Review: #7.05 Wer qualifiziert sich für das vierte Gebot?

Wer denkt sich eigentlich die deutschen Episodentitel aus? Passt ja mal wieder überhaupt nicht zu der Episode, auch wenn ganz vage das Thema "du sollst Vater und Mutter ehren" angeschnitten wird. Doch der Fokus liegt auf etwas ganz anderem, doch dazu später mehr.

Zunächst einmal geht das "suchen wir eine neue Ärztin"-Spielchen in die nächste Runde. Dieses Mal erhält Foreman die Aufgabe, das von Cuddy mit Nachdruck geforderte neue Teammitglied auszusuchen, doch lange währt seine Freude über die neue Entscheidungsbefugnis nicht. Denn um Foreman zu zeigen, dass er keineswegs besser gestellt ist als die anderen Kollegen, feuert er dessen Kandidatin noch bevor sie auch nur ein Wort von sich geben kann.

Anschließend bekommt Taub eine "Chance", jemanden aufzutun, und findet Keiko Agena bzw. die von ihr dargestellte Dr. Cheng. Die passt eigentlich ganz hervorragend ins Team, arbeitet bereits im Krankenhaus und hat zwar Respekt vor House, jedoch keine Angst vor ihm und seinen Launen. House selbst ist auch schnell einverstanden, sie einzustellen, doch Taub zögert noch, ihr wirklich den Job zu übertragen und vermutet hinter House' Freundlichkeit ein Motiv. Am Ende ist es Dr. Cheng selbst, die das Engagement im Team ablehnt, da sie mit Taub nicht zurecht kommt. Mal etwas anderes, denn das potentielle neue Teammtiglied wird nicht als inkompetent und nach einem Fall in seinen Grundfesten erschüttert dargestellt, sondern hat durchaus etwas auf dem Kasten. Cheng kommt vielmehr mit der sehr oberflächlichen und kindischen Art von Taub nicht klar, der gar nicht merkt, dass auch er von House damit einen Denkzettel verpasst bekommen hat.

Ich hoffe inständig, dass uns nicht Woche für Woche eine neue gesichtslose Ärztin vorgesetzt wird, die im letzten Augenblick kneift oder von House vor die Tür gesezt wird. Ähnliches hatten wir bereits nach dem temporären Weggang von Chase und Cameron in der vierten Staffel. Chase ist ja mittlerweile wieder ein etabliertes Mitglied des Teams und irgendwie werde ich den Verdacht nicht los, das jeder potentielle Ersatz für Dreizehn nur als Platzhalter dient, bis Olivia Wilde genügend Kinofilme gedreht hat und zurückkehrt. Sehen wir also, wen man uns in der nächsten Woche vorsetzt und wie House ihn anschließend vergrault.

Apropos House. Während sein Team um das Leben eines Neugeborenen kämpft, das einen denkbar schlechten Start ins Leben erwischt, kämpft er um seine Beziehung zu Cuddy. Nein, es gab keinen monumentalen Streit zwischen den beiden. Viel besser: House hat sich breitschlagen lassen, Babysitter für Rachel zu spielen und wird dann gleich mit dem Worst-Case-Szenario konfrontiert ... die Kleine verschluckt eine Münze. Wenn "normalen" Eltern so etwas passiert, dann würden 90% sicherlich panisch den Arzt anrufen, der ihnen klar machen wird, dass sie abwarten müssen, ob die Münze irgendwann wieder zum Vorschein kommt. House, der seine Beziehung zu Cuddy bereits den Bach hinuntergehen sieht, reagiert (übrigens wie Wilson auch) panisch und rechnet schon damit, dass Rachel an einem Darmverschluss verstirbt und er dafür verantwortlich gemacht wird.

Die folgenden Szenen zwischen den beiden Männern und dem Kleinkind sind zum Brüllen komisch. Wie die gestandenen Ärzte in Gegenwart des Knirpses reagieren, noch bevor sie überhaupt zu einem Fall wird, ist göttlich. House ist vollkommen überfordert, als Rachel plötzlich am Abend vor ihm steht und Saft verlangt, während Wilson gleich einmal den Elch mimt, um sie zum Lachen zu bringen, ohne zu ahnen, dass Rachel diesem Getier nicht unbedingt freundlich gesinnt ist.

Auch wenn House sich selbst einzureden versucht, dass er mit Rachel nichts anfangen kann, so ist ihm die ernsthafte Sorge um Rachel anzumerken und auch Wilson hat ein furchtbar schlechtes Gewissen, dass er Rachel auch nur eine Minute aus den Augen gelassen hat. Nachdem die beiden Männer erkennen, dass Rachel eine Münze verschluckt hat, entführen sie die Kleine in die Klinik, suchen bewaffnet mit Ultraschall und Abführmittel nach dem vermissten 10-Cent-Stück, nur um dann am Ende festzustellen, dass sie sich beim Wechselgeld verzählt haben und ihnen gar kein Geld fehlt.

Die Wendung am Schluss, als Cuddy dann doch noch eine Münze in Rachels Windel findet und das Kind auch noch fröhlich verkündet, dass House etwas damit zu tun hat, ist göttlich. Mal sehen, ob dies für House noch ein Nachspiel haben wird, denn nun muss er Cuddy wohl oder übel beichten, was an den beiden Abenden passiert ist...

Der Fall der Woche gerät angesichts der Wilson und House-Show erneut stark in den Hintergrund. Auch wenn es sich bei dem Patienten um ein Kind handelt, das von seiner Mutter mit Krebs "infiziert" wurde, die am Ende aber verstirbt, nachdem sie sich für das Kind opfert, will nicht so recht eine Bindung zum Zuschauer aufkommen. Es passiert nebenher einfach zu viel, um ernsthaft Gefühle für Mutter und Töchterchen zu entwickeln. Und auch der Konlikt zwischen der älteren Tochter und ihrer Mutter geht komplett unter.

Dem Spass an der Episode tut dies aber keinen Abbruch, da die Szenen zwischen House, Wilson und Rachel dies locker wieder wett machen. Alles in allem also eine durchaus amüsante und interessante Episode, die weniger durch die Medizin von sich reden macht, dafür aber mit zwei hervorragend aufgelegten Darstellern punkten kann.

Melanie Wolff - myFanbase

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