Bewertung

Review: #12.06 Pawns

Normalerweise ist Kim Burgess eine Figur, bei der die Produktion von "Chicago P.D." effektiv gelernt hat, dass man sich auf sie verlassen kann, weil um sie herum immer wieder gute Episoden zu erzählen sind, auch weil man sich auf Marina Squerciati immer verlassen kann, ihr A-Game abzuliefern. Nun war sie die ersten beiden Episoden auf Fortbildungen und dann war sie eher im Hintergrund. Etwa ein Viertel der Staffel ist geschafft und wir sind endlich bei ihrer ersten Solo-Episode angekommen.

Schon im Vorfeld der Staffel war kund getan worden, dass es eine Beförderung geben wird und mit Kim für zwei Episoden busy, busy, war die Rechnung schnell gemacht, aber auch sonst hätte ich wohl auf sie getippt, denn sie hat einfach den Blick am klarsten nach vorne, auch weil sie für die Zukunft mit Makayla schon klare Entscheidungen treffen musste. Nun sind die konkreten Prüfungen anstehend und nach einer schriftlichen und mündlichen Prüfung steht noch die praktische Prüfung an, die als zentrales Motiv für diese Episode gewählt wird. Mit Detective Suarez haben wir dabei eine Gastrolle, die Kim als Prüferin zugeteilt wird. Wir haben schon öfters Kollegen für einzelne Episoden willkommen geheißen und ich muss gestehen, dass ich eine gewisse Skepsis gegenüber diesen Charakteren entwickelt habe, weil diese nicht nur zum schön aussehen dabei sind. Nicht alle haben sich dabei als zwielichtig erwiesen, aber dennoch ist eine gewisse Sorge die ganze Episode über präsent gewesen. Letztlich ist Suarez aber eine von den Guten. Sie ist uns sehr ambivalent gezeigt worden, aber dennoch ist unterm Strich bei mir angekommen, dass sie ihren Job mit Leidenschaft ausfüllt. Sie ist zwar auch desillusioniert worden, weil sie Träume hatte, mit ihrer Beförderung etwas zu verändern, aber auch die Enttäuschung, in einer Mühle festzustecken, hat nichts daran geändert, dass sie Polizistin mit Leib und Seele ist.

Dementsprechend ist Suarez wahrscheinlich in erster Linie eine Zukunftsperspektive für Kim. Auch wenn ich nicht glaube, dass sie mit der Beförderung Wunschträume verknüpft, dafür hat sie dem Bösen schon zu oft ins Auge geblickt, aber ich denke doch auch, dass sie es nicht macht, weil es halt der nächste Schritt ist, sondern weil sie die Verantwortung auch tragen will. Entscheidend war ja auch, dass Suarez sie nicht beeinflusst hat. Dabei hätte sie das gut tun können, wie es so viele tun, die eigenen Enttäuschungen auf andere übertragen, um ihnen so ein Stück Hoffnung zu rauben, aber das war nicht der Fall. Die diversen Gespräche auf den Autofahrten waren in meinen Augen voller Respekt und auch im Fall selbst hat Suarez Kim ihre Freiheiten gelassen und bei kleineren Problemchen auch nicht sofort gedroht, dass es das mit der Prüfung sein könnte, sondern ihr einfach andere Perspektiven aufgezeigt. Das war insofern auch beachtlich, weil man schon gemerkt hat, dass Suarez auch Stress hatte. Auftritt Deputy Chief Charlie Reid, den wir nun einige Episoden lang nicht gesehen haben, aber vermisst habe ich ihn nicht, dafür war er bislang zu nichtssagend. Auch mit dieser Episode fällt es mir weiterhin schwer, ihn besser einzuschätzen, aber er war doch die ganze Zeit eine ominöse Präsenz. Bei der schriftlichen Prüfung, dann durch ständige Anrufe, persönliches Auftauchen, Reid war überall. Kim und Suarez waren sich beide nicht sicher, wen er nun im Blickfeld hat und während Kim eigentlich genau weiß, dass ihr im Zweifel die Beförderung verwehrt wird, ist es für Suarez mehr eine unsichtbare Gefahr. Eine Rückstufung ist auch eklatanter als eine Beförderung nicht zu erhalten. Suarez hatte also genug Munition, aber dennoch war sie eine echte Partnerin.

Kim wiederum wurde in dieser Episode in einem sehr angemessenen Maß in ihrer beruflichen Entwicklung dargestellt. Es wäre unsinnig und unspannend für diese Episode gewesen, sie sofort als strahlend und allwissend darzustellen. Man hat richtig gemerkt, wie sie in einen Tunnel geriet, wenn Führungsstärke gebraucht wurde. Es wirkte stilistisch umgesetzt wie eine außerkörperliche Erfahrung, was ich gut nachvollziehen konnte, denn ich erlebe das auch oft, wenn Verantwortung gefragt ist, für die ich mich noch nicht 100% bereit fühlte, einfach ein Automatismus in mir übernimmt und mir das Gegenteil beweist und das war bei Kim auch deutlich zu merken. Sie hat Fehler gemacht, ja, aber sie wirkte jeweils nur minimal geknickt und hatte sofort eine Lösung parat und das zeigt die Vorbereitung und dass auch bei ihr schon viel verinnerlicht war, wovon sie noch gar nichts wusste. Gleichzeitig hat sie sich in den privaten Momenten natürlich dennoch einen Kopf gemacht und ich fand es für den Charakter sehr passend, dass es nicht darum ging, dass sie die Prüfung vielleicht nicht besteht, sondern dass sie bei dem zweiten Opfer war, was es nicht hätte geben müssen. Hier auch noch ein kleines Lob an Adam Ruzek, der sich auch die ganze Episode über als sehr unterstützender beruflicher und privater Partner erwiesen hat.

