Bewertung

Review: #2.10 Der Fallensteller

Diesmal wird also der Cliffhanger rund um den Angriff auf Kim Burgess bei einem Routinecheck aufgelöst. Es ergibt sich insgesamt eine kurzweilige Episode, die aber an einigen Stellen wieder Opfer des Vorhabens wird, an zu vielen Baustellen arbeiten zu wollen.

Das Bangen um Kims Überleben wurde meiner Einschätzung nach gut dargestellt. Es ist hier eben keine Krankenhausserie, da ist es dann auch in Ordnung, dass wir die verschiedenen Wendungen über Adam Ruzek mitbekommen. Insgesamt geht es auch weniger um die Frage, ob Kim überlebt, sondern Adams intuitive Sorge, die er nicht unterdrücken kann, löst vieles aus. Für seine Gefühle war das auf jeden Fall eine starke Botschaft, weil es eben unterstrichen hat, dass er, der doch eher als Player rüberkommt, sehr ehrliche Gefühle für Kim hat und die dann eben auch nicht unterdrücken kann, als ihr Überleben nicht sicher ist. Wäre er wirklich nur auf Spaß aus, dann hätte sich wohl eine rationale Betrachtungsweise durchgesetzt. Auch wenn er als Mann in dieser geheimen Beziehung, wo er von der Stellung her ihr dann auch noch überlegen ist, gar nichts zu befürchten hat, so hätte er das sicherlich nicht freiwillig preisgegeben. So blieb Adam dann auch völlig ruhig, als Trudy Platts Wissen um ihre Beziehung evident wurde. Aber auch Kompliment an sie. Sie mag Kim als Streifenpolizistin noch so oft schikanieren und über sie spotten, in dieser Episode war doch deutlich, dass es einfach eine Form ihrer Sprache von Zuneigung ist. Sie hätte an Kims Seite nicht wachen müssen, auch wenn sie ihr natürlich unterstellt ist und sie damit für sie verantwortlich ist, aber sie hat es auch wirklich mit Überzeugung getan. So hat dann auch Trudy gesehen, dass Adams Sorge wirklich echt ist. Denn ich bin überzeugt, wenn Trudy da überhaupt etwas kritisch sehen würde, dann wären das wohl Adams ehrenwerte Absichten, aber nicht, dass sie es Kim per se missgönnt.

Trudy mag es die ganze Zeit gewusst haben, aber nun wissen es eigentlich alle in der Unit, zumindest die, die sich darum scheren wie Alvin Olinsky und eben Hank Voight. Es war eine überraschend liebevolle Szene, wie er Kim an ihrem Krankenbett besucht hat. Gleichzeitig hatte sie aber auch einen faden Beigeschmack. Es freut mich tierisch, dass Kim nun aufsteigen darf, aber gleichzeitig klang es in Hanks Argumentation so, dass ihr das möglich ist, weil sie sich eine Kugel gefangen hat. Als ob man dann erst richtig Polizist oder Polizistin ist, wenn man solche Verletzungen davon trägt, weil die von der Leidenschaft für den Beruf zeugen. Eine sehe verquere Ansicht wie ich finde. Denn wie oft sind solche Verletzungen vielleicht auch Ausdruck von Unfähigkeit? Wie oft sind sie Zeichen von Egoismus? Bei Kim war es jetzt einfach so, dass sie zum falschen Zeitpunkt am falschen Ort war. Warum hat Hank also nicht das für die Beförderung aufgezählt, was sie wirklich auszeichnet und qualifiziert? Hat er eben nicht, weswegen sich Kim am Ende der Folge im Spiegel auch ganz genau anguckt. Sie hat Hanks Worte also ganz genauso interpretiert, dass ihre Narben ihr das jetzt erkauft haben. Aber lassen wir das mal beiseite. Hank mag kein Fan von Beziehungen am Arbeitsplatz sein, aber er duldet es jetzt. Wie lange es wohl gut gehen wird, wenn Adam und Kim jetzt noch näher als zuvor zusammenarbeiten?

