Bewertung

Review: #3.04 Alte Schulden

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Elias Koteas, Chicago P.D.
© RTL / NBC Universal

Nach einem echten Ausrufezeichen in der Episode zuvor geht nun die Jagd auf James Beckett weiter, um ihn nach seiner Entlassung wegen eines Verfahrensfehler wieder hinter Gitter zu bringen. Dabei wird diesmal speziell die Freundschaft zwischen Hank Voight und Alvin Olinsky herausgefordert.

Nach Highlights ist es immer schwierig, die Qualität auch sofort wieder zu bestätigen und das zeigt sich hier sehr deutlich. Gut zu zeigen ist das gleich an einer Nebenhandlung, die mich angesichts der Beteiligung von Kim Burgess und Adam Ruzek wohl sonst deutlich mehr begeistert hätte. Aber auf der Episode lag eine gewisse Brisanz, weil es Beckett scheinbar auf die ganze Einheit abgesehen hat, die ihn damals hinter Gittern gebracht hat. Ausgerechnet in dieser Situation also Kim zu erleben, die den Auftrag der Beschattung einer Adresse gemeinsam mit Sean Roman hat, wie sie sich an einer Bemerkung von Adam festhält, dass es schon seine dritte Verlobung ist, wirkte wie Drama aus einer Daily Soap. Aber es war definitiv nicht passend für diese konkrete Episode, zumal Kim und Sean nicht komplett losgelöst vom Geschehen waren, sondern eben die Bauer der Autobomben aufspüren sollten. Da war ein bisschen mehr Fingerspitzengefühl nötig. Vielleicht hat es mich deswegen auch umso mehr geärgert, dass die Episode für das Paar auf einem Tiefpunkt endet. Nachdem Sean seine Weisheiten (was macht ihn eigentlich zum vertrauenswürdigen Liebes-Guru?) preisgegeben hat und dabei die These aufgestellt hat, dass Adam den Trailer lieber als den eigentlichen Film mag, wenn er bereit ist, die Hochzeit aufzuschieben, sagt Adam auch tatsächlich unbekümmert auf Kims Nachfrage hin zu, dass sie erst im nächsten Jahr heiraten können. Sie mag daraufhin ihre enttäuschende Antwort bekommen haben, aber ich frage mich schon, ob da nicht ein großes Missverständnis in der Luft liegt.

Ich kann absolut verstehen, dass es Kim verunsichert hat, nicht zu wissen, dass es vor Wendy schon mal eine gab, die Adam heiraten wollte, aber daraus nun abzuleiten, dass Verlobung für ihn noch den Reiz hat, die Hochzeit aber nicht, das ist angesichts der Komplexität des Lebens doch zu einfach gedacht. Umgekehrt könnte ich mir aus Adams Perspektive nun vorstellen, dass er zwar durch Kims Frage nicht gleich in Selbstzweifel verfällt, aber dass es dennoch bei ihm auch ausgelöst hat, wie er es auch verbal ausdrückt, zu viel Druck auszuüben. Schließlich hat er auch den Antrag gemacht und nicht Kim und bei dieser war auch nicht aufgezeigt worden, dass sie schon ewig auf den Antrag gewartet hätte. Dementsprechend, klar, kann Adam gedacht haben, er gibt zu viel Gas. Aber nichts davon ist in Stein gemeißelt. Dennoch ist schon jetzt zu erahnen, dass wahrscheinlich nicht drüber geredet wird und sich so Missverständnisse zu einem handfesten Streit aufbauen werden.

Kommen wir jetzt aber wieder zur Fehde gegen Beckett. Es ist wendungsreich gestaltet worden, das auf jeden Fall. Denn zunächst stand im Raum, dass Beckett nun auf freiem Fuß einfach seine Rache ausleben will (auch wenn es frisch in Freiheit wirklich dumm gewesen wäre, aber seit wann sind alle Verbrecher schon clevere Kerlchen?). Dann zeigt sich aber, dass es mit fehlendem Geld von ihm zu tun hat, was er für seinen Neustart gut gebrauchen kann. Er unterstellt, dass es einer der Cops war, der sich die fehlende Million abgezweigt hat. Aber da wären wir wieder bei Intelligenz… Hat Beckett die Bomben nur als Warnung nutzen wollen oder wollte er wirklich töten? Bei Hank und Alvin hat es nicht geklappt, aber ein alter Cop-Kollege ist regelrecht gegrillt worden. Nur, wie kann man von einer toten Person Geld bekommen, wenn man gerade nicht im Testament bedacht ist? Für mich waren da einige Aspekte nicht ganz logisch gedacht. Spannend war es aber eben dennoch, auch weil sich herausgestellt hat, dass Hank und Alvin völlig unnötig gegeneinander aufgehetzt wurden, weil es letztlich doch eine ehemalige rechte Hand von Beckett war, die doppeltes Spiel gespielt hat.

