Bewertung

Review: #7.23 Partytime

Foto: Desperate Housewives - Copyright: ABC/Ron Tom
Desperate Housewives
© ABC/Ron Tom

Mit #7.23 Come On Over For Dinner (2) verabschieden sich die "Desperate Housewives" aus ihrer siebten Staffel, die, wie wir nun alle wissen, auch die vorletzte Staffel der gesamten Serie war. Noch ist es zu früh, dem Serienende entgegenzutrauern, doch ich warne jetzt schon einmal davor, dass meine Reviews ab Januar 2012 wohl immer einen leichten Hauch von Depressionen, Verzweiflung und Nostalgie beinhalten werden. Denn ganz egal wie schwer sich die Serie in ihrer jüngeren Vergangenheit getan hat: Die Hausfrauen werden mir definitiv fehlen.

Doch jetzt geht es erst einmal um das Finale der siebten Staffel und das stand nicht unbedingt unter dem günstigsten Stern, denn erstens hat die Serie schon seit zwei Jahren kein ordentliches Staffelfinale mehr zustande gebracht und zweitens wurde bereits in #7.22 Trügerische Sicherheit mit der Beendigung der Paul/Felicia-Story ordentlich an Pulver verschossen. Letztendlich war jedoch noch genug Pulver übrig, um die siebte Staffel mit einem ordentlichen Knall enden zu lassen.

Come on over for dinner!

Zunächst einmal war es eine absolut fantastische Idee, das gesamte Staffelfinale im Rahmen einer großen Dinnerparty spielen zu lassen. So bekamen wir zum Abschluss noch einmal alle relevanten Charaktere zu sehen, was immer einen schönen Abschluss für eine Staffel bildet. Außerdem macht es jetzt auch Sinn, dass man die Storyline um Paul und Felicia bereits im Finalauftakt zuende gebracht hat, denn deren Storyline hätte so gar nicht mehr wirklich zum Rahmen des Finals gepasst. Allerdings steht somit auch fest, dass der Abschluss dieser Storyline viel zu lieblos stattfand. Dass man nicht darauf eingegangen ist, ob Felicia nun durch den Unfall am Ende der letzten Episode starb oder nicht, sei noch zu verzeihen. Aber wenigstens eine letzte schöne Szene, in der Susan Paul im Gefängnis besucht, hätte noch eingebracht werden dürfen, da nun Pauls Schicksal ziemlich offen bleibt, was einen unbefriedigenden Abschied des Charakters zur Folge hat. Natürlich hätte man noch die Möglichkeit, das Ganze in der nächsten Staffel nachzuholen, aber ich persönlich denke, dass wir Paul wohl nicht mehr groß zu sehen bekommen werden.

Susan, deren Rückkehr zu ehren die Dinnerparty überhaupt erst organisiert wird, hat in dieser Folge keine wirkliche Storyline, doch das war zu verzeihen. Umso schöner war dann die Rede an ihre Freunde, in der sie ihnen klarmacht, wie sehr sie sie vermisst hat: "When friends live apart, they sometimes grow apart too. But no matter how busy or how crazy our lives are, something always seems to happen to bring us back together. And that started tonight with this dinner. May we have many, many more."

Solche Sätze sind besonders dann immer schön zu hören, wenn die Serie des Öfteren gemeinsame Freundschaftsszenen zwischen den Frauen vermissen lässt. Dass ihr "something always seems to happen to bring us together" im Nachhinein betrachtet einen ziemlich ironischen Beigeschmack hinterlässt, war da natürlich noch nicht abzusehen.

"Chuck and I went to the cellar to choose a wine and when we were done, my entrée was smoking." "I bet it was."

Im Rahmen der Dinnerparty hatte, abgesehen von Susan, jede der Damen ihre eigene Storyline – manche davon waren bedeutungsvoll, andere wiederum recht belanglos. Das ist auch einer der Kritikpunkte, den man dem Staffelfinale entgegenbringen muss, denn gerade in einem Staffelfinale sollten entweder Storylines abgeschlossen oder neue für die darauffolgende Staffel vorbereitet werden. Storylines mit Lückenfüllercharakter sind da nicht unbedingt eine gute Alternative.

