Bewertung

Review: #12.05 Water and Honey

SO sieht frischer Wind aus! Was ich zu jedem Season-Beginn hergebetet habe, ist doch eigentlich so simpel umzusetzen und ich bin froh, dass Drehbuchautorin Gwen Sigan das hier erkannt hat, indem sie die beiden jüngsten Castmitglieder, Dante Torres und Kiana Cook, gemeinsam auf eine Mission schickt.

Nachdem Kiana Adam Ruzek bei der Suche nach dem Mörder von Emily Martel ausgeholfen hatte, ist sie für zwei Episoden verschwunden. Nervös hat mich das nicht gemacht, denn für eine Episode kündigst du ja keine neue Hauptfigur an. Dementsprechend war klar, dass es einen Weg zurück für sie geben wird und ich fand es wirklich gut, wie es aufgebaut wurde. Es wirkt organisch und es hat nun zwei sehr unterschiedliche Fälle gegeben, die tatsächlich ein runderes Bild zu Kiana ergeben, so dass man am Ende Hank Voight gut nachvollziehen kann, dass er die verbleibenden Lücken gerne in Kauf nimmt, um auf das zu setzen, was er geboten bekommen hat. Genauso lobenswert ist, dass es nicht wieder Adam ist, der Kiana so ausgiebig an die Seite gestellt wird. Es gab eine kleine Szene, als die gemeinsame Erfahrung uns nochmal vor Augen geführt wurde, denn nachdem sich Hank beeindruckt zeigte, dass sie ihrem Instinkt gefolgt ist, hat Adam bestätigend genickt und der Blickkontakt mit Hank hat dann alles gesagt. Aber er muss Kiana nicht protegieren, damit sie ihre Wirkung entfaltet und das war als Botschaft für mich zumindest sehr entscheidend.

Torres und Kiana zusammen ist nun nicht nur für den frischen Wind eine gute Kombination, sondern vor allem auch für die Charakterentwicklung. Da "Chicago P.D." seit einigen Staffeln sehr charakterzentrierte Episoden erzählt, war es hier clever, quasi eine Zweiteilung vorzunehmen. Ja, es war mehr Kianas Episode, aber es wäre völlig ignorant zu behaupten, dass es nicht auch Torres' Episode war. Ich mochte ihn als Figur von Anfang an, aber in Staffel 11 war ich von dem Themenschwerpunkt für ihn doch sehr enttäuscht, weil es alles immer so gleich und wie Abziehbildchen voneinander wirkte. Aber wie er sie unter seine Fittiche genommen hat, obwohl sie rein von der Ausbildung her beruflich viel weiter ist, war von einer enormen Aussagekraft. Es hat mich auf eine Art auch sehr an #9.18 Ein neuer Rekrut erinnert, nur dass damals Jay Halstead Torres angeleitet hat. Aber es war in der Heranführung von zwei beruflichen Partnern sehr ähnlich, weil Jay ihn damals auch gelöchert hat, um in den Kern von Torres vorzudringen und seine Loyalität gegenüber des CPDs zu testen. Auch wenn Kiana genauso interessiert war und Torres einige Nachfragen gestellt hat, so war es umgekehrt aber wichtig, dass er das mit ihr ebenso gemacht hat und auch nicht locker gelassen hat, als sie jeweils dicht machen wollte. Denn das zeigt vor allem eines, dass Torres im Nachgang gelernt hat, was Jays Art damals für einen Wert hatte und dass er es jetzt umgekehrt auf Kiana angewendet hat. Genauso spannend in der Entwicklung fand ich aber auch, dass er ohne Zögern auf ihre Fragen reagiert hat. Mit welcher Selbstverständlichkeit Torres über seine Zeit im Jugendgefängnis geredet hat, woah, da sind wir auch weit gekommen. Anfangs dachte er ja immer, dass er dafür verurteilt und anders bewertet wird, aber das konnte er offenbar hinter sich lassen. Deswegen abschließend zu Torres, mir gefiel es, welchen Respekt er vor Kiana hatte und umgekehrt hat sie ihn aber auch genauso genommen, wie er ist. Besser kann so eine berufliche Beziehung eigentlich nicht starten.

