Bewertung

Review: #11.12 Innenschau

Offenbar habe ich "Chicago P.D." in dieser verkürzten Staffel nicht so viel zugetraut, zumindest nicht einen langfristigen Plan. Ich bin zwar schon an einer Stelle skeptisch geworden, dennoch in eine ganz andere Richtung denkend. Dementsprechend bin ich echt überrascht worden in der letzten Episode vor dem Staffelfinale. Das ist faktisch gut, aber etwas habe ich mir doch vor die Birne gehauen.

Gastdarstellerlisten zu führen hat eindeutig den Vorteil, dass man für sich nochmal das Gesehene reflektiert und überlegt, wer denn nun wer ist, weil manche Rollen mit Namen gar nicht so wichtig sind und manchmal auch einfach durchs Bild huschen, ohne eine größere Funktion gehabt zu haben. So ein Fall schien mir auch Frank Matson zu sein. Er war schon im Staffelauftakt zu sehen, dann noch einmal in #11.06 Survival und zuletzt in #11.10 Buried Pieces. In den ersten beiden genannten Episoden war er für mich vollkommen unbedeutend und ja, ich hatte ihn vergessen und verdrängt. In der zehnten Episode sah das Bild schon etwas anders aus, denn da geriet Matson mit Hailey Upton in einen Disput. Dementsprechend schrieb ich in meiner Review: "Ich habe auch die Passage, als sich der Beamte so über Haileys Verhaftung von Sonia aufregte, nicht ganz verstanden. Inhaltlich schon, aber sie hatte später keine Auswirkungen mehr. Taucht das also nochmal auf, dass Hailey Konsequenzen befürchten muss, weil sie etwas an den Gesetzen vorbei gehandelt hat? Oder war es Lückenfüller?" Mir fiel sie also eindeutig ins Auge und ich habe es auch für möglich gehalten, dass es nochmal von Bewandtnis ist. Meine Vermutung ging aber eher in eine Richtung, dass Hailey berufliche Folgen verantworten muss und das möglicherweise für Tracy Spiridakos' angekündigten Ausstieg genutzt wird, damit sie einen Neuanfang wagt. Tja, etwas daneben. Matson ist tatsächlich der Serienkiller!!!

Das hat mich wirklich extrem überrascht, aber in nächster Konsequenz auch begeistert, weil so sehr deutlich wurde, Matson ist dem Autorenteam nicht noch spontan eingefallen, nein, er war mit dem Staffelauftakt da und ist die ganze Zeit aufgebaut geworden. Nachdem Hailey einmal den richtigen Namen parat hatte, hat man in der Zusammenführung der Spuren auch wieder das Durchdachte gemerkt. Auf einmal kam alles zusammen, eins rastete ins andere ein und da kann ich nur den Hut vor ziehen, weil ich weiß, wie kompliziert und herausfordernd es sein kann, dass keine Lücken entstehen. Eins muss mir die nächste Episode aber definitiv noch nachliefern. Wir haben über Josephine Petrovic als Profilerin einiges über den Täter gelernt und er ist eindeutig ein sehr kluger Kopf. Warum hat er dann als Wärter beim CPD gearbeitet, da er dafür auch kein Polizist werden musste, sondern einfach als normaler Beschäftigter angestellt wurde. Dementsprechend wird er auch weniger verdienen und ich könnte mir durchaus auch vorstellen, dass das einem Typus, wie Matson offenbar einer ist, nicht ideal erscheint, alleine vom Prestige her. Vielleicht hatte er aber auch die Karriere und hat den Job als idealen Zugang für seine Pläne gesehen. Ich sehe hier also viele Ansätze, die tiefenpsychologisch für mich noch aufgearbeitet werden müssten, weil ich Täterprofile einfach sehr reizvoll finde.

Insgesamt ist es auch eine echt gute Episode geworden. Es war Tempo drin, es ist auch an einigen Stellen nochmal persönlich geworden. Hailey und Jo sind noch einmal vertieft worden und diesmal hat es auch einen weiteren Schritt gegeben, indem Hailey eben gestanden hat, dass das Laufen nicht hilft und es quasi auch aufgibt, weil sie stattdessen etwas anderes viel mehr erfüllt und auffängt: Der Job und die Menschen, mit denen sie den Job tagtäglich bestreitet. Völlig gesund ist das immer noch nicht, aber anschließend auch an das Versprechen von Trudy Platt an Kevin Atwater vom letzten Mal, die Unit lässt einen tatsächlich nicht fallen und da gibt es also schlimmere Truppen, um sich darauf zu verlassen. Jo wiederum hat ihren Entzug durch einen überbrückten Monat abgeschlossen. Ich fand ihre Rückkehr auch angenehm gestaltet. Ich war zwar etwas irritiert, mit welcher Selbstverständlichkeit es für sie zurück zur Unit ging. Offiziell hat da schließlich nie ein Wechsel stattgefunden, aber es wird wohl auch mit dem speziellen Fall zu tun haben. Aber in der Art war es nicht auf sie fokussiert, dass sie sich gleich überschlägt. Stattdessen war da der Respekt, dass Hailey einen Blick auf sie hatte und man einfach eingesehen hat, Jo muss sich erst wieder langsam einfinden, gerade weil sie ihr berufliches Selbstverständnis all die Jahre auf Alkohol gefußt hat. Aber es wird alles vorbereitet, dass Jo bleibt, also zieht das jetzt auch durch, "Chicago P.D."!

Diese Folge ist auch ein wenig als Vorausdeutung des Finales zu sehen. Hank Voight ist nun also in den Händen von Matson. Er passt eigentlich nicht ins Opferprofil, also wünsche ich mir auch hier klare Erklärungen. Dennoch gehe ich davon aus, dass Matson auf jeden Fall seine Art und Weise durchzieht und dafür braucht er ein Paar. Sehr, sehr, sehr wahrscheinlich wird das Hailey werden. Das hat die Episode stark unterstrichen, als Jo zum Fall dazustößt und die beiden beim Verhör von Leon beobachtet und dann kommentiert hat, wie gut sie sich ergänzen. Aber es ist natürlich nicht nur diese eine Episode, denn seit mehreren Staffeln wurde immer an Hank und Hailey gearbeitet und was sie einander bedeuten und was sie alles schon miteinander durchgestanden haben. Ich habe zwar auch immer kleine Gedankenflimmer, dass es auch etwas einseitig ist, aber da es Haileys Ausscheiden aus der Unit sein wird, entsteht so ein rundes Bild. Ich finde es in jedem Fall auch gut, dass nicht sie, sondern Hank entführt wurde. Denn so muss sie noch einmal richtig über sich hinauswachsen und auch die Unit unter sich nochmal anleiten. Auch wenn also einige Aspekte sehr offensichtlich erscheinen, ich sehe noch genug Potenzial für Überraschungen.

Fazit

"Chicago P.D." hat für mich das Blatt noch einmal völlig gewendet und damit den Teppich für ein großes Staffelfinale ausgerollt. Jason Beghe hat es bei der Promotour bei NBC in Aussicht gestellt, dass uns einer der besten Episoden überhaupt erwartet. Also schnallen wir uns an und bleiben gespannt, denn hier wurde große Lust auf mehr gemacht.

Lena Donth – myFanbase

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