Review: #11.02 Ein schwerer Weg zurück
Nachdem ich mit dem Auftakt von Staffel 11 von "Chicago P.D." nun wahrlich nicht glücklich war, kann ich dieses Mal vermelden: es geht aufwärts! Zwar gibt es immer noch keinen frischen Wind, Dante Torres verweilt wohl zwei weitere Episoden im Urlaub, die Personaldecke bleibt also dünn. Aber diesmal ergibt die zentrale Handlung Sinn. Sie fühlt sich nicht nach Stillstand, sondern nach logischer Entwicklung an.
Nachdem wir Adam Ruzek in der vergangenen Episode nur in einer Szene gesehen haben, wird er diesmal ins Zentrum gestellt, was sich auf jeden Fall genau so angeboten hat. Uns wurde bislang vermittelt, dass es vor allem um die physischen Belange geht, die ihn auch nach sechs Monaten von einer Rückkehr in den Job abhalten. Das habe ich auch zu keinem Moment in Frage gestellt, denn wenn man angeschossen wurde und so viel Blut verloren hat, warum sollte das nicht viel abverlangen? Nun werden wir aber aufgeklärt, dass die gesamte Ausfallzeit dafür sorgt, dass Adam einen viel umfänglicheren Test abschließen muss, der nicht nur die Physis betrifft, sondern auch eine schriftliche Prüfung verlangt. Ich musste da ja ehrlich gesagt schmunzeln und hätte es wohl bei keinem anderen Charakter getan, aber bei Adam ließ es sich einfach nicht vermeiden. Ich will jetzt keine Diskussion zu Adams Intelligenz aufmachen, weil das deplatziert wäre, aber nach zehn vollständigen Staffeln mit ihm wissen wir, dieser Kerl ist ganz sicher nicht einer für die Vorschriften und für die gesetzlichen Zusammenhänge, die hinter der Polizeiarbeit auch stecken. Entweder er ignoriert sie also bewusst, weil er sie innerlich für inkorrekt hält, oder es ist ihm egal, weil bislang ja doch alles irgendwie funktioniert hat. Dass er sich also nun wirklich wieder mit der Basis beschäftigen musste, irgendwie passend und sicherlich sehr sinnvoll.
Kommen wir nun aber zu der eigentlichen Konsequenz aus sechs Monaten Langeweile. Ich fand die Montage am Anfang sehr hilfreich, um zu erkennen, wie der Alltag aussieht und wie sehr er sich auch mit sich selbst langweilt. Langeweile ist ein Konzept, das ich zuletzt als Kind kannte, aber ich bin vom Typus Adam auch weit entfernt. In seinem Verständnis muss man sagen aber sagen, ich habe es verstanden. Generell die Polizeiarbeit und dann von so einer speziellen Einheit wie der Intelligence Unit, diese ist mit Adrenalin verbunden. Wir kennen sie alle die Meldungen – und das betrifft die USA noch weitaus mehr als Deutschland – wenn eine polizeiliche Routineuntersuchung zu toten Polizisten führt. Du musst in diesem Job wirklich bei jedem Einsatz damit rechnen, dass dein Leben jeden Moment vorbei sein könnte. Dieses spezielle Gefühl nun also für sechs Monate zu verlieren und dann auch noch einen Sozialzirkel zu haben, wo all die das immer noch haben dürfen, unfair, würde ich sagen. Deswegen hat sich Adam einen neuen Kick gesucht, das Pokern. Auch hier absolute Logik, denn über all die Jahre hinweg haben wir ihn immer in diesen Runden gesehen. Doch die alte Runde hat nicht mehr ausgereicht, es brauchte mehr Kitzel, mehr Unbekanntes, mehr Gefahr. Weswegen er dann seine Informanten nutzt, um an die Pokerrunden mit höheren Einsätzen zu kommen. All das löst dann den Fall der Woche auf.
