Review: #3.06 Chuck gegen seine Natur
Episode #3.06 Chuck Verus the Nacho Sampler hat auf den ersten Blick vielleicht nicht so viele Lacher wie manch andere "Chuck"-Folge, und ist in gewisser Hinsicht eine Wiederholung der Ersten-Staffel-Episode #1.06 Chuck gegen den Sandwurm, aber bei genauerem Hinsehen beweist sie, wie sehr die Serie seitdem gereift ist. Für mich ganz klar das bisherige Staffelhighlight, denn so tiefgründig und ernst wie hier, hat man sich schon lange nicht mehr mit Chucks Charakter auseinandergesetzt.
Gerade der Vergleich zur bereits erwähnten Staffel-1-Episode zeigt ganz deutlich, wie viel bisher in Chucks Leben passiert ist und wie sehr er sich dadurch verändert hat. Hat man damals noch mit der Frage gespielt, ob Chuck seinen Handlern Sarah und Casey vertrauen kann, so steht hier das große Fragezeichen hinter Chuck selbst. Ähnlich wie damals mit Lazlo trifft Chuck diesmal auf ein Spiegelbild seiner selbst, bevor er das Intersect wurde, namens Manoosh, ein Technikgeek, der isoliert vom sozialen Leben zum leichten Ziel sowohl für die "Good Guys" in Form von Chuck und der CIA, als auch für die "Bad Guys" vom Ring wird. Aber auch die Motive und Methoden der CIA sind alles andere als human und haben weder Manooshs Sicherheit noch dessen Wohlergehen im Sinn. Und so beginnt Chuck immer mehr die Welt aus Sarahs Sicht zu sehen, speziell wie oft man in der Welt der Spionage persönliche Gefühle und Mitgefühl abstellen muss, um zum erhofften Ergebnis zu kommen, und wie sehr es von Nöten ist, sich einen emotionalen Schutzmantel zuzulegen. Dass er hier letztendlich soweit geht und Manoosh in den Gewahrsam der CIA übergibt und somit genau dem Schicksal ausliefert, dass er selbst sooft als abschreckendes Beispiel präsentiert bekommen hat, zeigt, wie sehr er sich verändert hat. Die Art und Weise, wie er in der Lage ist, ohne mit der Wimper zu zucken seine Schwester anzulügen, ist dabei ein weiterer Baustein, der verdeutlicht, was mit ihm mittlerweile los ist. Das Schlussbild, wie der einst so lebenslustige und sorglose Chuck seinen Kummer und sein schlechtes Gewissen in Alkohol ertränkt, ist dafür mehr als symbolisch, zumal er dafür gerade von Casey einen Rat annimmt.
Die eigentliche Handlung um Manoosh ist hierbei nur Mittel zum Zweck und weist mal wieder einige haarsträubende Logiklöcher auf: Manoosh baut einfach mal so ein tragbares Intersect in Form einer Sonnenbrille inklusive all der speziellen Features, die Chuck so besonders machen und die CIA will dieses weder für sich ausnutzen oder sieht es als wirklich große Bedrohung an? Oder warum sollten die Investoren auf der Waffenmesse in Dubai, auf der es zum großen Showdown kommt, Manoosh glauben, dass der seine Kung-Fu-Fähigkeiten nicht schon vor dem Aufsetzen der Brille beherrscht hat? Und wieso stellt es kein Problem dar, dass Devon von Chucks Agententätigkeit weiß, aber würde Ellie davon erfahren, bräche die Welt zusammen? – Aber wirklich interessant und wichtig ist hierbei eh nur Chucks innerer Konflikt und Sarahs Reaktion auf dessen Veränderung. Alles andere dient mehr oder weniger als Gaglieferant und ist Grundlage für einige legendärer Sprüche, die sich Casey und Chuck liefern. (Casey: "Another geek bites the dust." Chuck: "Take it easy, Trankenstein.")