Bei Bree und Chuck griff man allerdings auf diese Alternative zurück; wer also deren gemeinsamen Szenen in den zurückliegenden Episoden als recht unterhaltsam und charmant empfand, nur weil man im Hinterkopf hatte, dass wir spätestens im Finale endlich sehen werden, was die Autoren sich bei der Einführung Chucks gedacht haben, die werden auch im Finale größtenteils enttäuscht. Statt mit irgendeiner unvorhersehbaren Entwicklung zu überraschen, waren Szenen zwischen den beiden Frischverliebten genau so, wie schon in den Episoden davor: durch und durch unterhaltsam, aber ohne wirkliche Bedeutung. Die kurze Thematisierung von Chucks Scheidungskrieg und der darauffolgenden Entwicklung, sprich Chucks Einsicht, endlich etwas Neues zu starten, wären in einer regulären Folge ganz gut angekommen, für ein Staffelfinale allerdings war das Ganze dürftig. Immerhin entlohnte man uns mit einer herrlichen Szene, als Bree und Chuck mehr oder weniger in flagranti von den ankommenden Dinnergästen überrascht werden – und Bree tatsächlich den Hauptgang anbrennen lässt. Der wohl unvorhersehbarste Moment dieser Storyline.

Eine andere belanglose Storyline hatte Renée inne. Wirklich überraschend war das nicht, schließlich waren gefühlte 90% ihrer Szenen in dieser Staffel von Belanglosigkeit geprägt. Dass es auch fast keinem Zuschauer aufgefallen zu sein schien, dass Renée in der vergangen Folge gar nicht erst zu sehen war, dürfte auch Worte sprechen. Zu gute halten muss man jedoch, dass Renée immer wieder für gelungene One-Liner sorgt und ihre Szenen somit zumindest doch noch einen Unterhaltungswert haben. Das kann man auch von ihren Szenen in diesem Finale behaupten, denn ihre Verzweiflung darüber, dass ihr Ex-Mann wieder heiraten wird samt ihrer kurzen Liaison mit einem Barkeeper führten allesamt zu wunderbar unterhaltsame Momenten, auch wenn wir es hier ebenfalls nur mit einer Art Lückenfüllergeschichte zu tun hatten. Denn da Renée sich bereits am Ende der Episode wieder von ihrer kurzen Bekanntschaft trennt, wären wir wieder am Status Quo angelangt und die Frage nach Renées Daseinsberechtigung steht nach wie vor im Raum.

"I was relieved."

Bereits in #7.22 waren die Storyline und die Szenen mit Lynette und Tom qualitativ eine kleine Offenbarung und nachdem man uns endgültig mit dem Gefühl zurückließ, dass die Scavo-Ehe tatsächlich vor dem Aus steht, war es interessant zu sehen, ob man in #7.23 nun wirklich diesen Schritt wagt oder doch noch einen kleinen Rückzieher macht. Zeitweise machte es tatsächlich den Eindruck als würden sich die Macher nicht wirklich trauen, ihre Geschichte konsequent zu Ende zu erzählen. Zunächst einmal war es ein wirklich bewegender Moment, als Lynette Toms Koffer nicht mehr findet und deshalb glaubt, er habe sie verlassen. Als Tom dann doch wieder auftaucht, hätte man beinahe glauben können, dass sich die Storyline noch einmal mehr oder weniger zum Guten wenden wird. Doch die Macher ziehen ihre Storyline diesmal überraschend konsequent durch und schocken durch Lynettes Aussage:

"When I didn’t see your suitcases I thought: 'Well, here it is. My worst fear, he is gone.' And then I thought: 'Oh. Damn. Paige’s carseat is in Tom’s car and I have to get a new one.' You had just left me and I was thinking about a new carseat. It was so weird. I kept waiting to feel devastated but instead I felt … I didn’t know. Then when I walked in and you we’re back. I suddenly realized what I had been feeling the whole time you were gone. It was relief … I was relieved."

