Bewertung

Review: #7.22 Trügerische Sicherheit

Foto: Jonathan Cake & Marcia Cross, Desperate Housewives - Copyright: ABC/Ron Tom
Jonathan Cake & Marcia Cross, Desperate Housewives
© ABC/Ron Tom

Das mittlerweile siebte Staffelfinale der "Desperate Housewives" steht an und wie schon in den Staffeln vier und fünf, umfasst dieser Abschied gleich zwei Episoden. Meistens ist es dabei so, dass die erste der beiden Folgen noch vergleichsweise schwach ausfällt, da sie für gewöhnlich nichts weiter tut, als auf den großen Showdown, der ja immer mit dem Staffelgeheimnis in Verbindung steht, hinzuarbeiten. Doch all jene, die trotz der teils vielversprechenden Vorbereitungen in #7.21 Then I Really Got Scared ihre Erwartungen an diese Episode heruntergeschraubt hatten, werden nach der Folge durchaus überrascht gewesen sein. Denn #7.22 And Lots of Security ... (1) bricht aus diesem Schema heraus und lässt es bereits jetzt schon zum vermeintlichen Showdown der Staffel kommen. Die Frage, die daraus jedoch resultiert: Auf was sollen wir Zuschauer uns denn im eigentlichen Finale #7.23 Come On Over For Dinner (2) noch freuen?

A sense of security – it's something we all search for.

Doch bevor wir zum Showdown kommen, widmen wir uns erst einmal dem Highlight dieser Folge: den gemeinsamen Szenen zwischen Lynette und Tom. In den letzten Episoden drehte sich deren Storyline ja ziemlich im Kreis, doch irgendwie war es abzusehen, dass es richtig gut werden würde, sobald man sich storytechnisch mal vom Fleck bewegen und Lynette und Tom klar werden lassen würde, das ihre Ehe momentan alles andere als rosig ist. So war es ein echter Befreiungsschlag für uns Zuschauer, als Lynette endlich den Ernst der Lage erblickte: "Total strangers think we’re in trouble. Do you think we’re in trouble?"

So sehr man auch damit rechnen konnte, dass die Szenen zwischen Lynette und Tom überzeugen werden: Dass jene Szenen letztendlich so toll inszeniert wurden, darüber war selbst ich überrascht. Bevor es zur packenden Schlussszene kam, boten uns die Macher erst einmal eine kleine Zusammenfassung der Problematiken innerhalb der Scavo-Ehe. Denn Tom und Lynette lernen in dem Hotel, in dem sie ein Wochenende lang ausspannen wollen, ein Pärchen kennen, mit denen sie ihre Urlaubstage verbringen. Dabei kommt es andauernd zu kleineren Streitereien zwischen Tom und Lynette, bei denen immer wieder die Motive durchsickerten, weshalb die Ehe zu zerbrechen droht: Zurschaustellung, Demütigung und Entmannung. Man lieferte uns diesbezüglich also eine kleine Zusammenfassung von sieben Jahren "Desperate Housewives", denn innerhalb dieser sieben Staffeln gab es immer wieder einzelne Episoden, die sich auf die Ehe der Scavos fokussierten und diese Motive aufgriffen. Normalerweise endeten diese Folgen meist mit einem Happy End für beide, doch nun scheint es wohl wirklich soweit zu sein und die Ehe der Serie droht zu zerbrechen.

Die letzte Szene war letztendlich eine kleine Offenbarung, denn so tolles Fernsehen hatten die Serie schon lange nicht mehr zu bieten. Allein das Setting, ein tosender Sturm draußen, während Lynette und Tom vor einem Kaminfeuer sitzen, war grandios gewählt und kann man gut als Sinnbild bezüglich der Scavo-Ehe sehen: Während die Ehe nach außen hin harmonisch erschien, tobt in den Charakteren, besonders in Tom, schon seit längerer Zeit ein gewaltiger Sturm. Es war herzzerreißend zu sehen, wie Lynette verzweifelt versucht, irgendwie über ihre ehelichen Probleme zu sprechen und ihrem Mann entgegen zukommen und noch herzzerreißender, als Lynette den von Tom überarbeiteten Verlobungsring überreicht bekommt und sie traurig darüber ist, dass Tom ihn geändert hat, da sie ihn eigentlich so mochte, wie er war. Doch das wiederum hatte sie nie zugegeben und stattdessen den Ring vor Freunden immer wieder ins Lächerliche gezogen. An diesem Punkt merkte man deutlich, dass Lynette endlich eingesehen hat, dass sie ihren Mann seit Jahren falsch behandelt und sie wohl nun mit den Konsequenzen zu rechnen hat. Gleichzeitig hatte man aber auch unbeschreibliches Mitleid mit Lynette, die man während dieser Szene am liebsten in die Arme genommen und getröstet hätte. Wie schon erwähnt: Diese drei Minuten waren dank einer grandiosen Inszenierung, tollem Storytelling und einer ganz großen schauspielerischen Leistung die besten seit langem. Ich bin gespannt, was die letzte Folge der Staffel noch zu bieten haben wird.

