Bewertung

Review: #7.05 Let Me Entertain You

Foto: Desperate Housewives - Copyright: ABC/Matthew Rolston
Desperate Housewives
© ABC/Matthew Rolston

Auch mit der fünften Folge der aktuellen Staffel dümpelt "Desperate Housewives" weiterhin ein wenig daher. Keine Frage, der Humor der Serie stimmt weiterhin und so bot auch diese Folge absolut herrliche Szenen. Allerdings blieben einige Storys, die sowieso nicht gerade an Genialität grenzen, in dieser Folge entweder komplett auf der Strecke oder drehten sich nur im Kreis. Die Folge #7.05 Let me entertain you wirft zweifelsfrei eine Frage auf: Unterhält die Serie eigentlich noch?

"I better figure out a way to slow him down before this John-Wayne-walk becomes permanent."

Brees Story zeigt momentan eigentlich die Grundproblematik der Serie: Mit viel Witz versucht man, die recht unspektakulären und wenig spannenden Storys zu vertuschen. Wäre nicht weiter schlimm, wenn sich "Desperate Housewives" nicht bereits als sogenannte "Dramedy" etabliert hätte. Wo bleiben denn bitte die mitreißenden Storylines? In guten alten Zeiten hatte es die Serie immer geschafft, sowohl Drama- als auch Comedyelemente gut zu vereinen. Diese Balance ist mittlerweile in weiter Ferne.

So gab es bei der sexgeplagten Bree in dieser Folge zweifelsohne extrem viele und vor allem herrliche Lacher: ihre schmerzhafte Gangart auf Grund Keiths erstaunlichem Durchhaltevermögens, ihre Aversion gegenüber Gurken oder ihr herrlicher Blick, als Keith erneut Sex mit ihr wollte. Nur wo bleibt die Tiefe? Wo die Spannung? Werden wir Zuschauer jetzt nach und nach Zeuge, wie Bree versuchen wird, mit ihrem Cougar-Dasein zurecht zu kommen? Dass das auch noch in Zukunft sicherlich witzig wird, bezweifelt niemand. Aber dass diese Storyline nicht gerade packend ist, auch nicht. Vielleicht sollte man dem Charakter Keith ein wenig mehr Profil und Tiefe verleihen, damit man der Beziehung mehr Sympathien entgegenbringt. Ein kleiner Fortschritt war schon in dieser Folge zu vermerken, doch reicht es noch nicht, um mit der Beziehung wirklich mitfiebern zu können.

"I feel like you get me, Gaby. And you know why? Because we're both extremely beautiful."

Die einzige wirklich interessante Storyline, auf deren Weiterentwicklung ich mich Folge für Folge freue, ist die um Gaby. Umso trauriger fand ich es daher, dass man in dieser Folge eine kleine Pause eingelegt hat. Stattdessen hat man Gaby an Renée weitergereicht, um diese wiederum nicht einsam in der Wisteria Lane verkümmern zu lassen. Denn so sehr ich Vanessa Williams auch mag, ihr Charakter Renée ist für mich bisher definitiv keine Bereicherung für die Serie. Zwar hat man versucht, auch ihrem Charakter mit dem Auftauchen ihres Ex-Mannes Doug ein wenig mehr Background zu geben, aber das Resultat war ernüchternd. Insgesamt überwiegt nach dieser Folge einfach der Eindruck, dass Renée wirklich den Ersatz für Edie Britt spielen soll. Ihre bisherigen Auftritte liefen alle nach dem gleichen Schema ab und bieten somit kaum Abwechslung. So reicht man ihren Charakter von Hausfrau zu Hausfrau, wo sie es sich immer wieder verscherzt, einen kleinen Streit anfängt und das alles nur, um sich später von ihrer liebenswürdigen Seite zu zeigen und sich zu entschuldigen. Langweilig. Nervig. Unnötig. Renée scheint eher die entschärfte Variante von Edie zu sein. Denn hatte eine Hausfrau einen Streit mit Edie angefangen, so nahm er oftmals wirklich böse Ausmaße an und endete nicht nach einer Folge mit einer einfachen Einsicht des Falschliegens und einer Entschuldigung à la Friede, Freude, Eierkuchen. Ohje, wie sehr ich mir Edie doch nur zurückwünsche.

Somit war der ganze Gaby/Renée-Part ziemlich für die Katz’. Ihre Auseinandersetzung in der Bar gehörte zwar zu den Highlights der Folge, allerdings war alles, was davor und auch danach kam, mehr als uninteressant. Dass Gaby eine Nasen-OP hatte, interessiert genauso wenig, wie Renées Affäre mit Dougs Anwalt. Und mit dessen Auftauchen versuchte man zwar, Renée auch mal eine von den Hausfrauen unabhängige Storyline zu verschaffen, doch wie soll diese Story funktionieren, wenn man mit dem Charakter doch einfach nicht warm wird? Und was wird Renée in der nächsten Woche treiben? Wettstrippen mit Susan vor deren Kamera?

"Susan, it seems like a lot of things are for sale: your body, your honor, your reputation. The house would seem to be the smallest of those things."