Nun sind wir bei dem Knackpunkt dieser Folge ausgekommen: Erst relativ am Ende wird Suarez so aufgeladen durch den Druck von oben, dass sie Kim unterstellt, sie hätte ihren eigenen Fehler Hank Voight nicht gestanden, um sich die Anstellung nach der Prüfung erpressen zu können. Es war so am Ende der Episode, dass es mich für Suarez selbst nicht mehr gestört hat, auch weil ich es nicht mehr als persönliche Ebene empfunden habe, weil sie selbst jetzt das verschreckte Tier im Scheinwerferlicht war, aber was mich dann gestört hat, das war die Entwicklung, wo Kim nun schließlich als Detective beschäftigt sein wird. Auch hier wieder hat mir die Ehrlichkeit von Suarez gefallen, die Kim schonungslos gesagt hat, dass es für ihre Karriere gut wäre, Erfahrungen außerhalb der Unit zu sammeln. Grundsätzlich sehe ich das sogar selbst so, finde aber, dass Suarez' Argument etwas aus der Luft gegriffen war. Ja, sicherlich hat Hank großen Einfluss innerhalb des CPDs und ja, er stellt sich oft schützend vor seine Leute, aber es jetzt so darzustellen, als lebten die Unit-Mitglieder damit auf dem Ponyhof, hmm, etwas lächerlich. Ab hier habe ich schon deutlich gemerkt, dass ein Konflikt kreiert wurde, nur um dann wieder umzuschwenken. Denn klar: Kim verlässt die Unit natürlich nicht. Aber ich bin überzeugt, dass man das inhaltlich hinbekommen hätte. Manchmal muss man auch etwas wagen und da ohnehin nicht mehr alle Hauptdarsteller jede Episode zu sehen sind, um am Budget zu sparen, wäre es durchaus möglich gewesen, Kim einen gewissen Zeitraum einer anderen Erfahrung zu geben. Man hätte ja gemeinschaftliche Ermittlungen sich überlegen können, oder aber wenn es eine Adam-Episoden gegeben hätte, dass Kim auf privater Ebene eingebunden worden wäre. Das hätte man doch sechs, sieben Episoden problemlos durchziehen können, um sie dann zurückzukehren lassen.

Umgekehrt kann es natürlich sein, dass es einen anderen langfristigen Plan gibt. Aber hier Vorsicht: OneChicago hat ein Talent, die offensichtlichen Lösungen völlig aus den Augen zu verlieren. Deswegen mache ich mir keine großen Hoffnungen, wenn es natürlich auch sehr spannende Ideen für diese Konstellation gibt. Dafür muss ich aber zunächst noch einmal einen Schritt zurück gehen, denn die Ermittlung wird interessanterweise mit dem Erbe von Rafael Perez verknüpft. Dieser hat in Staffel 11 vor allem Dante Torres so einige an Problemen bereitet, als dieser undercover gegen ihn ermittelt hat. Deswegen wurde ich gleich hellhörig, als ich seinen Namen hörte. Das ist schon mal sehr positiv, dass hier etwas Vergangenes aufgegriffen wird und das Episodenende verrät uns auch deutlich, dass Gloria Perez offenbar die Geschäfte ihres Mannes übernommen hat. Auch wenn ich Gloria nicht wirklich mochte, weil mir auch der Aufbau in der Beziehung zu Torres zu wiederholend war, aber hier sehe ich das noch als positives Zeichen, auch weil es durchaus sein könnte, dass das alles Teil eines größeren Bildes ist. Denn Reid muss eine Bewandtnis haben und auch Hank wirkte etwas unruhig, dass seine Entscheidung, Kim bei der Unit zu lassen, einen Preis haben wird. Da wir auch mit großen Schritten auf das Midseason-Finale zugehen, könnte es also sein, dass Reids wahre Motive ein entscheidender Punkt sind, der für einen Knall sorgen wird. Sollte es letztlich gegen Hank gehen, dann wäre Kim in ihrer Führungsposition auch gut genutzt. Denn das ist meine große Sorge: Wenn wir ihre berufliche Situation sich jetzt nicht wirklich ändern sehen, dann war das alles umsonst. Und da reicht es mir auch nicht wie in der letzten Staffel, als Jason Beghe seine Auszeit bekommen hat und Hailey Upton für ihn die Leitung übernommen hat. Ich will da inhaltlich wirklich eine Bewegung sehen.

Fazit

Es ist schon ein stolzer Moment für mich als "Chicago P.D."-Fan der ersten Stunde: Mit der Beförderung von Kim Burgess zur Detective kann man wirklich gut rekapitulieren, wie weit diese Figur gekommen ist und wie viel wir alle mit ihr erlebt haben. Leider fehlte der Episode der spektakuläre Effekt und man macht es sich mit einer Entscheidung auch etwas leicht, aber es war dennoch schon gut zu sehen, was sie in dieser Position drauf haben wird; nur sollte das jetzt auch inhaltlich genutzt werden.

Lena Donth – myFanbase

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