Review: #3.12 Die Doppelgänger
Manchmal ist es gar nicht so einfach, sich so schnell nach dem Schauen einer Episode von "Community" ein Urteil zu bilden. Die wirklich genialen Folgen haben es zwar meist leichter, denn da ist man doch gleich richtig in den Bann gezogen und weiß, dass ein kleines Meisterwerk vorliegt, welches man nun bis in die letzten Details untersuchen und wertschätzen darf. Aber mit Folgen wie dieser, die auf den ersten Eindruck einen etwas inkohärenten Eindruck machen und von denen ich spontan nicht sagen kann, ob sie schlechter als der Durchschnitt oder schwieriger zugänglich waren, fällt es mir nicht leicht zu einem Urteil zu kommen. Zumal ich bei mir im Verlaufe der Zeit festgestellt habe, dass ich beim mehrmaligen Schauen doch diese etwas überdrehten Folgen mehr zu schätzen weiß (als Beispiel fällt mir da das Anti-Drogen-Stück aus der 2. Staffel ein), als solche Folgen, die auf den ersten Blick eher netter, aber auch harmloser sind.
Versuchen wir es also einmal aufzuschlüsseln: der Mittelteil der Folge, rund um Jeffs Ego-Ausbruch und die eskalierende Bar Mitzwa war mir ehrlich gesagt einfach zu viel und zu durchgeknallt. Aber eben nicht auf die angenehme Art und Weise, sondern eher in Richtung gewollter Überspitzung, der man das leider auch anmerkt. Dazu kommt, dass ich die Anwendung der vielen Animationen (Changs Gedankenblasen und Jeffs Apfel-Ego) mittlerweile etwas zu übertrieben eingesetzt finde. In der letzten Folge war dies noch in einem Maße, dass es für mich OK war, und in #3.09 Foosball and Nocturnal Vigilantism war es auf sehr geniale Art und Weise zur Darstellung der Geschichte eingesetzt. Aber ich befürchte fast, dass man bei "Community" dieses Stilmittel gerade zu sehr für sich entdeckt hat und darauf zu oft zurückgreift und es sich meiner Meinung nach zu einfach macht, die inneren Konflikte der Charaktere zu beleuchten. "Community" hatte schon immer Elemente einer Cartoonserie in sich und ist diesbezüglich immer auf der richtigen Seite des schmalen Grats zwischen Übertreibung und Langweiligkeit angekommen, aber hier war es mir einfach zu albern. Natürlich ist es schwierig, das völlig durchgedrehte Innenleben von Ben Chang mit einfachen Mitteln zu verdeutlichen, keine Frage. Aber gerade den Jeff-Teil hätte man vielleicht auch ohne die bildliche Darstellung der Apfelmetapher rüberbringen können, dann hätten die Chang-Animationen vielleicht auch nicht so übertrieben gewirkt.
All diese Verrücktheiten und manchmal eben leider zu übertriebenen Szenarien waren aber in einen durchaus ernsten und wichtigen Plot eingewoben. Abed ist wohl der gelungenste Charakter, den "Community" geschaffen hat und ich bin mir sicher, auch der, der über die Laufzeit der Serie hinaus am engsten mit ihr verbunden bleiben wird. Er ist einfach so einzigartig, aber diese Einzigartigkeit hat seinen Preis. Es ist dieser Folge unheimlich gut gelungen, den Gegensatz zwischen den Vorteilen und Nachteilen von Abeds Wesen zu illustrieren, und obwohl es pro forma um Abed ging, war es doch eher Troy, der erwachsen wurde und anhand dieses Konflikts gewachsen ist. Sowohl Troys Freude an Abeds Wesen am Anfang der Episode ("Abed is a magical, elf-like man who makes us more magical by being near us... All we had was dumb reality before we met that man. And he's made all our lives better than reality."), wie auch seine bittere Erkenntnis, dass das Leben aber mehr als Träume verlangt am Ende, waren von Donald Glover wieder einmal berührend ehrlich dargestellt. Betrachte ich nur diesen Handlungsstrang, dann könnte die Folge von mir aus gerne die volle Punktzahl erhalten, denn es beinhaltet alles, was ich mir von "Community" wünsche. Besonders aber die auf den Punkt getroffene schwierige Balance die es bedeutet Abed im "normalen Bereich" zu halten, hat mich sehr beeindruckt und auch berührt. Nun frage ich mich, was ich vom Auftauchen Evil Abeds am Ende im Dreamatorium halten soll, aber ich denke darauf wird später sicher noch mal eingegangen.
