Bewertung

Review: #3.03 Todd ist schuld!

Dass unsere Studiengruppe nicht gerade die hamonischste Einheit ist und dass diese nicht immer nur aus Friede, Freude, Eierkuchen besteht, wissen wir Zuschauer ja schon lange. Aber mich beschleicht so langsam das Gefühl, dass die Serie im Rahmen der 3. Staffel diese Tatsache noch weiter ausleuchten wird und vielleicht sogar den Mut hat, diese immer wieder auftretenden Konflikte nicht immer durch einen herzigen Moment am Ende einer Episode zumindest vorübergehend aufzulösen. Zumindest legt #3.03 Competetive Ecology dies nahe.

Dank einer Aufgabenstellung von Professor Kane müssen sich die Freunde untereinander aufteilen und sich entscheiden, mit wem sie ein ganzes Semester lang Laborpartner bilden wollen. Da aber bekanntermaßen sieben Leute zur Gruppe gehören, geht dieses Vorhaben natürlich nicht auf und einer von ihnen muss mit einem Außenstehenden, in diesem Falle dem Irakkriegs-Heimkehrer Todd ein Team bilden. Diese Ausgangsbedingung bringt die Freunde wieder einmal innerhalb kürzester Zeit so weit, dass sich alle gegenseitig an die Gurgel gehen und der arme Todd (Leitspruch: "None taken.") ausrastet und frustriert abhaut, obwohl er bis zu dem Zeitpunkt die Sache doch recht locker genommen hatte. Im Zuge dessen können wir wieder einmal die vielen selbstzerstörerischen Elemente dieser Gruppendynamik beobachten und unter diesem beobachtenden Blick wird wieder einmal klar, dass die Freunde zwar zusammen gehören und sich auch gegenseitig mögen, aber dies nicht immer unbedingt das Beste für sie ist.

Dabei kann man diesen ganzen Handlungsstrang wie immer auch unter TV-theoretischen Gesichtspunkten betrachten. Denn es ist typisch für eine Sitcom diesen Typs, dass sich irgendwann die Serienwelt ganz automatisch so auf die Kerncharaktere zentriert, dass es oft so wirkt, als verbrächten sie die ganze Zeit miteinander und hätten keinen Kontakt außerhalb dieser Konstellationen. (Quintessenz des Ganzen ist hier wohl die Frage: " Who the hell are you always texting? Everyone you know is right here!") Oder kennt jemand von euch einen dauerhaften Freund, den einer der sechs "Friends" über die Jahre hatte, oder jemanden, mit dem die Gang aus "How I Met Your Mother" ihre Zeit verbringt, der nicht nach einer Episode wieder weg vom Fenster war? Dieses Phänomen einer Comedy-Serie ist ganz normal und zwar hat "Community" einen gut gefüllten Background mit Charakteren, die den Greendale Campus beleben. Aber genau aus diesem heraus bietet es sich auch an, die eigenwillige Dynamik der Gruppe und deren Wirkung auf Außenstehende einmal näher unter die Lupe zu nehmen. Mein Gefühl sagt mir, dass wir Todd nicht zum letzten Mal gesehen haben und dass der hoffentlich in Zukunft Greendale weiter mit seiner Anwesenheit beehren wird. Und als Person, um ins Innere der Gruppe zu blicken hat er sich so gut angeboten, weil er im Vergleich zu allen anderen Charakteren noch relativ normal und menschlich wirkt, was den perfekten Gegensatz für die mittlerweile doch sehr abgefahrenen Eigenschaften unserer Helden bildet.

Was mir aber richtig gefallen hat, mal ganz abgesehen davon, dass ich die ganze Zeit ständig lachen musste, ist die Tatsache, dass sich das Problem am Ende nicht dank einer typischen Jeff-Winger-Rede in Luft aufgelöst hat. Im Gegenteil, als Jeff zum Monolog ansetzt, hat er weiterhin nur eine Tirade gegen seine undankbaren Freunde auf Lager und die Lösung für alle, um miteinander auszukommen ist es, den Frust nach außen auf Todd zu projizieren. Das ist mit Sicherheit kein Feel-Good-Ende, was uns durch Todds einzelne Träne in der Schlusseinstellung auch noch mal vor Augen geführt wird. Vielleicht macht es "Community" in seinem dritten Jahr, in dem es quotentechnisch eh mit dem Rücken zur Wand steht und nichts mehr zu verlieren hat, wie manch andere Vorbilder und lässt die versöhnliche Tour hinter sich, um die destruktiven Grundzüge der Beziehungen in der Gruppe voll auszuschöpfen? Ich wäre definitiv an Bord, denn ich sehe die Serie durchaus in der Lage, diese Art von bitterem Humor auf breiter Ebene zu produzieren.

Auch der zweite Handlungsstrang diese Woche konnte mich auf ganzer Linie überzeugen. Chang, der von einer Beförderung zum Security-Detective träumt, verfällt in eine abgedrehte Film-Noir-Welt, als diese ihm verwehrt bleibt und in einer völlig durchgeknallten (also typischen Chang-) Art und Weise sieht er plötzlich groß angelegte Verschwörungen und zieht Rückschlüsse aus Hinweisen, die verrückter nicht sein könnten. Ich muss sagen, auch wenn dies alles null Sinn ergeben hat, ich hab mich köstlich amüsiert und diese Episode ist für mich ein Paradebeispiel, wie man Ken Jeongs ganz spezielle Comedy-Talente zur besten Geltung bringen kann. Man muss nur seine Gesichtsausdrücke beobachten, als er die junge Dame ins Büro zitiert oder beim Voice-Over-Duell mit Dean Pelton, und kommt nicht umhin, ordentlich beeindruckt von Ken Jeong zu sein. Ich weiß, dass Chang ein polarisierender Charakter ist, den die einen zum Schreien komisch und die anderen einfach nur zum Wegrennen finden. Ich selbst sehe mich da irgendwo in der Mitte, aber hier hat diese einfach nur verrückte Chang-Storyline für mich auf ganzer Linie punkten können. Bis hin zum letzten, bereits angesprochenen Voice-Over-Schlagabtausch mit Pelton, dem ich noch stundenlang hätte zuschauen können.

Unterm Strich bietet diese Episode also zwei wirklich gelungene Handlungsstränge und ist darüber hinaus unheimlich witzig. Viele der Dialoge und Sprüche konnten bei mir sofort punkten und ich habe mich wirklich herrlich amüsiert. Angefangen bei Professor Kanes wirrem Lego-Monolog ("As somebody who spent the majority of their life in prison, what happened to Legos? They used to be so simple." – viel besserer Einsatz von Michael K. Williams in dieser Episode, als bei seinem ersten Auftritt), über die diversen Konflikte innerhalb der Gruppenkonstellationen bis zur Kulminationsszene, ich hatte ununterbrochen meinen Spaß. Was will man also mehr?

Cindy Scholz - myFanbase

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