Bewertung

Review: #12.03 The Off Switch

Der Cop-Serie "Chicago P.D." kann man eine generelle Entwicklung in Sachen Charaktere nicht in Abrede stellen. Dennoch gelingt es nicht immer ideal, indem es einfach fallen gelassen wird, zu gleich ist oder sogar ständige Rückschritte beinhaltet. Jüngstes Beispiel ist für mich Dante Torres, der Frischling der Gruppe, dessen Solo-Episoden sich aber stets sehr ähneln. Aber es gibt auch sehr gute Beispiel für Konsequenz, wenn man alleine bedenkt, wie lange an Kim Burgess' PTBS gearbeitet wurde. Seitdem hat in meinen Augen Kevin Atwater übernommen und das sehen wir hier sehr deutlich.

In Staffel 11 ist in zwei Episoden sehr intensiv an einer Richtung für Kevin gearbeitet worden, die zwar latent immer schon mit der Figur verbunden war, aber nun regelrecht auf die Spitze getrieben wird. Kevin hat schon als sehr junger Mann die Verantwortung für seine beiden jüngeren Geschwister übernommen. Er hätte sie auch dem System übergeben können, aber er hat es sich bewusst selbst aufgebürdet. Dadurch hat er sich selbst ein wenig die wilde Phase genommen. Locker-smart kann Kevin auch, aber es ist immer da zu Ende, wenn es um Verantwortung geht. Inzwischen ist er nicht mehr in seinen 20ern, sondern ein sehr gestandener Mann, der sein Verantwortungsbewusstsein auch in andere Bereiche seines Lebens gebracht hat, indem er in seiner alten Nachbarschaft ein Haus gekauft hat, um den Menschen dort etwas zurückzugeben und ihnen auch zu signalisieren, er passt hier auf. Doch je mehr Verantwortung man sich auflädt, da braucht es irgendwann nur noch eine Zündung und alles geht in die Luft. Das war für Kevin in Staffel 11 der Überfall auf den Juwelierladen, der ihn so über Monate hinweg belastet hat, dass sogar Trudy Platt einschreiten musste. Aber nur weil sie sagt, wir müssen etwas tun, so ist natürlich nicht sofort alles besser.

Genau an diesem Punkt setzt nun Staffel 12 für Kevin ein. Ich denke schon, dass er die Westbrookes jetzt loslassen konnte. Ein Punkt weniger auf seiner Verantwortungsliste. Aber deswegen hat er sie nicht generell abgebaut. In dieser Episode wird durch Andeutungen schnell unterstrichen, dass mit seinen Geschwistern, mit seinem Vater Lew und vor allen den zahlreichen Mietern seines Hauses da immer noch genug sind, die ständig etwas von ihm wollen. Schon in Staffel 11 wurde angedeutet, dass es Kevin auch viel um die Erreichbarkeit geht, was ihn beruflich unkonzentriert macht. Das ist hier auch zu merken. Ständig ist was auf dem Handy los und das fällt auch Hank Voight auf. Ich finde das sehr interessant, weil es gut zeigt, dass Kevins Wesenszüge so lange sehr löblich sind, bis sie nicht genau das Gegenteil von dem auslösen, was er sein will. Dementsprechend ist er dann bei dem Fall der Woche der Erste am Tatort, der zu Opfer Diane eine Beziehung aufbaut. Es ist genau sein Steckenpferd und dennoch ist früh Sand im Getriebe, denn wo anfangs genau das rechte Maß da ist, da gibt er irgendwann zu viel Gas. Auftritt der forensischen Psychologin Valeria Soto, kurz Val.

