Bewertung

Review: #11.09 Wir sind eins

Um einen Monat Erzählzeit zu überbrücken, haben wir Benjamin Levy Aguilar als Dante Torres einige Episoden lang wenig bis gar nicht gesehen, ehe es nun mit seiner Geschichte und konkret mit seiner persönlichen Involvierung mit Informantin Gloria Perez weitergeht. Die Episode weckt ein wenig den Eindruck, dass die Handlung noch nicht völlig losgelassen werden will. Aber ist das auch ein cleverer Schachzug?

In den letzten Staffeln fand ich die Handlungsbögen, die sich über mehrere Episoden gezogen haben, eigentlich alle top gewählt und auch über einen längeren Zeitraum hinweg unterhaltsam. Vielleicht haben wir nun den ersten Widerhaken entdeckt. Zugegeben: Schon die erste hierzu gehörende Episode, #11.04 Escape, hat mich nicht überzeugt. Das lag in der Hauptsache aber darin, dass ich es für eine Episode rund um Torres, die neueste Figur von "Chicago P.D.", zu einseitig fand. Es waren in der Hauptsache Seiten von ihm, die wir ohnehin schon kennen. Dazu kam hinzu, dass sich einige Dialoge mehrfach in leichten Abwandlungen über die Episode gestreckt haben. Aber alles in allem fand ich den Fall nicht langweilig und ich fand auch genauso wenig die Idee zu verteufeln, dass sich Torres auf seine Informantin einlässt. Dementsprechend war ich sehr, sehr positiv offen für diese Fortführung, doch rumgerissen wurde der Eindruck leider nicht.

Der erste Grund liegt darin, dass ich erneut nicht abschütteln könnte, dass sich viele Ansätze zwischen Torres und Gloria so wiederholend anfühlten. Dazu passt auch der Episodentitel, der in Bezug auf Torres auf Spanisch gewählt wurde. "Somos uno" - "Wir sind eins". Der Titel ist toll gewählt, aber dass die Episode auch fast sonst nichts zu bieten hatte, das war langweilig. Gloria hat die Worte nicht nur in dieser Episode gleich mehrfach wiederholt, sondern schon vor einigen Wochen war das die Grundprämisse. Wir sind uns ja so ähnlich, wir haben dieselbe Geschichte, blabla. Es kam mir irgendwann wie ein Mantra vor, aber eins, was man sich offenbar einreden muss, damit es wirklich hängen bleibt. Ich bin bei solchen Sprüchen immer sehr skeptisch, denn wenn man es sich selbst immer so in Erinnerung rufen muss, ist es dann überhaupt echt? Ich fand ohnehin, dass es sich relativ einfach gemacht wurde mit dem Argument, dass Torres und Gloria ähnliche Charaktere sind. Wo sind denn die Belege? Denn über zwei Episoden hinweg habe ich bei Gloria nicht so viel in Erfahrung gebracht, dass ich das wirklich bestätigen könnte. Und so oft, wie sie Torres immer gefragt hat, was mit seinem Stiefvater war und wie er noch heute darüber denkt, das kam mir manchmal wie eine Gehirnwäsche vor.

Der zweite Grund ist dann wiederum, dass die Episode in den meisten Teilen vorhersehbar war. Vor allem in der zweiten Hälfte. Die erste Hälfte würde ich mit zwei Aspekten, auf die ich gleich noch eingehen werde, noch ausnehmen wollen, aber in der zweiten Hälfte hatte ich schon so ein Gespür dafür, wie es ablaufen könnte. Ich hatte mir nur zwei Möglichkeiten offen gelassen und die eine davon wäre noch gewesen, dass Gloria zu Tode gekommen wäre, denn damit arbeitet die Serie schon mal gerne, nahestehende Figuren einfach mal abkratzen lassen. Aber die ganze Sequenz in dem Nachtclub, wie sich da alles hochgeschaukelt hat und dass es dann ausgerechnet Gloria ist, die selbst abdrückt, um wirklich auch frei zu sein, das passte alles haargenau in das Bild, was "Chicago P.D." mit Vorliebe zeichnet. Es war zwar dennoch spannend inszeniert, aber die Serie kann durchaus mehr Überraschung. Auch wenn nach elf Staffeln vieles schon abgegrast ist, aber die Cop-Serie beweist immer wieder, dass sie sich neu erfinden kann und sei es noch so in einem kleinen Rahmen. Hier wurde aber nichts neu erfunden und dementsprechend gehört die Episode nicht zu den Highlights. Gloria haben wir am Ende als Figur auch noch und ja, ich bin sie jetzt schon über. Bis auf immer dasselbe von sich zu geben, habe ich von ihr nicht mehr Reize ausgesendet bekommen. Dementsprechend sieht mich hier niemand jubeln, dass sie noch einmal auftauchen könnte. Bitte nicht, Torres hat das auf jeden Fall insgesamt nicht gestanden.

Zwei Aspekte sind mir aber positiv in Erinnerung geblieben. Das eine ist, dass ich nicht damit gerechnet hatte, dass in die Geldübergabe noch eine weitere Partei eingreifen würde. Dementsprechend war diese Inszenierung von Zweifeln gegenüber Gloria ein überraschender Kniff. So wie ich bislang von ihr geredet habe, ist es auch wenig überraschend, dass ich ihr das voll zugetraut habe. Dass sie es letztlich nicht war (wobei ich diese nahe Verbindung und nein, sehr, sehr seltsam finde), hat sie dann auch nicht besser für mich aussehen lassen. Dafür hat mir gefallen, dass für Torres Kim Burgess die Verbindungperson war. Sie war bislang tatsächlich die einzige Figur, die mit ihm noch nicht mal inniger agiert hat, somit ist ein Kreis vollendet. Man hat aber auch gemerkt, dass da die persönliche Verbindung nicht so da war. Kim wirkte recht abgebrüht und auch mehr aus der Position einer Kollegin heraus, die mehr Erfahrung hat. Sie hat zwar zu Torres gehalten und ist ihm nicht in den Rücken gefallen, aber ihre Ansage an ihn, nachdem sie von der Affäre gehört hat, die war nicht ohne. Kim hat sich selbst schon in ganz ähnlichen Situationen wiedergefunden, weswegen sie wohl auch dicht gehalten hat, aber wären es Adam Ruzek oder Kevin Atwater gewesen, sie hätte ihre Ansage sicherlich persönlicher rübergebracht. So hat man deutlich gemerkt, dass Kim und Torres nichts konkret verbindet. Aber ich fand es nicht schlimm, denn es muss ja erstmal ein Anfang gemacht werden. Wäre hier so getan worden, als seien die beiden schon beste Freunde, das hätte ich dagegen wohl unnatürlich gefunden. Daher hier eine clevere und gut umgesetzte Wahl.

Fazit

Diese 11. Staffel meint es mit Dante Torres bislang nicht gut. Ich mag die Figur, sie hat mein Herz, aber die Geschichten in der Staffel davor waren für ihn stärker. Gloria Perez ist sicher keine Rolle, die ihm gut als Szenenpartnerin gestanden hat. Es wirkte dadurch alles zu wiederholend und leider auch vorhersehbar. Kleinere Aspekte konnten die Episoden zum Glück noch auf durchschnittliches Niveau retten.

Lena Donth – myFanbase

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