Bewertung

Review: #6.15 Die Stripperin

Foto: Desperate Housewives - Copyright: ABC Studios
Desperate Housewives
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Heißt es nicht immer, dass der erste Eindruck zählt? Wäre dem so, würde rechts eine ganz klare Acht stehen. Denn als ich diese Folge gesehen hatte, war ich vom Charme und dem Aufbau dieser Folge zunächst mehr als begeistert. Dabei ist es der hinreißenden Julie Benz mit ihrem Auftreten perfekt gelungen, die Schwächen dieser Folge zu kaschieren. Doch nun, nachdem einige Tage vergangen sind, fällt mir doch auf, dass diese Folge eigentlich gar nicht so gut war, wie ich zunächst dachte. Denn die interessante und originelle Einführung von Julie Benz' Charakter Robin bringt gleichzeitig ein Problem mit sich: storytechnisch gesehen befanden wir uns größtenteils im absoluten Stillstand. Doch der Reihe nach...

Robin

Zunächst einmal zu der zentralen Figur dieser Folge selbst, nämlich zu der Ex-Stripperin Robin. Nach ihrem eher blassen und uninteressanten Auftreten in der vergangenen Folge hätte ich nicht erwartet, dass man doch noch so viel aus ihr herausholt und sie so extrem in die Wisteria Lane integrieren wird. Denn zunächst hatte es den Anschein, als sei Robin Mittel zum Zweck bei Susan eine interessante Storyline zu bewirken. Jedoch wurde sie in dieser Folge so eingeführt, dass man sie richtig als neue Nachbarin anerkennen kann und es wirklich nicht den Anschein hat, als ob sie nur ein "Susan-Charakter" wäre. Natürlich brauche ihr hier nicht zu erwähnen, dass Gabrielle durch sie echte Konkurrenz bekommen hat. Neid war auch das anfängliche Thema, womit wir auch am Anfang wären: es war herrlich zu sehen, mit welcher Skepsis Robin bei den anderen Damen (und definitiv nicht Herren) aufgenommen wurde. Und es war wunderschön zu sehen, wie unsere Hausfrauen sie am Ende mit ganz anderen Augen betrachteten und gesehen haben, was für ein toller Mensch Robin wohl zu sein scheint. Und in der Tat sprühte ihr Charakter geradezu vor Sympathie und Unschuld. Wo wir schließlich auch wieder beim Problem wären, denn bei aller Ehre: Robin ist keineswegs irgendwie langweilig, aber ich hätte gerne mehr Charaktere, die Geheimnisse oder Ärger mit sich bringen. In den ersten Staffeln zogen solche skurrilen Charaktere massenweise in die Wisteria Lane. Der pädophile Art Shepard, Felicia Tilman, Gloria Hodge, Nora Huntington und was weiß ich wer noch alles. Es fehlt schon seit längerem wirklich "böse" Charaktere. Früher lebte die Serie von solchen herrlichen Nebenrollen. Aber irgendwie, und ich frag mich auch wieso, werden gerade die besten Charaktere aus der Serie geschrieben (ja, ich verzeihe den Autoren den Tod von Edie und Karl immer noch nicht!!). Immerhin gibt es noch Angie, die eine ordentliche Portion an Spannung bereithält.

Okay, tun wir so, als wäre ich nicht gerade total vom Thema abgewichen: Robin ist nun in der Wisteria Lane ... ein Charakter, der für diese Straße fast schon zu harmonisch ist. Dennoch heiße ich sie gerne Willkommen, da Robin ein Charakter ist, den man gar nicht wirklich hassen kann. Und lässt man mal meine Kritiken außer Acht, so hat sie sehr gute Chancen, sich wirklich in mein Herz zu spielen. Sie erinnert ein wenig an Eli Scruggs, findet ihr nicht? Und im Prinzip ist die Story auch die selbe: mehr oder weniger unwissend gelingt es Robin, ihren Mitmenschen zu helfen. Die Idee, das Ganze in Kapiteln aufzuteilen, war wirklich witzig und hat mir gut gefallen. Doch leider, und das hatte ich schon am Anfang erwähnt, bringt uns das Ganze nicht groß weiter und eine ganz bestimmte Storyline ließ bei mir die Frage aufkommen, wie ideenarm US-Autoren mit der Zeit eigentlich noch werden können. Doch alles der Reihe nach:

Robin was right. The people she had met on Wisteria Lane had really looked at her. And they’ve seen: her sense of morality...

