Bewertung

Review: #4.01 Chuck gegen das Jubiläum

Foto: Zachary Levi & Joshua Gomez, Chuck - Copyright: Warner Bros. Entertainment Inc.
Zachary Levi & Joshua Gomez, Chuck
© Warner Bros. Entertainment Inc.

Ein neuer TV-Herbst beginnt und damit kehrt zum Glück auch eine neue Staffel "Chuck" auf die Bildschirme zurück. Und obwohl die Serie zu meinen absoluten Favoriten gehört und sie für immer einen ganz besonderen Platz in meinem Herzen haben wird, tue ich mich doch seit einiger Zeit etwas schwer mit der Beurteilung einzelner Episoden. Zum einen liegt das daran, dass die Show eher darauf ausgerichtet ist, den Zuschauer in eine diffuse Wolke von leichter Unterhaltung zu hüllen, als wirklich die grauen Zellen zum Denken anzuregen (und das parallele Reviewen einer Serie wie "Mad Men" führt dabei in meinen Gedanken schon zu der ein oder anderen wirren Verquickung). So bemerkt man mit kritischem Auge einfach viel mehr Kleinigkeiten, die nicht wirklich aufgehen und Logiklöcher in den wöchentlichen Missionen, die mir wohl beim Schauen just for fun einfach nicht aufgefallen und mich demnach auch nicht gestört hätten. Andererseits bietet "Chuck" auf Charakterebene dennoch immer wieder eine breite Palette an Emotionen, die den Aufwand und die kritische Betrachtung durchaus rechtfertigen. Und wenn man sich damit abfindet, dass die an Perfektion grenzende Qualität der 2. Staffel wohl nicht mehr erreicht werden kann und den Blick klar nach Vorne orientiert, findet man hoffentlich wieder eine vernünftige Balance zwischen Freude am Schauen und kritischem Hinterfragen.

A secret spy base and it's got lasers and gadgets...and neatly organized files.

Also, auf ein Neues. Nachdem am Ende der vorherigen Staffel der gerade erworbene Status Quo der Serie, mit Chuck und Sarah als Paar, Morgan und letztendlich auch Ellie im inneren Kreis der Mitwisser und Morgan sogar als Mitglied von Team Bartwoski und mit Chucks Versprechen an Ellie, das Agentenleben aufzugeben, aufgekündigt wurde, dient nun #4.01 Chuck Versus the Aniversary wieder einmal dazu, diesen Status Quo in gewisser Art und Weise wieder herzustellen. Dabei dient die Suche nach Mama Bartwoski (die in einem genialen Besetzungsschachzug dargestellt wird von Sarah Connor herself: Linda Hamilton) als roter Faden, sowohl um Chuck wieder zum Spion zu machen, als auch der kommenden Staffel eine fortlaufende Geschichte zu verleihen. Ich muss sagen, ich verspreche mir von dieser Storyline einiges, besonders im Gegensatz zu den eher vagen Bedrohungen seitens Fulcrum und des Ringes, die zum einen nie dem aufgebauten Gefahrenpotential das Wasser reichen konnten (und damit zwangsläufig für Enttäuschung sorgten), zum anderen immer irgendwo neben Chucks persönlicher Entwicklung zweitrangig waren. Hier ist die Geschichte der Bösewichte von Anfang an verbunden mit Chucks ganz persönlichen Motiven und das macht die Sache noch einmal um einiges reizvoller.

Und man kommt gleich zur Sache, was Mama Bartwoski angeht. Wir bekommen in dieser ersten Episode einen recht klaren Blick auf Mary, ihre Beziehung zu Chuck und zu welchen Dingen sie mittlerweile (oder vielleicht auch schon immer) in der Lage ist, ohne dabei wirklich etwas über sie zu wissen. Linda Hamilton fügt sich jedenfalls vom ersten Moment wunderbar in die Welt von "Chuck" ein und ich bin gespannt auf ihr erstes Treffen mit ihrem erwachsenen Sohn. Ganz klar ein vielversprechendes Plus für diesen Staffelauftakt, das Lust auf mehr macht.

New Rules. No Secrets. No Lies.

Dass Chuck aber gleich zu Beginn der Episode damit beginnt, seine Suche nach Mary vor Sarah zu verheimlichen, hat doch zu spontanem Augenverdrehen meinerseits geführt. Zum einen kann ich die Gründe dafür absolut nicht nachvollziehen, zum anderen nerven mich solche Lügen um der TV-Dramaturgie willen sowieso immer wieder. Aber da der Subplot recht schnell und schmerzlos innerhalb einer Episode aufgelöst wurde und uns so die Möglichkeit bot, die Freundschaft von Chuck und Morgan in den Vordergrund zu rücken, konnte ich über meine anfängliche Genervtheit doch recht schnell hinweg blicken. Morgan Grimes war zweifellos der heimliche Star der 3. Staffel und im Seasonauftakt nutzt man seine Stärken weiterhin optimal, ohne dabei die Witze unnötig in die Länge zu ziehen. Und ich habe mich köstlich amüsiert, über die Reise quer durch die Welt (aus Budgetgründen zwar lediglich auf einer Landkarte, aber dies bietet eine willkommene Gelegenheit für eine "Indiana Jones" und "Mit Schirm, Charme und Melone"-Referenz), speziell über die Fotos, die darüber später existieren. Und es war schön, dass man hier gut daran erinnert wurde, was Chuck und Morgan verbindet und dass diese Freundschaft ein wichtiger emotionaler Grundpfeiler der Serie ist. Ein weiteres Standbein sind natürlich Chuck und Sarah, bei denen gleich in den ersten Minuten klargestellt hat, dass wir Fans uns keine Sorgen zu machen brauchen und dass sie den Umständen entsprechend einigermaßen klarkommen mit ihrer neuen Rollenverteilung in der etwas anderen Fernbeziehung. Der Sublot ums Sexting war besonders köstlich, zumal er in idealer Weise in den Agentenplot integriert wurde (samt Sarahs beachtlichen Fähigkeiten, per Fuß Nachrichten zu texten).

