Bewertung

Review: #2.09 Der Drogenring

"Chicago P.D." ist diesmal vollgestopft von vielen kleinen Geschichten, so dass das Potenzial von keiner völlig ausgeschöpft werden kann. Das ist hier ein bisschen schade, weil sehr spannende Ansätze untergebracht waren.

Zunächst haben wir den Beginn der Episode. Nadia Decotis hat ihre Bekannte Elisha bei Erin Lindsay in der Wohnung, wo sie selbst freundlicherweise untergekommen ist und dort hat die Freundin eine Überdosis, was dann schließlich zu dem Hinweis auf eine große Drogenoperation führt. Mir war das am Anfang alles etwas chaotisch, denn Nadia hat offenbar selbst nicht den Krankenwagen gerufen, sondern stattdessen Erin, was nun wieder Zeit gekostet hat. Es kostet Elisha am Ende nicht das Leben, aber es war zu Beginn nicht wirklich ersichtlich, wer da welche Motivation hat. Zumal es später dann auch ein bisschen zwischen den Freundinnen hochkocht, wie dann auch Hank Voight noch involviert wird. Dass Erin nicht glücklich war, dass eine Überdosis in ihrem Haus passiert, das kann ich doppelt nachvollziehen. Zum einen ist es eben ein Ruf, der es automatisch kompliziert macht. Zum anderen ist es eben eine Freundin, die selbst darum kämpft, clean zu bleiben und so in eine Situation kommt, die sie auch wieder in Gefahr bringt. Warum also in dieser Episode nicht mehr Nadias Perspektive in den Fokus nehmen? Es mag sein, dass sie nur die Nebenfigur ist, aber meiner Meinung nach war dieser Teil mehr Nadias als Erins Geschichte. Eine unglückliche Wahl, auch weil der logische Aufbau des Falls so nicht überzeugend rübergekommen ist. Auch wenn Hank sich später besorgt zeigt, wie sie an die Informationen zu ihrem Coup gekommen sind, weil es den Fall gefährden könnte, so wird das zu keinem Zeitpunkt forciert. Also viel Lärm um Nichts. Dass Erin letztlich ihre Entscheidung in Bezug auf die Task Force trifft, das hätte auch eigenständig funktioniert, ohne Nadia etwas wegnehmen zu müssen. Über die Darstellung der Entscheidung war ich dennoch enttäuscht. Es mag ehrenwert von Hank sein, dass er Erin letztlich immer unterstützen wird, aber er war von dem bisherigen Entscheidungsprozess ausgeschlossen und reagiert nun völlig entspannt, als sei es völlig egal, eine der besten und erfahrensten im Team zu verlieren. Es war nicht wirklich Hank-konform für mich. In meiner Vorstellung hätte er sich erstmal aufgeregt und wäre dann an dem Punkt gewesen, Erin über seine Enttäuschung hinweg zu unterstützen. Das war hier die lieblosere Variante. Dazu zählt genauso, dass auch das restliche Team nur glotzt, wenn Erin die Entscheidung verkündet...

Der Fall hatte auch große persönliche Auswirkungen auf Alvin Olinsky, aber auch hier wurden für mich zu viele Zwischenschritte ausgelassen. Wir wussten, dass es zwischen Alvin und Meredith noch eine Flamme gibt und Antonio Dawson hat seinem Kollegen ja empfohlen, dem nachzugehen. Das hat er offenbar gemacht, denn wir werden damit überrascht, dass er von der Garage wieder ins Haus ziehen darf. Wir erfahren das aber nur aus zweier Hand quasi. Eine Szene, um den Status der Ehe selbst greifen zu können, bleibt aus. Stattdessen ist Meredith dann nach Alvins Rückkehr nach Hause auf einmal Gefangene von zwei Brüdern, die ihre Drogen haben wollen. Das hat mir eine große Portion Emotionalität genommen. Wie Alvin es dann letztlich gelöst hat, das war so typisch für seine Figur. Nach außen so unglaublich ruhig. Innen Panik schiebend, aber er behält dennoch die Oberhand und hat einen Anfall. Dennoch kam die Aktion aus dem Nichts, aber sie hat mal gesessen. Dass Hank und Alvin dann später wieder diskutieren, auch den zweiten noch zu töten, obwohl sie ihn schon in Schach haben, unnötig. Hank macht erst Erin und Nadia die Hölle heiß, was den Fall gefährden könnte, aber einfach einen Verdächtigen abzuknallen, kein Problem. Zumal Hank Alvin eben vor Meredith vor die Wahl gestellt hat. Sie weiß zwar, was diese beiden für eine Art von Cop sind und genau das hat schließlich auch für die Eheprobleme gesorgt. Nun konkret mitzusehen, wie wahllos über Leben und Tod entschieden wird, das muss wieder eine andere Hausnummer sein. Das fand ich von Hank deswegen doppelt daneben. Alvin entscheidet sich letztlich dagegen, aber warum gibt es später keine Eheszene mehr? Da bleiben wir dann wieder in der Luft hängen...

Den Fall an sich fand ich aber spannend. Er hatte viele Wendungen und ich fand ihn auch zu keinem Zeitpunkt durchsichtig. Das wurde also definitiv gut gemacht. Wieder fahrlässig war dagegen ein Fehler. Die Abhöraktion wird von Hank an Erin weitergegeben, die dann den richterlichen Beschluss kriegen soll. Damit hätte rein logisch ihr Name auf dem Antrag stehen müssen und nicht Alvins, wie dann behauptet wird. Aber sei es drum, es sollte nun mal Alvins Familie damit betroffen sein, auch wenn im Grunde dennoch zu wenig draus gemacht wurde.

Zuletzt haben wir noch Kim Burgess, die mitten in eine angespannte Situation zweier Ex-Partner gerät. Auch das war eine Storyline, die viele spannende Ansätze hatte, aber dann doch eher auf einem oberflächlichen Niveau verharrt ist. Von Sean Roman und seiner Ex Jenn bekommen wir immer nur Bruchstücke hingeworfen, was genau passiert ist. Statt gleich für eine gemeinsame Wissensbasis zu sorgen, wird lieber immer nur völlig unprofessionell gestritten. Kein Wunder, dass Kim dann irgendwann Sorgen bei sich bemerkt, dass sie und Adam Ruzek das eines Tages sein könnten. Denn es gibt eindeutig ein Risiko, privat und beruflich so eng miteinander verbunden zu sein. Typisch Adam, der ohnehin nie Befürchtungen hat, hat er das natürlich einfach weggewischt, aber es ist eben auch diese Art, die Kim mitreißt. In dieses leichte Chaos hinein war es dann echt überraschend, dass die Überprüfung von Absendern von Drohbriefen an den bulgarischen Präsidenten für dieses Ende gesorgt hat. Das ist in dieser durchschnittlichen Episode ein echtes Ausrufezeichen. Kim wird angeschossen! Nun bin ich schon extrem gespannt auf die nächste Folge.

Fazit

Die Episode hatte extrem viele spannende Ansätze. Statt sie aber alle in ihrem Potenzial auszuschöpfen, sind sie etwas dilettantisch in eine Episode gestopft worden. Eine kurzweilige Folge hat das allemal ergeben, aber manche Dinge ausgearbeitet wären einfach auf Dauer ein größerer Gewinn für die Serie. Das Beste ist dann das Ende, denn das lässt einen auf jeden Fall wieder einschalten.

Lena Donth - myFanbase

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