Zu diesem Themenfeld fällt mir so viel ein, dass ich mich erstmal etwas sortieren muss. Hole ich also doch einfach mal weiter aus. Generell musste ich bei dem Schwerpunkt der externen Beratung in psychologischer Hinsicht an #11.01 Aus dem Gleichgewicht denken, als wir Dr. Julian Mitchell und ein neues Krisenpräventions-Programm kennengelernt haben. Das war für eine Episode für "Chicago P.D." interessant und dann vorbei. Auch wenn es in Interviews mit Gwen Sigan und Co. immer hieß, da käme noch mehr, aber generell habe ich öfters das Gefühl, dass die jeweiligen Showrunner dieser OneChicago-Serie viel versprechen, was dann nie das Licht der Welt erblickt. Also vielleicht jetzt die zweite Luft? Denn die Rolle von Val Soto geht in eine entsprechende Richtung. Zwar ist sie in kein Projekt involviert, das suggeriert, dass sich das CPD mit psychiatrischen Situationen schwer tut, aber eigentlich kam mit dieser Episode doch etwas sehr Ähnliches dabei herum. Denn Kevin und Hank haben gleich mehrfach gewisse Schwächen offen gelegt. Auch wenn Hank von sich aus ein Hinzuziehen einer Psychologin angesprochen hat, aber eigentlich gefiel ihm die ganze Zeit nicht, was Val gesagt hat. Das ist auch typisch Hank, der lieber die Ermittlung durchdrücken will, als auf den Zustand von Tätern und Opfern zu achten. Aber auch Kevin war nicht der ideale Kooperationspartner. Dementsprechend könnte ich mir durchaus vorstellen, dass vielleicht tatsächlich jetzt hier ein Schwerpunkt für dieser Staffel entstehen könnte.

Aber Vorsicht! Da Val als Love Interest für Kevin eingeführt wird, ist das eigentlich ein überlautes Warnsignal, denn bislang hat keine Frau an seiner Seite die Episodenanzahl von 2 überschritten. Demnach wäre Val für noch eine weitere Episode gut, aber da was Gutes aufbauen? Höchst unwahrscheinlich. Da wären wir dann wieder bei den Showrunnern, die für Kevin in Sachen Liebe Großes versprechen, aber wirklich? Nach diesem Unken nehme ich aber lieber wieder das, was ich bekommen habe und das ist eine neue Rolle, die funktioniert. Schon die Begegnung in der Bar war der ideale Aufhänger, weil Val frech, selbstbewusst, charmant und noch so einiges anders rüberkommt. Ich mochte sie wirklich, auch über die verschiedenen Szenen der Folge hinweg. Auch im beruflichen Umfeld wirkt sie auf mich sehr souverän und ihrer Berufung entsprechend sehr empathisch und sie geht auch für ihre Patienten in die Vollen. Das Gute ist auch, dass sich ihre beiden Ichs auch nicht widersprechen. Ich musste bei Val auch ein wenig an Dr. Daniel Charles denken und generell Psychologen/Psychiater, denen es im privaten Bereich oft schwer fällt, das Analytische abzustellen, so dass sich Menschen um sie herum nicht ständig ausgewertet fühlen. Bei Val ist zu merken, dass sie das auch tut, denn sie hat Kevin mit einem Fingerschnipsen auf den Punkt genau getroffen. Aber dennoch wirkte es nicht unangenehm. Am besten hat mir gefallen, als sie Kevin nach seinem Ausbruch ihr gegenüber später gestanden hat, dass sie ihm sofort verziehen hatte, weil sie wusste, dass es gar nicht gegen sie geht. Das hat sie auch nicht so gesagt, das meinte sie auch so. Deswegen war dann auch der Vorschlag, dass sie einfach mal gemeinsam abschalten, auch so passend, weil es ihr um Kevin ging, aber gleichzeitig profitiert sie auch selbst und dadurch wirkte es privat und nicht beruflich.

Ich muss mich wirklich etwas bremsen, weil mir dieser mögliche Beginn von Kevin und Val so gut gefallen hat. Mir ist vollkommen klar, dass es das schon wieder gewesen sein könnte, aber es zeigt doch auch wieder, dass man Kevin unglaublich gut in solchen Geschichten platzieren kann. LaRoyce Hawkins, aber auch seine Rolle haben das Talent, dass sich eine Frau bei ihm wirklich auf Händen getragen fühlen kann. Dementsprechend ist es noch bedauerlicher, dass er so eine durchgängige Liebesgeschichte bislang noch nicht erhalten hat. Ich kann nur auf das Beste hoffen und das Schlimmste erwarten, aber im Hier und Jetzt: alles gut.

Fazit

Auch wenn der Fall an sich für mich schnell in Vergessenheit geraten sein wird, aber in dieser Episode hat ohnehin die weitere Charakterentwicklung von Kevin Atwater dominiert. Es sieht nach Fingerspitzengefühl aus und fühlt sich auch so an. Die Ergänzung durch Val Soto passt dabei hervorragend. Sie hat wirklich einen hervorragenden Start und die beiden könnten Großes versprechen. Von daher müssen jetzt die Daumen gedrückt werden!

Lena Donth – myFanbase

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