Bewertung

Review: #12.04 The After

Bislang haben wir in der 12. Staffel "Chicago P.D." eine inhaltlich gerechte Aufteilung erlebt, indem wir zum Auftakt Hank Voight im Fokus hatten, dann Adam Ruzek und beim vergangenen Mal Kevin Atwater. Doch statt den Zirkel zu vollenden, hat man sich in dieser Wochen entschieden, zu Hank zurückzukehren. Wobei erweitern wir das am besten gleich noch um Nina Chapman, die offenbar ein neues Power-Duo werden könnten.

Chapman hat auch schon im Staffel 12-Auftakt eine Rolle gespielt und in meiner Review habe ich aus vielfältigen Gründen dargelegt, warum mir alles zu rückwärtsgewandt erschien und dass ich es speziell auch etwas öde finde, dass Chapman glaubt, sie müsse symbolisch die Nachfolgerin einer Kette aus Erin Lindsay und Hailey Upton werden. Doch mit dieser Episode setzt man einen neuen Impuls, der mich doch in dieser Klarheit sehr überrascht hat. Ich weiß noch nicht recht, was ich davon halten soll, aber ich räume der Idee auf jeden Fall ein, für etwas Neues stehen zu können und da genau das immer mein Kritikpunkt seit mehreren Staffeln ist, werde ich es also keinesfalls verteufeln, bevor es überhaupt richtig passiert ist. Schon bevor Hailey Chicago verlassen hat, ist Chapman im Grunde immer nur mit Hank zusammen inszeniert worden. Ich habe in den diversen Reviews dazu sinniert und mir Gedanken gemacht, weil eigentlich nie so richtig klar war, was diese Dynamik zwischen den beiden aussagen soll, auch weil es sich immer geändert hat. Mal war Hank enttäuscht von ihr, weil sie hinter seinem Rücken eigene Interessen durchgesetzt hat, mal war sie sauer, weil sie in wichtigen Details zu Hauptzeugen außen vorgelassen wurde und im Blindflug vor Gericht musste. Aber egal, wie es jeweils ausschlug, da war offensichtlich immer ein Band, was die beiden zusammengehalten hat. Und man muss auch bedenken, dass Chapman schon einige tiefe Einblicke in Hanks Seele bekommen hat, von denen andere wohl nur träumen kann. Sinnbildlich war da sicherlich das Zusammentreffen an Alvin Olinskys Grab.

Warum überrascht es mich also, dass Chapman für Hank Gefühle entwickelt hat? Und so wie ich sie verstanden habe, romantische Gefühle und nicht "Du bist mein Ersatzpapi". Vermutlich weil die Serie nun schon bald 12 Jahre davon lebt, dass Hank Mentor für diverse Frauenfiguren war. Mal eher väterlich, mal rein beruflich, aber eigentlich immer sind es Frauen, für die er Himmel und Hölle in Bewegung setzt. Doch richtig romantische Gefühle waren nie das Thema, denn der Schatten einer Frau stand immer über allem: Camilles. Da ich parallel die dritte Staffel von "Chicago P.D." noch einmal sehe, in der die verstorbene Ehefrau mehrfach eine Rolle spielt, wird mir das hiermit noch einmal kräftiger deutlich. Für Hank gab es den einen magischen Moment, vor vielen Jahren in einer U-Bahn und es war um ihn geschehen. Ein richtiges Meet-Cute, das aus Camille und Hank eine Liebesgeschichte für die Ewigkeit gemacht hat. Danach die Staffeln war die verstorbene Ehefrau nicht mehr ganz so präsent, weil Hank auch weitere Verluste erlebt hat. Nach Justin auch noch Alvin und so hat sich viel überlagert, so dass Camille nicht mehr die herausstechende Persönlichkeit war. Aber dennoch ist sie unterm Strich sicherlich die, die Hank am meisten vermisst, auch weil sie ihn menschlich am meisten beeinflusst hat. Das wurde in dieser Episode auch nochmal dadurch unterstrichen, dass Hank ein Leck im Keller hat und dadurch Kartons mit Erinnerungen in Sicherheit bringen muss. Camilles Name prangte dabei auf einem der Kartons überdeutlich in die Kamera und hat ihren schwergewichtigen Schatten sofort wieder präsent gemacht.