Whether it's knowing you're desired …

Weniger überzeugend war die Storyline rund um Bree und Chuck, da sie einfach nach wie vor lediglich Lückenfüllercharakter besaß und das schlichtweg immer einen schlechten Eindruck hinterlässt, wenn uns ausgerechnet in einem Staffelfinalauftakt so eine Storyline erwartet, die uns nicht wirklich verrät, wohin das Ganze führen wird. Stattdessen lieferte man uns in dieser Folge eine eher auf Humor ausgelegte Stand-Alone-Story, die durchaus wusste, zu unterhalten: Brees Befürchtung, Chuck könne schwul sein samt ihrer Unterhaltung mit Lee waren absolut herrlich und vor allem Lee, von dem wir jetzt wissen, dass er ein "homographisches Gedächtnis" hat, sorgte mal wieder für einige tolle Sprüche und spätestens, als Bree Chuck in die Schwulenbar ausführt, waren Lacher unumgänglich. Leider war es natürlich die ganze Zeit absehbar, dass Chuck nicht schwul ist und dass er in der Schwulenbar nur bekannt war, weil er dort undercover arbeitete, hatte wohl jeder von uns ein wenig im Hinterkopf.

Letztendlich sorgte diese Storyline also lediglich dafür, dass wir Chuck ein bisschen besser kennen lernen, was am Ende der Fall war, als er Bree ein wenig von seiner Vergangenheit erzählte. Auch schafften es deren Szenen in dieser Folge, die beiden als Paar nochmals ein Stückchen sympathischer zu machen, doch nach wie vor suche ich noch verzweifelt nach einem Hinweis, worauf die Storyline hinausläuft. Natürlich ist es gut, dass man sich die Zeit nimmt, uns den neuen Charakter ein wenig näher zu bringen, aber so kurz vor Staffelende sollte sich schon langsam abzeichnen, welchen Sinn und Zweck die Einführung Chucks hatte. Ich bin überzeugt, dass man hier gerade dabei ist, eine interessante Storyline vorzubereiten und spätestens in der nächsten Folge sollte man uns Zuschauern bitte klar machen, was genau uns in Staffel 8 mit Chuck in etwa erwarten wird.

Taking control of our fears...

Nachdem Gabys Part in der letzten Folge ein Komplettausfall war, hinterließ uns die Endszene der vergangenen Episode immerhin mit einem Close-Up eines mysteriösen Mannes, der Gabys Haus beobachtete und die Interesse auf die kommende Storyline ein wenig weckte. In dieser Episode wird bereits gelüftet, um wen es sich dabei handelt, nämlich um Gabys tot geglaubten Stiefvater Alejandro. Es ist natürlich keinesfalls eine neue Idee, tot geglaubte Charaktere auftauchen zu lassen, aber interessant und vielversprechend ist das Ganze dennoch. Schließlich wissen wir bereits seit der ersten Staffel, dass Gaby unter ihrem Stiefvater zu leiden hatte, sowohl psychisch als auch physisch, was uns zuletzt in #7.15 Zuhause noch einmal vor Augen geführt wurde. Die Storyline wirft recht interessante Fragen auf, zum Beispiel wie Alejandro so lange für tot gehalten werden konnte und weshalb er jetzt nach so vielen Jahren seine Stieftochter wieder aufgesucht hat. Um sich zu entschuldigen? Womöglich, aber selbst dann bezweifle ich, dass Alejandro in Staffel 8, falls er dort mitspielt, nicht doch noch den Part des Bösen einnehmen und weniger schöne Absichten haben wird. Aber ob Gaby darauf reinfällt? Denn in dieser Folge wurde uns eine überraschend starke Gaby präsentiert, die gar nicht lange rumfackelt und sofort einen Waffenkurs belegt und sich eine Waffe zulegt, was wiederum gezeigt hat, was für einen großen Hass sie gegenüber ihrem Stiefvater hat oder welch große Ängste sie begleiten. Insgesamt diente Gabys Part im Staffelfinalauftakt ganz klar als Vorbereitung, die jedoch sehr gespannt auf das eigentliche Finale und auf das erste Aufeinandertreffen zwischen den beiden macht, zumal die Rolle des Alejandros mit Tony Plana recht vielversprechend besetzt wurde.