Zuerst zu Gabrielles Part: hier gab es das angesprochene Problem mit Sicherheit nicht, denn ihre Story wurde konsequent weitergeführt. Und ich muss sogar sagen, dass mir das alles schon ein wenig zu schnell ging, wobei das ja auch seine guten Seiten hat. Zunächst einmal was es in dieser Folge im Vergleich zur vorhergehenden Folge verständlich, dass Gaby und Carlos Anas Beziehung mit Danny sabotieren wollen. Schließlich haben sie am Ende der letzten Folge herausgefunden, dass die neuen Nachbarn ein Geheimnis haben. Die Art, wie Gaby ihre Sabotage über die Bühne bringen wollte, war ebenfalls besser als letztes Mal (ihr erinnert euch? Geld für Jungfräulichkeit oder so ähnlich). Und so wurde Ana mir nichts dir nichts nach New York geschickt, da sie dort, dank Gaby, eine echte Chance auf eine Modelkarriere in Aussicht hat. Und dafür lässt man schon mal den Freund in der Wisteria Lane zurück. Doch anscheinend geht Gabys Plan nicht ganz so auf, wie sie es sich erhofft hatte. Denn man muss kein Genie sein um erraten zu können, dass das Taxi, in das Danny am Ende gestiegen ist, geradewegs auf dem Weg zum Flughafen ansteuern wird, damit Danny seiner Liebsten nach New York folgen kann. Moment! Da klingeln bei mir die Geheimnis-Alarmglocken. Danny Bolen, die Bolens, New York ... na, klingelt es bei euch auch? Hatte Angie in der zweiten Folge dieser Staffel gegenüber Bob nicht erwähnt, dass sie früher einmal in New York gelebt bzw. Zeit verbracht haben? Ich müsste mich schon schwer täuschen, wenn Dannys Verschwinden nichts mit dem Staffelgeheimnis zu tun haben wird. Und ich freue mich, dass Gaby in dieser Staffel offenbar wirklich extrem in das Staffelgeheimnis eingegliedert wird. Spannend bleibt es insofern, da Angie sich sicherlich nicht gerade freuen wird, wenn sie von der Sache Wind bekommt. In dieser ganzen Geschichte sehe ich im Moment das größte Potential für die kommenden Folgen.

...her surprising insight...

Ich musste glaube ich schon lange nicht mehr so sehr lachen, wie bei Brees verzweifelten Versuchen, vor Orson zu strippen. Ich konnte es auch gar nicht glauben. Bree Hodge, die Bree Hodge legt eine Stripnummer ein. Das konnte doch gar nicht gut gehen. Und Gott sei Dank ging es das auch nicht, da uns sonst ein großer Lacher verwehrt geblieben wäre. Doch das war eigentlich auch das einzig Witzige an Brees Story, da der Rest doch schon sehr ernst war. Generell hat es mir wirklich gefallen, wie die Situation zwischen Bree und Orson dargestellt wurde. Beide waren auf ihre Art und Weise recht bemitleidenswert und man kann sich nur vorstellen, was für eine Herausforderung eine solch neue Situation für eine Ehe sein muss. Und ich freue mich wirklich zu sehen, dass: 1. sich die beiden Charaktere nach ihrer persönlichen Eiszeit wieder näher kommen, 2. Bree sich sichtlich Mühe gibt und versucht, ihre Ehe zu retten und 3. Orsons persönliche Krise inklusive unausstehlichem Verhalten überstanden zu sein scheint. Das finale Gespräch zwischen den beiden und Orsons anschließende Worte haben zwar die Grenze zum Kitsch ein wenig überschritten, aber dennoch fand ich diese Szene zwischen den Beiden schön und ich wünsche mir, dass sie ihre Krise nun mehr oder weniger überstanden haben.

...her loyal heart...

[...]und eine ganz bestimmte Storyline ließ bei mir die Frage aufkommen, wie ideenarm US-Autoren mit der Zeit eigentlich noch werden können.