Der Disput zwischen Hank und Alvin gehörte für mich aber auch zu den Aspekten, die mir nicht gut gefallen haben. Ja, die Nerven waren jetzt blank, weil Hank beinahe seine Familie verloren hätte, aber deswegen gleich den Köder von Beckett zu schlucken, dass Alvin vielleicht das Geld hat mitgehen lassen? Auch wenn er damals wohl Geldprobleme hatte, aber die beiden Männer kennen sich doch wie ihre Westentasche in all ihren Facetten. Und es war eigentlich immer klar, dass sie auch Grenzen füreinander austesten, aber keinesfalls gegeneinander. Immerhin hat Hanks Schweigen Alvin so motiviert, dass er seine eigenen Ermittlungen angestellt hat und dabei von Greg 'Mouse' Gerwitz und seinem neuen Smartboard unterstützt wurde. Auch wenn er sich damit wie immer bewiesen hat, so war es mir am Ende zu simpel, wie die beiden sich versöhnt haben. Einfach einen Schnaps drauf und fertig? Auch wenn es auf eine Art zu ihnen passte, weil sie beide Vertreter der wenigen Worte sind, aber Hanks Unterstellung war doch schwerwiegender als ein Missverständnis etc.

Das Board von Mouse wiederum hat mir doch ein paar Lacher entlockt. Er so stolz, so ein technisches Meisterwerk sein Eigen nennen zu können und dann kommt Hank und klebt knallhart sein Fahndungsfoto auf den Bildschirm, als sei es immer noch die old-school Pinnwand, das war schon von der Mimik her genial. Aber auch hier wurde es sich am Ende zu einfach gemacht. Alvin hat von der Technik profitiert, indem mit Suchparametern auf alte Akten zugegriffen werden konnte, die Mouse zuvor digitalisiert hatte und dennoch kommt er am Ende damit an, dass das Board nicht ihrem Stil entspreche. Auch hier verstehe ich das Ansinnen, denn eine Truppe mit Hank und Alvin wird nie modern sein, aber nach einem erfolgreichen Einsatz direkt wieder alles zu begraben? Ich denke, dass man dieses Spielchen noch etwas länger hätte vorantreiben können.

Zuletzt haben wir dann auch noch die private Ebene von Alvin, die natürlich sehr parallel zum Fall verläuft. Denn so wie Hank gewisse Zweifel hat, so ist es auch die Familie, die Alvin im Nacken setzt, konkret Meredith Olinsky, die sich erkundigt, ob ein Vaterschaftstest vorliegt oder ob Alvin nur auf Hörensagen hin das große Fiasko riskiert. Das war auch etwas seltsam, denn ich glaube kaum, dass es Meredith nur um die ihr noch unbekannte Michelle Sovana als Person geht, sondern viel mehr um den Betrug und der bleibt schließlich bestehen, ob Michelle nun die Tochter ist oder nicht. Aber dennoch war es unabhängig von Meredith als Figur ein guter Zwiespalt für Alvin, denn er hat Michelle nun schon mehrfach erlebt und beobachtet auch ihre Entwicklung, spätestens seit sie Teil des Boxclubs von Antonio Dawson ist und von ihm gefördert wird. Dazu gibt es kleine Hinweise wie gleicher Lieblingskeks, der andeuten soll, dass es möglicherweise gar keinen Test braucht, um die Verwandtschaft zu erkennen. Genau deswegen hadert Alvin auch so, denn sollte Michelle davon erfahren, wäre es natürlich ein gewaltiger Rückschlag für den Vertrauensaufbau. Umgekehrt hat Alvin aber seine Familie, die gerade genauso leidet und die mit klaren Antworten auch andere Perspektiven bekommen kann. Dementsprechend bleibt dieser Teil hier sehr spannend.

Fazit

"Chicago P.D." hat angesichts der sehr guten Vorlage nicht ganz die Kurve gekriegt. Auch wenn Spannung und Auflösung stimmten, aber die Störfeuer bei Kim/Adam passten nicht in die Stimmung und der Streit zwischen Hank und Alvin wurde unlogisch aufgebauscht. Da wäre mehr drin gewesen.

Lena Donth - myFanbase

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