Review: #2.10 Der verlorene Sohn
Nach dem Höhenflug der letzten Episode geht es hier nun deutlich unspektakulärer zu. Insgesamt fällt es auf, dass die zweite Staffel der "Desperate Housewives" bislang qualitativ auf und ab schwankt. Dennoch sind auch die schwächeren Episoden noch auf einem gut ansehnlichen Niveau. Dieser Episode merkt man an, dass man mit diversen Storylines Vorbereitungen trifft, lediglich der Part um Susan und ihren kürzlich entdeckten Vater Addison Prudy steuert auf den Höhepunkt zu. Bree dagegen ist noch mit Georges Ableben beschäftigt.
Der Hass auf die eigene Mutter
Bree muss entdecken, dass George von ihr krankhaft besessen war und sogar eine Bree ähnlich aussehende Puppe im Besitz hatte. Die sehr gesittete, damenhafte Bree hat hier sichtlich Mühe nicht in eine Schockstarre zu verfallen als sie die Puppe zu sehen bekommt. Sie will dann sicherstellen, dass er tot und sie selbst außer Verdacht ist. Einmal mehr möchte ich erwähnen, dass Marcia Cross Bree bestens in Szene setzt. Solche interessanten Charaktere sieht man nicht oft in der Serienlandschaft. Bei ihrem damenhaften Getue würde man wohl nicht erahnen, dass sie in der Vorfolge aus Rache Georges Ableben zugesehen hatte.
Allerdings darf sich Bree wohl nicht auf entspannte Zeiten freuen. Andrew kehrt zurück aus der Jugendbesserungsanstalt und pflegt nun einen noch größeren Hass seiner Mutter gegenüber. Er gibt ihr die Schuld an Rex' Tod, da Bree den irren Apotheker in ihr Leben und die Familie ließ. Ich muss zugeben, trotz der harten Situation hat Andrew nicht komplett Unrecht. George wirkte auch auf den Zuschauer von Beginn an nicht sonderlich vertrauenserweckend und geeigneten Liebhaber. Brees Idee Andrew, der George am liebsten leiden sehen will, in ihr Geheimnis um Georges Tod einzuweihen, wird sich wohl bald bitter rächen.
Bree ahnt wohl nicht, was für einen Hass ihre Reaktion auf seine Homosexualität in ihrem Sohn erzeugte. Andrew hat nun etwas gegen sie in der Hand, wobei es eigentlich dumm von ihm wäre, das gegen Bree auszunutzen. Immerhin hat ja Andrew selbst in der ersten Staffel Juanita Solis überfahren und könnte deswegen immer noch in Schwierigkeiten geraten, wenn dies heraus kommt. Okay, Bree wird das wohl geheim halten, da sie die Vertuschung in Gang setzte. Eine knifflige Situation und ich bin gespannt, wie weit die Andrew-Thematik ausarten wird, Wie weit wird Andrew gehen? Und wird ihn der sympathische Justin eventuell stoppen? Der scheint nicht sehr angetan zu sein von Andrews Racheplan. Shawn Pyfrom verkörpert den wütenden Andrew äußerst glaubhaft. Mir kommt diese Entwicklung keinesfalls unauthentisch vor. Brees strenge Erziehungsmethoden, die Beinahe-Scheidung, die Reaktion auf seine Homosexualität und Rex' Tod durch George; da ist es verständlich ist, dass Andrew nun schlecht auf seine Mutter zu sprechen ist. Die Storyline bei den Van de Kamps stellt hier einen feinen Übergang von der George-Situation zu Andrews Racheverhalten dar. Vorbereitungen werden hier getroffen und demnächst dürfte es wohl erneut dramatisch rund um Bree zugehen.
In religiöser Mission
Ja, auch ich empfinde Carlos' Sprung in sein nun extrem religiöses Verhalten zu unglaubhaft umgesetzt. Während seines Gefängnisaufenthaltes war dies noch nicht zu erkennen. Möglicherweise hat ihn der Verlust des Babys dies verursacht. Er verlor ja vor nicht allzu langer Zeit seine Mutter und jetzt nur kurze Zeit später das Kind, welches er sich schon lange wünschte. Hätte man das genauer ausgearbeitet, dann würde man Carlos' religiöses Verhalten gut nachvollziehen können. Man könnte es auch als eine Art (Sinn)krise deuten. Und welche Person nutzt das geschickt aus? Jawohl, ausgerechnet eine - sollte man annehmen - fromme Nonne namens Mary. Sie bemüht sich auffällig um Carlos. Ihr liebes, sonniges Lächeln und die frommen Sprüche können nicht darüber hinweg täuschen, dass sie krumme Absichten hegt. Doch Gaby ist zur Stelle.