Richtig gelungen ist im Laufe dieser Staffel die Dynamik, die sich seit Chucks schicksalhafter Entscheidung in Prag zwischen ihm und Sarah entwickelt hat. Die Distanz ist förmlich greifbar, die anfangs sicherlich vordergründig durch Sarahs verletzte Gefühle entstanden ist. Aber mittlerweile trägt Chucks Unmut dagegen, dass sie ihn immer noch hauptsächlich beschützen will, einen Großteil zu ihrer Entfremdung bei. Es muss auf ihn aber auch wirken, als traue sie ihm nicht wirklich viel zu; dass sich Sarah selbst von der gefühllosen Agentin, durch Chucks Einfluss in ihrem Leben, immer weiter entfernt hat und sich mittlerweile nach Stabilität und eben auch Ehrlichkeit sehnt, realisiert Chuck nicht. Und dass seine momentane Entwicklung in Richtung Spion sie mit Besorgnis erfüllt, da sie befürchtet, er verliere dabei genau die Menschlichkeit und Unschuld, die ihn bisher auszeichnet, spiegelt auch die Gefühle des Zuschauers in Bezug auf die Veränderungen in der Serie wieder. Dieses Spiel auf mehreren inhaltlichen Ebenen ist es, was mich an dieser Episode so begeistert und was sie für mich zu etwas Besonderem macht. Dass Chuck sich verändert und an seinen Aufgaben wächst ist ja per se noch nichts Schlechtes, aber Sarahs Besorgnis ist für mich absolut nachvollziehbar, zumal sich die Beiden, die sich am Ende von Staffel 2 so nahe waren, irgendwie aneinander vorbei entwickelt haben und momentan eher voneinander weg diffundieren. Es handelt sich dabei natürlich wieder einmal um einen geschickten Schachzug der Autoren, das offensichtlich füreinander bestimmte Paar noch einige Zeit voneinander fern zu halten, der aber für mich voll aufgeht. Es ist innerhalb der Serienwelt völlig realistisch und nachvollziehbar und ich bin vor allem begeistert, dass man (noch?) nicht den offensichtlichen Weg eingeschlagen hat, Chuck mit Hannah und Sarah mit Agent Shaw zusammenzubringen. Ich halte solche Varianten immer für die simpelsten und einfallslosesten Lösungen und bisher scheint man diese glücklicherweise nicht zu wählen. So kann man sich auch voll auf die neuen Charaktere einlassen. Agent Shaw glänzt hier zwar durch Abwesenheit, aber er wird sicher bald zurück sein. Man darf dabei nicht vergessen, dass "Chuck" in dieser Staffel ein geringeres Budget zur Verfügung steht, und die Autoren deshalb die Nebencharaktere wohl nur dann einsetzen, wenn sie inhaltlich auch wirklich benötigt werden. Hannah wird von Chuck in dieser Episode mehr oder weniger ignoriert, da sein Agentenleben ihn schwer in Beschlag nimmt. So kommt es zur Kombination von Hannah mit Morgan, und ich muss sagen, ich finde diese durchaus reizvoll und kann mir in dieser Richtung gut eine Weiterentwicklung vorstellen. Aber vielleicht spricht da auch nur der hoffnungslose Chuck-Sarah-Shipper aus mir, da man so einem Pairing Chuck-Hannah aus dem Wege geht. Die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt.
Morgans "Büro" war jedenfalls herrlich komisch, und seine Annäherungsversuche an Hannah einfach nur süß. Die Autoren haben hier auch eine der vielen kleinen Gimmicks, die man sich wieder einmal erlaubt hat, versteckt, indem sie die Namen der Drehbuchautoren dieser Episode auf das fiktive Filmplakat druckten. Nicht zu vergessen natürlich Sarahs "Battlestar Galactica"-Shirt zur Verführung von Manoosh. Aber zurück zu Morgan, denn das eigentliche Ergebnis seiner Bemühungen um Hannah ist, dass er endgültig Chuck gegenüber misstrauisch wird, denn er erfährt von ihr von dessen Paris-Reise. Und auch Ellie wird immer argwöhnischer, zum einen, weil Devons Verhalten sich seit seinem Zusammentreffen mit dem Generalissimo radikal verändert hat - Captain Awesome wird schließlich nicht ohne Grund zum Stubenhocker -, zum anderen, weil einfach Chucks Lügengebilde immer wackliger wird und droht, in sich zusammenzubrechen. Am Ende verbünden sich die beiden wichtigsten Personen in Chucks Leben, seine Schwester und sein bester Freund, um seinem Geheimnis auf die Spur zu kommen und ich bin extrem gespannt, wo diese Entwicklung hinführen wird.
Alles in allem also eine sehr gelungene Episode, der ich nur wegen ihrer eklatanten Logiklöcher die volle Punktzahl verweigere. Nichtsdestotrotz ist die aktuelle Staffel von "Chuck" auf einem sehr guten Weg, das Niveau der wunderbaren vorherigen zu halten.
Cindy Scholz - myFanbase
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Informationen zur Episode
Englischer Titel: Chuck Versus the Nacho SamplerErstausstrahlung (US): 01.02.2010
Erstausstrahlung (DE): kein Termin
Regie: Allan Kroeker
Drehbuch: Matt Miller & Scott Rosenbaum
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