Dan Harmon hat im Vorfeld von diesem zweiten Teil der Staffel oft angedeutet, dass die Freundschaft zwischen Troy und Abed, die ja durchaus auch symbolisch für das sehr enge (und manchmal vielleicht auch zu enge) Verhältnis zwischen "Community" und seinen Fans steht, beleuchtet und auf die Probe gestellt wird. Das wird manchen vielleicht nicht gut gefallen, die Troy und Abed niemals getrennt sehen wollen, aber diese magische Beziehung mit den Realitäten des Lebens zu konfrontieren und zu sehen, wie sie damit umgehen, halte ich für eine vielversprechende Idee. Hier hat man einen wirklich guten Anfang dafür gemacht und so eine mittelmäßige Folge vor eben dieser Mittelmäßigkeit gerettet.
Überschattet wird diese gelungene Storyline eben aber leider von der weniger gelungenen Jeff-Geschichte. Diese hatte zwar wieder einmal eine großartige Britta zu bieten, die wirklich von Folge zu Folge genialer wird. Aber irgendwie wollte der ganze Konflikt um Jeffs Ego für mich nicht wirklich zünden. Das war doch irgendwie alles schon mal dagewesen und wirkte doch leider so, dass man gerne diesen Hulk-Moment in der Folge haben wollte, mehr aber leider nicht. Der Moment als solcher war mir dann, wie angesprochen, zudem noch zu überdreht (wobei Kenner der "Hulk"-TV-Serie wohl eine Hommage and diese erkennen können, ich kenne sie leider nicht) und so konnte ich mich dabei nicht richtig amüsieren. Zwar gab es daneben noch unzählige Anspielungen und Gags, allein durch die Doppelgängereffekte (die übrigens unheimlich gelungen waren, wobei die beiden Michael Jacksons ganz oben auf meiner Highlightliste stehen), aber das war nur nettes Beiwerk am Rande und kam darüber in meinen Augen nicht hinaus. Auch der Chang-Plot war leider viel zu unausgegoren und hat mehr gestört, als zur Bereicherung der Episode beigetragen.
Zudem hat man durchaus auch gemerkt, dass diese Episode völlig außer der Reihe gesendet wurde. Gedreht wurde sie wohl noch vor der Weihnachtsfolge, einzuordnen war sie aber wohl als Start nach der (damals noch kurz geplanten) Winterpause. Ich kann durchaus verstehen, dass man sie nun aber für eine Woche zurückgehalten hat, denn die letzte Folge war als potentieller Einstieg für Neulinge doch wahrlich besser beeignet, einfach weil sie viel lustiger und ausgewogener war. Hier hatte man leider nur einen sehr starken Handlungsstrang, der von den anderen aber heruntergezogen wurde. Trotzdem bietet auch eine nicht vollkommen gelungene Episode von "Community" immer noch so viele Elemente, über die man einerseits herzhaft lachen kann und die einen andererseits zum Nachdenken und Analysieren anregen.
Cindy Scholz - myFanbase
Die Serie "Community" ansehen:
Vorherige Review: #3.11 Die Geschäftsidee | Alle Reviews | Nächste Review: #3.13 Kissen oder Decken? |
Diskussion zu dieser Episode
Du kannst hier oder in unserem Forum mit anderen Fans von "Community" über die Folge #3.12 Die Doppelgänger diskutieren.
Informationen zur Episode
Englischer Titel: Contemporary ImpressionistsErstausstrahlung (US): 22.03.2012
Erstausstrahlung (DE): 24.06.2013
Regie: Kyle Newacheck
Drehbuch: Alex Cooley
Links
Jetzt ansehen/bestellen
ansehen
ansehen
ansehen
Meistgelesen
Aktuelle Kommentare

29.03.2025 16:30 von Daniela
Reviews: Apple Cider Vinegar - Review Miniserie
Ich muss gestehen, dass ich mich oftmals eher dabei... mehr

29.03.2025 02:08 von Daniela
The Residence: The Residence
Ich bin bei Folge 6 und werde dazu auch was schreiben.... mehr