Bewertung

Review: #2.11 Partnertausch

Erin Lindsay startet nach einer Verzögerung nun ihre Arbeit bei einer Task Force des FBIs. Da Sophia Bushs Ausstieg nicht angekündigt war, war ersichtlich, dass wir sie nun in diesem neuen Alltag begleiten werden. Aber klar, die alten Kollegen dürfen nicht vergessen werden, weswegen es zu einer Zusammenarbeit beider Einheiten kommt, die Erin zwischen allen Stühlen stehen lässt.

Fangen wir aber erstmal mit einem anderen Schwerpunkt an, denn wir haben auch die Rückkehr von Kim Burgess in den Job, nachdem sie angeschossen und deswegen mehrfach operiert werden musste. Ihre Entscheidung bezüglich der Intelligence Unit steht noch aus, aber Trudy Platt ist ohnehin noch etwas skeptisch angesichts ihres Zustands, weswegen sie erstmal den Empfang des Reviers übernimmt. Das waren ganz lustige Szenen, auch wenn es am Ende doch etwas abgebrochen wirkte, eben weil die Ansätze, dass Kim zu nett für diesen Job ist, sehr gut gepasst haben und da war es schon etwas verrückt, wie schnell sie doch den Dreh raus hatte. Ich hätte sie wahrscheinlich im Chaos versinken lassen, zumal Marina Squerciati diese humorvolle Seite ihrer Rolle sehr gut bedienen kann. Währenddessen wird Trudy die Partnerin von Sean Roman, was ich sehr interessant fand. Es ist nun gleich die zweite Episode hintereinander, die eine sehr nahbare Seite der Desk Sergeant zeigt. Es ist auf der einen Seite die Sorge um Kim und auf der anderen Seite das Empfinden dafür, dass Sean noch leidet und dass er nun in Aussicht hat, wieder eine oder einen neue(n) Partner(in) zu bekommen, wenn Kim der Unit zusagt. Es war da extrem wichtig, dass Sean, der sich langsam für verflucht hält, gleich zweimal von unabhängigen Personen wahre Worte hört. Die werden sich bei ihm nicht sofort als wahr einbrennen können, aber dieses Aufladen von Schuld wird ihm nicht einfach durchgehen gelassen.

Dass Kim durch ihr gemeinsames Gespräch mit Sean aber noch so eine Wendung durchmacht, das kam unerwartet, passt aber schön auf ihren Charakter. So hält man doch irgendwie für Erin den Platz frei und gleichzeitig verschafft sich Kim aber auch Respekt, weil sie eine nachvollziehbare Motivation für ihre Absage anbietet. Sie weiß, dass die Arbeit als Streifenpolizistin die Grundlage für alles ist, sie weiß, dass dort zu lernen und dort Partnerschaften zu knüpfen, die durch dick und dünn gehen, genau das sind, was sie später höher bringt und dort richtig strahlen lässt. Mir hat aber auch extrem gut gefallen, dass die Beziehung zu Adam Ruzek nicht als Grund eingeflochten wurde. Er hat sie zwar vor aller Augen geküsst und somit den Startschuss gegeben, dass es alle wissen dürfen, aber dieser süße kleine Moment ist völlig losgelöst von dem Rest. Am Ende geht es wirklich nur um Kim und Sean. Das steht ihr besser, als nur für eine Liebesbeziehung so zu entscheiden, denn so hat sie es wirklich für sich selbst getan. Dennoch würde mich natürlich interessieren, was Adam davon nun hält.

