Bewertung

Review: #2.12 Auf dem Holzweg

Na, wer sagt es denn? Da ist Erin Lindsay wieder ins Körbchen gekommen. Es war zwar zu erwarten, dass es darauf hinausläuft, zumal ihr Platz innerhalb der Intelligence Unit so offensichtlich freigehalten wurde, aber es hat dennoch absolut nochmal mit der Episode Sinn ergeben, warum der Punkt mit der Reißleine gekommen ist.

Diese Mission mit Bolivien kam ziemlich unerwartet. Auch wenn die Task Force mit einem breiten Wirkungsgrad angekündigt war, aber von Chicago gleich für sechs Monate nach Bolivien in einen aufreibenden Fall hinein? Schon heftig. Das alleine hat Erin aber nicht rausgebracht, offenbar war ein Einsatz dieser Art eine Möglichkeit, die im Vorfeld schon besprochen worden ist. Ich fand es auch gut, wie entspannt Jay Halstead reagiert hat. Auch wenn die beiden die Gesellschaft voneinander so genossen haben, so hat er wohl verstanden, warum Erin die berufliche Herausforderung angenommen hat und dass er sie da nicht festnageln darf, indem er zu sehr romantische Gedanken äußert, obwohl er die sicherlich irgendwo hat. Doch die Mission ist schnell zum Scheitern verurteilt, denn David Lang ist unerwartet abgezogen, wegen Kompetenzgerangel von Behörden untereinander. Unter ihm war es schon nicht schön für Erin zu arbeiten, aber die neue Task Force-Führung, da haben die Alarmglocken noch lauter geschrillt. Übergriffig, nicht der Sache dienlich, sondern nur dem Eigeninteresse unbekannter Personen, sexuell missbräuchlich und dann einfach nur herablassend. Da hätte man wirklich nicht gewusst, was mit Erin sechs Monate in Bolivien werden soll. Natürlich wirkt es nun irgendwie wie eine Niederlage, mit solchen Trompeten zu gehen und so schnell zurückzukehren, aber so muss Erin das nicht sehen. Sie hat in ein System reingeblickt, das von innen nicht zu ändern ist. Aber was wird jetzt mit ihr und Jay? Das wird der spannendste Aspekt ihrer Rückkehr in die Unit. Beruflich wird sie sich nahtlos einfügen, aber wenn die beiden nun einmal, wo die Hüllen gefallen sind, so eng zusammenarbeiten, da wird sicherlich einiges hochkochen.

Kim Burgess ist derweil zurück im Streifendienst. Ein Gespräch, was Sean Romans Reaktion darauf war, das haben wir nicht bekommen, aber wir bekommen gezeigt, dass die Zusammenarbeit auf jeden Fall von gewissen Spannungen begleitet ist. Kim muss auf ihre Art und Weise in den regulären Dienst zurückfinden und ich konnte gut nachvollziehen, dass die ganzen ersten Male nach so einem Erlebnis erstmal Überwindung sind, aber man hat gleichzeitig deutlich gemerkt, dass sie auch bereit war. Sean hat ihr das aber abgesprochen, indem er eben ständig alles für sie übernehmen wollte. Er hat eben nicht verstanden, dass es ein Eingrooven brauchten, ohne nun aber für immer traumatisiert zu sein. Damit hat er es für sie natürlich nur noch schlimmer gemacht, weil sie doch der Gedanke hängen blieb, ob sie wohl noch beschützt und in Watte gepackt werden muss. Am Ende hat Kim aber einfach auf sich gehört und es war ein gutes Gespräch mit Sean im Molly's, wonach die Zusammenarbeit jetzt wieder natürlicher ablaufen sollte. Aber auch eine schöne Geste, dass Christopher Herrmann ihre Weste aus dem Einsatz so feierlich aufgehangen hat.