Or finding strength to do the right things.

Zu guter letzt widmen wir uns dem großen Showdown der Folge, ja gar der ganzen Staffel. Und wie ich es ja schon erwähnt hatte, war es mehr als überraschend, dass die Storyline rund um Felicia und Paul bereits in dieser Folge ein Ende fand. Schließlich hat "Desperate Housewives" mit der Beendigung des Staffelgeheimnisses (mit Ausnahme von Staffel 3) immer bis zur letzten Folge gewartet, auch wenn die Felicia/Paul-Story ja nie wirklich als typisches Staffelgeheimnis à la "Desperate Housewives" zu betrachten war. Denn nachdem in #7.07 Eine demütigende Geschichte herauskam, dass Beth Felicias Tochter ist und in #7.09 Schöne heile Welt klar wurde, welche Pläne Paul mit der Wisteria Lane schmiedet, war’s das eigentlich mit der Geheimnistuerei in dieser Staffel, was ich persönlich nicht wirklich schlimm fand, da die meisten Staffelgeheimnisse spätestens in der zweiten Staffelhälfte sowieso ihren Reiz verloren. Doch eines hatte die Story um Paul und Felicia mit den meisten Staffelgeheimnissen gemeinsam: Sie wurde unbefriedigend beendet.

Zunächst einmal wurde die Story um Susan, die am Ende der vergangenen Episode aufgrund des Verdachts, Paul vergiftet zu haben, verhaftet wurde, recht unspektakulär weitergesponnen. Dass Mike Paul darauf Aufmerksam machen muss, dass Felicia auch die Täterin hätte sein können, war ein wenig unglaubwürdig, da Paul normalerweise ein recht cleverer Charakter ist und selbst drauf hätte kommen können. Nachdem Susan dann freigelassen wurde, gab es immerhin einige schöne Szenen zwischen Susan und Paul, die ja auch in der Vergangenheit schon überzeugen konnten. Außerdem war es ein rührender Moment, als Paul Susan den Schlüssel für das Haus überreicht und gleichzeitig können wir uns nun freuen, dass Susan wohl bald wieder feste Bewohnerin der Wisteria Lane ist.

Natürlich lief das Ganze viel zu friedlich und primitiv ab, sodass klar war, dass da noch was kommen wird und Felicia nicht abgehauen ist, wie uns die Folge zunächst klarmachen wollte. Und tatsächlich taucht Felicia wieder auf, schlägt Paul bewusstlos, fesselt ihn und hängt ihn an eine Infusion mit einer giftigen Substanz, die ihn allmählich töten soll. Hier hätte man die Story für diese Folge gerne beenden können und in der nächsten Folge weitererzählen sollen, doch die Macher entschieden sich dafür, den großen Showdown bereits in dieser Folge über die Bühne zu bringen, sodass alles ein wenig zu überladen wirkte. Nichtsdestotrotz war das Ganze bis zu einem bestimmten Punkt eine sehr spannende Angelegenheit und als Paul letztendlich zugab, Martha ermordet zu haben, war es die kalte Art und Weise, wie Paul es zugegeben hat, die sowohl Felicia als auch uns Zuschauer schockieren konnte. Diese letzten Szenen zwischen Paul und Felicia und der Showdown ihres großen Krieges konnten also bis dahin wirklich überzeugen. Ins Lächerliche driftete das Ganze jedoch dann an, als Susan dazukam und die Heldin spielen musste – besonders der Kampf zwischen Felicia und Susan hätte nicht wirklich sein müssen. Packend wurde es wieder, als Paul Felicia, ähnlich schon wie bei ihrer Schwester Martha, am Hals packt und kurz davor ist, sie zu erwürgen. Doch wie wir es von „Desperate Housewives“ gewohnt sind, siegt letztendlich wieder das Gute im Menschen (an dieser Stelle ein kleines Augenrollen meinerseits) und Paul lässt von der völlig schockierten Felicia ab, die daraufhin verschwinden kann.