Neben diesem Schwerpunkt geht es aber vor allem eben um Erins Einstieg bei der Task Force und schon mit dem vorherigen Auftreten von David Lang war klar, dass der Übergang nicht einfach wird. Auch wenn Hank Voight sicherlich für Außenstehende auch kein Sonnenscheinchen ist, so führt er seinen Job auf seine Art und Weise aus menschlichen Gründen aus und deswegen setzt er sich auch für alle unter seinen Fittichen ein. Lang macht nun so gar nicht diesen Eindruck. Zumal er eben auch nicht von sich aus auf Erin gekommen ist, sondern dass Steve Kot eben die Vermittlungsperson war, die aktuell keine Rolle mehr spielt. So kommt Erin dann zum ersten Treffen an und ich mag es mir eingebildet haben, aber ich hatte Assoziationen zu einer Burschenschaft, so eine Atmosphäre schien dort vorzuherrschen. Auch wenn die Zusammenarbeit mit der Unit dann später logisch war, weil Cops aus Chicago eben andere Kontakte haben als Cops, die sich für die gesamten USA verantwortlich fühlen, so war es für Erin dann gefährlich, weil sie das vor Augen hatte, was sie sich sofort unwohl fühlen lässt und das, was sie hinter sich gelassen hat, aber sofort vermisst. Deswegen kam es logischerweise zu diesen Spannungen. Die von keiner Seite intendiert waren, aber Erins Freudsche Versprecher waren mehr als ungünstig. Letztlich hat sie den Spagat aber hinbekommen. Sie ist zwar zwischen die Fronten geraten, aber Hank hat sich erfreulich in seinem Ego zurückgenommen, aber sie hat in einem Moment der Mediation genau richtig erschienen. Die harten und impulsiven Kollegen einfach machen lassen, aber sie an der kurzen Leine halten, um dann im entscheidenden Moment den neuen Boss in gute Position zu bringen. Am Ende hatten so alle gewonnen, bis auf Kylie.

Es war wirklich erst etwas undurchsichtig, welche Rolle Kylie eingenommen hat. Ob sie ihren Job als Informantin wirklich ernst nimmt oder ob sie eben nicht dort eine Falle gestellt hat. Spätestens aber mit der Einführung ihres Bruders und ihrer Tochter waren die Hinweise dann doch eindeutig. Kylie hatte sehr fortgeschrittene Pläne, ihrem Freund endlich zu entkommen. Daher war es schon ein gehöriger Dämpfer, wie Lang mit dieser Info umgegangen ist und dass sie für ihn auch nichts geändert hat. Er mag zwar eine größere Verantwortung als Hank tragen, aber es ist sehr bedenklich, nur auf die großen Fische zu gucken, nur auf das Ergebnis, aber nicht auf die dabei involvierten Menschen und was es für sie bedeutet. Deswegen war ich am Ende ähnlich erschüttert wie Erin, dass Lang auch so unbekümmert angesichts der Entlohnung für Kylie war. Dann bekommt sie eben nichts, ist doch egal, ob sie ihr Leben riskiert hat, Hauptsache ich bekomme meine Pressekonferenz. Das ist als Botschaft übrig geblieben und das hat Erin jegliche Illusion geraubt. Jetzt könnte man natürlich argumentieren: Sie muss auf jeden Fall bleiben, denn diese Task Force braucht ein empathisches Gegengewicht. Aber es ist auch genauso logisch, wenn man alleine auf weiter Front kämpft, dass man sich dann möglicherweise irgendwann selbst verliert.

Dass Erin schon nach einem Arbeitstag dringend Ausgleich braucht, das war dann an der letzten Szene zu erkennen, in der sie dem aktiven Werben von Jay Halstead nachgibt. Seit mehreren Episoden waren seine Andeutungen nun mehr als eindeutig. Auch wenn Erin nicht ebenso offensiv agiert hat, abgestoßen war sie nie. Wie ernst es ihr jetzt an diesem Abend war, das ist für mich schwer zu erkennen, aber dieses Ablenken brauchte sie definitiv. Deswegen wollte sie auch nicht von der Arbeit sprechen, musste sie auch nicht, Jay hat es schließlich aus der ersten Reihe mitverfolgt und er wird sie gut genug kennen, um seine eigenen Schlüsse zu ziehen. Aber es erscheint mir gerade sehr logisch, dass Erin bald schon wieder zur Unit zurückfinden wird und genau dann werden Jay und sie vielleicht noch bereuen, was sie getan haben.

Fazit

"Chicago P.D." hat eine insgesamt doch runde Episode geboten, wo am inhaltlichen Aufbau kaum etwas auszusetzen war. Es gab tolle Charaktermomente bei den Frauen der Serie, denn bei den dreien wurde jeweils die empathische Seite gut herausgearbeitet. Das war dann fürs Herz, aber auch für die Kurzweiligkeit sehr angemessen.

Lena Donth – myFanbase

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