Bewertung

Review: #11.03 Träume enden nie

Nachdem ich in der vergangenen Woche nicht so glücklich mit Burzek war, weil es mich gestört hat, dass wieder Barrieren zwischen Kim Burgess und Adam Ruzek aufgebaut worden sind, sieht es dieses Mal schon wieder ganz anders aus. Es ist nicht mehr die stürmische Liebesgeschichte aus den ersten Staffeln, aber es ist etwas sehr Gereiftes, das durch einen weiteren wichtigen Beziehungsschritt unterstrichen wird.

Fangen wir aber erstmal mit dem Schwerpunkt des Falls an. Nachdem schon "Chicago Med" durch #9.01 This Town Ain't Big Enough for the Both of Us angesprochen hat, dass Chicago große Flüchtlingsströme aus Venezuela aufzufangen hat, nimmt sich auch "Chicago P.D." dem Thema nun an. Ich fand das sehr interessant, denn auch wenn man viele Nachrichten am Tag so reingeflattert sehen kann, man bekommt noch lange nicht alles mit und oftmals ist dann entscheidender, was vor der eigenen Haustüre geschieht. Daher wusste ich ehrlich gesagt auch gar nicht, dass sich in Chicago so viele venezuelische Flüchtlinge täglich einfinden. Ich war gespannt, welche Parallelen sich ergeben, da Deutschland mit ganz eigenen Bevölkerungsgruppen und unterschiedlichen Zeitpunkten ganz ähnliche Erfahrungen gemacht hat und auch noch macht. Dennoch muss man insgesamt sagen, dass "Chicago P.D." die Flüchtlingsthematik irgendwann weitestgehend ausspart, weil der Fall eine Wendung genommen hat, die ich nicht kommen gesehen habe. Ist das jetzt eine verpasste Chance? Durchaus! Die Serie hat es durchaus schon öfters geschafft, sich aktuellen gesellschaftlichen Themen anzunehmen, wie beispielsweise auch Black Lives Matter, wo Kevin Atwater mehr in den Fokus gerückt worden ist. Aber es ging auch generell um Polizeigewalt und wie das das Ansehen in der Bevölkerung verändert. In dem Sinne wäre die Flüchtlingsthematik hier ideal gewesen, zumal mit Watch Commander McAlister auch jemand gezeigt wird, der in seiner Überforderung, dass sein Revier zum Camp wird, nicht die ideale Wortwahl findet. Hier hätte man also eine Grundlage finden können, die nicht besserwisserisch ist, sondern mehr Aufklärung und dadurch vielleicht Sensibilität liefert.

Diese Vorlage hat die Episode nicht angenommen, weil es statt um die Flüchtlinge und eventuelle Hassverbrechen dann um Polizist Danny Alvardo ging. In dem habe ich mich auch mal deutlich getäuscht. Nachdem er sich bei Hank Voight zur Unterstützung angeboten hat, war zwar klar, dass er nicht brav mitmacht und dann einfach vergessen, aber ich hatte ihn schon sympathisch wahrgenommen. Er war am Anfang der Episode das Gegengewicht zu McAlister, weil er mehr wie ein Verbündeter wirkte. Daher passte auch sein Ausbruch im Verhör mit Pleasant. Wenn man sich für die Flüchtlinge einsetzt und immer mehr Gegenwind verspürt, die eventuell auch die eigene Herkunft betreffen, warum sollte das dann nicht emotional sich so aufladen lassen? Es passte also alles ins Bild, bis dann eben der Verdächtige Marshall von Danny völlig unverhältnismäßig erschossen worden ist. Da muss ich das Drehbuch also loben, dass es gelungen ist, die Rolle von Danny länger unverdächtig zu halten. Danach war aber klar, da geht was vor sich. Ich fand es schon krass, was dann alles herauskam. Aber auch Kompliment an Darsteller E.J. Bonilla, der zunächst das Kumpelhafte und Ehrliche genauso anzubieten hatte, wie dann das Ekelhafte Überlegene, was er an den Tag gelegt hat, wo er sich immer noch als Samariter inszeniert hat, aber seine Worte so doppeldeutig waren, dass es mich doch hat schaudern lassen. Letztlich ist das, was Danny Raquel und auch Gabriela angetan hat, durchaus etwas, was die Flüchtlingssituation noch in den Blick nimmt, weil es eine Gruppe von Menschen ist, die sehr verletzlich in einem fremden Land ohne absolute Sicherheit sind. Dennoch finde ich, dass das eine Thematik ist, die nicht rein exklusiv auf Flüchtlinge zugeschnitten ist und das macht dann die Verschwendung von Potenzial aus.

