Review: #4.20 Chuck gegen die Familie Volkoff
Gott sei dank, die Serie hat Wort gehalten und uns in einer Episode mit dem Titel #4.20 Chuck Versus the Family Volkoff ganz viel Zeit mit Alexei beschert und glücklicherweise auch noch den Teil, der sich mit dessen Tochter befasst, angenehm kurz gehalten. Und es war wieder einmal eine wahre Wonne, Timothy Dalton zuzusehen. Ehrlich, wenn es nach mir ginge, würde ich mir auch seine Gruppetherapiesitzungen gemeinsam mit seinen Mitinsassen anschauen und mich dabei höchstwahrscheinlich köstlich amüsieren. Aber dafür sind wir nicht hier, sondern wir bringen Alexei wieder ins Geschehen, damit Chuck den Namen von dessen Tochter reinwaschen kann, auf die die CIA mittlerweile einen Todesbefehl ausgestellt hat. Mal ganz abgesehen von den moralischen Problemen, die ich damit habe (und der Frage, warum man selbigen nicht damals schon auf den um Längen gefährlicheren Alexei ausgestellt hat), ist es natürlich auch von Anfang an klar wie Kloßbrühe, dass Vivian längst zur dunklen Seite der Macht übergelaufen ist. Und auch an dem Kniff, dass Volkoff die CIA und das Team Bartowski benutzt wie Figuren in einem Schachspiel, bestand von meiner Seite aus keinerlei Zweifel.
Aber dennoch konnte dieser Teil der Folge absolut überzeugen, denn es macht einfach einen Heidenspaß, Volkoff zwischen all den schillernden Facetten seiner Persönlichkeit hin und her wechseln zu sehen und egal ob seine geläuterte Masche eine Farce für Chuck und Co. war, oder ehrlich gemeinte Sinneswandlung, da er in seiner kurzen Zeit innerhalb der Serie als solch vielschichtige Persönlichkeit aufgebaut wurde und Timothy Dalton sowieso nur seine Stimmlage um einige Nuancen verändern muss, um vollkommen überzeugend die Ausstrahlung zu ändern, macht das Ganze sogar inhaltlich für "Chuck"-Verhältnisse richtig Sinn. Problematisch wird es dann aber, wenn wir uns Vivian zuwenden. Denn leider ist Lauren Cohan nicht in der Lage, auf dem gleichen Niveau wie Dalton eine Bedrohung darzustellen, Charisma auszustrahlen oder auch nur Lust auf den restlichen Verlauf der Staffel, mit ihr als Hauptbösewicht, zu machen. Ich habe mich mit meiner Kritik an ihrer Darstellung hier bisher noch eher bedeckt gehalten, da ich mich nicht von meinen eigenen Vorurteilen ihr gegenüber frühzeitig beeinflussen lassen wollte, aber nachdem man nun hier ihre große Bösewicht-Rede vorgeführt bekam, muss ich sie leider in die Kategorie fatale Fehlbesetzung einordnen. Sie hat einfach nicht das natürliche Charisma und die nötige Ruchlosigkeit, um zu bestehen und die Tatsache, dass sie hier im direkten Vergleich zu ihrem Übervater Alexei steht und neben dem überragenden Dalton ihre Schwächen noch mehr ins Auge fallen, sind dabei auch nicht gerade förderlich. Man kann es gar nicht so richtig glauben, dass die gleiche Castingabteilung, die uns Dalton als Volkoff beschert hat, nun mit Lauren Cohan und zuvor ja auch schon Robin Givens so danebenliegt.
Aller Fairness halber muss man aber auch zugeben, dass die Besetzung nicht allein Schuld ist. Auch die Autoren machen es ihr nicht leicht, denn in der Vergangenheit waren immer die Schurken die besten, die ihre Ruchlosigkeit mit einer gehörigen Portion Humor würzen konnten, Chevy Chase als Ted Roark kommt einem da sofort in den Sinn, aber auch Mark Sheppard wäre ein gutes Beispiel. Vivian fällt dabei eher in die Daniel-Shaw-Kategorie, in der eine langweilige Charakterkonstellation gepaart mit einem Schauspieler wird, der nicht in der Lage ist, über die Grenzen des gelieferten Drehbuchmaterials hinauszuwachsen. Und die Tatsache, dass sie nun der Big Bad für den Rest der Staffel ist, erfüllt mich nicht gerade mit Zuversicht.
