Review: #1.11 Briar Rose
Ah, geht doch. Ich hatte schon Angst, dass wir mit noch einer katastrophalen PotW-zentrischen Folge abgespeist werden und das ganz gute Zeug für das Finale nächste Woche aufgespart wird. Als ich dann aber den Namen Alan Tudyk las, wusste ich: diese Woche geht’s rund. Und das ging es auch.
Der Prinz und das Mädchen
Bevor ich aber durch die bloße Anwesenheit von Tudyk überzeugt wurde, musste ich erst noch die quälenden fünf Minuten vor dem Vorspann überstehen. Von der (wirklich ganz netten) Übertragung der Briar-Rose-Geschichte auf Echo mal abgesehen, war diese "aufwärm-mini-PotW" eine absolute Katastrophe. Nicht nur, dass das Thema des Kindsmissbrauchs zum zweiten Mal in dieser Staffel als Storylieferant herhalten musste (na, erinnert ihr euch noch an #1.06 Man on the Street?), sondern es wird hier als Auftakt benutzt, um eine anderes Thema einzuleiten und dann wie Ausschussware einfach in den Müll getreten. Dass man ein gutes Thema schlecht umsetzt ist die eine Sache – und wer will wirklich behaupten, dass die Geschichte der fleischgewordenen Zukunftsvision zur Rettung eines misshandelten Mädchens als Charity-Aktion des Dollhouses gutes Storybuilding ist? – aber ein so ernsthaftes Thema sollte doch mit einem gewissen Anstand behandelt werden. Ich bin entsetzt von der Taktlosigkeit.
...
Auch reichlich enttäuschend fand ich "das Schlussmachen" von Ballard mit Mellie. Ich hätte nicht gedacht, dass seine "alles-für-den-Fall-meines-Lebens"-Mentalität so tief in ihm verankert ist, dass er sogar soweit gehen würde eine Frau, die er mal sehr mochte (und die ja aus ihrer Sicht seitdem immer noch die Gleiche ist!) als Köder zu benutzen. Hinzu kommt, dass er nicht etwa die Chance nutzt um Verstärkung anzufordern, mit der er dann den ganzen sch...önen Laden hätte hoch nehmen können, oder sich mal darum schert, auch andere Unschuldige zu befreien – nein, es geht ihm wirklich ausschließlich um die Befreiung von Caroline. Hallo, Besessenheit.
Irgendwie konnte für mich Ballard aber in dieser Season sowieso noch kein richtiges (geschweige denn sympathisches!) Profil aufbauen. Vor allem dann im Zusammenspiel mit Alpha – also der gespielt-verrückten Version – wirkt Ballard wie eine schlechte Parodie des durchschnittlichen "Law & Order"-Polizisten.
Ah und da sind wir ja auch schon beim nächsten Punkt: an Tudyks Auftritt sieht man noch einmal richtig deutlich wie ungeschliffen und in ihrer inszenierten Ernsthaftigkeit fast schon lächerlich die eigentlichen Hauptcharaktere der Serie doch sind. Das ist jetzt keine gesonderte Kritik an der Folge, sondern mehr eine Aussage über "Dollhouse" als Ganzes. Dann kommt natürlich dazu, dass mit einer steten Regelmäßigkeit Neben- oder Gastschauspieler die eigentliche Kernbesetzung absolut fertig machen. Ich rede hier nicht davon, dass Schauspieler mit Gastauftritten ab und zu einmal Glanzpunkte setzen, ich rede davon dass sie mit guten (oder manchmal schon unauffälligen) Leistungen den Boden mit dem Maincast putzen. Bestes Beispiel neben der gleichzeitigen Screentime von Tudyk und Penikett ist, dass eine der mitreißendsten Szenen der Serie die zwischen Alpha und Dr. Saunders ist, weil sie einfach am überzeugendsten geschauspielert ist – und das ausgerechnet von zwei Nebenrollen.
Bonnie & Clyde
Der Auftritt Alphas war einfach genial. Punkt. Eigentlich ist dieser Abschnitt hier vorbei.
Naja, ein bisschen was sollte ich wohl schon dazu schreiben. Den geschauspielerten Konstrukteur des Dollhouses fand ich mit all seinen Macken und seinem Witz einfach toll (darf man das Wort noch sagen? Heißt es heutzutage "tight" oder "hart" oder "krank"... ach nennen wir es einfach knorke!). Auch hierbei kommt das Genie, das in Alpha steckt, wieder zum Vorschein. Gleichzeitig zu planen, dass Ballard ihn findet (und falsche Erkennungsfotos bei der Polizei zu pflanzen), das Dollhouse in eine Richtung gucken zu lassen und dann einfach durch die Hintertür reinzuspazieren – das hat mir wirklich gefallen. Und auch wenn ihm dann in seiner puren Evil-Phase (ab der Szene, in der er Victor ein neues Gesichtsmuster verpasst) vielleicht ein wenig des Sympathischen abhanden kommt, kann ich nicht anders als ihn wirklich interessant und als absolute Bereicherung für die Serie zu empfinden. Ich hoffe einfach mal, dass das Ende der Staffel nicht mit dem Ende von Alpha gleichbedeutend ist.
Auch noch ein paar Worte zu Echo: ich finde es einfach genial, dass sie schon zum zweiten Mal eine selbst-bewusste Entscheidung in ihrem "leeren" Zustand trifft, die zu Gunsten des Dollhouses ausfällt. In ihr scheint es also nicht wirklich diesen unbändigen Trieb zu geben alle (vor allem sich selbst) aus dem Dollhouse zu befreien (wie uns die Schreiberlinge ja #1.08 Needs weismachen wollten), sondern es ist alles ein wenig grauschattierter. Ist sie nicht vielleicht sogar glücklich in ihrem unbekümmerten, fast gedankenlosen Zustand? (Für weitere, langsam in Laien-Philosophie abschweifende Fragen habe ich keine Zeit, aber irgendwie habe ich das Gefühl, dass es genau diese Fragen seien sollen, die uns Whedon mit dieser Serie unterjubeln wollte – und zum ersten mal hat es, in ganz, ganz kleinen Ansätzen, auch tatsächlich funktioniert).
Jep... ich warte wirklich gespannt auf die nächste Woche – vor allem wegen dem leichten "Bonnie & Clyde"-Flair am Ende (das unsere Briar Rose sich einen von drei Prinzen "aussuchen" konnte und ausgerechnet den bösesten nimmt ist eine wundervolle Ironie gegen Märchen!). Was genau Alpha Echo in den Kopf gepflanzt hat (ob das vielleicht sogar eine Bewusstseinsform ist, die Echo schon einmal selbst entwickelt hatte) werden wir wohl erst im großen Finale erfahren...also ist warten angesagt.
Fazit
Eine durch Tudyks Leistung immens aufgewertete Folge, die eigentlich als erste Hälfte des Staffelfinals zu verstehen ist.
Joa, eigentlich alles gesagt. Wie gesagt, der Alpha-Auftritt war wirklich genial und die Entwicklungen, die diese Folge mit sich bringt sind auch nicht von schlechten Eltern. Aber es gibt einfach ein paar Sachen, bei denen ich mir gedacht habe: "Ja... und?". Hoffen wir mal, dass das Finale nicht (wie diese Folge) bei 25 Minuten Action mit 15 Minuten Leerlauf aufwartet.
Martin Schultze - myFanbase
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Informationen zur Episode
Englischer Titel: Briar RoseErstausstrahlung (US): 01.05.2009
Erstausstrahlung (DE): kein Termin
Regie: Dwight Little
Drehbuch: Jane Espenson
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