Somit ist das Aus der beiden nun offiziell, denn deutlicher hätte es Lynette wohl nicht ausdrücken können. Diese Worte waren im Prinzip das Highlight einer Hand voll Highlights, die uns die Autoren in den letzten beiden Folgen mit Lynettes und Toms Storyline lieferten. Denn auch in dieser Folge reihte sich eine herzzerreißende Szene an die nächste, die allesamt so grandios geschrieben und toll gespielt wurden, dass man sie sich immer wieder anschauen könnte. Und nun steht uns in Staffel 8 eine unglaublich interessante Storyline bevor, in der immens viel Potential steckt. Natürlich ist es irgendwo klar, dass die Autoren Tom und Lynette spätestens am Ende der Serie wieder zusammenlassen kommen werden. Aber der Weg bis dorthin, und davon bin ich überzeugt, wird wohl eines der Highlights der letzten Staffel werden, zumal man nun endlich die Chance hat, Lynette Storylines zu verpassen, die völlig aus dem gewohnten Muster der treuen Ehefrau herausfallen.

"Go back to be dead."

Als wir am Ende von #7.21 Albträume das erste Mal Gabys gewalttätigen Stiefvater Alejandro zu Gesicht bekommen haben, war es noch nicht abzusehen, dass dieser Charakter für einen der spannendsten Cliffhanger der Serie führen und gleichzeitig für eine interessante Ausgangssituation für die achte und letzte Staffel sorgen wird.

Doch von vorn: Die Gaby/Alejandro-Story fing in der letzten Folge noch relativ vielversprechend an. Alejandro machte, obwohl wir ihn nie wirklich lange zu sehen bekamen, einen recht bedrohlichen Eindruck, während Gaby uns Zuschauern mit dem Zulegen einer Waffe schnell klarmachte, dass sie nicht mehr das schwache kleine Mädchen ist, das sich von Alejandro misshandeln lässt. Genug Potential für gute Momente war also gegeben und interessante Szenen hatte diese Storyline in #7.23 auch zu bieten. Allen voran die Konfrontation zwischen den beiden im Wald war ein wirklich gelungener und spannender Moment, in dem Eva Longoria mal wieder zeigen könnte, welch schauspielerische Fähigkeiten in ihr stecken. Ein Haken hatte die Storyline um Gaby und Alejandro allerdings: Dramaturgisch gesehen wurde die ganze Geschichte einfach nur katastrophal erzählt. Seit Staffel 1 wissen wir Zuschauer, dass Gaby von ihrem Stiefvater misshandelt und vergewaltigt wurde, in einer Folge ließ Gabys Mutter uns sogar glauben, Gaby hätte Alejandro verführt. Nie bekamen wir Alejandro zu Gesicht und dennoch war er oftmals präsent, da er immer wieder erwähnt wurde, wenn es um Gabys Vergangenheit ging. Zuletzt stand dieses Thema in den Episoden #7.14 Der Spender und #7.15 Zuhause sogar im Fokus von Gabys Geschichte. So hätte eigentlich nun mit Alejandros Auftauchen spannungsmäßig gar nichts schief gehen können.

Pustekuchen. Alejandro taucht wie aus dem Nichts auf und macht genau dort weiter, wo er vor Jahrzehnten aufgehört hat. Es wird weder erklärt, wie er seit mehr als 30 Jahren für tot gehalten werden konnte, noch, wie er Gaby gefunden hat. Dabei hätte man gerade in letzterem Punkt doch perfekt eine Verbindung zu #7.15 aufstellen können, schließlich befand sich Gaby in dieser Episode in ihrer ehemaligen Heimatstadt und hätte Alejandro das mitbekommen, wäre es ein Leichtes für ihn gewesen, herauszufinden, wo sie wohnt. Stattdessen werden jegliche Hintergrundinformationen unterschlagen. Alejandro taucht einfach mal nebenbei auf und hat nichts besseres zu tun, als gegen Ende der Episode gemütlich in Gabys Haus hineinzuspazieren und zu versuchen, sie zu vergewaltigen. Es wäre durchaus interessant gewesen, hätte man diese Storyline langsamer erzählt und den Darsteller Tony Plana als Antagonisten für die achte Staffel verpflichtet. Stattdessen taucht jedoch Carlos auf und schlägt ihn mit einem Kerzenständer nieder – schließlich hätte es ja nicht gereicht, ihn einfach zur Seite zu stoßen. Leider wirkte die komplette Storyline um Gaby in dieser Folge, trotz spannender Momente, vollkommen überstürzt und unglaubwürdig – es schien fast so als hätte Uwe Boll am Drehbuch des Staffelfinals mitgeschrieben.

