Bewertung

Review: #1.04 Bitte warten

Nachdem für die letzten Reviews vornehmlich die Samthandschuhe zum Einsatz kamen, da Serien für gewöhnlich wie ein Dieselmotor Zeit brauchen, um richtig in Fahrt zu kommen, schlug für die aktuelle "Community"-Folge die Stunde der Wahrheit. Leider bestand die Episode den Test nicht gerade mit Glanz und Gloria.

Eifersucht und Geläster

Vaughn mag Britta. Britta mag Vaughn. Zusammen machen sie "sweet, sweet love". Dieser Plot ist so berechenbar, dass sich selbst Thomas Gottschalks Anmoderationen im Vergleich dazu wie frische Frühlingsblüten ausnehmen. Zugekiffter, Grüntee trinkender Hipster mit nackten Füßen – check. Süße, hippe Blondine – check. Einer von beiden nimmt die Romanze ernster als der andere – check. "Community" hat sich hier einen großzügigen Griff in die Mottenkiste der Klischees erlaubt.

Die Folgestorys, die dieser Strang nach sich zieht, können leider kein Land wettmachen, im Gegenteil. Zwar ist es erfreulich, dass die Autoren zu einer ungewöhnlichen Charakterkombination greifen und Shirley mit Jeff paaren. Zwischen den beiden gäbe es genügend Anknüpfungspunkte. Beide sind in einem ähnlichen Alter, beide hatten bis vor kurzem eine mehr oder minder solide bürgerliche Existenz, die mit einem Mal wie ein Kartenhaus in sich zusammengefallen ist.

Aber statt das Potential dieses Duos zu nutzen, lässt man sie wie gackernde Fischweiber agieren. Besonders negativ fällt das bei Shirley auf – allein ihre um eine Oktave nach oben verschobene Kicherstimme bereitet dem Zuschauer ein 22-minütiges Märtyrium. Sicher, nichts eint Menschen so gut wie Geläster über Dritte. Allein diese Botschaft hätte man auch in 30 Sekunden abhandeln können.

Dabei ist der Charakter der Shirley Bennett nicht uninteressant – aus einer alleinerziehenden Mutter von zwei Kindern, die sich vom Leben betrogen fühlt, kann man eine Menge erzählenswerter Geschichten schöpfen. Diese gehörte leider nicht dazu und so empfindet man beinahe Mitleid mit Jeff, als Shirley seine Avancen, eine normale Konversation zu führen, nonchalant und desinteressiert vom Tisch fegt.

Das Duncan-Experiment

Annie und ihr Duncan-Experiment waren nur wenig befriedigender. Immerhin wurde aber ein kleiner Einblick in Annies Charakter gewährt.

Zunächst einmal muss man festhalten: Das Experiment ist hohl. Dass die Geduld von Menschen begrenzt ist und dass jedermann ab einem bestimmten Zeitpunkt zu einer tickenden Zeitbombe mutiert, ist klar. Ebenso, dass Abed nicht "jedermann" ist. Oder kann sich jemand einen austickenden Abed vorstellen? Warum man diesen Plot so ausgekaut hat, bleibt deswegen das Geheimnis der Autoren.

Im Zuge dieses Strangs wird nur eines klar: Annie ist sich durchaus ihres Abstiegs bewusst. In ihrer Unterhaltung und später ihrem Streit mit Duncan blitzt ihr Frust auf Greendale und auf ihr neues Leben durch. In den ersten "Community"-Folgen wurden die Brüche in ihrer Biographie als vollendete Tatsachen hingestellt; hier wurde klar, dass es in ihr immer noch rumort. Das öde Duncan-Experiment hätte man dafür allerdings nicht gebraucht.

Highlights und Kuriositäten

  • Inselhässlichkeit:

    "Even though you're an eight, which is a British ten."

  • "Community" zwinkert "Friends" zu und mokiert sich in bester Meta-Manier über von Autoren stiefmütterlich behandelte Charakterkombos:

    "I've figured we are more like Chandler and Phoebe, they never really get stories together."

    "Sure, I'll do it, Chandler."

  • Hallo, Yoko:

    "Go, fine, go kill John Lennon again!"

  • Feuchte Träume:

    "And if I'm occasionally naked in your dreams I won't complain."

Fazit

Diese Episode weist viele Schwachpunkte auf. Ob nun das Geläster über Vaughn oder das Duncan-Experiment – vieles wirkt einfach nur angestrengt und bemüht. Auch die guten, spritzigen Textzeilen lassen sich leider an einer Hand abzählen.

Zu den wenigen guten Seiten dieser Folge gehören Annies Ausdruck von Frustration, ihr berührendes Gespräch mit Abed am Schluss und der Moment, in dem Jeff sein Gesicht an die Glasscheibe des Automaten presst – selten hat man den Ex-Anwalt in so einer ehrlichen Sekunde von Verlorenheit ertappt. Manchmal bringt eine kurze, nonverbale Szene eben mehr zum Ausdruck als ganze gesprochene Romane. Hätten sich die Schreiberlinge das nur für die komplette Episode auf die Fahnen geschrieben.

Eva T. - myFanbase

Die Serie "Community" ansehen:


Vorherige Review:
#1.03 Carpe Diem
Alle ReviewsNächste Review:
#1.05 Prozess im Schwimmbad

Diskussion zu dieser Episode

Du kannst hier mit anderen Fans von "Community" über die Folge #1.04 Bitte warten diskutieren.