Bewertung

Review: #3.11 Chuck gegen den Abschlusstest

Foto: Yvonne Strahovski & Zachary Levi, Chuck - Copyright: Warner Bros. Entertainment Inc.
Yvonne Strahovski & Zachary Levi, Chuck
© Warner Bros. Entertainment Inc.

Die Zeichen stehen auf Veränderung, nachdem nun Casey schon in der letzen Episode offiziell ins Zivilistenleben entlassen wurde, zeichnen sich auch bei unseren beiden anderen Mitgliedern des ursprünglichen Team Bartowskis einschneidende, lebensverändernde Umstände am Horizont ab. Zum einen steht Chucks nächster Schritt auf der Karriereleiter des Standardspions an, der ultimative letzte Soloeinsatz, bei dem er beweisen muss, dass er das Zeug zum vollwertigen Agenten hat, und zum anderen macht Sarah anscheinend Ernst damit, sich von Chuck als Partner sowohl in beruflicher als auch in privater Sicht zurückzuziehen und endgültig nach Washington zu gehen.

I'm a spy. I'm a naked spy!

Aber eins nach dem anderen. Wie der Episodentitel #1.11 Chuck Versus the Final Exam schon erahnen lässt, hat Chuck eine letzte Prüfung zu absolvieren, um in die Riege der richtigen Spione aufzusteigen und um endlich mit Sarah auf einer Stufe zu stehen und dadurch vielleicht die Chance auf eine ehrliche, wirkliche Beziehung mit ihr zu erhalten. Dem stehen natürlich noch einige Hindernisse im Weg, nicht zuletzt die Tatsache, dass sie sich immer weiter von ihm entfernt hat, in der Annahme, dass er nicht mehr der Mann ist, in den sie sich einmal verliebte. Stattdessen neigt sie zu Agent Shaw und einer Beziehung, die wohl die für sie sichere Variante darstellt. Aber natürlich hat sie mit Chuck noch nicht abgeschlossen, und bei dessen Agentenprüfung ist sie mehr als nur in professioneller Hinsicht beteiligt und ebenso emotional involviert wie Chuck. Bis zu dem Zeitpunkt, als sowohl sie und Chuck noch glauben, dass es lediglich um einen einfachen Überwachungsjob geht, den Chuck zu erledigen hat, um einen Doppelagenten und Verräter zu identifizieren, steht sie voll hinter diesem Einsatz, unterstützt Chuck und lässt sich von dessen romantischer Idee des Observierungspicknicks ein klein wenig beeindrucken. Auch für den Zuschauer ist die nostalgische Erinnerung an die guten, alten Zeiten aus #1.05 Chuck gegen die Shrimps eine tolle Idee und verfehlt ihre Wirkung nicht. Und endlich einmal schafft es Chuck, beziehungsweise erlauben es ihm die Autoren, Sarah gegenüber seine Gefühle zu formulieren. Er hat die vergangenen Episoden damit verbracht, immer wieder zu der Erkenntnis zu gelangen, dass alles, was er eigentlich will, Sarah ist. Und nun fasst er die Gelegenheit beim Schopfe und macht ihr klipp und klar deutlich, dass er den Test zum Spion hauptsächlich wegen ihr bestehen will. Dass der Fastkuss der beiden dann mal wieder unterbrochen wird, passenderweise von Sarahs aktuellem Freund Agent Shaw, hat man als Zuschauer mittlerweile fast schon erwartet.

Das wirkliche Dilemma sowohl für Chuck als auch Sarah entwickelt sich erst nach dem Test, als Shaw Sarah klarmacht, dass die Prüfung für Chuck noch nicht abgeschlossen ist und ihm noch sein erster, so genannter Redtest bevorsteht. Dabei handelt es sich um nichts anderes als kaltblütigen Mord und die Situation versetzt sowohl Sarah als auch Chuck in aussichtslose Ausgangslagen, in denen jede Entscheidung, die sie treffen, nur die falsche sein kann. Und irgendwie kann ich mich mit der Notwendigkeit dieses Dilemmas nicht wirklich anfreunden.

It looks like you're going to get everything that you always wanted.

Eins vorneweg, ich habe mich während dieser Episode sehr gut amüsiert, habe viel gelacht, habe mitgefiebert und war gespannt, wie sich die Ereignisse entwickeln, also man hat alles erreicht, was eine tolle "Chuck"-Folge erreichen sollte, deshalb werde ich sie nicht schlecht bewerten und am Ende wird eine gute Punktzahl herausspringen. Aber umso mehr ich über die Schwachstellen nachdenke, umso mehr stören sie mich. Deshalb kann und will ich die nicht unter den Tisch fallen lassen, zumal mein eigener Maßstab an diese Serie einfach nach der Qualität, die man in der zweiten Staffel vorgelegt hat, enorm hoch ist. Aber die Tatsache, dass Chuck hier plötzlich vor der Entscheidung alles oder nichts steht, entweder sein Opfer zu töten, um ein vollwertiger Agent zu werden, oder komplett wieder in sein altes Leben zurückzukehren, finde ich zum jetzigen Zeitpunkt völlig unlogisch und erklärt sich mir nur damit, dass es für die nötige Dramatik eben so sein musste. Was wird daraus, weiterhin im Team in Burbank unter Betreuung zu arbeiten? Wie stellt man sich das von Seiten der CIA und NSA vor, kehrt Chuck mit seinem trainierten Intersect 2.0 im Kopf einfach so ins Zivilleben zurück? Zumal die Tatsache, dass er sowohl mit Schusswaffen als auch mit dem Töten an sich große Probleme hat hinlänglich bekannt ist. Bisher haben mich diese Art von Plotlöchern - beispielsweise, dass die Schergen von Fulcrum oder dem Ring immer noch nicht wissen, dass das Intersect im Burbanker Buy More sitzt? Ich bitte sie, werte Drehbuchschreiber, das wird mittlerweile mehr als unglaubwürdig - nicht wirklich gestört, sie gehören einfach zur gewissen Leichtigkeit der Serie, die durch den hohen Spaßfaktor ausgeglichen werden. Aber je mehr man sich in düstere, ernstere Gefilde begibt, desto mehr gewinnen diese Feinheiten an Bedeutung, und wenn man hier der Spannung wegen unseren Helden vor eine schier aussichtslose Wahl stellt, komme ich nicht umhin, die Bedingungen zu hinterfragen. Chuck kann hier nur verlieren, tötet er sein Opfer erreicht, er zwar sein Ziel, ein vollwertiger Spion zu werden, verliert aber seine eigene, grundlegende Humanität und natürlich auch die Achtung von Sarah. Verweigert er die Aufgabe, hat er wohl nie eine Chance mit der Frau, die er inniglich liebt, zusammenzukommen. Dass er sie durch das Missverständnis, dass sie glaubt, er habe den Mord wirklich begangen, dann letztendlich sowieso verliert, setzt dieser Unlogik noch die Krone auf. Man löst Chucks Dilemma zwar, indem Casey eingreift, seinem Freund die Wahl abnimmt und für ihn den Mord begeht, worüber ich wirklich sehr froh bin, aber dennoch finde ich diese Grundkonstellation einfach unheimlich fragwürdig.