Für Kim war es dennoch insgesamt eine passende Episode, weil diese Überstunden für die gute Sache zu ihr passen. Genauso hat zu ihr aber auch gepasst, dass sie speziell beim Thema Vergewaltigung immer eine persönliche Betroffenheit haben wird, wo sie dann auch schnell bestimmte Grenzen hinter sich lässt. Deswegen war auch ihr Bemühen um Gabriela und ihr illegal Papiere zu besorgen, durchaus verständlich. Damit hat sie viel riskiert, aber in einem Rahmen, wo ich finde, dass es als Übersprunghandlung passt, denn Kim muss seit Makayla durchaus anders über Verantwortung nachdenken. Wichtig war in dieser Episode auch die Darstellung von der Beziehung von Kim und Adam. Diesmal war wieder mehr das Vertrauen zwischen den beiden zu merken. Dazu passte auch die Eröffnungssequenz, wo sie einen ganz eigenen Tanz vollführen, also im übertragenen Sinne, und dann merken, wie weit sie schon gekommen sind, weil sie nicht aus dem Takt geraten oder sich auf die Füße treten. Zwar habe ich auch daran gedacht, dass es schön gewesen wäre, Adams Befinden hier nicht auszuklammern. Er hatte ein schwieriges Erlebnis und es sind seine ersten Tage zurück im Job, aber leider tendiert "Chicago P.D." zu oft einseitigen Ansichten. Das erlaubt zwar durchaus sehr intensive Episoden, die für mich die Qualität der Serie auch angehoben haben, aber letztlich würden manche Zuschnitte, damit es auch mal um zwei Figuren gleichzeitig gehen kann, nicht falsch sein.

Dennoch würde ich insgesamt die Botschaft mitnehmen, dass Adam nun wieder mehr im Gleichgewicht ist, so dass das Vertrauen zu Kim stimmt und sie auch die ganzen Überstunden machen kann, ohne dass ihm gleich langweilig wird, weil er nun im normalen Arbeitsprozess auch die Vorzüge des Familienlebens wieder ganz anders wahrnehmen kann. Dadurch hatte er auch ein Gespür dafür, wann der Zeitpunkt erreicht war, wo Kim ihn braucht. Das Ende der Episode war dann ohne Frage schön. Es war kein übertrieben romantischer Moment, aber das passt auch ehrlich gar nicht in diese Serie. Es war mitten aus dem Alltag gegriffen und gerade weil es von Kim kam, wie sehr sie darum bat, dass sie immer wieder neu für diese Beziehung kämpfen, hat sich auch der Kreis geschlossen. Sie war die größere Zweiflerin und obwohl ihre Worte nicht 'Liebe' enthielt, hätte es keine klarere Liebeserklärung sein können. Nun haben wir die beiden schon öfters an dem Punkt erlebt und ich kann nicht verhehlen, dass ich gewisse Zweifel nach all der Zeit wohl einfach nicht ablegen kann. Aber alles in allem hoffe ich, dass diese Heirat wirklich irgendwann stattfinden kann. Und sollte irgendwann einer der beiden Darsteller aussteigen wollen, tut mir leid, das geht dann nur gemeinsam.

Fazit

"Chicago P.D." leistet einen großen Meilenstein für alle Burzek-Fans, der auf sie als Paar wirklich schön zugeschnitten ist. Dürfen wir also endlich wirklich auf Hochzeitsglocken hoffen? Ansonsten verpasst es die Episode leider, die Flüchtlingsthematik in Chicago intensiv zu beleuchten. Dennoch war der Twist rund um Danny Alvardo durch ein Pluspunkt, so dass sich insgesamt eine gute Episode ergibt.

Lena Donth – myFanbase

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