Review: #4.11 Freaky Friday
Was "Community" gerade zu Beginn so besonders machte, war die Art und Weise, wie die Serie es verstand, Popkulturreferenzen und Metahumor so geschickt in ihre Dramaturgie einzuweben, dass man als Zuschauer immer wieder nur begeistert davon sein konnte, wie genial unterschiedlichste Elemente aus anderen Serien und Filmen eingebaut wurden und die Story dennoch total organisch wirkte. Man erinnere sich nur an #1.21 Die Hühnchen-Mafia mit der Parodie von "Goodfellas", an die "Pulp Fiction"-Hommage in #2.19 Mein Essen mit Abed oder an die kongeniale Dokumentarfilmsatire #3.08 Der Weiberfilm – all das sind Paradebeispiele dafür, wie großartig "Community" das intertextuelle Vermischen von bekannten Elementen zu einem originellen neuen Produkt gelingt. Und vielleicht ist dies der Grund, wieso auch die Episode #4.11 Basic Human Anatomy so unerwartet gut funktioniert, denn sie macht etwas, in dem die Serie einfach schon immer großartig ist: Sie münzt ein filmisches Motiv auf "Community" um.
Tatsächlich ist diese Folge die bislang beste der sonst recht miesen vierten Staffel und beweist seit langem wieder einmal, wie sehr die Serie eigentlich Spaß machen kann. Die Grundidee erscheint erstmal absurd: Troy und Abed behaupten, sie hätten Körper getauscht, ganz wie man es aus Filmen wie "30 über Nacht" oder "Freaky Friday" kennt. Doch "Community" schafft es durch eine sehr clevere Einbettung der Story in die Lebenswelt der Charaktere und dank seiner zwei Comedytalente Donald Glover und Danny Pudi, diese Grundidee zu einer richtig spaßigen Angelegenheit zu machen. Das beginnt mit Pudis herrlicher Interpretation von Troys Catchphrase "This is wrinkling my brain!", über das Auschecken ihrer männlichen Bestückung, bis zu Glovers Imitation von Pudis mechanischer Gestik als Abed. Und das geht weiter bis zur Enthüllung, dass nicht Abed Troy dazu angestachelt hat, diesen Schabernack durchzuziehen, sondern vielmehr Troy der Drahtzieher hinter allem ist. Das ist eine gelungene Auflösung des Körpertausch-Tricks, der damit nicht nur bloße Parodie um der Parodie willen ist, sondern wirklichen Bezug zur Geschichte hat.
Troys und Brittas Beziehung ist ein Punkt, der in dieser Staffel leider relativ kurz gekommen ist. Nachdem am Ende der dritten Staffel nicht klar war, ob "Community" in ein viertes Jahr gehen würde, setzte man die Möglichkeit einer Britta/Troy-Beziehung zaghaft in den Raum und entschied für Season 4, die beiden direkt als Paar zu präsentieren. Leider ging mit dem Zusammenbringen der beiden Figuren bald die Chemie flöten und trotz netter gemeinsamer Momente (wie etwa in #4.03 Conventions of Space and Time) funktionierten die beiden als Paar nie so gut wie als Freunde (wie schön war es zwischen den zwei noch in #1.14 Echte Männer tanzen nicht...!). Das ist auch das große Manko der Episode: Zwar gelingt es, die Parodie mit der Lebenswelt der Figuren zu verbinden, doch die Story entwickelt nie eine wirkliche emotionale Resonanz. Dafür ist die Beziehung zwischen Britta und Troy einem zu egal, dafür hat man von dieser Beziehung auch einfach viel zu wenig gesehen. Schade ist auch, wie passiv Britta darauf reagiert, dass Troy Schluss machen will und sich einfach so damit abfindet.
Neben Pudis und Glovers Performance ist das komödiantische Highlight aber definitiv Jim Rash (der übrigens auch das Drehbuch schrieb) in seiner Rolle des Dean Pelton. Seine Interaktion mit Jeff ist einfach unnachahmlich witzig (allein sein ehrfürchtiges "It's happening!" nach Jeffs "Dean, I need you.") und dessen Imitation setzt dem ganzen noch die Krone auf. Rash ist absolut phänomenal in seiner Nachahmung von Jeff, die so herrlich übertrieben ist, das man nur noch schallend lachen kann (Liegestützen auf dem Pult! Tippen auf einem nicht existenten Handy! Die tiefe Stimme! Das runtergerissene Hemd!). Sehr gelungen ist auch der Gag, dass Annie sich urplötzlich von dieser männlichen Version des Deans angezogen fühlt, was auch so ein bisschen ihr Schwärmen für Jeff parodiert. Nicht zu vergessen natürlich die herrliche Entschuldigung des Deans für seine Jeff-Imitation mit der so oft wie möglich benutzten Satzkonstruktion "to have Jeffrey inside of me" – super!
Besonders schön ist an #4.11 Basic Human Anatomy letztlich, dass alle Charaktere mal ihren Moment haben: Neben den zentralen Protagonisten Abed, Troy, Britta und Jeff glänzen auch der Dean, Annie, Shirley und sogar Pierce hat seinen Augenblick. Man sieht, dass Jim Rash nicht nur als Darsteller der Serie, sondern auch als Drehbuchautor sehr gut im Gefühl hat, was die Stärken von "Community" sind, wie die Charaktere ticken und wo der Humor herauszuholen ist. So ist diese Folge die bis dato beste dieser vierten Staffel und eine willkommene Erinnerung daran, wie unterhaltsam die Serie sein kann.
Maria Gruber - myFanbase
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Informationen zur Episode
Englischer Titel: Basic Human AnatomyErstausstrahlung (US): 25.04.2013
Erstausstrahlung (DE): 29.12.2013
Regie: Beth McCarthy-Miller
Drehbuch: Jim Rash
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