Die meisten werden es erraten haben, dass mein oben erwähntes Zitat auf die Storyline rund um Susan bezogen war. Blicken wir noch einmal zur letzten Folge und meiner letzten Review zurück: Susan hatte Robin (eine Ex-Stripperin!!) bei sich aufgenommen. In #6.12 machte die Dame einen Aufstand, weil ihr Ehemann in einen Stripclub geht, und nun macht sie es ihm ganz einfach und gibt einfach einer Stripperin in ihrem Haus Obhut. Dass das nicht nur untypisch für Susan ist, sondern auch extrem unglaubwürdig, hatte ich damals schon geschildert. Jedoch war ich gespannt, mit was uns die Autoren bei dieser Susan/Robin/Mike-Konstellation überraschen werden. Denn es hätte ja sein können, dass sich die tollpatschige, eifersüchtige und neurotisch überreagierende Susan geändert hat. Und nun? Wie schaut es aus? Gehen wir doch mal die Susan-Checkliste durch:

Eifersucht: Kann abgehakt werden. Und mal ehrlich, wer hätte das nicht kommen sehen? Es war doch klar wie Kloßbrühe, dass sich die Autoren nichts besseres für Susan einfallen lassen. Und das hat mich schon sehr enttäuscht.

Hysterie: Kann ebenfalls abgehakt werden. Ich fand es einfach nur lächerlich, wie Susan bei der ganzen Sache reagiert (eben eifersüchtig, siehe ersten Punkt) hat. Und gut, man kann sagen, dass das auch irgendwo verständlich war. Aber andererseits: welche normale verheiratete Frau würde verdammt noch mal eine Stripperin bei sich einziehen lassen? Dass es jetzt in diesem Falle Susan war, ist an Absurdität nicht mehr zu überbieten.

Tollpatschigkeit: Wenn es tollpatschig ist, seinem Ehemann einen Wirbel auszurenken, dann kann auch das abgehakt werden!

Also nein, Susan ist immer noch die alte. Zwar hat sie mir in dieser Staffel eigentlich relativ gut gefallen, aber das ändert sich schnell, wenn die Autoren wieder auf diesen Zug aufspringen. Der Plot um Susan hatte meiner Meinung nach selbst für ihr Niveau einen extrem großen Fremdschäm-Faktor. Da konnte auch die gelungene Schlussszene zwischen Robin und ihr nichts mehr ändern, zumal da auch nur Letztere wirklich geglänzt hatte. Von mir aus könnte man Susan durch Robin ersetzen. Eine neurotische Grinsebacke ist mir lieber als eine neurotische Nervensäge.

...and her forgiving nature...

Zwar nicht so einfallslos wie die Storyline um Susan, aber ebenfalls alles andere als innovativ war die Geschichte um Lynette und Tom. Denn es wurde (und es kommt mir langsam aus den Ohren raus) erneut ihre Ehe thematisiert. Ich mag die Scavos als Familie ja, und auch die Zwei als Ehepaar sehe ich immer wieder gerne. Aber wenn nonstop Stand-Alone-Stories zentriert auf Tom oder deren Ehe abgeliefert werden, kann einem das schon auf die Nerven gehen. Was gab es nicht schon alles: Tom in der Midlife-Crisis, Tom will eine Garagenband gründen, Tom will wieder studieren gehen, Tom erwägt ein Face-Lifting, Tom besteht auf einen regelrechten Sexmarathon, usw. Im Vergleich zu den tollen Storylines, die die Zwei am Anfang der Serie hatten ist das Ganze schon hart an der Schmerzensgrenze. Aber gut, in dieser Folge gab es keine verrückten Ideen von Tom sondern es war einfach nur ein Statement, das Lynette verrückt gemacht hat, weshalb Tom auf Sex verzichten musste usw. ... ihr hattet es ja selbst gesehen. Leider gab es dabei weniger Witz als sonst, sondern es kam eher langweilig daher.

