Review: #4.23 Chuck gegen die letzten Details
#4.23 Chuck Versus the Last Details ist ein zweischneidiges Schwert. Einerseits enthält die Episode so viele der Dinge, die die Serie so liebenswert macht und die der Grund für die leidenschaftliche Fanbase sind, andererseits konzentriert sich die Haupthandlung auf den Aspekt der aktuellen Staffel, der leider so gar nicht funktioniert und trotz edler Absichten als Reinfall zu bezeichnen ist. Ich habe im Moment noch keine Ahnung, wie ich diesen leicht schizophrenen Gegensatz in einer kohärenten Wertung unter einen Hut bringen soll, aber vielleicht bin ich ja nach dem sorgfältigen Aufdröseln der Pros und Contras etwas schlauer.
Why would you say that? Do you not watch movies?
Fangen wir mit den guten Dingen an, denn davon gab es wirklich reichlich hier. Besonders der letzte Akt war so ein schöner Moment, als alle sich für Chuck und Sarahs Hochzeitsvorbereitungsdinner (gibt es dafür eine deutsche Bezeichnung?) treffen und eine wunderbare Atmosphäre herrscht. Das erinnerte mich in angenehmer Weise an die Hochzeit aus #2.22 Chuck gegen das Ende, ohne als bloßer Abklatsch dazustehen. Bei so viel Harmonie, war klar, dass etwas Schlimmes passieren würde, aber man hat mich wirklich erwischt mit den falschen Fährten in Richtung Mary. Natürlich würde Vivian Sarah als ihr Ziel auswählen, sie weiß, dass diese der wichtigste Mensch in Chucks Leben ist und wenn sie ihn treffen will, dann so. Auch war die Episode selbst so voller kleiner Hinweise und Andeutungen in dieser Richtung, dass hinterher alles perfekten Sinn macht. Sarah beschwört mit ihrer Bemerkung, alles sei perfekt gleich zu Beginn ein Unglück herauf (eine TV-Logik, die ich persönlich auch im realen Leben beachte, man kann ja nie wissen). Und dass man in dieser Episode so viel Wert darauf legt, dass Chuck Sarah zu beschützen hat, nachdem die Serie bisher ja immer nach der Dynamik funktionierte, dass Sarah Chuck beschützt, war ja wohl auch kein Zufall.
Aber natürlich wird man Sarah nicht sterben lassen, sie ist viel zu zentral für das Gesamtkonzept der Show und "Chuck" ist einfach nicht die Art von Serie, die zu so radikalen Mitteln greifen würde. Man scheut nicht davor zurück, auch einmal reale Konsequenzen heraufzubeschwören, schließlich hat man Stephen Bartowski kaltblütig vor den Augen seiner Kinder hingerichtet. Aber Sarah ist noch einmal ein ganz anderes Kaliber, mal ganz abgesehen davon, dass Yvonne Strahovski als Darstellerin einfach zu wertvoll für die Serie ist und gerade in Staffel 4 hat man das immer wieder bewiesen. Aber dennoch ist der Cliffhanger ein effektiver, denn die Serie hat noch nie eines der Kernmitglieder in einer derart aussichtslos scheinenden Situation hinterlassen. Casey schwebte zwar durchaus schon einmal in der ein oder anderen Lebensgefahr, aber niemals in so einer anscheinend unausweichlichen Todesgefahr, einfach schon aus seiner physischen Überlegenheit heraus. Ich bin wirklich gespannt, wie man aus diesem Dilemma nun wieder herausfindet, welche Auswirkungen dies auf Chuck und auf die Hochzeit hat und was man uns nach dem Ende noch für einen Cliffhanger präsentiert, nach dem schließlich das Staffelfinale benannt ist.
No, you heard me the first time. Shoot the puppy!
