Review: #3.02 Verfurzte Nationen

Einer der sicherlich interessantesten Aspekte an "Community" sind die untypischen Frauenfiguren, die die Serie mit Annie und Britta (und auch Shirley) ins Zentrum stellt. Anstatt nur das Klischee der liebenswerten Streberin bzw. der emanzipierten Revoluzzerin zu erfüllen, sind Annie und Britta weitaus vielschichterige Figuren mit sehr authentischen (wenn natürlich oft überzeichneten) Stärken und Schwächen, welche sich immer wieder hervorragend für Storylines eignen, in denen die beiden aus ihrer Komfortzone ausbrechen müssen.

Im Hauptplot geht es diesmal um Annie und ihre böse Doppelgängerin Annie Kim, die ihr die Idee einer UN-Arbeitsgruppe wegschnappt. Angestachelt durch Jeff konfrontiert Annie die andere Annie und fordert sie zu einem Konkurrenzkampf über die beste UN-Arbeitsgruppe heraus. Die Konfrontation von Erde 1 (Annies Team) und Erde 2 (Annie Kims Team) nimmt den größten Teil der Episode ein und liefert einige gelungene Gags (Troys Verwechslung von Georgien und dem US-Bundesstaat Georgia und sein entsprechender Südstaatenakzent, Abeds Wunsch nach einem Portal zur zweiten Erde, Jeffs "Uruguay kindly requests that Somalia stops pronouncing it Ur-a-gay."), ist insgesamt aber recht unspektakulär. Den Fall, dass Annies Ehrgeiz zu einem öffentlichen rhetorischen Schlagabtausch führt, hatten wir bereits mehrfach im Verlauf der Serie (#1.05 Prozess im Schwimmbad, #2.17 Intro to Political Science) und so brachte dieser Wettbewerb nicht viel Interessantes. Außer eines natürlich: Annies Ausraster. Alison Brie zeigt hier wirklich ihr geballtes komödiantisches Können und wird zum Berserker, als sie mit vollem Körpereinsatz kreischt und schimpft und schreit. Klasse!

Größter Kritikpunkt an der Sache ist (neben dem vielleicht etwas unnötigen Furz-Witz) das Techtelmechtel zwischen Jeff und Annie. Obwohl Joel McHale und Alison Brie wirklich eine tolle Chemie haben, so sollten sich die Autoren aber doch langsam mal entscheiden, was sie mit Jeff und Annie machen wollen. Anstatt dauernd zu betonen, dass eine Liaison zwischen den beiden creepy sei (was die ganze Sache überhaupt erst creepy macht), sollte man sich lieber zu dem romantischen Potential bekennen, und dann weitersehen, ob man die zwei zu einem Paar macht oder es bei guter Freundschaft belässt. So aber weiß keiner, was los ist.

Britta kehrt derweil zurück zu ihren rebellischen Wurzeln, was in eine witzige Konfrontation mit Chang mündet. Brittas Doppelmoral – einerseits ihr ständiges Einfordern von Toleranz und Solidarität bei anderen, andererseits ihre Selbstinzenierung als Aktivistin – bot schon immer eine sehr gute Basis für lustige Geschichten (man denke an Britta und Troys Oma oder Britta mit ihrer vermeintlich lesbischen Freundin). Diesmal will sie, angeheizt durch die "coolen" lebensgefährlichen Aktionen einer verschleppten Aktivistenfreundin, zur Demonstration gegen das System aufrufen, was letztlich eigentlich nur dazu dient, ihre eigene Coolness unter Beweis zu stellen. Brittas Wunsch, politisch und gesellschaftlich wirklich etwas zu bewirken, wird von ihrem Wunsch nach Selbstdarstellung komplett überschattet, was diese Figur aber auch so wunderbar komplex und glaubwürdig macht – denn ganz ehrlich, sind wir nicht manchmal selbst so? Ihre Duelle mit Chang, der sich ebenfalls beweisen will, sind dabei herrlich melodramatisch inszeniert (Zeitlupe und Lionel Richie!) und unterstreichen natürlich die heillose Überspitzung des Geschehens, die schlichtweg als Parodie zu verstehen ist.

Obwohl es lobenswert ist, dass Annie und Britta diesmal als Protagonistinnen im Zentrum stehen, so findet #3.02 Geography of Global Conflict sein perfektes komödiantisches Moment aber nicht ganz. Die Stories sind nett, aber nicht überragend, die Gags sind sehr solide, aber nicht überdurchschnittlich. Alison Brie und Gillian Jacobs haben sich allerdings definitiv wieder für mehr Screentime empfohlen, denn die zwei Damen liefern im Rahmen ihrer Möglichkeiten tolle Comedy ab.

Maria Gruber - myFanbase

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