Review: #6.12 Hochzeitsvideos für Anfänger

Da ist sie doch endlich, die Episode von "Community", die mich auf ganzer Linie überzeugen kann. Es ist definitiv die erste dieser sechsten Staffel, und an vorletzter Stelle kommt dies leider eindeutig zu spät. Und wenn ich mich näher damit beschäftige, warum mir diese so viel besser gefällt als alle zuvor, wird deutlich, dass mir einfach der emotionale Realismus bisher total gefehlt hat. Vielleicht hat das auch etwas mit der kürzeren Staffellänge zu tun. Unter 22 Episoden bleibt genügend Zeit für Blödsinn, Parodien, Experimente und eben auch einzelne Folgen, die tief in das Innere der Figuren blicken. Und in Staffel 5 gab es wohl auch nicht so viel mehr dieser ultraehrlichen Momente (wobei ich aber sowohl #5.04 Cooperative Polygraphy als auch #5.05 Geothermal Escapism dazu zählen würde, was die Quote schon einmal zu 100 Prozent gegenüber dieser Staffel erhöht), aber dadurch, dass diese wesentlich eher in der Season lagen, hat man sie nicht so lange vermissen müssen.

In #6.12 Wedding Videography erfahren wir in den ersten neun Minuten mehr über den Seelenzustand unserer Protagonisten als die ganzen elf Episoden zuvor, und besonders die Einblicke in Brittas und Annies Leben habe ich aufgesogen wie ein Schwamm. Das war wieder das "Community", in das ich mich einmal mit vollem Herzblut verliebt habe. Wäre es nach mir gegangen, hätte ich noch einige Zeit länger einfach Monologe von Britta und Annie mit der Kamera anschauen können, oder auch, wie die beiden miteinander interagieren. Ebenso spannend war die Kombination der beiden mit Frankie, schade nur dass die drei Damen dann doch bald durch die Herren unterbrochen wurde. Bei denen gab es nicht so viel Neues zu erfahren, da wurde eher das bestätigt, was wir schon lange wissen. Dafür hat man aber die letzten Momente, bevor es dann zur titelgebenden Hochzeit von Garrett und Stacey ging, noch für zahlreiche herrliche Witze genutzt.

Über das Format der Folge als Mockumantary, was man ja nun auch schon sehr oft innerhalb von "Community" nutzte, muss man hier eigentlich nicht mehr viel sagen. Ich habe sowieso den Eindruck, dass der Einsatz dieser Technik eher aus der Not geboren war, Danny Pudis Abwesenheit zu überbrücken, als dass es wirkliche kreative Notwendigkeiten dafür gab. Aber die Talking Heads und Zusammenschnitte, die so typisch für Serien dieser Art sind, wurden wunderbar eingesetzt und haben wirklich für viele Lacher gesorgt. Aber letztendlich hat diese Episode so gut funktioniert, weil sie auf einem wirklich sehr starken Drehbuch basiert. Neben den tiefgreifenden Einblicken in die Gefühlslage der Charaktere gehörte auch die Gegenüberstellung der Selbstwahrnehmung der Gruppe, im Gegensatz zu deren Außenwirkung, zum absoluten Folgen-Highlight. Und darüber hinaus war die Episode herrlich lustig. Sie war gespickt von schräg-lustigen Momenten, die mich durchgehend zum Lachen bringen konnten. Ob es Elroys schräge Sucht war ("My name is Elroy Patashnik, and from 2000 to 2009, I was addicted to encouraging white people."), Annies Aufzählung potentieller Drachennamen oder auch Frankies Einwurf in Jeffs Monolog zum Thema "codependence", ebenso wie Chang als Retter des Tages.

Es war einfach eine unheimlich witzige Episode, mit einem willkommenen Einblick in die Gefühlslage der Figuren und einer tadellosen Umsetzungen eines bewährten Formats. Damit geht sie für mich, überraschenderweise für diese doch so durchwachsene Staffel, in die Riege der "Community"-Klassiker ein. Von dieser Sorte Episode hätte ich gerne noch mehr gesehen, so bleibt aber nur noch eine Folge bis zum Staffel-/Serienfinale. Da frag ich mich lediglich noch, ob die irritierende Andeutung der intensivierten Flirtereien zwischen Abed und Annie hier wirklich nur als Gag dienten, oder ob da mehr dahintersteckt? Ich befürchte allerdings, dass wir auf diese Frage keine Antwort mehr erhalten werden.

Cindy Scholz - myFanbase

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