben weiterhin, dass alle um Hailey bemüht sind, aber genau das kann sie nicht gebrauchen, denn sie will sich nicht dem Fakt stellen, dass sie durch Jay Halsteads Weggang nun bedauernswert für andere ist. Ich denke auch, dass sie sich seine Abwesenheit innerlich so zurechtlegt, dass er bald wieder da ist. Deswegen hat sie auch so empfindlich auf die Nachfragen von ihrem Kollegen Collins reagiert, der den vermeintlich offenen Posten in der Unit gerne hätte. Nein, Hailey macht ihm gleich eine Ansage, denn der Platz ist nicht frei, es ist schließlich der von Jay. Den Teil also kann sie sich irgendwo noch schönreden, aber die Einsamkeit zuhause, die kann sie nicht ignorieren, weswegen sie eben ständig Überstunden an Überstünden reiht, um dann womöglich nur noch erschöpft ins Bett zu fallen und ein paar wenige Stunden Schlaf abzugreifen. Bislang kann man das Verhalten gut mittragen, denn Hailey hat eindrucksvoll bewiesen, dass es ihre Arbeitsqualität (noch) nicht beeinträchtigt. Aber vielleicht wird das so nicht bleiben, denn Sean hat in ihr auch etwas anklingen lassen. Zwar war sie zu dem Zeitpunkt ihm schon eher zugewandt, aber er hat immer dort hingestochen, wo es wehgetan hat. Zunächst wirkte es so, als wäre das eben für die emotionale Verbindung gedacht, aber im Nachhinein habe ich es mir noch einmal durch den Kopf gehen lassen. Wenn er wirklich dieses kriminelle Mastermind ist, hat er dann vielleicht genau durch solche Sätze, die ihren Schmerz angesprochen haben, Hailey verunsichern und aus dem Tritt bringen wollen, um sich selbst zu schützen? Wenn alles so stimmt, dann hat es nicht geholfen, aber es war ein guter Versuch, denn der Schmerz lauert unter der Oberfläche.
Fazit
Die erste Episode, die für Hailey Upton die Nachwirkungen nach Jay Halsteads Weggang beleuchten, empfand ich als gelungen. Man bekommt einen guten Eindruck, was sie innerlich fühlt und was ihre aktuellen Abwehrmechanismen sind, ohne sie aber schon völlig emotional blank zu zeigen. Aber das wird wohl kommen und die Grundlagen wurden spannend gelegt, denn Sean O'Neal könnte ein sehr spannender Antagonist werden. Wahrscheinlich aufgespart fürs Midseason-Finale.
Lena Donth – myFanbase
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Informationen zur Episode
Englischer Titel: Pink CloudErstausstrahlung (US): 19.10.2022
Erstausstrahlung (DE): kein Termin
Erstausstrahlung (Pay-TV): 19.07.2023
Regie: Chad Saxton
Drehbuch: Gwen Sigan
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