Bewertung

Review: #12.02 Blood Bleeds Blue

Seit meiner enttäuschten Kritik zum 12. Staffelauftakt von "Chicago P.D." ist die Serie mit der zweiten Episode keinesfalls neu erfunden worden, denn an der Ausgangssituation hat sich nur wenig verändert. Dennoch gab es hier zwei entscheidende Unterschiede: Wir haben endlich die neue Hauptrolle Kiana Cook kennengelernt und die Episode wirkte aufgrund der Erzählweise frisch und bahnbrechend schnell wegzugucken.

Bleiben wir erstmal bei der Inszenierung der Episode. Ich habe bei Regisseur Victor Macias mal etwas genauer hingeguckt, weil sein Name bei mir bislang noch nicht so hängen geblieben. Es ist aber bereits die dritte Episode, die er nun schon für "Chicago P.D." inszeniert hat. Als Kameramann ist er sogar noch länger schon an der Produktion beteiligt. Wenn ich mir seine drei Episoden jetzt vergleichend mal anschaue, dann ist doch eindeutig ein Muster zu erkennen, denn Macias scheint der Mann für spannende Action zu sein. Mit dieser Episode hat er aber sein Meisterwerk bislang abgeliefert. Das Geschehen wurde ja beinahe in Echtzeit erzählt. Es kommt nicht ganz hin, aber die 40 Minuten Seriengeschehen spielen wahrscheinlich über maximal 120 Minuten hinweg, eher weniger. Dementsprechend wurde der Eindruck eines Live-Geschehens in jedem Fall unterstrichen. Was mich hier aber besonders begeistert hat, das war dieses geschickte Kombinieren aus ruhigen und sehr spannenden Momenten. Wenn man sich Zeit nimmt, dann wirkt es oft langsamer, dafür aber intensiver. Hier war langsam aber gar kein Kriterium, denn selbst wenn wir Adam Ruzek und die anderen manchmal ohne Dialog und nur mit akustischer Untermalung gesehen haben, wirkte es nicht zäh. Dafür fügten sich die Puzzleteile einfach zu gut ineinander. Eine insgesamt wirklich gute Inszenierung, die auf ihre Weise für die komplette bisherige Serie ein Unikat darstellt.

Im Verlauf der Episode habe ich mich auch bei dem etwas absurden Gedanken erwischt: Wie wäre es gewesen, wenn tatsächlich eine Hauptfigur das alles ausgelöst hätte? Schon vor Staffelbeginn waren die ersten beiden Teaser bekannt und als es hieß, dass es in #12.02 eine Jagd geben wird, weil einer der ihren das Opfer ist, ich war wirklich bang. Nun also sich zu fragen, wie es wohl tatsächlich gewesen wäre, wenn es eine der Figuren gewesen wäre, die ich schon jahrelang begleite, das ist doch eigentlich widersprüchlich. Aber ich bin auch realistisch genug, dass die ganze Emotionalität noch tausend Mal mehr gesessen hätte. Deswegen ist das jetzt so eine 'Was, wären wenn…?'-Geschichte. Eine andere Idee wäre es womöglich auch gewesen, wenn man die Episode einfach etwas später im Staffelverlauf gebracht hätte. Wir hätten uns ein wenig mehr Emily Martel gegönnt und spätestens ab #12.05, da wäre ich emotional doch anders dabei gewesen. So war es auch emotional, aber ich finde oft, dass man als TV-Junkie stets nach DEN Emotionen jagt und dieses Drehbuch mitsamt der Inszenierung, das hätte eine der besten 9-Punkte-Episoden der Serie werden können. Aber unterm Strich bleibt es dennoch ein großes Lob, weil auch wenn es 'nur' um Emily ging, mich hat da viel erreicht.

Was ich auch gefeiert habe: Auch wenn ein größerer Schwerpunkt auf Adam lag, aber es war eine Ensemble-Episode im besten Sinne. Alle, die gerade aktiv im Dienst sind, haben ihren Teil dazu beigetragen. Kevin Atwater überwiegend im Krankenhaus, Dante Torres, der quasi schon außer Dienst war, aber dann entscheidend bei der Festsetzung von Nate mitwirkt und genauso natürlich auch Trudy Platt. Als sie in ihrer ersten Szene durch das Revier wuselte, da musste ich schon grinsen, weil es mich extrem an die ersten Staffeln mit ihr erinnert hat. Sie ist schon lange nicht mehr in der Kapazität zu sehen, was ein großer Wermutstropfen ist, aber hier wurde sich erinnert, welchen Wert Amy Morton hat und wie sie aus wenig auch immer noch Humor herausholen kann. Aber hier war Trudy vor allem fachlich gefragt und ich freue mich immer, wenn sie sich beweisen darf. Dazu haben wir wie gesagt den ersten Blick auf Kiana bekommen. Angeschlossen an meine Bemerkungen zu Trudy, so hat mich auch die neue Rolle im besten Sinne an alte Zeiten erinnert, als die Intelligence Unit immer von Streifenpolizisten unterstützt wurde. Auch wenn ich vermute, dass Kiana nicht in der Rolle verharrt, denn der Hinweis, dass sie schon bei der Taktik-Einheit war, zeigt, dass sie ein Karrierestreben hat, so war es mega cool, mal wieder eine Streifenpolizistin so eingebunden zu sehen und vor allem auch den Respekt zwischen ihr und Adam zu erleben. Da war kein Zweite-Klasse-Denken, sondern er hat ihr auf Anhieb vertraut und sie war nicht nur seine Fahrerin, sondern sie hat ihm auch buchstäblich den Rücken freigehalten. So wie sie zweimal einstecken musste, Respekt. Für eine Rolle natürlich ein toller Start, denn es zeigt Loyalität, es zeigt, dass sie einiges aushalten kann und es gibt schon Andeutungen, mit denen man genug machen kann. Ja, das macht mich ein bisschen euphorisch.

Kommen wir nochmal zu Adam. In meinen Augen ist es nicht das Schlimmste, was er bislang erlebt hat. Adam hat auch schon viel leiden müssen. Sei es um Kim Burgess einige Male, aber auch um seinen Vater Bob Ruzek und Makayla. Genauso war er schon im Visier, von daher kann mir die Serie jetzt nicht einreden, dass wir einen neuen Tiefpunkt erreicht haben. Aber das ist glaube ich auch nicht die Intention. Ja sicherlich, es wird wohl was draus gemacht werden, aber das Episodenende lässt auf nichts Dramatisches schließen. Er war erschöpft und emotional durch, aber ich denke, dass die Sequenz vor allem als Bonding-Moment zwischen ihm und Kiana gedacht war, der sich sicherlich für sie einsetzen wird (oder auch nicht, wenn man Emilys Schicksal bedenkt). Abschließend nochmal kurz was zu Charlie Reid. Wieder nur eine Szene, in der er freundlich und unterstützend daherkam. Aber damit kann ich bislang nicht arbeiten. Denn es führt zu nichts. Nach aktuellem Stand könnte man die Rolle also wieder streichen.

Fazit

Mit Kiana Cook ist etwas frischer Wind reingefegt, aber wohl auch ohne sie hätte ich diese "Chicago P.D."-Episode gelobt. Drehbuch und Regie haben wirklich sehr intensiv ineinandergegriffen. Es war spannend, es war in den ruhigen Momenten extrem emotional aufbrausend und es war einfach gute Fernsehunterhaltung.

Lena Donth – myFanbase

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