Zu Kiana selbst haben wir auch einige neue Infos bekommen, aber in einem Rahmen, bei dem man erkennen kann, das Produktionsteam will noch nicht zu früh zu viel Munition verschießen. In ihrer ersten Episode haben wir Kiana sehr körperlich und instinktiv handelnd kennengelernt. Nun kommt die Ergänzung, die zeigt, dass sie auch eine mit Köpfchen ist. Dennoch glaube ich, dass sie auch wegen ihrer Zeit in der Taktikeinheit mehr der Körper als der Kopf einer Ermittlung ist, weil sie mit ihrer Intuition lieber alles im Moment zu lösen scheint, als vorher Unmengen an Beweisen zusammenzufügen. Aber das finde ich auch gut, weil sie damit innerhalb der Intelligence Unit einen anderen Schwerpunkt schafft. Meine erste Ahnung ist, dass sie eher wie Adam agiert, weswegen sie als Paarung auch so gut funktioniert haben, denn da ging es in der Jagd um Schnelligkeit, Mut und Ausdauer. Um dann auch die zweite Frauenrolle hinzuziehen, so ist Kim Burgess immer schon das Herz gewesen. Kiana hat genauso Empathie und Herz, das hat man stark in ihrem Gespräch mit Jess gesehen, aber es ist nicht ihr zentraler Leitpunkt. Sigan hatte die Episode vorher als Murder Mystery angepriesen, was ich auch ruhig stehen lassen kann, aber das sind klassisch so Fälle, wo wenig zusammenpasst und wo Köpfchen gefragt ist. Da hat man deutlich gesehen, dass es die Gruppenleistung brauchte, um das zusammenzubringen und das bestätigt auch meinen Eindruck zu Kiana und das auch im positiven Sinne, weil sie eine Teamplayerin ist. Das war auch deutlich daran zu merken, dass sie sich keinesfalls aufspielen wollte, sondern eher immer schon mit dem Fuß aus der Tür war, aber sie wurde respektvoll von allen aufgenommen und es ist sicherlich nicht verkehrt, dass jeder seine Stärke einbringt.

Neben diese Eigenschaften erfahren wir aber auch, was genau ihre berufliche Zurückstufung verursacht hat. Da wäre sicherlich noch Potenzial für mehr Details, aber dass Kiana ihren Boss, Montgomery, offenbar in seiner Arbeitsweise direkt konfrontiert hat, verrät auch viel über sie. Respekt ja, aber kein bedingungsloses Folgen, um dann möglicherweise mit schlimmen Konsequenzen leben zu müssen. Sie hat was gesagt, sie musste einen Preis zahlen, aber ein schlechtes Gewissen hat sie eindeutig nicht. Die Episode war durch die Regen-Thematik optisch auf jeden Fall herausfordernd, vielleicht habe ich deswegen erst übersehen, dass es zwischen Montgomery und Kiana eine Geschichte gab, aber es wurde immer mehr unterstrichen und zusammengesetzt ergibt das auch, dass er sie eindeutig nicht respektiert. Ob nun nur wegen des Geschlechts, oder dann auch die Hautfarbe das Problem ist, das ist eigentlich auch egal, aber man hat Kiana auf jeden Fall angemerkt, dass sie weiß, dass ihre Hautfarbe es erschwert, nach so einem beruflichen Rückschritt, nochmal nach oben zu kommen. Umso mehr Respekt dafür, dass sie zu sich und ihren Werten steht, obwohl sie sich wahrscheinlich vorher schon ausmalen konnte, was Montgomerys Anprangern auslösen würde. Deswegen war sie auch so ungläubig, dass Hank ihr längst das Okay für die Unit erteilt hat. Man merkt vermutlich, sie ist als Neuzugang bislang genau nach meinem Geschmack und ich freue mich auf die weiteren Möglichkeiten.

Abschließend komme ich nochmal auf den Fall zurück. Halloween wurde diesmal eigentlich nur von Chicago Med offensiv thematisiert, aber dennoch passte diese Episode von "Chicago P.D." wirklich gut zum gruseligsten Tag des Jahres. Durch das Wetter hatte man sehr belastenden Bedingungen, durch das Mysterium um den Anruf und die geisterhafte Gestalt im Wald hat man zusätzlich Atmosphäre geschaffen und dann der Fund von Liams Leiche war schon echt zum Schlucken. Aber auch der finale Showdown im vollgelaufenen Keller war nicht ohne. Hier kam also vieles echt gut zusammen.

Fazit

Das war nun genau die Episode von "Chicago P.D.", die ich mir mit dem Casting von Toya Turner erhofft habe. Dass ihre Rolle Kiana dann auch noch mit Dante Torres agiert hat, war ein großer Bonus, weil die beiden Figuren sich hervorragend ergänzt haben und auch beide gleichermaßen glänzen konnten. Der Fall hat auch eine perfekte Grundlage geboten, von daher der erhoffte frische Wind hat eindeutig eine Brise hinterlassen, die nun hoffentlich länger anhält.

Lena Donth – myFanbase

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