Das Darauffolgende hinterließ einen sehr bitteren Beigeschmack, als Paul Susan beichtet, Martha ermordet zu haben und am Ende einfach von der Polizei abgeführt wird. Ein sehr liebloses Ende für den Charakter Paul, der besonders während der letzten Staffelhälfte Unmengen an Sympathien für sich gewinnen konnte und dem man es durchaus gegönnt hätte, ein schöneres Ende zu finden. Noch dazu kommt das Ende viel zu abgehackt und abrupt daher als dass es wirklich gefallen könnte. "Desperate Housewives" schafft es immer wieder, tolle Charaktere auf die liebloseste Art und Weise herauszuschreiben, wenn sie nicht gerade sterben (beste Beispiele sind nach wie vor Katherine oder Orson). Falls man Paul also wirklich nicht mehr zu sehen bekommt, bin ich mehr als enttäuscht.

But the danger of a sense of security is, that it may prove to be false.

Nicht nur von Paul verabschieden wir uns in dieser Episode, sondern auch von Felicia. Von dieser allerdings auf eine spektakulärerer, verdiente und sehr ironische Art und Weise. Denn während sich Felicia in Sicherheit fühlt und gemütlich eine Straße entlang fährt, kippt sie aus Versehen Beths Urne um und wird dadurch so abgelenkt, dass sie mit einem entgegenkommenden LKW kollidiert. Es bleibt zwar offen, ob sie überlebt oder nicht, aber ich bin mir relativ sicher, dass wir Felicia zum letzten Mal gesehen haben. Ein erneutes Wiederauftauchen wäre nämlich, egal wie sehr ich sie mochte, unnötig und nicht wirklich von Belangen. Für mich ist die Storyline rund um Paul und Felicia abgeschlossen – wirklich zufrieden bin ich mit der Art und Weise nicht, weil man es durchaus viel besser hätte machen können, aber andererseits hat man uns auch schon bewiesen, dass das Ganze auch viel unspektakulärer und enttäuschter von den Machern hätte inszeniert werden können. Meine Hoffnungen diesbezüglich sind nur noch, dass Paul noch einmal in der Serie zu sehen sein wird und eventuell von Felicias Tod erfährt, um diesem so bemitleidenswerten Charakter wenigstens etwas zu gönnen. Bis dahin sollte man sich einfach zufrieden geben, dass Felicias Tod vor Ironie wirklich nur so strotzte, denn letztendlich ist es ihre tote Tochter Beth, die nun für ihren Tod verantwortlich ist. Sehen wir das Ganze einfach als kleine Rache für das, was Felicia Beth und ihrem Ehemann angetan hatte.

Fazit

Ja, #7.22 And Lots of Security … (1) war so ganz anders als man sich die Folge vorher vorgestellt hatte. Statt spannungsarme Szenen, die lediglich auf die letzte Folge hinarbeiten sollen, lieferte uns dieser Auftakt zum Staffelfinale grandios gespielte und intensiv inszenierte Momente zwischen Lynette und Tom, sowie, zur Überraschung vieler, bereits das Ende der Storyline um Paul und Felicia, was größtenteils einen recht spannenden Charakter besaß, allerdings gegen Schluss Qualität einbüßen musste, da die Story zu lieblos abgehandelt wurde. Zusammen mit der für das Finale vielversprechende Story um Gaby und die humorvollen Szenen zwischen Bree und Chuck, war #7.22 eine überraschend gelungene und sehr unterhaltsame Episode.

Besonders aufgrund der Situationen bei Lynette und Gaby kann man der letzten Folge der Staffel also gespannt entgegenblicken. Allerdings bleibt die Frage, was die Macher mit den anderen Charakteren vorhaben. Denn nach dem Ende der Paul/Felicia-Storyline steht Susan im Finale völlig ohne Story da und die Szenen zwischen Bree und Chuck deuten bisher auch auf keine wirkliche Storyline hin. Wir werden sehen, was kommt und ob sich #7.23 Come On Over For Dinner (2) in die Reihe der qualitativ unterirdischen Staffelfinals der letzten beiden Staffeln einreihen oder der Serie in der siebten Staffel das gleiche gelingen wird, wie in Staffel Zwei und eine lediglich durchschnittliche Staffel mit einem überraschend tollen Finale beendet wird.

Manuel H. - myFanbase

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