Bewertung

Review: #1.02 Grundkurs Spanisch

Foto: Joel McHale, Community - Copyright: Sony Pictures Television Inc. All Rights Reserved
Joel McHale, Community
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Welche Episode stellt für eine junge Serie die schwierigste Hürde dar? Wohl nicht einmal der Pilot, denn obwohl er interessant genug sein muss, um den Zuschauer zum weiteren Zusehen zu bewegen, reicht es erst einmal, wenn er mit ein paar ansprechenden Happen aufwarten kann. Die zweite Folge hingegen muss die Weichen des Piloten vertiefen und gleichzeitig interessant genug sein, um den Zuschauer mittel- bis langfristig an die Serie zu binden. Die aktuelle "Community"-Episode erledigt hier recht passable Arbeit.

Katz- und Mausspiel

Die unnahbare hübsche Blondine, der gewiefte Charmeur, das Katz- und Mausspiel inklusive möglichen Happy-Ends – nichts, was das geübte Auge des passionierten Serienliebhabers nicht bereits kennen würde. In den Hauptrollen diesmal: Jeff Winger und Britta Perry.

Auch wenn dieser Plot nicht hervorragend ist, bietet er den ein oder anderen lustigen Moment und so kann man sich das Schmunzeln nicht verkneifen, wenn Jeff sein Oberteil mit Abed tauscht, um mit Britta zusammenarbeiten zu können. Diese hat allerdings bereits mit Pierce gehandelt - dumm gelaufen, Mr. Winger! Auch Jeffs Guatemala-Mundklebeband ist an dieser Stelle erwähnenswert. Britta lässt Jeffs Aktionen aber vorerst an sich abprallen und kontert mal mit genervten, mal mit nonchalanten Repliken. Kommen sie zusammen oder kommen sie nicht zusammen? Will they or won't they? Schau'n mer mal. Die Chemie zwischen den beiden Darstellern stimmt jedenfalls.

Die Menschen hinter der Spanisch-Lerngruppe

Es gelingt der Episode weitgehend, viele Charaktere zu vertiefen. Man bekommt einen Eindruck von Pierces leicht homophober, rassistischer und frauenfeindlicher Seite, lernt aber gleichzeitig, dass er kinderlos ist und im Prinzip nur Anschluss an eine Art Ersatzfamilie sucht. Brittas Leidenschaft für politisch-gesellschaftliche Themen bei gleichzeitiger Untätigkeit wird offenbar, ebenso Annies Spaß an Aktionstagen und Engagement am College. Abeds Obsession mit Popkultur tritt ebenfalls deutlich genug zutage.

Annies und Shirleys Guatemala-Tag (gibt es eine Sitcom, die ohne Protesttag ausgekommen wäre?) dient natürlich als Satire auf Protestaktionen und entlarvt die wahren Beweggründe der Aktivisten: Annie liebt es, Events zu organisieren und Shirley geht darin auf, Brownies zu backen. Auch wenn Lichterketten, Mahnwachen und Demoaktionen einen ehrlich gemeinten Kern haben mögen, selten partizipieren Menschen aus rein altruistischen Motiven.

Gleichzeitig wird durch diese Aktion Brittas Idealismus auf seine Schwachstellen untersucht. Man muss nicht lange suchen: Für jemanden, der sich als politischen Menschen versteht und gerne Moralpredigten hält, tut sie in Wahrheit herzlich wenig. Im Anfang war das Wort – Britta scheint es da ganz mit dem Johannesevangelium zu halten.

Schön ist, dass die Storylines selten platt schwarz-weiß sind. Ob Jeff sich auf diesen grotesken Spanisch-Vortrag einlässt, weil er in seinem Inneren Mitleid mit Pierce hat oder ob er es tut, weil er mal wieder bei Britta punkten möchte – die Beantwortung dieser Frage bleibt dem Zuschauer überlassen.

Highlights und Kuriositäten

  • Trivia: Der Darsteller von Chang alias "El Tigro Chino", Ken Jeong, ist kein Chinese, sondern Koreaner.
  • Ein gebranntes Kind:

    "A lifetime of disappointments has given me douche-ray vision."

  • Lesbische Lichterketten:

    "We can have a candlelight vigil like lesbians have on the news."

  • Glaube versetzt Berge:

    "Apparently my sperm shoot through the egg if you can believe it." "I can't but you can, so that's fine."

  • Von der Magie nonverbaler Kommunikation:

    "Hasta luego! Come on, hands are 90% of Spanish!"

  • Oh, die süße Ironie:

    "To the empowerage of words!" "To the irony of that sentence!"

  • Ein Eigentor wie es im Buche steht:"Cause a smart man like you would know that no woman in that class would be able to look at you as a sexually viable candidate ever again."

Fazit

Der in Aussicht stehende Liebesplot Britta/Jeff schreit schon aus einer Entfernung von 100 Kilometern "lahm!". Auch die Handlung unternimmt nicht gerade einen riesigen Schritt nach vorne.

Dennoch war die Folge recht kurzweilig und man sollte die Maßstäbe an die erste Folge nach dem Piloten ohnehin nicht zu hoch ansetzen. Wichtige Charakterfacetten der Hauptfiguren wurden herausgearbeitet, die Vorbereitungsdiskussion zwischen Jeff und Pierce war Zynismus vom Feinsten und Spanisch-Lehrer Chang macht schon jetzt den Eindruck, als ob mit ihm nicht gut Kirschen zu essen ist. Die nächste Episode kann kommen.

Eva T. - myFanbase

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