Bewertung

Review: #1.21 Schminken, Joan!

Diese neue Folge steht ganz im Zeichen von Eitelkeiten und Einbildungen. Joan lernt sich zu schminken, und Kevin entdeckt, dass er sich damals nur eingebildet hat, dass seine Freundin ihn nach dem Unfall fallen gelassen hat. Will und Helen geraten indes aufgrund ihrer vorübergehenden Selbstverliebtheit in Streit, und Glynis plötzliches Streben nach Schönheit und Beliebtheit führt zum Bruch mit Luke. Mehrere Geschichten, welche wieder einmal gekonnt durch ein gemeinsames Leitthema zusammengehalten werden.

In dieser Folge gefallen mir eigentlich alle Handlungsstränge: Helen, die von ihrem neuen Bild derart angetan ist, dass sie ihre Bodenständigkeit zu verlieren droht. Will, der anlässlich der Aufdeckung eines Mädchenhändlerrings, völlig von sich eingenommen ist und Glynis, die äußere Schönheit als einen Weg zur Beliebtheit entdeckt. Insgesamt ein absolut gelungener Plot.

Nur, wie passt Kevins Geschichte in das alles? Seine Erkenntnis, dass ihn seine frühere Freundin, Beth, nicht nach dem Unfall fallen gelassen hat, sondern er sie kurz zuvor stehen ließ, scheint auf den ersten Blick wieder einmal ein 'Ausreißer' zu sein. Hier bekommen die Autoren aber die Kurve, weil Kevins damalige Selbstverliebtheit thematisiert wird. Sein Leben als begabter Sportler und beliebter Schüler hatte ihn zunehmend negativ verändert. Dies führte soweit, dass er Beth damals betrogen und diese dann auch noch vor allen gedemütigt hatte, als sie ihn zur Rede stellen wollte. Kevin muss sich nunmehr seinem früheren Charakter stellen. Dabei erkennt er schmerzhaft, dass er damals kein liebenswürdiger Mensch mehr war. In gewisser Weise hatte auch sein Unfall einen erheblichen Einfluss auf diese Erkenntnis, vor allem aber auf seine charakterliche Wendung. Ihm wurden quasi seine äußerlichen Qualitäten genommen, so dass er nunmehr gezwungen ist, sich ganz auf seine inneren Werte zu besinnen. In diesen Zusammenhang betrachtet ist Kevins Geschichte dieses Mal nahezu genial gemacht.

Auch Joan gefällt mir - abgesehen von einer kleinen Szene - in dieser Folge sehr. Ihre Teilnahme am Schminkkurs ist äußerst witzig anzuschauen. Joans Versuch, alle Äußerlichkeiten abzustreifen, wofür sie letztendlich sogar das Duschen einstellt, ist ein amüsantes Highlight der Folge. Die verdutzte Reaktion ihrer Mutter ist zum brüllen komisch, besonders als Helen feststellt, dass Joan gewaltig müffelt. Interessant war auch zu sehen, wie Helen in ihrer Schaffenskrise aus der Haut fährt. Hier wird einmal eine andere, ungeschönte Seite an ihr offenbart. Für mich nur menschlich und daher ein Aspekt, der Helens Charakter eine ganz neue Facette verleiht.

Ein weiteres Highlight in dieser Folge ist für mich Friedman, der sich im Schminkkurs zum 'Königspudel' stylt. Friedman, Luke und Glynis sind immer wieder sehr unterhaltsam. Für mich sind die drei nicht aus der Serie wegzudenken. Interessant auch, dass Luke sich von Glynis trennt, weil diese den Reiz der Äußerlichkeit entdeckt, was genau genommen auch eine gewisse Eitelkeit an Luke erkennen lässt. Zwar ist es in seinem Fall keine auf Äußerlichkeiten gerichtete Eitelkeit, aber dennoch kokettiert er doch mit pseudo-intellektuellem Gebaren, da er sich anscheinend ziemlich viel auf sein eigenes Wissen und die Leidenschaft für die Naturwissenschaften einbildet. Als Glynis sich aus dieser Gedankenwelt entfernt, bedeutet das das Ende für die Beziehung mit Luke.

Das einzige Manko stellt die kleine Szene am Ende der Folge dar, in der mir Amber Tamblyn alias Joan überhaupt nicht gefällt. Joan stellt Adam wegen ihren vermeintlichen Eitelkeiten zur Rede und veranstaltet ein riesen Drama. Meiner Meinung nach ist diese Szene völlig überzogen. Ich konnte es nicht verstehen, warum Joan so heftig reagieren sollte. Adam hat ja eigentlich nichts getan, Joan konfrontiert ihn aber mit Vorwürfen und stellt sogar die ganze Beziehung in Frage. Die Szene war meines Erachtens von Amber Tamblyn auch nicht gut bzw. passend gespielt. Für mich hat sie es komplett übertrieben. Viel zu viel Dramatik, abgerundet durch einen völlig unglaubwürdigen Heulkrampf. Nein, das war definitiv nicht eine ihrer besten Leistungen. Außerdem ist mir in dieser Szene wieder einmal die etwas seltsame Körpersprache von Christopher Marquette alias Adam Rove aufgefallen. Er wirkt auf mich eigenartig unnatürlich, und langsam komme ich zu der Überzeugung, dass das nicht nur das Spiel des Schauspielers ist...

Furchtbar fand ich übrigens auch die Klamotten, die Joan in dieser Folge trägt. Unvorteilhafte, weite Röcke mit Oma-Strickjacken, um Gottes Willen, liebe Stylisten dieser Folge, was habt ihr euch denn dabei nur gedacht? Aber, insgesamt können auch die schrecklichen Klamotten meinen positiven Gesamteindruck von dieser Folge nicht schmälern.

Fazit

Insgesamt eine sehr gefällige neue Folge. Es gibt viele witzige Momente und eine schöne Grundgeschichte. Die Feststellung, dass es äußere, aber auch innere Eitelkeit gibt, ist treffend und wird in dieser Folge amüsant und unterhaltsam verarbeitet. Auch diese Folge gehört deshalb zu meinen absoluten Lieblingen. Sie ist wahrscheinlich auch die witzigste Episode der ersten Staffel und damit von mir ein weiteres Mal die volle Punktzahl.

Anne L. - myFanbase

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