Review: #6.13 Emotionale Auswirkungen von Fernsehen
2015 war für mich persönlich das Jahr der Abschiede von einigen geliebten Fernsehserien. "Mad Men" hat sich für immer von den Zuschauern verabschiedet, und auch von "Parks and Recreation" musste ich mich trennen. Ebenfalls typisch für dieses Jahr war es, dass diese so schwierige Herausforderung, ein gelungenes Serienfinale zu konzipieren und dann auch abzuliefern, von den meisten Serien bravourös gemeistert wurde - mit den beiden angeführten Beispielen als klare Spitzenreiter, aber beispielsweise auch "Justified" hat sich auf sehr gelungene Art und Weise von den TV-Bildschirmen verabschiedet. Nicht damit gerechnet hätte ich, dass ich nun auch das Finale der sechsten Staffel von "Community" zu den gelungenen Serienfinals zählen würde. Aber #6.13 Emotionale Auswirkungen von Fernsehen war als einzelne Episode, aber auch als Abschluss für eine ganz besondere Serie, so großartig, dass ich "Community" gerne in diese illustre Runde aufnehmen werde.
Da habe ich in den letzten Momenten sogar ein paar Tränchen vergossen, und nach diesem wirklich gelungenen Finale hoffe ich ehrlich gesagt, dass sich der Cast von "Community" vielleicht noch einmal in ein paar Jahren für ein Reunion-Movie (#sixseasonsandamovie) zusammenfindet, man aber die Serie ansonsten ruhen lassen wird. Denn welche Fernsehserie hatte schon ihren Höhepunkt nach Staffel 6?
In diesem Finale hat Dan Harmon alle Versuche, die Geschichte nicht komplett auf der Meta-Ebene zu erzählen, aufgegeben und die Parallelen zwischen dem (seinem?) Leben und dem Fernsehen zum einzigen Thema der Folge gemacht. Zwar ist dies nicht das erste Mal gewesen, natürlich nicht, doch die Art und Weise. wie konsequent man dies als Storymotor nutzte und wie spezifisch die einzelnen Entwürfe für die hypothetische siebte Staffel von "Community" der einzelnen Figuren aussehen würden, machte dieses Konzept in der Theorie, aber auch der Umsetzung, zu etwas ganz Neuem. Dabei funktionierte der Humor vor allem darüber, wie genau die Charaktere in ihren Entwürfen getroffen wurden, aber auch in den Parodien der Schauspieler, die sichtlichen Spaß daran hatten, beispielsweise Dean Pelton oder auch Frankie nachzuahmen.
Der Kern der Geschichte führte aber, wie so oft in den prägnantesten Momenten der Serie, zurück auf Jeff und dessen Angst, am Ende als Einziger in Greendale zurückzubleiben. Diese wurde ja über die Staffel bereits mehrfach angedeutet, hier nun aber klar und deutlich ausgesprochen. Dieses Dilemma funktioniert für mich hier besonders gut, weil es nicht nur typisch für Jeff ist, sondern in der Popkultur überall anzutreffen ist: Der mittelalte coole Typ, der ewig nicht erwachsen werden will und dabei nicht merkt, wie das eigentliche Leben an ihm vorbeizieht, ist ein immer wiederkehrendes Klischee- sicher auch, weil eben dieser Typus Mann sowohl bei den Drehbuchautoren als auch den Produzenten (die derartige Drehbücher finanzieren) offensichtlich immer noch in der Mehrheit in Hollywood anzutreffen ist. Dan Harmon analysiert diesen Typus hier mit wenigen Stilmitteln sehr treffend und nimmt ihm jegliche Romantik. Vor allem die kurze Heile-Welt-Phantasie Jeffs in Bezug auf Annie ist dabei besonders gelungen. Ich habe wahrlich kein Interesse daran, die Beziehung der beiden wieder aufleben zu lassen, aber für mich war es hier deutlich, dass Jeffs Phantasie eben eine solche ist. Sie beruht kaum auf Annies wirklichem Wesen, sonders Jeffs Idealbild von ihr (eigentlich fehlt an dieser Stelle nur noch eine wörtliche Referenz zum Manic Pixie Dream Girl, um deutlich zu machen, auf welches Klischee sich Dan Harmon bezieht). Und auch wenn Annie sich auf einen Kuss zum Abschied einlässt, ist dies für sie nur eine nette Geste für ihren Freund.
Bevor die Emotionalität die Folge übermannt und man sich inhaltlich fast ausschließlich auf Jeff konzentriert, glänzt dieses Finale aber noch einmal mit viel Humor und wirklich großartigen Ideen. Angefangen von dem willkommenen Wiedersehen mit Yvette Nicole Brown (die sich in der Version von Dean Pelton glänzend mit Elroy versteht, während der dritte Afroamerikaner im Bunde nur eine Statistenrolle erfüllt) über den herrlichen Versionen der Lerngruppe von Frankie (herrlich aufgrund ihrer Einfallslosigkeit) und Britta (die eindeutig den großartigsten neuen Titelsong beinhaltete) bis hin zu den zahlreichen Gags wie Abeds wortwörtlicher Umsetzung von TV-Klischess, Changs Eiswürfelmann und auch Changs gekonnt eingesetztem Furzwitz.
Der einzige Kritikpunlt, den ich an diesem Finale habe, ist eigentlich nur die Abwesenheit von Elroy. Allerdings hat dessen "maybe, probably, maybe" eben gerade durch seine Abwesenheit den roten Faden durch diese Episode gebildet. Es war also ein wirklich gelungenes Finale, in dem man sich einerseits würdig von den lieb gewonnenen Figuren verabschieden konnte, man sich aber eben auch eine ganz individuelle potentielle Fortsetzung ausmalen konnte. Die Krone hat dem Ganzen dann aber noch der krass-doppeldeutige Endtag aufgesetzt, in dem sich Dan Harmon selbst und "Community" noch einmal ordentlich durch den Kakao zieht und dabei mit seinen bitteren Witzen so weit geht, bis es weh tut.
Randnotizen zum Abschied
- Annie ist der Ass Crack Bandit???
- Chang ist schwul!!!
- "Like a real TV executive I was letting you guys work your ass off because there's no profit in saying no to an idea. Now that it's time to commit, I have to pass."
- "Lizard. Fire Hydrant. Obama. CHANG."
- "We weren't created by God, we were created by a joke."
Cindy Scholz - myFanbase
Die Serie "Community" ansehen:
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Informationen zur Episode
Englischer Titel: Emotional Consequences of Broadcast TelevisionErstausstrahlung (US): 02.06.2015
Erstausstrahlung (DE): 11.10.2015
Regie: Rob Schrab
Drehbuch: Dan Harmon & Chris McKenna
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