Zu Gute halten muss man jedoch, dass der Anfang recht witzig war, als es um Parker geht, der Robin Geld geboten hatte, um mit ihm zu schlafen. Generell könnte man mal einen der jüngeren Darsteller mehr in das Geschehen mit einbringen. Aus Parker, Preston und Porter (wobei einer von denen sich ja momentan in Europa rumtreibt) könnte man sicherlich mehr herausholen. Bisher war es schließlich nur einer der Zwillinge, der mit seiner Affäre mit Anne Schilling für ordentliches Chaos und gleichzeitig für die beste Storyline der fünften Staffel sorgte. Aber mal schauen, was die Autoren in den restlichen acht Folgen dieser Staffel noch bereithalten. Ich warte ja nur drauf, bis Toms Midlife-Crisis den absoluten Höhepunkt erreicht und er plötzliche unheimliche Lust verspürt, zusammen mit Bob und Lee einen Apfelmartini zu trinken, wenn ihr versteht was ich meine. Wenn ja, dann werdet ihr auch merken, was für eine schöne Überleitung ich unbewusst zur kommenden Story dieser Folge gemacht habe …

...and some people had even taken note of her incredible beauty. And they were surprised to discover: they liked what they saw!

Denn es hat den Anschein, als ob wir bald ein weiteres homosexuelles Pärchen in der Wisteria Lane begrüßen können. In einen meiner früheren Reviews hatte ich schon einmal gesagt, dass so etwas in der Straße fehlt. Dass ausgerechnet Katherine in so eine Story involviert wird, hätte ich nicht gedacht. Aber zu der Zeit hatte ich auch nicht geglaubt, dass Katherine einmal eine verrückte Stalkerin wird. "Zeiten ändern Dich" – wie Bushido so schön sagen würde.

Nun, was soll man davon halten? Zunächst einmal weiß man natürlich gar nicht, ob es überhaupt wirklich zu so etwas wie einer Beziehung zwischen ihr und Robin kommen wird (auch, wenn die Andeutung am Ende ziemlich klar erschien). Gehen wir mal davon aus, dass Katherine tatsächlich auf den anderen Zug aufspringt. Wäre dem so, wäre Katherine wohl ganz klar der Charakter, der sich im Laufe der Zeit am meisten verändert hat bzw. am meisten zerstört wurde. Denn von der anfänglichen Katherine, dieser perfekten Hausfrau die vor nichts zurückschreckt, unglaublich stark war und am Ende sogar ihren Ex-Mann erschoss, ist so gut wie nichts mehr übrig. Gegen eine lesbische Beziehung habe ich nicht das Geringste. Allerdings begegne ich es zunächst mit Skepsis, dass man Katherine diese Storyline zumutet. Andererseits: von all den Hausfrauen ist es bei ihr am verständlichsten. Schließlich wurde sie von Männern extrem enttäuscht und der "Verlust" von Mike hat sie so stark mitgenommen, dass es eigentlich gar nicht so abwegig ist, dass Katherine sich vielleicht von nun an zu Frauen hingezogen fühlt. Es ist natürlich auch möglich, dass das nur eine Phase ist bzw. sie einfach nur mit dem Gedanken spielt, mal etwas Neues zu versuchen. Von daher darf man das Ganze (noch) nicht so ernst betrachten und im Grunde genommen hat es mir gefallen, wie man sich der Sache angenähert hat. Und auch die Szenen zwischen ihr und Robin waren wirklich gelungen, sodass das Gesamtfazit für diese Story auf jeden Fall positiv ausfällt. Und es wird sicherlich interessant sein zu sehen, wie sich die ganze Sache entwickeln wird. Und vor allem, wie die Autoren an die Sache herangehen.

Fazit

Die Autoren hatten wohl gehofft, dass man mit der Sympathie der neuen Nachbarin die Schwächen dieser Episode vertuschen kann. Leider ist das nur bedingt gelungen, denn wie eine schwarze Wolke hängt die Tatsache über der Wisteria Lane, dass die Folge storytechnisch gesehen recht lahm war. Nichtsdestotrotz wurde diese Episode auf eine solch charmante Art und Weise umgesetzt, dass einem die Schwächen vielleicht erst im Nachhinein auffallen, sodass man der Folge zunächst mehr Begeisterung entgegenbringt, als sie es eigentlich verdient hat.

Und nun entschuldigt mich. Ich muss mich im Internet nach einer entsprechenden Petition umsehen, um Julie Benz länger in der Serie zu behalten!

Manuel H. - myFanbase

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