Gabrielle scheint die Nonne zu durchschauen und der "Krieg" zwischen den Zweien hatte bereits in der letzten Episode begonnen. Diesmal schafft es aber Gaby letztendlich zu einem vorläufigen Sieg. Dabei sah es erst ganz schön übel aus, als Schwester Mary Carlos überreden kann, sie mit auf ihre Mission in Botswana zu begleiten. Sehr ironisch wäre das ausgefallen, da Gaby dies mit ihrer großzügigen Spende hier ja erst lostritt. Mit einer fiesen Aktion kann Gaby jedoch ihren Mann von der Mission abhalten.Dabei will Carlos doch einfach nur seine Sünden ausbügeln und gerät dann zwischen die Fronten zweier Frauen.
Fürs Erste ist der "Krieg" ja jetzt auf Eis gelegt, doch ich vermute da kommt noch mehr. Ich hoffe es, denn ich genieße die Szenen zwischen Gaby und Schwester Mary in vollen Zügen. Die Nonne ist wirklich witzig, da sie so niedlich immer lächelt und ihr Heiligenschein dermaßen ins Gesicht blendet. Aber zwischendurch wird super deutlich, dass sie einen Keil zwischen Gaby und Carlos treiben will. Aber bei der temperamentvollen Gaby wird sie sich schwer damit tun, wie man ja hier sieht. Bin gespannt auf die weitere Entwicklung.
Besessen davon, eine tolle Mutter zu sein
Das kennt Lynette selbst noch zu gut von sich. In der Debütstaffel brachte es sie beinahe um den Verstand, als sie die Mutterschaft so verbissen alleine meistern wollte/ musste. Diesmal sehen wir sie mit ihrer Vergangenheit konfrontiert, könnte man behaupten. Eds Frau Fran sorgt dafür, denn sie will nicht, dass Lynette in der Firma die Kindertagesstätte eröffnen lässt.
Lynette wäre jedoch nicht Lynette, wenn sie ihren Willen nicht mit ihrem enormen Kampfgeist durchbringt. Ed verhält sich echt dumm, als er einfach sein Kind zur Arbeit entführt. Fran muss sich ja unglaubliche Sorgen daraufhin machen. Ein wenig übertrieben empfinde ich dann aber den weiteren Verlauf der Geschichte. Die Scheidungsandrohung kann man bei Frans zwanghafter Weise noch nachvollziehen, aber die schnelle Einsicht Lynette gegenüber nicht. Nämlich, dass sie nicht so verbissen darauf bedacht sein soll, eine tolle Mutter zu sein. Besser und konsequenter wäre es gewesen zu sehen, wenn Fran tatsächlich die Polizei gerufen hätte oder total ausrastet wäre. So richtet man es hier halt mit Biegen und Brechen darauf hin, dass Lynette ihre Kindertagesstätte erhält. Das ist keine besonders spektakuläre, mitreißende Story.
Bettys geschicktes Ablenkungsmanöver
Auch das Staffelgeheimnis wird in dieser Episode ruhig vorbereitet und weitergesponnen, denn auch Caleb wird aus der Psychiatrie befreit und Nachhause geholt. Doch das verläuft so einfach und unspannend ab, sodass man beinahe darauf vergisst, dass das diesmal die dominierende Story bei den Applewhites ist. Betty inszeniert hier mit ihrer Klavierspiel-Gabe erneut ein effektives Ablenkungsmanöver. Die Frau ist echt raffiniert und holt sich den bislang der Öffentlichkeit unbekannten Caleb zurück Nachhause in den Keller. Da er angeblich mit niemanden gesprochen hatte, weiß noch niemand von Caleb. Halt ich muss mich korrigieren - bis auf eine Person anscheinend.
Somit komme ich schon zum interessanten Aspekt bei den weiteren Storyvorbereitungen rund um die Applewhites. Curt Monroe kommt Bettys Ablenkungstrick rechtzeitig auf die Schliche und hat bereits zuvor geplant, sich Caleb zu schnappen. Doch es gibt noch Fragen, die ungeklärt sind. Wer ist Curt Monroe genau? Woher weiß er von Caleb und was hat er nun vor? Vielleicht schafft man es jetzt, die Applewhites-Story dominanter zur Geltung zu bringen. Die Hoffnung hatte ich schon nach Calebs Ausbruch, die Sache war aber nur zwei Episoden präsent und auch nur kurz spannend. In der letzten Folge kamen die Applewhites nicht mal vor. Ich finde, das sollte sich endlich ändern, um mehr Spannung hinein zu bringen. In der Wisteria Lane ist das Applewhites-Geheimnis immer noch ein gut Gehütetes. Bin gespannt wie lange noch...