Doch ja: warum keine Liebesgeschichte für Hank nach all den Jahren? All das, was wir über die Jahre zu Camille angereicht bekommen haben, lässt mich auch zum Fazit kommen, dass sie für ihren Mann ein zweites Glück gewollt hätte. Ob er dazu bereit ist, das ist die große Frage. Aber er wurde von Chapman nun so überdeutlich darauf gestoßen, dass er sich der Antwort offensiv stellen muss. Was mich nun noch etwas skeptisch macht, das ist Chapman selbst. Ich habe nichts gegen ihre Figur, aber wenn mich vor Staffel 12 jemand gefragt hätte, wen würdest du für die erste richtige Liebesgeschichte von Hank in der Seriengeschichte wählen? Dann hätte ich mich für einen Charakter entschieden, den wir noch gar nicht kennengelernt haben, damit es diesen Meet-Cute live für uns gibt. Aber das Leben ist nicht immer ein Liebesroman und oft entsteht Liebe auch zufällig auf dem Weg, von daher würde die gemeinsame Geschichte von Chapman und Hank dazu passen. Zudem war es auch ihre stärkste Episode bisher, wie ich finde. Zum einen war es das erste Mal, dass sie so direkt mit an den Ermittlungen beteiligt war und ihre Fürsorge für Jamie stand ihr echt sehr gut. Genauso hat mich aber begeistert, wie unglaublich stark sie sich gegeben hat, als sie Hank zum Schluss klar gemacht hat, dass sie sich von ihm nichts sagen lässt, vor allem nicht dann, wenn sie etwas für ihn aus sich selbst heraus tut. Das war eine echt feurige Ansprache, die so ein Gegenüber wie Hank auch braucht.

Zunächst habe ich aber doch gedacht: Ach, der Hank-Fluch hat wieder zugeschlagen. Alle Menschen, auf die er Einfluss nimmt, die wechseln irgendwann auf die moralisch dunkle Seite. Ich glaube auch, dass er das selbst gedacht hat, als er Chapman aufgebracht sagte, dass sie für ihn nicht die Karriere opfern darf. Aber mit diesem Kniff hin zum Liebesgeständnis habe ich den Hank-Fluch dann schnell wieder begraben, denn das hat keine Rolle vor ihr von sich gegeben. Vermutlich wurde der Themen-Zirkel daher für diese Paarung gebrochen, weil Chapman nun für mehrere Monate nach Denver verschwindet. Das gibt auch der Serie Zeit, genug Geschichten zwischendurch zu erzählen, um dann für Chapmans Rückkehr den nächsten Schritt zu erzählen (zumindest hoffe ich das!) und je nachdem, wie das verläuft, dann könnte man mich damit durchaus am Haken haben.

Nun könnte man meinen, diese "Chicago P.D."-Episode nur dieses eine Thema in ganz wenigen Szenen hatte. War natürlich nicht so, es waren regulär etwa 40 Minuten zu sehen, aber ich muss schon sagen, dass das so ein erzählerischer Höhepunkt war, dass der Rest einfach nur Beiwerk ist. Auch wenn der Fall durch die Verbindung zu Camilles Tod größere Bedeutung hatte, aber rein inhaltlich war er kein Highlight. Einzig Hank und das frühere Opfer Suzanne waren noch ein Highlight, auch weil es mein eigenes Argument nochmal unterstreicht, welche Art Hank mit vielen Frauen hat, ohne dass man an romantische Verwicklungen denkt.

Fazit

Erst war ich etwas genervt, dass es so schnell wieder um Hank Voight und im weiteren Sinne Nina Chapman geht. Aber das Episodenende hat diese Review einmal auf den Kopf gestellt. Eine mögliche Liebesgeschichte hatte ich so gar nicht auf dem Schirm, aber sie hebt eine ansonsten sehr durchschnittliche Episode auf ein doch nochmal besseres Niveau.

Lena Donth – myFanbase

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