Etwas kritisch sehe ich auch die Darstellung von Sean Roman in dieser Episode. Dass Adam sauer auf ihn war, das war nachvollziehbar, denn das war eben einfach aus Angst heraus. Deswegen war es auch noch gut, dass Hank ihm keine Standpauke gehalten hat, sondern eben auch das sieht, was wir alle sehen können: Sean ist mit Leib und Seele Polizist und er hätte Kim niemals durch Schlampigkeit bewusst in diese Gefahr gebracht. Deswegen wäre es idiotisch gewesen, wenn es in die Richtung Bewegung gegeben hätte, dass er da eine Strafe kriegt. Natürlich war es blöd gelaufen, aber wie er dann Jenn Cassidy angegangen ist, das war auch nicht in Ordnung. Dass diese beiden am Ende Frieden schließen, das war wenigstens gut. Aber so wie Hank da seine Ansprache hielt, dass Sean seine Chance bekommen soll, da habe ich erwartet, dass er wirklich entscheidender für die Ermittlung wird. war aber nicht so, er war einfach nur ein Mitläufer, da wurde also mehr angedeutet, als letztlich erfüllt werden konnte. Genauso ist mir negativ ins Auge gefallen, dass Kevin Atwater keine Emotionalität zugestanden wurde, immerhin ist Kim eine Freundin von ihm…

Der Fall an sich hatte eine angemessene Dramatik. Es hätte mich geärgert, wenn Kim bei einer Ermittlung angeschossen worden wäre, die dann eher so lapidar Beiwerk gewesen wäre. So passt es gut, denn je mehr Opfer gefunden werden, umso perfider wirkt der Täter. Diese Vorrichtungen, die automatisch ausgelöst wurden, die laute Musik, die Tricks, womit auch die Polizisten in die Verantwortung gezogen wurden? Alles sehr spannend inszeniert. Warum kommt dann als Täter da so eine Luftnummer raus? Und warum wird ein Täter mit einer psychischen Erkrankung ausgeguckt, der einfach nur Hilfe braucht, aber hier als kriminelles Mastermind inszeniert wird? Nur weil man bipolar ist und in einer manischen Phase steckt, heißt das doch nicht, dass man gleich solch düstere Pläne entwickelt, die eher an einen Psychopathen erinnern. Wir erleben Spencer York ja auch. Er wirkt harmlos, er wirkt wirklich wie jemand, der Halt im Leben verloren hat und eben seiner Verunsicherung irgendwie Ausdruck verleihen muss. Aber doch nicht so! Auch wie er in der Befragung immer dasselbe sagte, ich hatte da eher großes Mitleid. Wie gesagt, nicht, dass ich ihm nicht grundsätzlich kriminelles Potenzial zutrauen würde, denn die Rache an seinem Professor, das war für mich logisch. Aber nicht so perfekt geplante Taten, die die Folge eines anderen Niveaus sind. Also insgesamt ein spannender Fall, wo Täter und Tat nicht zusammenpassten.

Zuletzt haben wir in dieser Episode den hinausgezögerten Abschied von Erin Lindsay. Da ich nicht glaube, dass sie ewig bei der Task Force bleiben wird, ist Kims neuer Posten auch deswegen nicht in Stein gemeißelt. Man hat Erin nämlich angemerkt, wie viel emotionale Bindung sie an die Unit hat. Kims Involvierung hat es persönlich gemacht, da konnte sie nicht nein sagen. Das passt auch zu ihr. Da mir letzte Folge auch nicht gefiel, wie blöd alle nur aus der Wäsche guckten auf ihre Ankündigung hin, konnte das jetzt gut nachgeholt werden. Alvin schenkt ihr den Flachmann. War für mich jetzt keine herausstechende Geste, aber es war eine. Jay Halstead kokettiert die ganze Zeit damit, wie sehr sie ihn doch vermissen wird, obwohl es in erster Linie andersherum ist. Aber das waren zumindest alles Zeichen, wie viel Erin als Mensch auch hinterlassen hat, das wirkte also würdiger. Nur was sollte der Auftritt von David Lang? Als er die Ressourcen vom FBI angeboten hat, das wirkte noch sehr logisch, weil er eben Erin schnell in seinem Team sehen will, aber so richtig hatte das FBI nachher seine Finger nicht im Spiel. Also eine völlig unsinnige Szene, die mir das ganze auch eher wieder unsympathisch macht.

Fazit

"Chicago P.D." wird an der Front von Kim, Adam und Trudy emotional und macht neue Wege frei, wie sich die Unit jetzt verändern wird, was Potenzial bedeutet. Aber der Fall, so spannend er auch war, er hat nicht zum Täter gepasst und das war wiederum frustrierend.

Lena Donth - myFanbase

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