Und auch Sarahs Wahl ist eine aussichtslose, so wie sie sie von Shaw präsentiert bekommt. Es widerstrebt ihr zutiefst, Chuck dieser Situation auszusetzen, sie sieht sich aber doch genötigt, da sie allein in der Lage ist, ihm die nötige Stärke zu verleihen, denn ohne sie wäre es wahrscheinlich sein Todesurteil. Dass sie aber trotz dieser emotionalen Erpressung, der sie Shaw als ihr Vorgesetzter hier aussetzt, trotzdem glaubt, sie wäre an dessen Seite besser aufgehoben, will mir nicht in den Kopf. Überhaupt ist diese Beziehung zwischen Sarah und Shaw so völlig ohne Profil, so absolut nicht nachvollziehbar, dass ich gut verstehen kann, dass sie vielen Fans ein Dorn im Auge ist. Ich gehöre zu denen, die der Sache per se nicht negativ gegenüberstehen, denn irgendwie kann ich schon nachvollziehen, dass Sarah sich zu einem Mann, für den sie nicht diese enorme Verantwortung und irgendwie auch Vorbildwirkung wie eben für Chuck hat, hingezogen fühlt. Aber die Serie bleibt es uns leider schuldig, die Gefühle von Sarah auch einmal zu zeigen. Bisher war es immer Shaw, der sich ihr genähert und sie umworben hat. Sie hat dem lediglich nachgegeben und es ihm dadurch gestattet, mit ihr zusammen zu sein. Es gab keinen Moment, in dem man als Zuschauer gesehen hat, ob und vor allem warum sie ihn an sich heran lässt. Dadurch gießt man Benzin ins Feuer derjenigen, die Sarahs Beziehung zu Shaw nur als Hindernis zur von allen erhofften Versöhnung von Chuck und Sarah sehen. Von der Eindimensionalität des Charakters Shaw bisher ganz zu schweigen.

There's literally no way of knowing where this guy's mouth has been before this. Fire hydrants... Diseased animals... Puppets...

Aber genug genölt, ich mochte diese Episode eigentlich wirklich gerne, sie setzt den sehr guten Lauf, den die Show in der zweiten Hälfte dieses Handlungsabschnittes (als den ich den Zeitraum bis zum kleinen Staffelzwischenfinale nach 13 Episoden ansehe) vorgelegt hat, fort und weiß weitestgehend zu überzeugen. Besonders gelungen war wieder einmal die Männerfreundschaft zwischen Chuck und Casey, die Episode für Episode zu meinen absoluten Highlights gehört. Auch die Nebengeschichte um Casey, der versucht damit zurecht zukommen, nun nur noch lediglich Verkäufer im Buy More zu sein und mit Big Mike als sein Mentor und Jeff und Lester als Provokateuren, hat mich sehr amüsiert, speziell Lester konnte sich mal wieder von seiner besten, oder sagen wir eher schändlichsten Seite zeigen. Hier kam nun auch das Sponsoring durch Subway offensichtlich zum Tragen, man hat aber doch einen Weg gefunden, dies so gut es geht in die Rahmenhandlung einzubauen. Dann gab es natürlich noch einen netten Anblick auf Zachary Levi im Handtuch, damit neben all den gut inszenierten Auftritten von Yvonne Strahovski auch die Damen einmal etwas fürs Auge geboten bekommen, was diese, oder sagen wir zumindest ich, auch durchaus genossen haben. Und die Tatsache, dass man Sarahs Redtest, bei dem sie eine unbekannte junge Frau erschießt, so explizit eingebaut hat, lässt erahnen, dass dieser Vorfall wohl in Zukunft noch eine Rolle spielen wird.

Fazit

Eine Bewertung im Punktemaßstab für diese Episode fällt mir äußerst schwer, hätte ich ihr doch direkt nach dem ersten Eindruck mindestens 8 Punkte gegeben, aber nach mittlerweile längerem Nachdenken und Abwägen kann ich die Unzulänglichkeiten im Grundplot nicht übergehen, da diese mich wirklich gestört haben. Ich gehe daher den Kompromiss von 7 Punkten ein, für eine wirklich gute und unterhaltsame Episode, die nur leider einige Mängel von Autorenseite her aufweist.

Cindy Scholz - myFanbase

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