"Eine Frage: Bist du dämlich"
Nun komme ich zur Story, die hier nicht erst eingefädelt oder weiter gestickt wird, sondern schon in der Eskalation landet. Und dadurch, dass sie so unspektakulär ist, holt man hier das Maximum heraus. Susans krampfhafter Versuch, mit Addison Prudy eine klassische Vater-Tochter-Bindung hinzubiegen geht so richtig schief. Die Sprüche von Mr. Prudy sind der Hammer und sowas von auf den Punkt getroffen. Susan zwingt ihn ja richtig und quält ihn mit Kinderfotos und ekelhaftem Kaffee. Es ist einfach lustig, das zu sehen. Zumal Addison nicht auf den Mund gefallen zu sein scheint. Ich muss gestehen, dass ich auch Susan hier sehr witzig empfinde. Sie agiert so naiv. Wie kann die so übersehen, wie uninteressiert Mr. Prudy an seiner Vaterschaft ist? Wie kann sie als erwachsene Frau nicht verstehen, dass man Beziehungen nicht erzwingen kann, auch wenn es ein Verwandter ist. Nichtmal Addisons Zwischenfall mit einer Prostituierten kann Susan von ihrem Vorhaben abbringen.
Irgendwie deute ich diese Aktion von Addison mit der Prostituierten als pure Absicht. Er wollte wohl Susan damit abschrecken. Natürlich kann ich auch falsch damit liegen, doch Susan bezahlt die Kaution, macht sich kurz Luft, nur um ihn daraufhin zum Kaffee einzuladen. Ich hätte Susan an dieser Stelle wohl auch gefragt, ob sie dämlich ist. Doch spätestens mit der Konfrontation von Mrs. Prudy ist dann der Bogen auch für Susan überspannt. Die denkt nämlich, ihr Mann habe mit Susan eine Affäre.
Die Aussage am Ende von Mr. Prudy, dass er stolz darauf sei, dass Susan seine Tochter sei, kommt mir dann jedoch sehr unehrlich vor. Das sagte er hier sicher nur aus dem schlechten Gewissen heraus. Es kommt nämlich so plötzlich nach all der Abneigung zur Vater-Tochter-Aktion. Insgesamt aber eine sehr amüsante Angelegenheit die nun wohl auf Eis gelegt wird. Mr. Prudy will nun die Ehe mit seiner Frau retten. Und für Susan kann nun gerne eine aufregendere Story vorbereitet werden.
Der verlorene Sohn kehrt zurück
Zach ist zurück und das wird hier schön zur Geltung gebracht, allerdings nimmt das Thema wenig Raum ein. Ich glaube nur zwei oder drei Szenen wird ihm gewidmet. Erst wird Zach von Paul bezüglich der Erkundigung seines echten Vaters angelogen. Paul wird von Mike per Drohung gestoppt wegzuziehen. Klar, schließlich will auch Mike noch eine Beziehung zu seinem Sohn aufbauen. So kommt es dann, dass die Youngs doch in der Wisteria Lane bleiben. Hier hat man nun Potential, wieder eine spannende Story ins Rollen zu bringen. Davon gehe ich aus, denn sonst hätte man die Charaktere nicht zurück geholt. Für die Abrundung zur ersten Staffel hätte sonst die Paul-Zach-Unterhaltung zu Beginn gereicht. Da kommt nun bestimmt etwas und hoffentlich wird es wieder rund gehen.
Fazit
Die Episode ist nicht mies, aber auch nicht sehr mitreißend. Dies liegt daran, dass viele Storylines nun erst darauf vorbereitet werden, eventuell demnächst in Fahrt zu kommen. Vieles steht noch auf Anfang, egal ob bei Andrews Racheplan bezüglich Bree, der Arbeitssituation bei Lynette in der Firma mit Ed, Gabys Kampf mit der lieben Nonne oder auch die Geschichte um Paul und Zach. Lediglich Susans Geschichte mit ihrem Vater Mr. Prudy und seiner Frau findet nun einen (vorläufigen) Abschluss.
Samuel W - myFanbase
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Informationen zur Episode
Englischer Titel: Coming HomeErstausstrahlung (US): 04.12.2005
Erstausstrahlung (DE): 14.11.2006
Regie: Arlene Sanford
Drehbuch: Chris Black
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