Review: #7.16 Schutzlos

So wenig mich die siebte Staffel bisher auch überzeugt hat, so muss man ihr doch eines lassen: die Anfangssequenzen, das heißt die Minuten vor dem Vorspann, fallen immer wieder sehr gelungen aus. So auch diesmal. Die Zeitlupenaufnahmen von dem Bullenritt sind einfach grandios. Großes Kino im kleinen Flimmerkasten!

Nach dem Vorspann steht die Episode natürlich ganz im Zeichen der Trennung von House und Cuddy. Den ungebremsten Aufprall von der Zweisamkeit zurück in die Einsamkeit versüßt sich House in einem Luxushotel, in das er sich für mehrere Tage eingemietet hat. Dort schluckt er reichlich Vicodin, trinkt so viel wie reingeht, lässt sich eine Prostituierte nach der anderen kommen und lebt schließlich seine selbstzerstörerische Ader mit einem Sprung vom Hotelbalkon in den Pool aus. Kurzum: House macht den Charlie Sheen. Der Unterhaltungswert ist natürlich nicht zu leugnen. Der Streich, den House dem Concierge spielt, oder auch die ganz und gar nicht standesgemäßen Teamgespräche, die sich in dieser Form wahrscheinlich nicht einmal Hugh Hefner erlauben würde, entlocken die einen oder anderen Schmunzler, doch ich stelle mir wirklich die Frage, ob mir der Sinn nach einem erneuten Absturz des Dr. Gregory House steht.

Houses Medikamentenabhängigkeit, seine latente Todessehnsucht, sein gnadenloser Zynismus, all das hat die ersten Staffeln der Serie geprägt und ihren Erfolg bestimmt. In der fünften Staffel erreichte Houses Zustand dann seinen Tiefpunkt mit den Visionen von Amber und der halluzinierten Liebesnacht mit Cuddy. Danach ging es mit House langsam wieder bergauf, er war in psychiatrischer Behandlung und kam wirklich mit Cuddy zusammen. Dass es für House nun wieder mit Karacho abwärts geht, lässt erahnen, dass man seinen Tiefpunkt noch einmal um einige Meter unterbieten will. Oder andersherum ausgedrückt: die Serie will ihren eigenen Höhepunkt überspringen. Doch genau das geht leider fast immer schief.

Während House sich gehen lässt, resigniert Cuddy. Sie sucht die Schuld nicht bei House, sondern bei sich selbst, und nimmt die Trennung auf ihre Kappe. Sie gesteht Wilson, dass sie einfach nicht mehr kann, dass sie House liebt, aber nicht in der Lage ist, mit ihm zusammen zu sein, da er ihr einfach nicht die Sicherheit bieten kann, die sie braucht. Eine Sicherheit, von der sie erst jetzt erkannt hat, dass sie ohne sie nicht leben kann. Mir gefällt diese Ehrlichkeit. Wie viele Zuschauer habe ich nach Cuddys Trennung von House zuerst vor allem eines gedacht: Hey Lady, du wusstest doch, worauf du dich bei House einlässt! Warum jetzt dieser Rückzieher? Natürlich hätten wir uns alle, am allermeisten Cuddy selbst, gewünscht, dass sie die Stärke hat, mit House zusammen zu sein und über seinen Fehlern zu stehen, doch so ist es nicht. Sie ist auch nur ein Mensch. Ich kann mit dieser Erklärung leben, Sorgen bereitet mir, was als nächstes kommt.

Im Team entwickelt sich während der Quasi-Abwesenheit von House ein kleines Kompetenzgerangel zwischen Foreman und Chase, das aber letztlich unbedeutend ist. Nominell wird die Verantwortung ohnehin immer Foreman übertragen, wenn House ausfällt, doch solange House auch nur ansatzweise in der Nähe ist, hält sich Foremans Autorität stark in Grenzen. Masters erfährt derweil zum ersten Mal von Houses Vicodin-Problem, was noch einmal ein Beleg dafür ist, dass er eine ganze Weile von den Pillen runter war. Nun hat Masters einen Grund mehr, das Team zu verlassen, was wohl in den nächsten zwei bis drei Folgen passieren wird. Die Anzeichen sind schon seit Wochen überdeutlich zu sehen.

Maret Hosemann - myFanbase

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