Review: #4.10 Knotenkunde

Ein verlässlicher Indikator dafür, wie gut oder schlecht eine Comedyepisode ist, ist die Anzahl an Lachern pro Episode. Ein ganz einfacher Quotient: Je mehr Lacher pro Folge, desto besser. Im Umkehrschluss ist also eine Folge ziemlich mies, wenn man nur wenig zu lachen hat. Bei #4.10 Intro to Knots errechnet sich – zumindest bei mir – ein Resultat von Null. Null Lacher geteilt durch 20 Minuten unfassbar belanglose TV-Unterhaltung gleich Null.

Bereits in den vergangenen Wochen wurde diese Review von mir zu einer Art Jammerventil umfunktioniert, um über den Qualitätsabfall dieser einst so wunderbar witzigen Comedyserie zu lamentieren. Und auch auf die Gefahr hin, dass dieses Jammern langsam repetitiv wird, so hilft es einfach nichts: Auch diese Folge ist ein ziemliches Desaster. Ich kann mich an keine Episode von "Community" erinnern, bei der ich mich als Zuschauer so dermaßen unwohl gefühlt habe wie bei dieser. Die Versuche, das Publikum zum Lachen zu bringen, erscheinen mitunter fast pathetisch, da die Dialoge so platt und schablonenhaft sind, dass man am liebsten wegschauen würde. Wenn Annie versucht, Jeffs Apartment einen femininen Touch zu verleihen und Jeff sowas wie "Annie, do we need to have another talk about you wanting to play house with me?" vom Stapel lässt, dann ist das nicht niedlich, sondern zum Fremdschämen. Wenn Abed mit einem plappernden "I was hoping we could do 'Die Hard' in a restaurant. There's a place called Nakatomi Sushi. I hear the Hans Gruber is to dieee for." zur Türe reinkommt, ist das nicht mehr liebenswert, sondern hoffnungslos stereotyp. Wenn sämtliche Lerngruppen-Mitglieder mit Geschenken erscheinen und sich mit einem obligatorischen "I know we said no gifts, but I couldn't resist!" entschuldigen, dann ist das nicht mehr lustig, sondern wie aus einem schlechten Handbuch für Comedydrehbuchautoren entnommen.

Es ist ganz einfach so: Die Drehbuchautoren versuchen zu verkrampft, etwas zu rekonstruieren, was nicht mehr da ist. Sie versuchen, den Charme und Witz der ersten drei Staffeln mit aller Gewalt zurückzuholen, doch man kann solche Dinge nicht forcieren. Es reicht nicht, wenn Britta mal wieder den obligatorischen feministischen Kommentar ablässt oder Jeff sich eine gute Note bei Cornwallis zu erschmeicheln versucht oder Abed in einer Tour Metakommentare abgibt. Die Figuren werden völlig auf ihre Kerneigenschaften reduziert, ohne dabei auch nur ansatzweise authentisch oder greifbar zu sein, und vor allem, ohne auch nur den müdesten Lacher zu provozieren. Diese Folge ist einfach nur unlustig, ja nicht mal der kurze Auftritt des Deans, ja nicht mal süße Kätzchen können den Gesamteindruck noch irgendwie verbessern.

Denn seien wir mal ehrlich: Der Plot rund um Professor Cornwallis, die schlechte Gruppennote und einen manipulativen Chang/Kevin ist nicht nur absurd, sondern auch öde. Die Episode ist viel Gelaber ohne Inhalt, viele Irrungen und Wirrungen ohne wirkliche Spannung und als sich zum Schluss herausstellt, dass Cornwallis die ganze Zeit über eigentlich hätte gehen können, ist das keine bahnbrechende Überraschung, sondern einfach nur ein völlig irrationales Verhalten. Als absolut deplatziert ist schließlich Abeds Vorstellung einer alternativen Zeitlinie, in der Jeff und Annie in irgendeiner verqueren Mischung aus "Hannibal" meets "Law & Order" feststecken – was hatte das denn bitte da zu suchen?

Als Comedyfolge, die überhaupt keine Lacher hervorruft und noch dazu als Weihnachtsfolge, die überhaupt gar keine weihnachtliche Stimmung auslöst, ist #4.10 Intro to Knots leider eine der schlechtesten Folgen dieser Staffel bzw. der ganzen Serie. Und so nimmt das Jammern aufgrund der katastrophalen Entwicklung von "Community" auch diesmal leider kein Ende. Selten waren 20 Minuten so langwierig wie hier – und die Vorfreude auf die nächste Folge hält sich leider ziemlich in Grenzen.

Maria Gruber - myFanbase

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