Wettstrippen mit Renée wird wohl das letzte sein, an das Susan momentan denken wird. In dieser Folge gab es doch tatsächlich eine recht interessante und vielversprechende Entwicklung. Allerdings erst gegen Schluss, nachdem Susan zuvor wieder die Taschentücher auspacken durfte und "Desperate Housewives" die sentimentalen Geschütze ausgefahren hat. Doch sogar diese Szene, in der Susan Lynette ihr kleines Geheimnis erzählt, konnte überzeugen, womit Susans Storyline dank weniger nackter Haut und weniger Fremdschäm-Szenen dieses Mal gar nicht so peinlich abschnitt, wie es noch vorher der Fall war. Das beste war dann jedoch wirklich der Schluss, ganz einfach, weil somit endlich mal wieder so etwas wie Erpressung und Intrigen in die Wisteria Lane gelangt. Das Gespräch zwischen Paul und Susan hatte in der Tat etwas Unheimliches und durch die Tatsache, dass Paul Susan jetzt in der Hand hat und Susan somit Mike irgendwie überreden muss, ihr geliebtes Haus ausgerechnet an Paul zu verkaufen, könnte in den kommenden Folgen spannend werden. Zumal natürlich die Frage im Raum steht, weshalb Paul ausgerechnet so viele Immobilien in der Wisteria Lane kaufen möchte. Laut Mary Alice hat Paul ja bereits einen teuflischen Plan parat, der die ganze Nachbarschaft dafür büßen lässt, wie sie Paul behandelt haben. Nur was beabsichtigt er? Will er so viele Immobilien wie nur möglich erstehen und dann jeweils an ein Ehepaar mit fünf Kindern verkaufen, damit aus der Wisteria Lane "Disney Land" wird und die Bewohner vergrault werden? Wir werden sehen ...

Schwiegermonster-Alarm?

Zum Schluss werfen wir noch einen Blick auf Lynettes Story, die vermutlich die erste in dieser Staffel war, die nicht puren Stand-Alone-Charakter besaß – auch wenn die in dieser Folge aufgeworfene Storyline nicht gerade danach ausschaut, als sei sie von langer Dauer. Erneut bekommt eine unserer Hausfrauen Besuch von ihrer Schwiegermutter und das verheißt, wie wir es aus der Vergangenheit kennen, nichts Gutes. Denn sobald bei "Desperate Housewives" eine Schwiegermutter erscheint, greift die Serie das typische Klischee auf und lässt die jeweilige Hausfrau gleich alle Geschütze ausfahren. Mal ehrlich, hatte bisher auch nur eine der Damen ein irgendwie normales Verhältnis zu ihrer Schwiegermutter?

Kleiner Exkurs: Gaby und ihre Schwiegermutter Juanita erpressten sich gegenseitig, weshalb erstere auch keine Träne vergossen hat, als Carlos' Mutter überfahren wurde. Bree wurde gleich mit zwei sehr bezaubernden Schwiegermüttern gesegnet, die sie entweder in einer Badewanne ermorden wollten (Gloria in #3.15 Teuflisch) oder die ihr den letzten Nerv raubten (Phyllis). Susan hingegen hatte bisher das Glück, dass Mikes Mutter nur einmal in der Wisteria vorbeischaute (#4.15 Muttertag), allerdings den dezenten Eindruck hinterließ, dass man davon ausgehen kann, dass sie und Susan keine besten Freundinnen geworden sind.

Nun lernen wir also auch Lynettes Schwiegermutter Alysson kennen und deren Verhältnis ist, wie es eben sein muss, nicht gerade rosig. Allerdings ist sie für mich der erste Charakter dieser Art, der mir nicht sofort in irgendeiner Weise auf die Nerven ging, sondern teilweise sympathisch herüberkam. Die Storyline an sich, nämlich, dass Lynette nicht will, dass ihre Kinder dem Einfluss ihrer stark konservativen Großmutter ausgesetzt sind, war teilweise recht witzig und in der Szene, in der sich Tom endlich mal dem Willen seiner Frau widersetzt, hätte man ihm als Zuschauer am liebsten auf die Schulter geklopft. Besonders schön war dann noch das abschließende Gespräch zwischen Lynette und Alysson und es scheint damit auch so, als stände uns keine ausgelutschte Schwiegermonster-Storyline bevor. Am Ende entwickelte sich das Ganze nämlich noch in eine nicht vorhersehbare Richtung, als klar wurde, dass Alysson offenbar an starker Demenz leidet. Man kann also endlich mal wieder auf die Fortsetzung einer von Lynettes Storys gespannt sein, da es wohl gerade Tom schwer fallen wird, einzusehen, dass seine Mutter krank ist.

Fazit

Zeit, die obige Frage zu beantworten: Unterhält die Serie noch? Sicherlich. Wenn man aber Maß an den Beginn der Serie setzt, wo "Desperate Housewives" in meinen Augen wirklich tolle Unterhaltung bot, dann müsste man die Frage mit "Nein" beantworten. Passt man die Erwartungen jedoch dem erreichten Niveau an und akzeptiert man die Tatsache, dass die Serie durchaus als kurzweilige Dramedy durchgeht, es ihr jedoch oftmals an Innovativität bezüglich der Storylines mangelt, dann kann man sich durchaus unterhalten fühlen.

Diese Folge hier ist eigentlich ein Paradebeispiel dafür: Keine Storyline konnte wirklich vollends überzeugen, was aber dadurch wettgemacht wurde, dass nicht nur der Humor stimmte, sondern sich einige Storylines ganz interessant entwickelt haben und ich daher, zumindest für die nächste Episode, Potential nach oben sehe.

Manuel H. - myFanbase

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