Auch der Konflikt zwischen Sarah und Mary war einer der besseren Versuche, Spannung in die Beziehung zwischen dem Traumpaar der Serie zu erzeugen. Dass die beiden intelligenten und sehr selbstbewussten Ladies in Chucks Leben irgendwann unausweichlich aneinander geraten mussten, war nur eine Frage der Zeit. Und Morgans erste Solomission war ein weiteres Highlight, mit dem einfach nur zum Niederknien großartigen "Star Wars"-Imperial-March zurm Motivation durch Chuck. Aber auch im Eifer des Gefechts war Morgan eine reine Freude, die Einschüchterung am Telefon, die nette Referenz an "Breaking Bad" (zumal ich den gleichen Gedanken im selben Moment hatte) und dann die absolut abgefahrene Szene, in der Casey durch die geschlossene Wand alle Ziele ausschaltet und seinen potentiellen Schwiegersohn rettet. Natürlich ist die ganze Sache absoluter Blödsinn, aber Bad Ass Casey ist immer wieder eine Quelle der puren Freude.
Das einzige Problem hier ist wieder einmal Vivian Volkoff als Bösewicht, welche aus verschiedenen Gründen einfach nicht funktionieren will. Es ist mir schon klar, was man hier aus Autorensicht versucht: eine Art Gegenbeispiel zu Chuck. Eine vormals unschuldige Person, die in eine ähnliche Situation wie er gerät und durch das fehlende soziale Umfeld und die falsche Anleitung eine Art Spiegelentwicklung von diesem durchmacht, nur eben auf der dunklen Seite. Vivian ist zu Chuck so etwas wie Faith zu Buffy, aber bis auf die theoretische Erkenntnis, dass dies keine schlechte Idee und ein durchaus auf dem Papier spannend klingender Handlungsbogen ist, fühlt es sich in der Umsetzung nie wirklich packend an. Das liegt an der zu wenig charismatischen Lauren Cohan (eine Darstellerin vom Kaliber wie Timothy Dalton würde auch aus einem problematischen Drehbuch eine Höllenperformace abliefern), aber eben auch an der Vorlage. Es ist müßig, die widrigen Umstande, unter denen die Serie seit Staffel 3 produziert wird, immer wieder heranzuziehen: das winzige Budget, die ständigen Planänderungen (immer wieder ist man gezwungen, zur Hälfte der Staffel von einem Ende auszugehen und dann doch noch mal etwas draufsetzen zu müssen). Aber man muss eben auch bedenken, dass diese Umstände alles andere als normal für eine Serie sind und man eben trotz diesen doch immer noch in der Lage ist, magische Momente abzuliefern. Nicht mehr ganz auf dem Niveau der Hoch-Zeit der Show, aber immer noch mit soviel Herz und Gefühl, dass man die Schwächen doch gerne belächelt und sich an den Highlights erfreut.
May you have many more adventures together, and may you always keep each other safe.
In diesem Sinne habe ich mich dann doch entschlossen, gnädig zu sein. Sicher war ich im Mittelteil dieser Staffel einmal nahe der Verzweiflung mit der sinkenden Qualität der Show, aber die letzten Folgen haben doch wieder einmal bewiesen, was die Serie ausmacht, dass man dank eines großartigen Casts und einem grundsätzlichen Verständnis für die Kernkompetenzen der Serie immer noch etwas ganz besonderes ist und eben auch einen speziellen Platz in meinem Serienherzen einnimmt. Ich bin wieder einmal voller Vorfreude auf das Finale und kann dessen Entwicklungen kaum abwarten. So gebe ich also 7 Punkte für diese Folge, ohne die Problematik um Vivian Volkoff wäre hier aber durchaus auch die volle Punktzahl drin gewesen.
Cindy Scholz - myFanbase
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Informationen zur Episode
Englischer Titel: Chuck Versus the Last DetailsErstausstrahlung (US): 09.05.2011
Erstausstrahlung (DE): kein Termin
Regie: Peter Lauer
Drehbuch: Henry Alonso Myers & Kristin Newman
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