Was gibt es sonst noch Neues? Der Buy More wurde wiedereröffnet, nun allerdings als voll ausgestattete CIA/NSA-Zentrale unter der Leitung von General Beckman. Das macht natürlich die finale Sprengung desselbigen vom Frühjahr etwas anitiklimatisch, ich lasse mich dann aber mal davon überraschen, wie sich diese Entwicklung so in Zukunft auswirken wird, wie Jeff, Lester und Big Mike sich integrieren werden (was ich mir zum jetzigen Zeitpunkt noch überhaupt nicht vorstellen kann) und inwieweit sich vor allem Chucks erneutes falsches Spiel Ellie gegenüber entwickelt. Dem Part der Geschichte stehe ich jedenfalls am skeptischsten gegenüber, denn auch wenn ich die Auflösung, warum alle Bewerbungsgespräche Chucks spektakulär schief liefen herrlich und durchaus schlüssig fand, sehe ich doch seine Unehrlichkeit Ellie gegenüber mit Sorge entgegen. Nicht unbedingt, weil man von Autorenseite nun ihre Schwangerschaft als angebliche Rechtfertigung eingebaut hat, sondern weil man in der Vergangenheit dazu neigte, Ellie aufgrund ihrer Unwissenheit als schrill und nervend darzustellen. Ich fände es wirklich schade, wenn man die wiedergegewonnene Dynamik der Familie Bartwoski, die man durch Stephens Tod und vor allem der vollen Wahrheit gewonnen hat, nun wieder aufs Spiel setzt.

This is not an opening of a TV show!

Alles in allem war es aber ein wirklich gelungener Staffelauftakt, ich hatte über weite Strecken richtig viel Spaß, der die Gedanken an die meisten Logiklöcher überdeckt hat. Es gab einige tolle Lacher und herzerwärmende Momente, speziell Caseys Art zu zeigen, dass er ebenso wie Sarah Chuck vermisst, zeigt wieder einmal in wenigen Szenen, wie sehr dieses Team mittlerweile zusammengehört. Deshalb ist es nur folgerichtig, dass der inhaltliche Höhepunkt der ersten Episode der 4. Staffel die Wiedervereinigung von Team Bartowski in voller Stärke darstellt und alle Vier sich der Suche nach Mary verschwören.

Auch für die Popkulturjunkies hatte diese Episode einiges zu bieten, wie einige andere erwähnenswerte Details, soviel sogar, dass ich wahrscheinlich wieder einmal die Hälfte gar nicht mitbekommen habe:

  • Am augenscheinlichsten ist natürlich der Gastauftritt von Action-Film-Legende Dolph Lundgren, der gleich mehrere seiner Markenzeichensprüche anbringen kann.
  • Auch der "Repomen" ist nicht auf Chris Fedaks Mist gewachsen, denn Darsteller Harry Dean Stanton wurde direkt aus dem gleichnamigen 84er Filmklassiker importiert.
  • Es gab gleich zwei clevere Arten, das schrumpfende Budget zu umgehen, indem man Chucks ersten Chuck-Fu-Kampf abseits der Kamera stattfand lässt, ebenso wie Caseys Schusswechsel im Dunkeln inszeniert wurde. Für mich persönlich eine gute Wahl, so kann man sich das Geld für spätere, wichtigere Episoden aufsparen.
  • Apropos Kostensparen, keine Spur von Jeff, Lester, Big Mike und Devon in dieser Episode, und auch Ellie macht nur einen kurze Stippvisite am Ende, doch ich muss sagen, da die Folge auch ohne die Nebencharaktere schon sehr voll und ereignisreich war, geht das für mich völlig in Ordnung.

Fazit

Auf ins vierte und vermutliche letzte Jahr "Chuck". Der Staffelauftakt ist wirklich gelungen, wenn auch nicht überragend. Ich bin gespannt auf weitere Abenteuer von Team Bartwoski, auf die Suche nach Mary und auf Baby Awesome. Und auch wenn man einen ähnlichen Weg wie zu Beginn der 3. Staffel einschlägt, nach einem aufsehenerregenden Cliffhanger innerhalb einer Episode so weit es geht wieder zum alten Zustand zurückzukehren, habe ich doch bei diesem Versuch ein besseres Gefühl und die Hoffnung, dass man aus den Fehlern des Vorjahres gelernt hat und dies der Beginn eines spektakulären Jahres "Chuck" wird.

Cindy Scholz - myFanbase

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