Der zweite große Schwachpunkt der Folge ist der bereits altbekannte Ellie-Aspekt. War ich beim letzen Mal noch zuversichtlich, dass ihre Nachforschungen an Orions Computer bald und schnell dazu führen, dass sie endlich die Wahrheit über Chuck erfährt, musste ich mich hier doch wieder eines besseren belehren lassen, leider. Spätestens als Chuck ihr am Ende trotz all seiner Vorsätze wieder nichts vom Intersect erzählt und man die fadenscheinigsten Gründe vorführt, um die Kulmination dieser Geschichte weiter herauszuzögern, hätte ich am liebsten meinen Fernseher angeschrieen. Eigentlich lohnt es gar nicht mehr, sich ob all der Unsinnigkeiten aufzuregen, warum Ellie nicht einfach Chuck von Orions Computer und ihren Forschungen erzählt? Warum Chuck ihr nicht schon ganz am Anfang von Staffel 4, oder spätestens während der Suche nach Mary vom Intersect erzählt hat? Und am schlimmsten oder vielleicht nur am aktuellsten von allem, warum er trotz dass er merkt, dass Ellie ihn belügt, nicht einfach mit der Wahrheit herausrückt? Ich versteh es einfach nicht und ganz ehrlich, da gibt es auch nichts zu verstehen. Wer geglaubt hat, man zögere die Will-They-Won't-They-Dynamik zwischen Chuck und Sarah in Staffel 3 schmerzhaft in die Länge, der kann nachvollziehen, wie grausam dieses Spielchen mit den Nerven der Zuschauer hier langsam wird. Ich zumindest verliere langsam die Geduld dabei und will einfach nur noch, dass es damit vorbei ist, egal wie.
Das Ganze nimmt solch unglaubhafte Züge an, dass man darüber vergisst, überhaupt über die Möglichkeiten, was und wer Agent X ist, nachzudenken. Am Ende der letzten Folge wurde ja impliziert, dass es sich dabei um Ellie handelt, aber ich kann mir das nur sehr schwer vorstellen, zumal Agent X auch noch im Fokus von Volkoff und nun Vivian steht. Hätte Stephen wirklich seine Tochter dieser Gefahr ausgesetzt? Oder ist Agent X doch Chuck? Oder keine klar spezifizierte Person, sondern eben das allgemeine Testobjekt fürs Intersect? Ich erwarte dahingehend sicher keine vollkommen logische Erklärung, aber bin doch gespannt, wie es sich am Ende entwirrt. Hauptsache nicht damit, dass Ellie mal wieder für dumm verkauft wird.
Positiv überzeugt haben mich in dieser Folge allerdings die kleinen Nebenhandlungsstränge, die Sarahs und Caseys Familiendynamiken schön nebeneinander gestellt und die beiden vom jeweiligen anderen profitieren haben lassen. Das ganze wurde sehr subtil und damit angenehm gehandhabt und ich gehe davon aus, beides wird in den nächsten Folgen wieder aufgegriffen werden. Caseys großes Wiedersehen mit seiner Ex-Verlobten und Alexs Mutter steht anscheinend unmittelbar bevor und auch Sarahs Vater Jack sehen wir hoffentlich im Zuge der Hochzeit demnächst bald mal wieder, Gary Cole ist von meiner Seite jedenfalls ebenso heiß ersehnt wie Timothy Dalton. Zu den erwähnenswerten Anspielungen und Witzen in dieser Folge gehören auf jeden Fall Casey und Morgan, die mittlerweile synchron frühstücken und Chuck damit fürs Leben kennzeichnen, die Partie Uno um Leben und Tod und die Tatsache, dass Chuck wohl ebenso gespannt auf die große "Game of Thrones"-Adaption wartet wie ich, zumindest lässt man ihn schon einmal eine Schattenwolf-Referenz einwerfen.
Was ich nun aber mit der Bewertung für die Folge machen soll, weiß ich leider nach all dem geschriebenen Text immer noch nicht. Wiegt Timothy Daltons geniale Stippvisite stärker als Lauren Cohans Mittelmäßigkeit und der an den Nerven zehrende Ellie-Plot? Schlage ich mich eher auf die Seite des Spaßes, den ich beim Schauen hatte oder der Augenverdreher, die gleichzeitig auftraten? Hm, da hilft nur noch Augen zu und durch und sechs Punkte aus der Tasche ziehen.
Cindy Scholz - myFanbase
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Informationen zur Episode
Englischer Titel: Chuck Versus the Family VolkoffErstausstrahlung (US): 11.04.2011
Erstausstrahlung (DE): kein Termin
Regie: Robert Duncan McNeill
Drehbuch: Amanda Kate Shuman & Nicholas Wooton
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