Ich gehöre zur Fraktion, die immer zu Adam gehalten hat, obwohl er eindeutig eine ambivalente Figur ist, die mich oft im Negativen herausfordert, auch weil da diese Seiten durch die Erziehung seines Vaters sind, die er wohl nie vollständig wird ablegen können. Diese Episode war wieder ein Klassiker. Ich habe alles verstanden, was Adam getan hat, weil es zu ihm passt, aber ich konnte nicht alles gut heißen. Und so schlimmgut das Ende letztlich war, er hatte es verdient, muss man einfach so sagen. Er hatte es verdient, dass er nun wieder arbeiten darf, weil er im Kern trotz allem ein guter Cop ist, aber er hatte es genauso verdient, dass sein Handeln, das nur ihn selbst betroffen hat, Konsequenzen hat und in diesem Fall einem jungen Menschen das Leben gekostet hat. Die Ohrfeige saß, aber sie war richtig. Erst in der finalen Aktion, als Adam weiß, dass er als Erster bei Zaco sein wird, das war der erste Moment, wo ich dachte, jetzt macht er für ihn, nicht für sich selbst. Alles andere war aber nur die Suche nach Selbstbestätigung, dass er es immer noch drauf hat. An diesem Punkt muss ich auch an die Charakterentwicklung denken, denn speziell als Vaterfigur für Makayla hat er doch ganz andere Seiten entwickelt. Andererseits bleibe ich wohl bei der Einschätzung, dass die ganze Undercover-Ermittlung gegen die Becks und dann dieses entsetzliche Ende ihm viel genommen hat. All das war kein Alltag, sondern Ausnahme, von daher kann man dies wohl mal verzeihen. Aber ich will für die zukünftigen Episoden sehen, dass er aus diesem Rückschlag mit Zaco lernt. Dass er sich wieder mehr auf die Arbeit an sich fokussiert und weniger darauf, wie er sich dadurch seinen Kick holen kann.
Nachdem ich auch bemängelt hatte, dass Kim Burgess mit Adam im Auftakt keinen wirklichen Moment hatte, wird das hier ausgiebig nachgeholt, aber es war dennoch keine gute Episode für Burzek-Fans. Auch wenn es sicherlich wieder gut war, wie bedingungslos Kim Adam beistand. Das war in den Staffeln 9 und 10 schon mal größer Thema. Dennoch darf das nicht dafür sorgen, dass Kim blind unterstützt. Aber das gilt auch für beide Seite. Beide sollen sich unterstützen und zusammenhalten, aber sie müssen auch aufeinander Acht geben und dürfen sich nicht alles durchgehen lassen, denn der Job kennt die hässlichen Seiten. So wie Adam Kim solange beigestanden hat, bis sie sich endlich psychiatrische Hilfe gesucht hat, so ist sie nun gefragt. Deswegen hat es mich ein wenig gestört, dass sie Adams Lüge so unkommentiert hat durchgehen lassen. Bzw. wir müssen ja LügEN sagen. Zunächst hat er gelogen, dass er in seiner üblichen Runde unterwegs war und dann hat er gelogen, dass Zaco ihn auf etwas aufmerksam gemacht hat, wo er Infos sammeln wollte. Schlichtweg gelogen, wie Zaco später verrät, denn Adam hat ihn angebettelt, dabei sein zu dürfen. Denn wie gesagt es ging um den Kick, aber nicht darum, Polizeiarbeit zu leisten. Ob hier möglicherweise noch das Thema Spielsucht aufgegriffen werden soll, das wird abzuwarten bleiben, aber so oder so spricht das nicht für die Beziehung. Zumal Adam auch als Erstes Hank Voight angerufen hat. Dazu gab es den Moment, wo Kim ihn erinnert hat, dass sie Teile seines Leidens erst vor Kurzem selbst durchgemacht hat. Alles lag auf dem Tisch, aber es wurde nicht recht zusammengebracht, dass mein Shipper-Herz beruhigt ist.
Dennoch war es insgesamt eine gute Episode, weil sie sehr persönlich war, weil sie in der Fallbetrachtung sehr spannend inszeniert war und durch Adams impulsives Verhalten unberechenbare Momente hatte. Am Ende wurde sie auch noch überraschend emotional. Sie hat eindeutig mehr in mir bewegt als der Auftakt. Da ich immer gesagt habe, dass ich bis auf Hank auch ungerne die lieb gewonnenen Charaktere verlieren will, bestätigt das also die Theorie. Es ist immer noch gut möglich, mit ihnen gute Episoden zu schreiben. Aber gerade für die Zukunft braucht es die neuen Einflüsse, um die Dellen zwischendurch besser aufzufangen. Man sollte sich nicht darauf ausruhen, langlebig und Teil von OneChicago zu sein. Auch das könnte auf einmal einfach vorbei sein.
Fazit
Es geht wieder besser mit "Chicago P.D.", denn die Betrachtung von Adam Ruzeks Zustand nach sechs Monaten Nichtstun war sehr logisch dargelegt und hat insgesamt eine spannende Episode ergeben. Auch wenn Adams Verhalten in vielen Punkten kritikwürdig war und auch die Darstellung seiner Beziehung zu Kim Burgess das Herz nicht stolpern ließ, so war es im Charakter vollkommen okay und wer weiß, wohin das in der Zukunft noch alles führt.
Lena Donth – myFanbase
Die Serie "Chicago P.D." ansehen:
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Informationen zur Episode
Englischer Titel: RetreadErstausstrahlung (US): 24.01.2024
Erstausstrahlung (DE): kein Termin
Regie: Lisa Robinson
Drehbuch: Gavin Harris
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