"Strawberry sauce gets everywhere."

Die letzten fünf Minuten der Staffel konnten das Ganze aber eindeutig wieder gut machen, denn die waren schlicht und ergreifend grandios. Unbeabsichtigt hat Carlos Alejandro beim Versuch, ihn von seiner Frau fernzuhalten, getötet und als wäre das noch nicht genug, stehen plötzlich Susan, Bree und Lynette in Gabys Wohnzimmer – und somit auch vor der Leiche. Als die Drei hören, was passiert ist, fackeln sie nicht lange und tun sich zusammen, um den Mord zu vertuschen und Carlos zu schützen. Dabei war es besonders schön, dass ausgerechnet Bree die Sache ins Rollen brachte, nachdem sie und Carlos in letzter Zeit ordentliche Probleme miteinander hatten. Darüber hinaus lieferte man uns einige tolle und erinnerungswürdige Bilder, als beispielsweise unsere vier Hausfrauen vor Alejandros Leiche stehen, Bree am Ende vor Chuck noch einen Blutspritzer vom Kerzenständer wischt oder die Endeinstellung, in der sich Gaby mit Karen unterhält und die Kamera dabei auf ihren kistenähnlichen Wohnzimmertisch schwenkt, in dem sich nun Alejandros Leiche befindet. Hierfür alle Daumen nach oben.

Fazit

Irgendwie hatte man es #7.23 Come On Over For Dinner (2) gar nicht mehr zugetraut, dass ie die siebte Staffel so toll abschließen wird. Schließlich hatte Susan keine wirkliche Storyline, die von Bree und Chuck war erneut nur Lückenfüllerware, Renées Geschichte belanglos, das Auftauchen von Gabys Stiefvater wurde von den Autoren mehr als unbefriedigend ins Drehbuch gequetscht und Paul nur in zwei Sätzen erwähnt, was ebenfalls ein negativer Kritikpunkt ist. Andererseits machte diese Folge jedoch einfach einen Heidenspaß, denn die nachbarschaftliche Dinnerparty sorgte für unzählige herrliche Augenblicke, in denen sowohl die Haupt- als auch die Nebencharaktere noch einmal alle ihre Momente hatten, wodurch die ganze Episode vor Witz und Charme einfach nur so sprühte und uns Zuschauern Unterhaltung vom Feinsten geboten wurde. Somit war dieses Staffelfinale eines der unterhaltsamsten, das die Serie bieten konnte.

Aussichten

Zudem schafften es die letzten Minuten des Finals, uns mehr als gespannt zurückzulassen, was man gar nicht mehr geglaubt hätte, da man bis zu einem gewissen Punkt verzweifelt nach Material suchte, das die achte Staffel irgendwie interessant machen könnte. Dieses Material wurde uns dann mit Alejandros Tod geliefert, denn nun wird es in der kommenden Staffel mal kein Geheimnis geben, das erst noch gelüftet, sondern ein Geheimnis, das von unseren Hausfrauen behütet werden muss. Daraus wiederum resultieren Geschichten mit enorm viel Potential, denn jede einzelne Hausfrau wird dadurch auf eine andere Art und Weise belastet. Sie alle werden zwar versuchen müssen, das Geheimnis ein Geheimnis bleiben zu lassen und irgendwie auch mit den psychischen Konsequenzen fertig zu werden, zusätzlich muss Gaby aber auch auf Carlos’ Verfassung besonders Acht geben, Bree muss dafür Sorgen, dass Chuck, der ja Detective ist, nichts davon mitbekommt (und endlich macht Chucks Einführung in die Serie auch Sinn), Lynette muss mit der Trennung von Tom klarkommen inklusive allen damit verbundenen Schwierigkeiten, und Susan, die schließlich die sentimentalste unserer Hausfrauen ist, wird wohl am meisten unter ihrem schlechten Gewissen zu leiden haben. Allesamt interessante Ausgangssituationen, die die Serie in ihrer letzten Staffel noch einmal richtig auftrumpfen lassen könnten.

Der Herbst kann somit kommen, mit der Hoffnung, dass uns die vier Ladies eine bombastische Abschlussstaffel liefern und sich im Mai 2012 gebührend von ihren treuen Fans verabschieden werden.

Manuel H. - myFanbase

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