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Review: #3.21 Changs Diktatur

Foto: Ken Jeong, Community - Copyright: Sony Pictures Television Inc. All Rights Reserved
Ken Jeong, Community
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#3.21 The First Chang Dynasty ist prinzipiell diejenige Folge, auf die alle episodenübergreifenden Storylines dieser Staffel hinauslaufen: Wir haben die Greendale Seven, die den verrückten Diktator Chang überwältigen und den Dean aus dessen Händen befreien. Wir haben Troy, der sich für seine Freunde und das College opfert, und Laybourne an die Air-Conditioning-School folgt. Und wir haben eine Hommage an "Ocean's Eleven" und verwandte Genrevertreter, die sicherlich schon lange überfällig war.

Chang regiert jetzt also Greendale und hier setzt auch schon der größte Schwachpunkt der Episode an: Denn Changs Entwicklung vom Lüftungsschachtbewohner zum Sicherheitswachmann von Greendale bis hin zum Campus-Tyrann ist rückblickend leider nicht wirklich ausgegoren. Zwar ist Changs Größenwahn plausibel angesichts der Tatsache, dass der Typ einfach komplett hirnverbrannt ist, aber die Umsetzung mit Kinderarmee und Napoleon-Kostüm ist einfach zu viel und lässt Chang zu einem Charakter verkommen, der wirklich rein gar nichts Authentisches mehr an sich hat und damit zur reinen Karikatur wird. Das ist sicherlich so beabsichtigt, doch konnte die Serie den Charakter in den ersten zwei Staffeln trotz aller Schwachsinnigkeit zumindest einigermaßen menschlich wirken lassen, zum Beispiel durch seine Entlassung, seine Suche nach Anschluss oder den Rausschmiss durch seine Ehefrau. Jetzt befindet sich Chang allerdings in völlig wirren Sphären und seine Geisteskrankheit hat letztlich nicht mehr viel Humorvolles an sich.

Doch abseits von Störfaktor Chang ist die Folge wieder sehr gelungen, auch wenn die Serie bereits bessere Parodien auf die Beine gestellt hat. Wie die Gruppe mit vereinten Kräften die Entführung des Deans bewerkstelligt, natürlich mit doppelt-hinterlistigem Plan, wo nichts so scheint, wie man glaubt, ist wirklich toll inszeniert und mit großartigen Kostümen hochamüsant gestaltet (die Top 3: Shirley als Koch, Jeff als Zauberer und Britta als Gothic-Barbie!). Zudem nehmen die Autoren das Genre herrlich auf die Schippe: Da wird ein Hühnchen benutzt, um die Toilette zu verstopfen, die Kombination des Schlosses hat genau vier Stellen, und anstatt der sonst üblichen 25 Drähte hat Changs Feuerwerks-Bombe nur einen, den man kappen muss. Wenn es also einen Grund gibt, warum diese Hommage nicht ganz so zündet, dann ist es nicht der Ideenmangel, sondern die Einbettung des Szenarios in die Episode. Anstatt, wie es in den meisten anderen Hommage-Folgen bisher der Fall war, sich von Anfang bis Ende einer Genreparodie zu widmen, so bildet sie nur den Mittelteil der Folge, sodass das Konzept leider nicht hundertprozentig ausgeschöpft wird.

Dafür ist es aber lobenswert, wie Troy zum Helden der Geschichte wird. Seine selbstlose Entscheidung, sich Laybourne anzuschließen, rettet die Gruppe und Greendale, und sorgt am Ende für eine überaus lustige und gleichzeitig emotionale Abschiedsszene ("This is a lock of my hair.""How creepy!"). Für Troy ist dies ein wichtiger Schritt in seiner Entwicklung, da er das Wohl der Allgemeinheit vor sein eigenes stellt und so über sich hinauswächst. Umso spannender ist es nun, wie es mit ihm in der Air-Conditioning-School weitergeht und wie ihn die Freunde wieder zurückbekommen.

So bietet diese Folge insgesamt wieder tolle Unterhaltung, zeigt aber doch auf, dass "Community" der Realität mittlerweile manchmal zu sehr entrückt ist. Natürlich ist es ein integraler Bestandteil der Serie, völlig surreale Dinge umzusetzen und eben das Fiktionale direkt in die reale Welt zu holen, was dieses Format ja auch so besonders macht. Doch man darf gewisse Rückwirkungen einfach nicht aus den Augen verlieren. Chang ist wirklich jenseits von Gut und Böse, und in seiner Abgefahrenheit einfach zu weit weg vom Zuschauer, als dass er diesem Charakter noch irgendwas abgewinnen könnte. Auch hat man sich keinen Gefallen damit getan, gleich mehrere Monate verstreichen zu lassen, in denen Chang als Diktator über Greendale herrscht – denn so wirkt die Tatsache, dass Dean Pelton etwa monatelang gefangen war oder die Gruppe so lange braucht, um dem Deanelgänger/Doppeldeaner/Deanelchanger auf die Spur zu kommen, einfach unglaubwürdig. Auch in einem Universum wie dem von "Community" muss eine gewisse Glaubwürdigkeit herrschen – hätte es diese gegeben, wäre definitiv noch der ein oder andere Punkt dringewesen. So aber ist diese vorletzte Folge der Staffel nur eine solide.

Maria Gruber - myFanbase

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