Der Fall an sich war in meinen Augen arg chaotisch und konstruiert. Aufgrund der Brutalität der Morde kann ich durchaus nachvollziehen, dass sie auch eine Stimmung breit gemacht, die etwas aggressiv einem möglichen Täterprofil gegenüber war. Dennoch fand ich dieses Einschießen auf Familienvater Wes Denton völlig deplatziert. Mir fehlten da auch die entscheidenden Beweise, auf diese Art mit ihm umzugehen. Vielleicht sollte das aber in dieser Episode sein, weil wir mit Bob Ruzek erstmals den Vater von Adam kennenlernen. Dazu inhaltlich aber gleich noch mehr. So hatte man eine Familienvaterthematik, aber dennoch ich bleibe dabei, das Handeln der Intelligence Unit wirkte in diesem Fall überhaupt nicht professionell. Wenigstens hatte Hank Voight am Ende den Anstand, sich bei Wes zu entschuldigen, denn das war wirklich daneben. Aber auch Owen Reese, der am Ende quasi der Auftraggeber war, auch wenn er dieses Ausmaß nicht wollte, total unlogisch und übertrieben. Selbst wenn er in den Augen der Mutter seiner Freundin nicht gut genug war, aber da nehme ich mir doch nicht irgendeinen dahergelaufenen Kerl, der unzufrieden, dass es keine große Beute gibt, einfach mal die Leute abknallt? Ich fand den Fall wenig überzeugend.

Durchaus interessanter war es, in die Beziehung der Ruzeks einzusteigen, wobei auch Hank noch eine gewichtige Rolle gespielt hat. Meine Antennen sind bei Bob eindeutig nicht positiv ausgefahren worden, weil ich den Eindruck hatte, dass er sich gerne inszeniert. Das heißt am Ende nicht, dass ich ihm abspreche, seinen Sohn Adam wirklich zu lieben, aber die finale Ansprache, dass er keine Karriere für ihn gemacht habe und er wohl am Ziel seiner Träume sei, weil sein Sohn ihn beruflich übertrumpft habe, die klang auf dem Papier ganz fein, aber emotional ist sie bei mir nicht angekommen. Bob scheint ein wenig gefallsüchtig zu sein. Nun ist Hank nicht die Vaterfigur von Adam in der Unit, da ist eher Alvin Olinsky als Mentor gefragt, aber dennoch wirkte es so, als müsste sich Bob als der bessere Cop gegenüber Hank positionieren, damit es alle anderen und natürlich auch Adam mitbekommen. Insgesamt hat sein Verhalten aber nur gezeigt, warum er wohl nie wirklich Karriere gemacht hat. Er kann seinen Stiefel abarbeiten, aber er denkt nicht in einem größeren Zusammenhang. Dass er die Ermittlung zwischendurch in eine Richtung vorangebracht hat, das hat glaube ich auch nur funktioniert, weil er sich angestachelt sah, sich wieder zu beweisen, nachdem er sich von Hank so entlarvt empfand. Nicht ganz klar war am Ende für mich auch, was diese eine Streitigkeit genau war. War es wirklich nur das, was Alvin Adam dann gesteckt hat oder verbirgt sich doch mehr dahinter? Hank pflegt zu vielen Kollegen seines Alters einen guten Kontakt. Auch wenn er im Gefängnis saß, aber viele achten eben auch, was er mit seiner Art erreicht. Da ist das Verhältnis zu Bob schon überraschend. Würde mich daher nicht wundern, wenn in diese Richtung nochmal mehr kommt. Adam jedenfalls hat sich zumindest auf beruflicher Ebene für sich behaupten können, aber privat wirkt er in Bezug auf seinen Vater naiver, aber das ist in Bezug auf Familie wahrscheinlich bei vielen der Fall.

Fazit

"Chicago P.D." macht einen Haken hinter Erin Lindsays beruflichen Ausflug. Auch wenn es klar war, es ist wenigstens noch einmal inhaltlich nachvollziehbar gestaltet worden. Ansonsten dient die Episode der Einführung von Bob Ruzek. Ein interessanter Charakter, der sicherlich noch für Unruhe in der Zukunft sorgen könnte. Die Episode war nur leider von einem ziemlich unterdurchschnittlichen Fall begleitet, der hat mich sehr gelangweilt.

Lena Donth – myFanbase

Die Serie "Chicago P.D." ansehen:


Vorherige Review:
#2.11 Partnertausch
Alle ReviewsNächste Review:
#2.13 Der Feuerteufel

Diskussion zu dieser Episode

Du kannst hier mit anderen Fans von "Chicago P.D." über die Folge #2.12 Auf dem Holzweg diskutieren.